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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

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Beitrag von Silvers So 25 Aug 2013, 18:09

[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons 34h6ij8


Vorwort:
Klappentext:
Charaktere:



Pokémon Mystery Dungeon:
Die Legende des Dämons




[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Schriftrolle




Prolog:
Die Legende




Es ist eine Geschichte, die sich altgediente Historiker und Altertumsforscher heute noch untereinander austauschen und von den Ohren der jüngeren Generation nicht mehr vernommen wird:


>> Vor langer Zeit, inmitten des Urchaos, erschuf das Schöpfer-Pokémon die Gefüge von Raum und Zeit und das Universum wurde geboren, mit all seinen Sternen und Welten. Doch Zeit und Raum begannen aus unerklärlichem Grund, sich gegeneinander zu bekämpfen. Risse entstanden und das Gefüge aus diesen beiden drohte, für immer auseinander zu brechen. Da ging der Schöpfer dazwischen rief zur Besonnenheit zwischen den beiden Mächten auf. Beide schlossen auf seinen Wunsch hin Frieden. Um einen weiteren Konflikt zu vermeiden, kreierte die Gottheit Welten, in denen die beiden ehemaligen Kampfwütigen sich zurückziehen konnten.

Doch der Schöpfer erkannte, wie erfüllend das Erschaffen von Leben war, und erkorte sich eine der vielen Welten aus, der er fortan Leben einhauchte. Pflanzen wuchsen. Tiefste Becken wurden mit dem Wasser erfüllt, aus welchem später das erste richtige Leben entspringen sollte – die Pokémon. Unsere heutige Welt und deren Natur entstand. Schon bald war diese ein Paradies, wo viele Formen von Pokémon, alle mit eigenen Fähigkeiten, Formen und Merkmalen, aufwuchsen und an einem erfreulichen und friedlichen Leben teilhaben durften.

Doch die Gottheit unterschätzte die eigensinnige Natur, welche sich seinem Willen entzog. Naturkatastrophen drohten, diese Idylle zu vernichten. Da erwählte der Urvater sieben seiner Kinder, die er fortan mit der Kraft beschenkte, die Natur in ihren gewalttätigen Formen zu kontrollieren und zu besänftigen.

Es sollte eine Zeit des Friedens wieder anbrechen, doch ein achtes Kind verfiel dem Neid auf jene sieben, welche von ihrem Vater bevorzugt wurden. Es stellte dessen Weisheit in Frage, worauf es von den anderen gemieden und verachtet wurde. Aus Einsamkeit und Trauer begann das Kind, einen Groll gegen den Vater und dessen Kinder zu hegen. Es verfiel der Dunkelheit und entwickelte dämonische Kräfte und ein ebenso dämonisches Wesen, mit denen es über die Gärten herfiel und diese in den Abgrund brachte. Erneut drohte einer erschaffenen Welt, im Chaos zu versinken.

Das Schöpfer-Pokémon rief daher seine sieben Hüter-Kinder zusammen und gab ihnen jene Macht, die es ihnen ermöglichte, den aus der Dunkelheit entstandene Dämon zu versiegeln und ihn aus der Welt zu verbannen.

Traurig darüber, dass es nur wegen seiner Unachtsamkeit passiert war, kreierte der Vater seine eigene, nur für ihn geschaffene Welt und entzog sich jeglichem Weltlichen. Zuvor ernannte er jene sieben Auserwählten zu den Wächtern dieser Welt, die fortan gewissenhaft ihrer neuen Aufgabe nachgingen. Seither wurde die Gottheit nie mehr gesehen. Aber auch ohne dessen weiteres Wirken konnte eine neue Ära des Friedens aufgebaut werden, die bis heute mit ein paar kleineren Ausnahmen reicht.


Was aber aus der Gottheit und dem Dämon geworden ist, weiß keiner zu berichten … <<

__________________________________________________________


[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons 5vp1dt

Kapitel 1:
Nächtliches Treffen


Die Nacht brach über das Land herein. Jegliche Grenzen zwischen Himmel und Erde verschwammen ineinander. Der Mond als Anführer dieser Nachtszene stand schon über den kleineren Berggipfeln, die daraufhin silbern schimmerten und mit Frau Luna das darunter liegende Tal beleuchteten. Dieses lag wie ausgestorben da, was die Geräusche betraf. Doch war dieses von Leben erfüllt, das sich nur im verborgenen Stillen befand. Die Noctuh, die nachtaktiven Jäger, harrten in den Schatten der Baumkronen aus. Sie warteten auf ihre Beute, die es noch in dieser Stunde wagte, draußen, in der kühlen Nachtluft, auf der Suche nach etwas Essbarem zu sein. Oftmals waren das kleinere Wesen wie die Ratten des Waldes, die Rattfratz. Sollte die Jagd einer solchen Eule auf so einen Nager glücken, so würde sie sich hüten, irgendwelche Laute von sich zu geben. Schließlich soll die Konkurrenz nichts von eventuellen Nestern mitbekommen, die man eventuell im jeweiligen Waldareal finden könnte. Sonst ließ sich keine Spur mehr vom Trubel des Tagesgeschehens sehen. Der Chor des Waldes, bestehend aus den kleinen Tauben, Schwalben und Staren, hatte schon mit Anbruch des Abends sich auf sein Mindestmaß an Gesangskunst beschränkt; mit dem ersten Erscheinen des Mondes verstummte er ganz. Nun war der laue und kühle Abendwind der Klanggeber. Die Baumwipfel wiegten sich leise raschelnd in dessen Strömen.
Das war jene übliche Nachtszene, die sich im Kronengebirge jeden Abend abspielte. Unten im Tal spielte das Flüstern des Windes über den Baumwipfeln, und auf den Bergebenen gingen einige Nachtaktive ihrem eigenen Alltag nach. Die vor Kraft strotzenden Machollo stählten ihre Körper, indem sie mehrere Felsbrocken wie Georok oder auch normale mit einer Hand hochhoben, auf die nächste steile Ebene vor sich warfen und dann den zurückrollenden Felsen mit ihrem Kopf aufhielten. Ein rundum ausgleichendes Krafttraining, das gewiss nur die stärkeren Pokémon absolvieren konnten, während die anderen schwächeren lange an starken Kopfschmerzen litten.
Auf vielen Bergen des Gebirges wurde dieses sonderbare Nachttreiben abgehalten. Doch als hätten alle Kraftpakete Respekt, ließen sie von einem einzigen Berg ab: Dem Königsberg. Dieser war nämlich von allen der höchste mit seinen erstaunlichen, nahezu 9000 Metern. Somit war er, im Gegensatz zu den meisten seiner umstehenden Gesteinsgenossen, noch zur Gänze unbezwungen. Viele aberwitzige Erkunder und Bergsteiger wagten sich an den riskanten Aufstieg zum Gipfel, doch viele mussten nach den ersten dreitausend Metern aufgeben. Was der Grund für diesen plötzlichen Abbruch war, konnten sie nie sagen. Aber so oder so behielt der Königsberg zurecht seinen Namen. Dessen Gipfel thronte weit über denen seiner Artgenossen und gab dem Gebirge auch damit seinen Namen. Von oben sah nämliche diese Anordnung von Bergen aus wie das Haupt eines großen Königs mit dessen Krone. Ein imposantes Bild.
Von einer ebenso imposanten Höhe wurde nun der Silberschein des Mondes in Betracht genommen. Das Pokémon, welches vor dem Eingang einer Höhle stand, in der eine schläfrig zurückgelassene Stille gähnte, stand wie angewurzelt auf dem felsigem Boden und fixierte schlaftrunken die helle Scheibe. Man hatte es zuvor rüde von einem Strand abgeholt, an dem sich dieses lachsfarbene Pokémon genüsslich amüsiert hatte, Sinelshake schlürfend und genüsslich Maracamba tanzend. Doch dann wich dieser Urlaubstraum einer Puder-Rosa-Wolkenwelt*, in der dann besagter Weckdienst auftauchte und ihn unweigerlich aus dem Bett zitierte. Und da stand nun der Erwachte. Er trotzte selbst in dieser kühlen Nachtstunde den bissigen Temperaturen und ließ bei sich keine Spuren des Erfrierens bemerken. Höchstens die Nase rümpfte er, da der Rotz allmählich seiner Lippe entlang verlief. Für ihn war es für sowas definitiv zu früh, was er auch abfällig an seinen noch nicht erschienenen Freund weitergab: „Du hast wirklich Nerven dafür, hat man dir das schon gesagt?“
Eigentlich wäre er einem gewöhnlichen Ruf nicht mal gefolgt, sondern hätte sich einfach die Steppdecke über die Ohren gezogen und weitergeschlafen. Doch in den kurzen Sätzen der Nachricht lag eine derartig offensichtliche Dringlichkeit, dass ihm wohl keine Wahl blieb. Laschoking schüttelte sich und seine rot-weiß gestreifte Halskrause, die er sich gegen die Kälte angelegt hatte, flatterte noch stärker, als sie es im relativ lauten Wind tat.
Endlich fand das Laschoking Anlass, seine angespannte Haltung aufzulockern und eine willkommensfreundlichere Miene aufzusetzen. Denn mit einem Klingeln, als würde eine hellklingende Glocke geläutet werden, machte sich im rechten Winkel des portraitartigen Anblicks unter dem Mond ein Licht bemerkbar, welches wie ein Stern hell aufleuchtete. Schon bald erschien auch die zierliche Silhouette des erwarteten Gastes, die immer größer wurde, bis sie in ihrer vollendeten Form und Farbe vor dem Pokémon in der Luft anhielt, welches seine große, muschelartige Krone zurechtrückte. Ein Lächeln des teils freudigen, teils noch immer müden Wiedersehens spiegelte sich auf seinen Lippen.
„Schön, dich nach so langer Zeit wiederzusehen, Mew“, hieß Laschoking seinen langjährigen Freund am Königsberg willkommen, worüber sich das kleinkindgroße Pokémon besonders freute.
Seine perlfarbenen Augen waren zu freundlich schauenden Schlitzen verengt, der blassrosane Körper hing mittels Telekinese wie ein Blatt im Wind in der Luft und schwebte bedächtig und geschmeidig hin und her. Die antiproportional zu seinem kleinen Körper langen Füße deuteten schlaff nach unten, während der von der unteren Körperhälfte ausgehende Schweif sich soweit nach oben hin aufrichtete, dass er der Körpergröße Mews gegenüber ebenbürtig in der Länge war. Für ein Pokémon des Typs Psycho, dessen höchste Schwierigkeit die Aufhebung der Schwerkraft war, schien Mew keine Mühe aufbringen zu wollen, so ganz frei und unbeschwert in der Luft zu segeln. Dennoch bot das Monarchen-Pokémon seinem deutlich in der Größe unterwürfigen Gegenüber den Stein vor sich zum Platz nehmen an, was Mew aber mit schüttelnden Stummelhänden abwehrte: „Bitte, Laschoking, setz du doch dich hin, schließlich hast du lange auf mich warten müssen.“
Er musste lachen und diese Laute klangen so sanft, dass jedes Kind sofort aufgehört hätte, zu weinen, und sofort angefangen hätte, freudig zu sein. Das war schon immer Mews Art und Weise gewesen. Wo er hinkam und aufkreuzte, verbreitete sich in den meisten Fällen eine fröhliche Stimmung. Seine Fröhlichkeit steckte selbst einen griesgrämigsten alten Kauz an, weswegen er ebenso zumindest drucksen musste. Aber in jenem Traum war keine Spur davon zu sehen gewesen. Die Augen waren ernsthaft auf die des Träumers und Strandkönigs gerichtet worden und der Tonfall hatte keinen einzigen der jetzigen Fröhlichkeit enthalten. Doch bevor Laschoking darauf zu sprechen kam, musste er erst seinen Dampf bezüglich des frühzeitigen Aufstehens ablassen: „Hör mal, auch wenn es so dringend ist, weck mich nicht“, er holte nochmal Luft und atmete sie zur Beruhigung seines in dem Moment erhitzten Gemüts aus, „ich wiederhole: Weck mich nie wieder auf, wenn ich … wenn ich …“ Er musste wieder rot werden, nicht aber aus Zorn, sondern aus Scham darüber, dass sein Freund >die< Szene mitansehen musste. Er stammelte gebrochene Sätze. Doch sein Freund ließ nichts von irgendeinem peinlichen Wissen bemerken, da er fragend den Kopf zur Seite legte: „Wenn du was?“
„Ach, gar nichts!“, drehte sich Laschoking schnell zur Seite und wartete ab, bis er nicht mehr daran denken und deswegen erröten musste. Noch einmal wollte er sich nicht die Blöße geben lassen. Bedächtig rieb er sich seinen Kopf.
„Ich verstehe nicht ganz, aber gut“, lächelte Mew nun wieder und musste wieder ein Kichern von sich geben. Erst jetzt erinnerte sich der peinlich berührte Kronenträger an den eigentlichen Grund seines Anfahrens gegen Mew: „Warum kommst du wegen so einer ‚dringenden‘ Sache zu mir eigentlich? Wenn du schließlich etwas für so ‚dringend‘ hältst, dann kann es eigentlich nur weltbedeutend sein. Solltest du da dich nicht eher an deine ‚Kollegen‘ wenden?“
„Nun, weißt du … nun ja …“, errötete nun kuriorweise Mew, als würde er sich wegen irgendwas genieren. Perplex starrte ihn Laschoking an: „Mew, was zum Henker hast du …“
„Ich habe ihnen halt Streiche in ihren eigenen Träumen gespielt, zufrieden mit der Antwort?!“, stieß Mew blitzartig und genuschelt von sich aus, als würde er in Windeseile jegliche Sünden auf einem Pergament dahin klecksen, nur um dann rein im Gewissen zu sein. Dennoch wurde jedes Wort verstanden von Laschoking; jedes einzelne Wort der Unfassbarkeit, weswegen sich deren Empfänger die Schläfen rieb. „Okay, warte … seit wann lässt du dich zu solchem Schabernack … warte … ach, dafür kenne ich dich zu gut mittlerweile, um darüber bestürzt zu sein!“
„Toll, oder?“, gab Mew unbeholfen zurück. "Oh ja, dem kann nicht mehr geholfen werden", war Laschokings schon lange feststehende Meinung.
„Aber um darauf zurückzukommen …“ Jetzt war jeglicher Spaß vorbei, das hörte das Monarchen-Pokémon sofort am Tonfall. „Wegen dieser Aktion nun haben sich die anderen Mitwächter perfekt in Okklumentik* geübt und verwehren mir jeglichen Zutritt in ihre Träume …“ – „Wen wundert´s?“ – „und somit bleibt mir jeglicher Kontakt verwehrt, da es einem Wächter untersagt ist, in die Gebiete der anderen vor- und einzudringen.“ – „Ihr und eure Regeln.“ – „Laschoking, hör mir bitte genau zu! Denn letztens offenbarte sich mir eine Vorausschauung, die nur ich als Psychopokémon, und dazu eines mit dem feinfühligsten Sinn, erblicken konnte. Und das, was ich sah, verschlug selbst mir den Atem.“
Mew begann darauf, von dieser Vision zu blicken. Schon die ersten Worte ließen Laschoking immer unruhiger werden. Als der Wächter aber den Kernpunkt enthüllte, stolperte der Monarch soweit hastig zurück, dass seine Krone sich um etliche Zentimeter auf den Kopf verschob und dabei fleckchenweise eine peinliche Glatze freigab. Bestürzt richtete er sich die Krone, um die peinliche fehlende Anwesenheit von Kopfbehaarung – ganz anders als im Traum – zu verdecken. Mew aber blieb dessen unbeeindruckt; stattdessen harkte er ernst nach: „Du kennst die vollständige Legende, weißt du noch, Laschoking?“
„Die hast du mir doch persönlich erzählt, warum fragst du also?“, gab dieser mit erregtem Puls – und das in seinem relativ fortgeschrittenen Alter – zurück, obwohl er wusste, worauf sein Freund anspielte.
„Dann weißt du auch, was das für eine Gefahr für die Welt ist, oder?“
„Zweifellos, aber …“ Laschoking hatte die größte Mühe, sich von der schockierenden Nachricht zu erholen, was noch immer nicht recht klappen wollte, „warum erzählst du es mir dann?“
„Weil ich deiner Klugheit und Weisheit vertraue!“, stieß Mew fast flehend aus. Offenbar war er wirklich auf Laschokings Hilfe angewiesen, weswegen er wirklich betroffen seinen sonst unabhängigen Freund ansah: „Nun gut … um ehrlich zu sein, ich weiß auch keine großen Ratschläge auf die Schnelle. Ähm … wann, sagtest du, wäre >dieses< Ereignis?“
„In nicht mehr als einem Jahr“, gab Mew nun tonlos zurück.
„Ein Jahr!“, wollte Laschoking wieder aus der Haut fahren, doch dieses Mal geling es ihm, sich zu fassen. Trotzdem konnte er weiterhin keine guten Ratschläge und Lösungen finden, nicht mal deren Ansätze. Enttäuscht über seinen Misserfolg blickte Mew drein: „Ich sehe, du weißt auch nicht weiter …“, und er wollte sich wieder gen Himmel aufmachen, als dann Laschoking wieder rief: „Mew, warte mal!“
„Hast du etwa doch eine Lösung gefunden?“, fragte der Wächter dieses Mal sichtlich erregt und hoffnungsvoll und setze sich das erste Mal seit der Einladung des Monarchen auf den Stein hin.
„Ich denke schon …“, murmelte Laschoking, um sich seinen Ratschlag zu überdenken, doch musste er diesen Zipfel an Hoffnung für die Welt greifen. „Was wäre, wenn wir oder gleich eher du jemanden beauftragst, der dann deine Mission erfüllt?
Was Mew auch immer erwartet hatte – das war es nicht. Zornig blickte er seinen darüber verdutzten Freund an: „Bist du des Wahnsinns? Wie kannst du es von mir erwarten, Unschuldige da mit einzubeziehen? Nein! Tut mir Leid, Laschoking, aber da mache ich nicht mit. Da gehe ich dem doch eher allein entgegen.“
„Falscher Zeitpunkt, um jetzt die große Heldenpflicht zu markieren, Mew!“, bemerkte Laschoking spöttisch, was seinen Gegenüber fast in Rage brachte: „Willst du dich mit mir anlegen?“ Seine Miene glich nun fast einer Fratze; so sehr verzog sich Mews Gesicht, wenn er am Rand des vollständigen Vernunft-Verlustes war. Aber trotzig wehrte sich sein Freund gegen diese mimische Drohung: „Was willst du denn machen? Abwarten und Tee trinken, bis ein Jahr vorbei ist? Bedenke doch, wie viele ohnehin sich heutzutage in für sie lebensgefährliche Situationen begeben, über die du nur gähnen würdest. Für sie wäre es nahezu ein Vergnügen, sich speziell für die Welt ins Zeug zu legen, nur um dann als Weltretter gefeiert zu werden.“
Dies brachte Mew kurz zum Denken und tatsächlich wich seine Aufregung einer Unsicherheit, weswegen er sich wieder setzen musste. Leicht verzweifelt beobachtete er die einzelnen kleinen Brocken, die wie unbeteiligt da lagen, aber dennoch jedes Wort zu hören schienen. Ohne aufzusehen fragte er nach: „Und wer käme dir da in den Sinn? Es kann einfach nicht das willkürlich das Raupy von nebenan sein.“
„Daran dachte ich eigentlich nicht“, zwinkerte Laschoking heiter ihm zu und Mew sah wieder in seine Augen, die voller Zuversicht nun waren. „Denn ich habe eine gewisse Vorstellung, wer dafür in Frage käme.“ Und er gab seinen Vorschlag bekannt, der Mew weder in erneute Aufregung brachte noch ihn Enttäuschung einflößte. Noch während die Worte seines Freundes in seinem Kopf widerhallten, machte Mew nun einen eleganten Schwung nach oben und wandte sich dem Silberlicht des Mondes zu, auf den er jetzt zusteuerte. Ehe seine Gestalt wieder zur Silhouette wurde, drehte sich der Wächter noch einmal zu seinem Freund um und rief ihm zu: „Danke für deine Zeit, Laschoking. Sag >ihnen< dann, dass ich im Geheimnisdschungel warten werde“, und dann ließ er ein erneutes Klingeln von sich vernehmen, ehe er in weißes Licht getaucht wurde und dann urplötzlich verschwand.
Die Eindrücke dieses Gespräch ließen Laschoking noch ein paar Sekunden lang draußen verharren. Dann gähnte er ausgiebig und begab sich langsam zurück in seine Höhle, die er endlich wieder beziehen durfte. Zwar war das für ihn ein äußerst dringender Auftrag, doch würde er sich bis morgen Abend Zeit lassen. Erst einmal würde er wieder an den Strand zurückkehren wollen und dort weiterhin mit vollem Haupthaar Maracamba* tanzen. Er sog zich die feine Steppdecke über den Kopf, ließ die wohlige Wärme unterhalb derer über seinen Körper fließen und schloss dann die Augen. „Da bin ich wieder, meine Süßen …“, flüsterte er zufrieden über seine Rückkehr im Schlaf. Er lächelte.


Zuletzt von Silvers am So 25 Aug 2013, 18:58 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Empty Re: [Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

Beitrag von Silvers Di 27 Aug 2013, 08:43

Kapitel 2
Der Auftrag



Part I : Das Team Mystery

„Eine grandiose Leistung! Wirklich gut gemacht, Team Mystery!“
Plaudagei konnte seine überschwängliche begeisterte Art nur vage zurückhalten. Er hatte auch erwartet, dass gerade dieses von ihm gelobte Team einen solchen Auftrag perfekt meisterte, weswegen alle drei Mitglieder vor ihm standen. Zwar zeichneten ihre Körper deutliche Schrammen und Kratzer, deren Blutstrom schon verkrustet war, und weiterhin hielt sich ein Mitglied mit etwas benommener Miene seinen linken Arm, den es wohl besonders erwischt haben musste, aber sie alle standen aufrecht und auch in einer siegerähnlichen Haltung vor dem kleinen Papagei. In dessen Augen lag ein Hauch von Bewunderung und auch Bestätigung, als er wie in reinster Routine jene Kombination an Pokémon-Typen vor sich betrachtete, angefangen von rechts nach links.
Zuerst musterte er das etwas krampfhafte Zittern des kleinen Schimpansen vor ihm, der sich den linken Arm hielt. Doch einen Blick auf sein munter flammendes Hinterteil verriet ihm einen für Ärzte zufriedenstellenden Status. „Panflam macht sich wirklich sehr gut, wenn er selbst nach so einem harten Kampf noch aufrecht stehen kann“, war dann Plaudageis löbliches Urteil über seine Kraft und den Kampfeswillen. Er betrachtete dies als ein derartig entschlossenes und mutiges Verhalten, trotz der relativ zierlichen Proportion des kleinsten Mitglieds des Teams. Dass Panflam mit eben dieser Proportion, welche von seinem sonnenuntergangsgleichen, orangefarbenen Fell bedeckt wurde, auch das schwächste sein musste, wollte der Vorsteher der Gilde nicht in Erwägung ziehen. Bestimmt schlummerten in dem kleinen Wesen Kräfte, die weit jenseits seiner und bestimmt auch anderer Vorstellungskraft war.
Sein nächstes Augenmerk fiel auf die doppelt so große, in grüner Schuppenhaut gewandte Gestalt des Anführers. Er schien ebenso ein paar Kratzer abbekommen zu haben, aber diese schienen nicht sein lässig eingenommenes Verhalten zu behindern. Als wäre vorher nie etwas passiert, stand er mit gekreuzten, ineinander gelegten Armen und etwas eingeknickten Knien vor ihm. Doch anstatt, dass er einen desinteressierten und geistig abwesenden Eindruck machte, sprach sein aufmerksamer und auch vor Freundlichkeit funkelnder Blick Bände. Die drei längeren Blätter, die sich jeweils an beiden Unterarmen befanden, schauten zwar unscheinbar hervor, aber dennoch strahlten sie eine Präsenz aus, die vor einer stetigen Bereitschaft zur Formung zweier Laubklingen warnten. „Wie immer eine Ausstrahlung an Kampfbereitschaft“, bemerkte Plaudagei innerlich. Er fragte sich, ob Reptain mit diesen Klingen und seiner erst seit Kurzem aktivierten Fähigkeit – der Agilität – das stärkste Pokémon im Team wäre, und zweifellos hätte der Anführer diesen Wettstreit gewonnen, gäbe es nicht das neueste und dritte Mitglied des Team Mystery, das erst seit ein paar Monaten fest eingeschrieben war und keines von der Sorte der losen Verbündeten war, die nur auf Aufruf des Teams mit dabei sind.
Ohne Frage schien die breite Gestalt, die von einer azurblauen Hornschuppenhaut umhüllt wurde, die beiden anderen Mitglieder an Höhe und körperlicher Muskelkraft zu übertreffen. Fast so groß wie Reptain und Panflam zusammen stand Impergator mit etwas gekrümmter Rückenhaltung neben seinen Kollegen. Seine mit Krallen besetzten Klauen hatte er stets im Ansatz zur Faust geballt; kaum gab es einen Moment, wo die Finger gänzlich ausgestreckt waren. Dass man ihm seine besonders kämpferische Natur ansehen konnte, wurde durch die teilweise hervorschauenden Alligatorenzähne und durch seinen stark gezackten, blutroten Rückenkamm verdeutlicht. Zwar zeigte er stets ein störrisches und auch unnachgiebiges Kampfverhalten auf, was auch dessen unzählige Kleinnarben an wahrlich besonderen Körperstellen erklärte, aber sein Blick verriet, wie schon bei Reptain, ebenfalls Bereitschaft zum freundlichen Umgang mit anderen Pokémon, sobald er diese nicht als Feind oder auch Rivalen betrachtete. „Kein Wunder, dass das Team Mystery deutlich schneller seine Aufträge erfüllt, seit Impergator festes Mitglied ist. Bei seiner Kraft …“ Bei diesem Gedanken nun schauerte es den buntgefiederten Papagei vor Ehrfurcht.

„Ehm, Plaudagei?“, wagte nun Panflam mit erhobener linker Hand zu sprechen.
„Was ist los, Panflam?“, musste der Angesprochene zurückfragen, aber sogleich fing er sich wieder: „Oh, verzeiht bitte. Ich war wieder einmal in Gedanken versunken. Nein, eigentlich bin ich sowas von beeindruckt von eurer gemeinsamen Stärke.“
„Ach so, wenn‘s weiter nichts ist“, lachte Panflam bescheiden, indem er das vorige Lob abwinkte, aber dennoch verlegen grinste, und beide fingen nun an zu lachen, worin auch Reptain mit einem amüsierten Lächeln einstieg. Impergator ließ sich keine Emotion anmerken. Er war nicht der Typ für solche heiteren Szenen. Vielmehr behielt er seine Emotionen für sich. Aber man sah es dennoch an seinen Augen an, dass er sich genauso für sein Team freute. Nur einer der im Gildenraum Anwesenden konnte die Freude nicht teilen.
„Gemeinsame Stärke, pah!“, rief derjenige verächtlich. „Der Kampf bestand nur aus reinen Glückstreffern eurerseits. Selbst der Schimpanse wäre dabei fast draufgegangen.“ Alle Blicke des Team Mystery und auch von Plaudagei fielen nun abschätzig auf jenen gefassten Kriminellen, der das gesuchte Subjekt jenes Auftrages der Erkunder war. Seine Arme und Beine standen in deutlich unterschiedlichen Proportionsverhältnissen zu seinem Körper, der wie ein einziger schwarzer Klumpen wirkte. Die roten Augen waren zu desinteressierten und intolerant gegenüber der Niederlage eingestellten Schlitzen verengt. Durch das elektromagnetische Kraftfeld der beiden Magnetilo, die jeweils einen Magneten ihrer Körper auf den Gefassten richteten, konnte er außer seinem Kopfbereich nichts rühren und hing einige Zentimeter über dem Boden. Doch es hinderte das nachtschwarze Pokémon keineswegs daran, spöttisch über seine überlegenen Gegner zu feixen: „Ich war nur soweit unaufmerksam gewesen und habe mich lediglich auf den Falschen konzentriert.“ Dabei fiel sein finsterer Blick auf die hünenhafte Gestalt Impergators und dann richtete er minder wertschätzend seinen Blick auf Reptain. „Aber auf euren Anführer war ich nicht gefasst. Hinterhältig angegriffen, obwohl es eigentlich nur mir zustehen sollte. Und euer Feigling hat sich ganz und gar rausgehalten!“ 
Ohne seinen Blick auf Panflam zu richten, lachte er gemein über diese Aussage und Panflams Flamme begann wild aufzuflackern. Er empfand es als Unverschämtheit, dass sich der geschlagene Kriminelle auch noch dreist erlaubte, sich über ihn lustig zu machen. Doch Reptain hielt ihn mit einem ausgestreckten Arm zurück, wobei sein Blick dem Schatten vor ihnen galt: „Gengar, du hast kein Recht, uns dermaßen zu verleumden. Häufe nicht noch mehr Ärger auf, als dir ohnehin schon schlecht bekommt.“
Gengars und Reptains Blicke trafen sich. Es schien, als würden sie einen geistigen Kampf führen, in dem der mit der größeren Ausstrahlung und mit dem größeren Willen gewinnen würde. Aber just in dem Moment schwebte Magnezone, der Oberwachtmeister von Schatzstadt, aus dem Loch hervor, dass – versehen mit einer Sprossenleiter – in das zweite untere Geschoss der Gilde führte. Sein Auftreten hatte eine Erhellung zur Folge, da das Licht der Nachmittagssonne durch das mit Kreuzstäben versehene Felsenloch des ersten Gildenuntergeschosses fiel und von seinem stählernen, tellerartigen Körper reflektiert wurde. Sein Auge mit der roten Pupille in der Mitte fixierte den Kriminellen, als würde er sich vergewissern wollen, dass seine beiden Kollegen diesen noch immer gut im Griff hatten. Dann wandte er sich zufrieden an den kleinen Papagei, der vorher wie gebannt die Szene beobachtete: „Die 10.000 Pokédollar sind nun an Gildenmeister Knuddeluff übergeben worden, zzt. Der Ganove wird nun bis zum endgültigen Gerichtstermin in Großschatzstadt vorübergehend zur örtlichen Justizvollzugsanstalt gebracht, zzt. Wir danken euch für eure Mitarbeit, zzt.“ Mit einem noch lauteren Surren befahl er den beiden Magnetilo, ihm zu folgen, was sie ohne Frage taten. Alle vier Pokémon schwebten zu der Sprossenleiter hin, die nach oben zum Ausgang führte. Noch während sie sich auf diese hinbewegten, rief Gengar verschwörerisch aus: „Team Mystery, euch wird meine Rache treffen. Das könnt ihr mir glauben. Und dann werde ich euch meiner Justiz unterwerfen!“ Er lachte ein letztes Mal diabolisch aus, bis dieses bald mit jeder Sekunde immer mehr verstummte. Dann blieb es ganz aus.

„Oh man, zum Glück sind wir ihn soweit los. Ich würde es begrüßen, ihn nicht noch einmal sehen zu müssen“, atmete Panflam erleichtert über Gengars Verschwinden aus. Impergator musste nur abfällig kurz ausatmen: „Tse, du hast doch nur Angst, dass er dich wieder als Marionette missbraucht.“
„Musst du mich gerade daran erinnern?“ Reptain ahnte gleich, worauf es wieder hinauslaufen würde. Dennoch tat er nichts, denn ihn belustigten solche Szenen jedes Mal.
„Nun ja: Es sah schon derbe komisch aus, wie er dich kontrollierte und versuchte, durch dich mich anzugreifen.“
„Vielen Dank, dass du mich nun auch daran erinnerst! Der Schlag auf meine Nase war wirklich nicht nötig gewesen!“
„Warum gleich so gereizt? Außerdem habe ich dir auf die Rübe gehauen und du fielst dann mit der Nase voran auf den Boden. Entschuldige, dass ich dich seiner Kontrolle entziehen wollte.“
„Was heißt denn hier ‚entziehen‘? Was gibt es groß bei einem bewusstlosen Körper zu kontrollieren?“
„Nun ja; immer noch alles. Ich war selber erstaunt, dass er dich immer noch dann kämpfen und die denkwürdigsten Bewegungen ausführen ließ. Offenbar war mein Vorgehen vielleicht falsch …“ Dieses Mal konnte er sich das belustigte Drucksen nicht verkneifen und sein um zwei Nummern kleinerer Streitpartner funkelte ihn mit einem leichten Anflug von Wut in den blitzenden Augen an. Beide unterhielten sich über Reptains Kopf hinweg weiter, der kein Grinsen unterdrücken konnte. Plaudagei und auch ein paar andere Anwesende im Gildenraum beobachteten wie gebannt – der Papagei aber mit Ratlosigkeit – diese Szene.
„Gib es zu! Du wolltest mir eines auswischen und hast dann in dem Moment die Chance genutzt!“
„Zugegeben; das hat Gengar gut abgelenkt, als du förmlich in Versuchen, mich anzugreifen, getanzt hast. So dermaßen witzig sahen deine Bewegungen in dem KO-Zustand aus.“
„Du …“, suchte Panflam weitere Anfeindungen, doch Impergator fiel ihm ins Wort: „Nun ja, zumindest hast du dann doch noch einen Nutzen erfüllt!“
„Was soll das heißen?“, knirschte der Schimpanse zornig. Reptain wartete auf den letzten Zündfunken und lächelte dabei vergnügt. Ein kurzes, leises Kichern überkam ihn.
„Nun ja, deine Angriffe zielten nicht gerade in das wortwörtliche Schwarze. Zumindest hat dich selbst Gengar ausgelacht.“
„Deine aber waren so ‚perfekt‘, hm?“
„Nicht immer, aber ich bekam wenigstens positive Bestätigung, von daher. Du bist vollkommen abgeschmiert während des Kampfes, während Reptain und ich die Arbeit machen mussten. Du … warst nur die Ablenkung.“
„Du … Bastard!“, rief nun Panflam und hielt dem Impergator entschlossen die Faust entgegen. „Hier. Jetzt!“
„Bist du dir sicher?“, fragte Impergator ein letztes Mal spöttisch nach und musste über diese Anmaßung des Schimpansen, einen Kampf mit ihm anfangen zu wollen, laut loslachen.
„Sowas von!“, war Panflams endgültige Antwort.
Er setzte zum Angriff an und Impergator wollte diesen Angriff lässig mit seiner Faust abwehren, als Reptain sich einschaltete. Er hatte zuvor aus seinem Beutel einen kleinen Samen heraus gekramt, der in den Farben Rot, Gelb, Grün und Blau getaucht war. Diesen steckte er in den Mund des Schimpansen, den er für seinen Angriffsschrei weit geöffnet hatte. Sofort bemerkte Panflam, wie ihm jegliche Koordination in seinem Körper versagte. Er flog noch auf Impergator zu, doch sah er keinerlei Anlass mehr, seinen Angriff zu kontern. Welchen Angriff denn auch? Vollkommen von der Rolle prallte Panflam an dem muskelbepackten Oberkörper ab, landete auf den Boden, taumelte mehrere Schritte hin und her und plumpste dann gegen Ende mit seinem Po auf den Boden. Der Flairsamen hatte seine Wirkung zufriedenstellend entfaltet. Panflam sah alles mehrfach, alles drehte sich im Kreis, wurde wie verzerrt dargestellt und ihm wurde schwindlig. Ehe er noch einem Brechreiz unterliegen konnte, kam Reptain an seiner Seite und schnippte ihm einen weiteren Samen in den Mund, worauf Panflams Blick blitzartig aufklarte und dieser wieder Beherrschung über seinen Körper gewonnen hatte. Impergators Kommentar war nur: „Gut, ich bin fertig mit meinem heutigen Spott. Ein anderes Mal, Panflam, einverstanden?“
Noch leicht von der Rolle, denn der Heilsamen konnte nie sofort seine ganze Wirkung entfalten, starrte der Angesprochene den belustigt dreinblickenden Kämpfer an und dann auch seinen Anführer, der denselben Blick aufgesetzt hatte. Dann schlug er in die Faust ein, die Impergator ihm entgegen hielt, mit der Aussage, dass sie den Kampf wirklich an einen anderen Ort ausführen sollten. Alle drei Mitglieder mussten lachen. 

Das war so ziemlich jedes Mal dasselbe Szenario, wenn Team Mystery sich nach einem gelungenen Auftrag an diesen zurückerinnerten und dabei der eine den anderen necken musste, ohne dass es je ernst gemeint war.
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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Empty Re: [Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

Beitrag von Silvers Sa 31 Aug 2013, 20:04

Part II: Die Knuddeluff-Gilde


„Also, Plaudagei, wir sehen uns“, rief Panflam zuversichtlich aus, als er sich der Sprossenleiter näherte, über die die Kriminalbeamten mit dem Verbrecher Gengar nach draußen gelangten.
„Auf dass ihr morgen weiterhin so arbeiten werdet!“, salutierte ihnen der Gildenvorsteher mit einem Flügel entgegen und musste zurücklächeln.Panflam übernahm von den dreien eifrig die Führung und hatte schon seine beiden Füße auf die unterste Holzsprosse gesetzt, als über ihnen eine vertraut klingende, aber auch stürmische Stimme erklang: „Hey hey, Achtung, da unten! Ich komme!“
Trotz des Willens zur Warnung kam diese dennoch spät, da der Schimpanse zuerst nach oben blickte und nicht stattdessen sofort nach hinten zurückwich. Wie es für jemanden, der Warnungen ignorierte, dazu kommen musste, erreichte Panflam buchstäblich die Strafe des Himmels, als der scharlachrote Schalenkörper von Krebscorps mit wuchtiger Härte auf sein Gesicht fiel. Ein Poltern zweier Pokémon, von denen jedoch eines vor Schrecken laut aufschrie. Das andere hingegen konnte nur gereizt antworten: „Hey hey, wenn ich sage ‚Achtung‘, dann meine ich auch Achtung!“
Trotzdem wechselte Krebscorps schnell auf seine freundliche Art zurück: „Geht es dir gut, Panflam?“ und reichte ihm seine breite Schere zum Aufhelfen.
„Uff …“, stöhnte der Schimpanse und lag benommen und zuckend auf dem Boden. Die Krabbe ließ von ihm ab und wandte sich Plaudagei zu: „Auftrag ausgeführt!“
Er warf dem Vogel ein klimperndes Leinensäckchen zu.
„Offenbar hat Krebscorps seinen Auftrag an der Sturmküste erfüllt, und das noch alleine. Ich muss zugeben, dass er mit jedem Mal stärker wird“, dachte sich Reptain.
Er und Panflam kamen nur noch der Aufträge wegen in die Knuddeluff-Gilde. Hatten sie mit Impergator beabsichtigt, nur zu Besuch vorbeizukommen, waren fast alle Gildenmitglieder unterwegs gewesen; einige waren auch gerade zurzeit auf Missionen, die mehr als nur ein paar Tage beanspruchten. Vor noch gut zwei Jahren hätte dies eine Anhäufung von Aufträgen für die Gilde bedeutet, wären alle Mitglieder zu dem Zeitpunkt auswärts gewesen. Doch gerade die leibhaftige Kindheit kam auf die Idee, die frühere, jahrelang seit ihrer Gründung erhaltene Gilde auszubauen. Gerade Digda und Digdri haben in einer Team-Arbeit wie die von Vater und Sohn kräftig mitgeholfen.
Sämtliche Etagen, die in der Klippe am Meer eingebaut waren, waren um das Doppelte in ihrer Größe erweitert worden. Im kreisrunden Raum bot sich nun allerlei Platz für das Zusammenkommen jeglicher Pokémon-Art. Riesiger Anziehungspunkt war insbesondere das nun integrierte Pandir-Café, welches aufgrund von reizenden Darbietungen der weiblichen Kellnerinnen – auschließlich Kirlia und Schlapor - wahren Umsatz erzielen konnte, gerade auch dadurch, dass es sich nun in einer durchaus belebteren Umgebung befand als in der Höhle, die wie unauffällig und unscheinbar aufzufinden war. Geöffnet hatte die Gilde nun alle 24 Stunden über; zwei muskelbepackte Maschock mussten während der Nachtzeit als Torwächter fungieren, damit keine zwielichtigen Halunken  in die Gilde eindringen konnten, während Digda sich beruhigt schlafen legen konnte.
 „Nur als kleine Absicherung“, lachte Knuddeluff damals nur darüber.
Kurzum, die erste Gildenetage war nun der Anziehungspunkt von Schatzstadts Gesellschaft und überhaupt von allen nahe wohnenden Pokémon. Mit dem Café, das mit dem reizenden Personal bestechen konnte und alle Tage geöffnet hatte, und selbstverständlich mit dem erweiterten Missionssystem. Der Übersicht halber bekam nun jeder Anspruchsrang ein eigenes Brett. Die Bretter zierten die gesamte Ostwand der Etage. Jedes Brett war in zwei Farben gestrichen: Die eine Seite war in schlichtem Gelb gestrichen; diese reichte das Angebot der Rettungs- und Suchmissionen dar. Die andere war in einem Knallrot gestrichen; diese präsentierte die in den letzten Jahren groß angestiegene Zahl der Übeltäter.
Der große Raum wurde aufgrund der Einsturzgefahr des oberen Bodens durch genau vier massive Holzsäulen stabilisiert, die parallel zueinander im Kreisraum befestigt worden waren.
Die zweite Gildenetage war nahezu unverändert geblieben, wie Reptain, Panflam und Impergator begutachten konnten, als ihnen Knuddeluff und Plaudagei mit Stolz ihr neues Gildenformat vorstellten. Einzig der Speisesaal wurde in die Nordwand verlegt und der erste Raum fungierte nun als Küche für Palimpalim und Sniebel, die beide als „Yin und Yang der Kochkunst“ angesehen wurden. Palimpalim bewies mit ihrer herzensguten und freundlichen Art ihre Liebenswürdigkeit. Sniebel hingegen konnte zwar hervorragend kochen, sogar besser als Palimpalim und das sollte was bedeuten, nur war sie stets aus irgendeinem Grund mürrisch und ließ sich daher selten bis überhaupt nicht blicken. Nur, wenn sie nachts das Gildengebäude verließ, konnte so mancher Nachtbummler ihre stechend gelben Augen sehen, ehe sie in den Schatten verschwand. Sie blieb weiterhin ein Mysterium; allerdings eines, das verdammt gut kochen konnte. Reptain hatte nur einen Blick auf sie erhaschen können und sonst einmal bei einem Einweihungsessen ihre Gerichte probieren können. Wie fasziniert er doch war! Nicht vom neuen Produkt von der Küche, sondern auch von der Gilde allgemein.
Auch erlebte die Gilde einen raschen Zuwachs an Popularität. Nicht nur das Zertifikat zur „Gilde des Jahres“ – vom Pokémon-Rat verliehen - zierte die Wand nahe der Kammer des Gildenmeisters, dem das jedoch recht gleichgültig schien, sondern die eher wachsende Zahl an neuen Mitgliedern brachte der Gilde mehr Möglichkeiten der Repräsentation im Kontinent. Für jedes neue Mitglied wurde ein Schlafplatz zur Verfügung gestellt. Aufgrund der Zahl reichte der alte Schlafbereich nicht aus, in denen gerade noch die ältesten Mitglieder unterkamen. Für die neueren wurde nun der frühere Standort des Pandir-Café zum Erholungsort. Der Privatsphäre eines Einzelnen halber wurde auch diese Räumlichkeit um ein paar Etagen und um das doppelte ihrer Raumgröße erweitert. Die Gilde zählte nun stolze 36 Mitglieder; im Gildengebäude hatten die zehn „Veteranen“ – Digda, Digdri, Krebscorps, Palimpalim, Sonnflora, Krakeelo, Bidiza, Glibunkel, Plaudagei und Knuddeluff – ihr Quartier, während sich alle anderen in der Gildenhöhle einfanden.
Trotz allem bestand das Alltagstreiben der ersten Gildenetage zum größten Teil nur aus den ortsansässigen Pokémon. Die größte Zahl der Gildenmitglieder war unterwegs auf schwierigen Missionen. „Darkrai richtete mehr Chaos an als eigentlich gedacht, weswegen die Zahl der Kriminellen stark ansteigt“, überlegte sich Reptain.
„Gute Arbeit, Krebscorps. Ich wusste, dass du den ‚Blütendrucker‘ zur Rechenschaft ziehst. Sehr löblich!“, log Plaudagei, denn er hatte eher mit dem Versagen Krebscorps aufgrund seiner Tollpatschigkeit gerechnet. „Und wo ist nun der Verbrecher?“
„Ihn habe ich schon dem Oberwachtmeister übergeben; er kam mir gerade mit einem anderen Verbrecher entgegen, deswegen dachte ich mir, dass ich ihm meinen auch schon übergeben kann.“
„Ah ja, ich verstehe. Nun gut, dann übernehme ich wieder den Anteil von … Moment …“ Plaudagei rechnete kurz nach. „Belohnung war 4500 … Hier bitte!“
Reptain und auch Panflam konnten nicht das Murren von Krebscorps überhören, als ihm sein Vorgesetzter die 450 Pokédollar an Anteil in die Scheren drückte. Dennoch setzte er zum gespielt freudigen Lächeln an: „Hey hey, so viel Geld! Danke, Plaudagei!“
Er drehte sich um – und setzte eine mürrisch und enttäuscht verzogenen Miene auf, die Plaudagei nicht mehr sehen konnte – und wollte, wie das Team Mystery zuvor, die Treppe hinauf verschwinden, als er an deren Fuß etwas aufblitzen sah. Es war der Erkunderorden, den Panflam die ganze Zeit während des Gesprächs mit Oberwachtmeister Magnezone in der Hand hatte und der nun beim Zusammenstoß mit Krebscorps auf den Boden gefallen war. „Hey hey, Team Mystery! Das ist wohl eu… ach du meine Güte!“, musste er nun ziemlich verblüfft auf den Orden schauen.
„Krebscorps, was ist denn nun schon wieder?“, bemerkte Plaudagei tonlos und ein Teil der relativ geringen Menge im Cafe wurde von der kleinen Krabbe wie magnetisch angezogen, die zitternd vor offener Ehrfurcht dastand. Dann rief er zwar nicht laut losbrüllend, aber dennoch laut genug: „Team Mystery hat den Hyper-Rang erreicht!“
Die Reaktion war auf allen Seiten groß gewesen:
„Jetzt schon etwa? Donnerwetter!“
„Leute, habt ihr das gehört? Team Mystery hat es nun auf den zweithöchsten Erkunderrang geschafft!“
„Hyper-Rang? Echt jetzt?“
„Haben sie wirklich so eine Stärke, dass sie schon diesen Rang innehaben?“
„Zeig her, Krebscorps!“, befahl Plaudagei rasch und schnappte sich den Orden und musste nochmals erschrocken aufkreischen. Jäh warf er Reptain den Orden entgegen, damit er selber als Anführer das neue Rangzeichen begutachten konnte. Ein purpurner Edelstein funkelte ihm entgegen, obwohl dieser zuvor in einem flammenden Rubinrot glänzte. Jetzt waren selbst Reptain und auch Impergator beim Begutachten erstaunt und der Anführer reichte den Orden auch Panflam, der darauf ebenso erstaunt war. Dann aber brach er in Jubel aus: „Reptain! Impergator! Wir haben einen neuen Rang!“
„Den haben wir tatsächlich …“, stimmte Reptain stolz zu, auch wenn er sich nie daraus eine Besonderheit gemacht hatte; die Hauptsache für ihn war es, mit seinen beiden Freunden unterwegs zu sein.
„Nun, so besonders finde ich das wiederum auch nicht, wenn ich ehrlich bin“, ließ Impergator bemerken, worauf Plaudagei entsetzt reagierte: „He? Hast du etwa keine Ahnung, was das bedeutet?“
„Neuer Rang, na und? So wie der eine davor und der andere davor und immer so weiter.“
„Aber das ist unmittelbar der letzte Rang vor dem wohl bedeutendsten Rang eines Erkundungsteams: Dem Meisterrang. Und das bedeutet …“
„Das bedeutet Feiern!“, rief jemand aus der Menge und alle stimmten zu. Sie johlten besonders auf, als Krebscorps zum freien Sinel-Malz für alle ausrief. Das Team Mystery und Plaudagei indessen beobachteten peinlich berührt die Szene, als auch Krebscorps zu ihnen stieß und sie zur Runde einlud. Allerdings lehnte das Team Mystery dankend ab. Die drei Pokémon mochten es nicht allzu gerne, wegen Alltäglichkeiten im Mittelpunkt zu stehen. Damit waren natürlich die erledigten Aufträge gemeint und nicht die Tatsache eines neuen Ranges. Doch die Krabbe bewies ihren Hang zur Aufdringlichkeit erneut und gab einen Vorschlag zum Besten: „Wie wäre es dann, wenn ihr drei heute mit uns essen würdet?“ – „Nun, das wäre allerdings was ande…!“
„Einen Moment, Mal!“, warf sich Plaudagei wieder scharfen Tones dazwischen. Diesen gebrauchte er jedes Mal, wenn irgendetwas nicht den Normen und Regeln entsprach. „Krebscorps, du weißt genau, dass wir Team Mystery eben nicht zum Essen einladen können.“
„Und warum nicht?“
Plaudagei legte einen Flügel an seinen Körper, während er mit besserwisserischer Miene den anderen hochhob: „Gildenregel Nummer 12: Das Einnehmen der Speisen aus der Gildenküche ist nur den Gildenmitgliedern gestattet. Und wie du hoffentlich in deinem Kopf behalten hast, hat Team Mystery vor gut zwei Jahren seinen Abschluss an der Gilde erlangt, weshalb sie offiziell keine eingeschriebenen Mitglieder mehr sind, obwohl sie als Erkundungsteam immer noch von der Gilde Missionen beziehen!“
„Ich habe ihn aber nie gemacht!“, warf Impergator mit erhobener Klaue ein.
„KUSCH“, fuhr ihn der Vogel wütend an, so laut, dass es unvermeidlich war, dass die Aufmerksamkeit aller Umstehenden auf den vier Pokémon lag. Manchmal war diese Art selbst für das beim Sprechen flötende Pokémon absolut lächerlich. Plaudagei war aufgrund seines Verhaltens selbstverständlich nicht der Beliebteste  in der Gilde. Plaudagei ließ sich aber davon nicht abbringen und fuhr mit autoritärem Ton seine Rede über Regeln fort; dabei ging er vor den Pokémon besserwisserisch hin und her, als hielte er einen Vortrag vor allen anderen, ohne diese anzusehen: „Wo es Regeln gibt, so müssen diese auch eingehalten werden. Wenn nicht, so droht Anarchie. Das Regelwerk lässt sich auf den ganzen Alltag beziehen, da gibt es keine Einschränkungen. Und deshalb“, der Papagei hackte mit jedem Wort auf Krebscorps Kopf ein, als wollte er diese Worte in ihn rein hämmern, „muss – man – sich –an – die – Regeln – halten!“
Krebscorps versuchte vergeblich, seiner Autoritätsperson zu entkommen, doch verfolgte ihn diese quer durch den Raum, sodass allgemeiner Krach und Aufregung entstanden, was beides vermutlich bis nach unten zu vernehmen war. Die rechte Hand des Gildenmeisters ließ erst wieder von Krebscorps ab, als sie sich wieder bei den Teammitgliedern befanden, die das ganze Schauspiel mit Belustigung verfolgt hatten. Plaudagei fuhr mit pulsierender Ader, die immer bei solchen Unstimmigkeiten ihrer Prinzipien gegenüber so derartig pochte, fort: „Selbst dem Gildenmeister würde es nicht gefallen, wenn …“
„Was würde mir nicht gefallen, wenn was wie und wo wäre?“, meldete sich nun eine neue Stimme, die aus der Richtung der Leiter herkam. Der Gildenmeister Knuddeluff, der in seiner Rundlichkeit an einen rosafarbenen Ballon erinnerte, wobei die Ohren mehr die eines Kaninchens darstellten, war soeben auf der letzten Sprosse erschienen. Offensichtlich hatte ihn der Krach aus seinem Tagesschlaf gerissen. Plaudagei schrak instinktiv zusammen und änderte direkt beim Erblicken des Meisters sein Verhalten, weshalb er nun bestürzt stotterte: „G…G…Gilden…m…Meister! Habt Ihr uns erschreckt! Ich sprach gerade darüber, dass es Team Mystery verwehrt wäre, auf Wünschen von Krebscorps mit uns heute zu Abend zu essen. Und gerade wollte ich …“
„Team Mystery, schön dass ihr heute hier seid! Wollt ihr heute Abend mal zur Abwechslung mit uns essen?“, fragte Knuddeluff die drei Pokémon ohne Umschweife, als er sie erblickt hatte. Sein Partner aus seinen alten Erkundertagen erstarrte augenblicklich aufgrund dieses vom Gildenmeister absichtlich provozierten Regelbruches. Panisch krächzte er: „Aber Gildenmeister, die Regeln …?“
„Ach, die kann man ändern!“, lächelte Knuddeluff. „Außerdem dachte ich sowieso an ein neues Regelwerk, wenn wir schon die Gilde von Grund auf erneuert haben. Ich denke, es ist dem entsprechend angemessen. Ich denke da an eine Art ‚jeden Monat eine große Party‘-Regel, damit wir alle anderen mit einbeziehen können.“ Gerade, da er den letzten Teil in den gesamten Raum rief, entstand allgemeines Jubeln und Phrasen wie ‚Knuddeluff, du bist der beste‘ und ‚Knuddeluff for Party-King‘ füllten die gesamte Luft.
Da der Krach nun zu laut wurde, um vernünftig miteinander zu reden, bat der Gildenmeister alle mittels Zeichensprache, ihm nach unten zu folgen. Als alle unbemerkt von der Menge sich in die zweite Gildenetage geschlichen haben, klappte Knuddeluff eine kreisrunde Falltür zu, die den Zugang der ersten Etage zur zweiten vorübergehend verhindern sollte. Der Lärm drang nun gedämpfter an die Ohren der unten Anwesenden, die sich teilweise über den Krach am noch relativ frühen Nachmittag wunderten. Krebscorps machte sich sofort an die Arbeit, alle über das anstehende Abendessen mit ihren alten Gildenkollegen  zu informieren, worüber die Freude ebenso groß war.
Reptain erinnerte sich mit einem Lächeln an seine und Panflams Gildenzeit zurück, als er sich in der Etage umschaute. Die Einrichtung hatte sich im Vergleich zu oben nicht großartig verändert: Direkt gegenüber der Treppe, in der Nordwand, befand sich der weite Speisesaal, der heute wohl nur spärlich besetzt sein würde. Von der rechten Seite erklangen die Geräusche aus der Küche; offenbar machten sich beide Köchinnen daran, schmutziges Geschirr vom Frühstück zu säubern. Links war der Durchgang zu den Schlafgemächern der Gildenmitglieder unverändert gewesen.
„HEY, TEAM MYSTERY!“, brüllte ihnen die allseits bekannte und vor allem laute Stimme Krakeelos entgegen. Das blaue Pokémon mit dem überproportionierten Mund besaß nachwievor die Angewohnheit, manche Satzteile laut auszurufen. Oft musste er von Sonnflora daran erinnert werden, was sie in dem Moment auch wieder mit einem Blatt tat; mit diesem gab sie Krakeelo einen Klaps auf den Rücken, während sie sich mit dem anderen Blatt das Ohr hinter ihren gelben Blütenblätter rieb, das schon wieder beinahe ertaubt gewesen wäre.
„Deine Stimme wird sich nie ändern, oder?“, lachte Reptain, als er, Panflam und auch Impergator dem Torwächter freudig die Hand schüttelten.
„Doch, tut sie. Sie wird jedes Jahr lauter!“, rief Sonnflora. Sie glaubte wohl, dass alle neben ihr leicht schwerhörig wurden, wobei nur sie die Einzige aus irgendeinem Grund war. „Und bitte flüster nicht so, Reptain. Ich verstehe kaum was.“
„Nun, ich sehe, ihr kommt gut alleine zurecht. Ich werde sofort Sniebel und Palimpalim über eure Anwesenheit beim Abendessen berichten.“ Noch während sich Knuddeluff abwandte, hörte man deutlich, wie er im Selbstgespräch zu sich sagte: „Nebenbei werde ich noch mehr Mus aus Perfekten Äpfeln fordern. Oh, Perfekte Äpfel, ich liebe sie so sehr …“ Den Rest des Weges zur Küche trat er singend an.
„Hey hey, ich glaube, er geht jetzt nur wegen den Perfekten Äpfeln hin, oder? Euch hat er, glaube ich, vollkommen vergessen“, bemerkte Krebscorps wie immer etwas fassungslos über diese sorgenfreie Art des Gildenmeisters. Aber schon gleich machte er sich wieder daran, Krakeelo und Sonnflora über den neuen Rang zu unterrichten, worüber beide genauso nicht schlecht staunten. „Anders kennen wir ihn nicht!“, lachte Reptain grinsend.
„Ieek, dann seid ihr bald soweit für den Meister-Rang. Welch Ehre, auf demselben Rang wie das Team Charme zu sein.“
„Ihr seid zwar nicht so hübsch wie dieses Team, aber stark seid ihr, und wie. Vor allem Impergator wird wohl seinen Teil dazu beitragen“, sprach Krakeelo.
Impergator lief etwas rot wegen dieses Lobes an, er konnte es aber gut verbergen. Panflam hielt es hingegen mehr für nötig, Krakeelo in dessen Annahme zu bestätigen: „Tse, er trägt nur zum starken Teil bei! Reptain und ich übernehmen den schlaueren und strategischen Part.“
Ohne den Schimpansen eines Blickes zu würdigen, zischte der Alligator zwischen den Zähnen hervor: „DU übernimmst eher das Ablenkungsmanöver!“
„Das habe ich rein zufällig gehört, so laut wie du zischtest!“
Beide wären fast demselben Streit wie eine Etage zuvor verfallen, wenn die Aufmerksamkeit aller Pokémon nicht in dem Moment auf die knarrend aufgegangene Falltür gerichtet und auf die klingelnde Gestalt gerichtet gewesen wäre, die hinter sich einen Korb, reich an Lebensmitteln, schweben ließ.
„Oh, haben wir erneut eine hitzige Debatte unter euch beiden?“, lachte Palimpalim vergnügt, als ihre schlanke Figur sich der Gruppe anschloss. Krakeelo zappelte beim Anblick ihres warmen Lächelns hin und her: „Oh … hallo … Pa-pa …“
„Dieser Idiot!“, musste Sonnflora bei diesem Stammeln unbemerkt drucksen. Es war mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass Krakeelo immer mehr anfing, an Palimpalim mehr als nur Freundschaft zu finden, weswegen er in ihrer Anwesenheit kaum ein Wort rausbrachte. „Ich liebe es, wie er sich immer zum Affen macht!“, flüsterte die Sonnenblume vergnügt vor sich, doch Krebscorps bekam dies mit und konterte mit schelmischem Grinsen: „Du hast also keinen Grund, eifersüchtig zu sein?“
„Ieek! Woher weißt du hast du mein Tage… wie kommst du dazu? Ach was! Ich doch nicht!“ Bei so einer Reaktion drehte sie sich immer von dem Pokémon weg, das ihr diese Frage stellte; nur, damit dieses nicht sehen konnte, wie sie vor Betroffenheit rot anlief.
„Hallo, Krakeelo. Du kommst wie gerufen. Meinst du, du kannst die Einkäufe für mich in die Küche bringen?“, strahlte ihn Palimpalim an. Eigentlich tat sie die Gildeneinkäufe immer gewissenhaft und allein; machte sie also keinen Hehl darüber, dass sie Krakeelos Vernarrtheit, über die sie dann auch anscheinend wusste, relativ „schamlos“ ausnutzte? Doch das störte das blaue Pokémon keineswegs, das gerade mal einen halben Kopf kleiner war als Impergator; er sprach übertrieben schnell und undeutlich: „Sicherichmachalles! BISSPÄTER!“Glühend rot und dampfend machte er sich davon und lief dabei an Knuddeluff vorbei, der betrübt und gequält aussah.
„Gildenmeister! Was ist passiert?“, kreischte Plaudagei. Auch Palimpalim und die Umstehenden fragten sich zunächst, was passiert wäre, als Knuddeluff stöhnend antworte: „Sniebel ist gemein! Erst verwehrt sie mir die Extra-Portion Perfekte Äpfel und dann behauptet sie, ich sei sowieso schon dicklich.“
Diesen Wahrheitsgehalt bezüglich der Figur des Gildenmeisters konnte man nicht verleugnen. Während Krebscorps nichtsahnend wegschaute und das Team Mystery und Plaudagei sich nicht um eine Antwort bemühten, redete Palimpalim ihm sanft und lächelnd ein: „Wenn Sniebel so gemein war, dann rede ich mit ihr nachher.“
„Danke, dass du einem Dicken zur Seite stehst!“, seufzte Knuddeluff und vergoss ein paar Tränen. In ein paar Minuten würde er schon wieder derselbe wie sonst sein, soviel stand fest. Doch Palimpalim antwortete ihm genauso sanft zurück: „Wenn du dich für dick hältst, dann geh trainieren!“ Jetzt musste Knuddeluff noch einmal aufheulen, doch das Team Mystery, Plaudagei und auch Krebscorps und Sonnflora mussten über diese Art lachen. Sie würden es sich nie anders wünschen. Eine Knuddeluff-Gilde ohne den wechselhaft launischen Knuddeluff, den regelliebenden Plaudagei und ohne die bunte Vielzahl an Charakteren von den Gildenmitgliedern wäre wie ein leerer Raum.
 
 
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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Empty Re: [Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

Beitrag von Silvers Mo 02 Sep 2013, 07:08

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Part III: Ein Traum?

Impergator stieß ein klares, akustisches Zeichen aus, das den befriedigten Zustand seines Magens signalisierte. Laut lachend und grinsend rieb er sich den Bauch und gab seine Komplimente zu Palimpalims und Sniebels Speisen laut bekannt.
Sie waren auf dem Heimweg. Den frischen Meereswind, der ihnen von der rechten Seite entgegen kam, nahmen sie genussvoll mit einem tiefen Atemzug durch die Nase auf. Der Salzgehalt kitzelte sie teilweise, doch ließen sie sich nicht stören. Zu sehr waren sie gedanklich bei ihrem Rückblick auf den Abend, inmitten der Gildencrew und vor Bergen an kulinarischen Sensationen.
Angefangen mit einem feinsten Sinelbeeren-Kompott hinüber zu einem herzhaften Eintopf in sowohl vegetarischer als auch mit kleinen Fischstücken versehener Variante. Auf zweierlei Weisen waren die Gerichte Gedichte, an denen sich alle Pokémon bedienen konnten. Selbst Knuddeluff ließ sich zu einem anderen Essen als zu seinen Perfekten Äpfeln überreden. Palimpalim tat ihr Bestes, damit wirklich jeder ihre und Sniebels sagenhafte Kochkunst zu schmecken bekommen konnte.
Aber auch die Erneuerungen und die Erweiterung der Gilde waren wie sonst das Gesprächsthema, für das sich insbesondere Team Mystery interessierte, da es diese Änderungen nur hin und wieder beobachten konnte, während es zu anderen Zeitpunkten zu Auftragsorten unterwegs war. Schließlich befände sich nach Plaudageis Worten die Gilde stets in einem Prozess der Veränderung. Krebscorps hatte vor allem von dem nun wirklich hiesigen Pandir-Café geschwärmt, in dem er sich offenbar als Salonlöwe etabliert hatte. Sonnflora hatte währenddessen von der Vielzahl an neuen Gildenmitgliedern geschwärmt; besondere Sympathie hegte sie für einen gewissen „Laxus“, der in Rekordzeit den S-Rang erreicht hatte, mit dem man zum Ausführen von S- und Stern-Aufträgen berechtigt war. Andere S-Klasse-Mitglieder waren die auch recht berühmten Namen „Mimi“, „Kid“, „Zorro“ und „Moria“ gewesen.
Da das Team Mystery, sowie viele andere Erkundungsteams aus alter Zeit, der Gilde seit ihrer Erneuerung nicht mehr beigetreten waren, durften sie daher nicht in gildeninterne Geheimnisse eingeweiht werden; deshalb konnten sich die drei Pokémon ihr eigenes Bild machen, welche Arten von Pokémon mit welchen Fähigkeiten hinter diesen sonderbar klingenden Namen stecken konnten.
„‘Laxus‘ klingt nach einer Sorte von harten Typen, gegen die ich liebend gern kämpfen würde!“, rief Impergator Fäuste ballend aus. In seiner Stimme lag ein hoher Ton von Zuversicht.
„‘Zorro‘ ist meines Erachtens ein Name, den nur Schwertkämpfer annehmen; das entspräche meinem Interessengebiet!“, stimmte Reptain mit ein, der sich die Blätter sanft rieb, die er jedes Mal im Kampf zur Laubklinge formte.
„Ihr habt wenigstens eure Gegner. Ich wüsste nicht, wer von den anderen dreien meinem Typ entspräche …“, murmelte Panflam betroffen, doch Impergator wusste sofort eine Antwort:
„‘Kid‘, würde ich mal vermuten …“
„Ach ja? Und wieso?“, wollte Panflam aufgeregt wissen, als erhoffte er von seinem hünenhaften Kameraden eine gewisse Art von Zuspruch.
„Kinder, und damit auch Schwächlinge, kämpfen immer gegeneinander!“
„Haha, du fängst wieder damit an …“, seufzte der Schimpanse aus. Aber er erinnerte sich an zwei weitere Namen, wobei diese von anderen Gilden waren.
"Oh man, ich hoffe, wir lernen bald welche aus anderen Gilden wir Red Scorpion oder Rosendorn kennen; diese Gilden haben in jüngster Zeit einen formidablen Ruf, der dem der Knuddeluff-Gilde gleicht."
"Hoffentlich haben sie starke Kämpfer!", sagte Impergator zuversichtlich.

Ihnen kamen die bärenartigen Gestalten der beiden Ursaring entgegen. Ihre mittlerweile hünenhaft gewordene Gestalt warf klobige Schatten auf den Boden und feinste Kieselsteine erbebten bei ihren Schritten. Trotz ihres beeindruckenden Erscheinungsbildes grüßten sie freundlich das Team und wünschten ihnen desweiteren einen schönen Abend und gute Erkundungstage, was dieses nur zurückgeben konnte.
Reptain beobachte sie noch ein wenig, ehe er sich mit einem belustigten Lächeln dem vom goldenen Licht der Untergangssonne bestrahlten Feld- und Kiesweg wieder wandte: „Es ist wirklich immer wieder erstaunlich zu sehen, wie vieles sich in nur drei Jahren verändern kann …“
„Du hast Recht“, lachte Impergator. „Die Gilde! Ich als das neueste Mitglied des Team Mystery! Und dann noch viele andere Dinge!“ Er reckte sich ausgiebig im Gehen und zeigte mit einem lauten Gähner seine Reißzähne, die erstaunlich weiß glitzerten, als sie das Sonnenlicht erfasste.
Aber auch dieses wurde stets schwächer, während es immer bronzener wurde. Die am Tag rundliche und gleißende Kugel glich nun einem Endstück einer Melone; klein und flach, mit einer runden Wölbung auf ihrer Oberseite, während die flache Seite eins mit dem Horizont wurde. Dieses Spiel der Natur tauchte den umstehenden Himmel in glühend rote Farben und für eine Weile hielt das Team Mystery inne und ließ diesen Anblick auf ihre Sinne einwirken.
Die Sonnenuntergänge von Schatzstadt aus gesehen waren weithin die malerischsten der näheren Umgebung, die stets gewisse Arten von Emotionen hervorrufen konnten. Sei es entweder eine selige oder auch schmerzhafte Erinnerung an jemand Geliebtes, eine tief ergreifende Rührung oder auch ein unvergesslicher Moment im Ausschnitt aus dem Leben eines Liebes- oder Freundespaares. Gerade für Reptain und Panflam waren diese Sonnenuntergänge immer wieder Teil der schönsten Erlebnisse gewesen; es war genau zu so einem ungefähren Zeitpunkt gewesen, als sich beide das erste Mal am unteren Strand begegneten. Auch wenn sie es damals noch nicht wissen konnten, so wurde schon von der ersten Sekunde an ein Band der tiefsten Freundschaft geschmiedet. Wenn beide sich diesen Sonnenuntergang auf ein Neues hin anschauten, dann wechselten sie jedes Mal gleichbedeutende Blicke, als würden schon ihre Augen sagen wollen, dass sie so ein Abendrot ewig in Erinnerung halten würden.
„Es kommt mir so vor, als wären wir nie gealtert, aber die anderen schon. Ich fühle mich nachwievor wie ich selbst …“
„Geht mir genauso, Reptain …“, vergoss Panflam eine durch Freude gerührte Träne.
„Kommt, lasst uns schlafen gehen. Ich bin müde …“, gähnte Impergator nun leicht benommen und schlaftrunken und räumte den Busch beiseite, an dem sie angekommen waren. Beide Pokémon lächelten, nickten einander zu und folgten ihm ohne weitere Worte in ihre Basis, die sie unaufgeräumt vorfanden. Der Stapel mit den erledigten Aufträgen war wieder sprichwörtlich vom Winde verweht und bedeckte die Hälfte des Steinbodens.
Doch die Strohbetten waren frei, und dies allein war in dem Moment von Bedeutung. Mit dem erneuten gegenseitigen Versprechen, am nächsten Tag die Erkunderbasis an der Tohaido-Klippe auf Vordermann zu bringen, warfen sich die drei Pokémon in ihre Betten und zwei von ihnen schliefen sofort ein.
Ein schneeweißes Magnayen hatte sich auf einer vom Mond belichteten Waldkreuzung niedergelassen. Mit silberblauen Augen schaute es zum Mond hinauf. Es glänzte wundervoll in seinen silbernen Ausmaßen. Zufrieden über so einen Anblick stieß es einen wohligen Heuler aus. Diese Klänge stiegen in den Himmel hinauf und mit ihnen jegliche Emotionen, die von dem Wolf ausgingen. Trauer um sein verlorenes Rudel, die Freude um diesen Anblick und die Zuversicht auf eine bessere Zukunft.
Es horchte nun den naheliegenden Wellengeräuschen, denn das Waldstück war in der Nähe der Klippe gelegen.
Reptain konnte einen solchen emotionalen Ausstoß nicht überhören und wachte davon auf. Relativ helles Licht blendete ihn, nachdem seine Augen sich der Dunkelheit abwandten.
War es nicht noch Nacht? Vorsichtig öffnete er die Augen, damit diese die Zeit hatten, sich nach und nach an den starken Kontrast zwischen Hell und Dunkel anzupassen. Aus der verschwommenen Sicht wurde nun eine klare und Reptain schaute sich um, als er dann sprichwörtlich nichts sah.
Als wäre er in einem Nebel gefangen, konnte er nicht mehr als ein undefinierbares Grau erkennen. Ein Grau, welches ihn in einer Sphäre umgab. So etwas wie einen Boden schien er nicht zu besitzen, dennoch konnte der Waldgecko sich bewegen, als könnte er wie gewohnt sich von einem festen Untergrund abstoßen.
Plötzlich bemerkte Reptain es: „Panflam! Impergator!“
Beide waren wie in Luft aufgelöst, obwohl alle drei vor ein paar Minuten – so kam es ihm in der Hinsicht vor – in einem Raum zusammen waren. Er fing an zu laufen. Seine Schritte hallten in der grauen Sphäre wieder und Reptain spürte selbst nach mehreren Minuten kein Anzeichen von Erschöpfung. Dies nutzte er ohne weiteren Gedankengang aus, um unentwegt nach seinen Freunden zu rufen, die jedoch nicht antworteten.
Er blieb stehen. Dass er nicht früher dran gedacht hatte: „Es ist ein Traum!“
Reptain schloss nochmal die Augen und hoffte, gleich wieder den Klang der schlagenden Wellen zu hören. Als er dann erneut jenes Grau sah, überkam ihn ein leichter Anflug von Verzweiflung, was er jedoch rechtzeitig von sich abschütteln konnte. Er durfte nur nicht die Panik verlieren, sonst würde es noch schlimmer werden. Aber was sollte er tun?
Reptain kam dann auf die etwas wahnwitzige Idee, sich aus der Sphäre heraus zu kämpfen. „Laubklingen-Kreuzhieb“, rief er aus und formte dabei seine drei Blätter an jedem Unterarm zu einer smaragdgrünen Klinge, die sich nach hinten hin ausweitete. Beide hielt er dann gekreuzt vor sich hin, er sprang in die Luft und vollführte schnelle Schnitte durch schnelle Armbewegungen. Als er dann wieder auf dem Boden landete, musste er erleben, dass es keinen Sinn gemacht hatte: Er war immer noch in der Sphäre. Zerknirscht über seine Einfältigkeit zog er die Klingen wieder ein.
Jetzt aber setzte ein kurzes Beben ein und Reptain hörte, wie etwas scheinbar Schweres über den Boden geschliffen wurde. Als er die Geräuschquelle hinter sich ausmachte, bemerkte er, wie sich ein zuerst dünner, aber immer breiter werdender Lichtstreifen auftat. Es war, als würde ein Tor geöffnet werden, was auch dieses Schleifgeräusch erklärte. Jedoch war dort nichts, was nach solch einem aussah. Da war nur dieses Licht, welches breit genug für eine ganze Tauros-Stampede war.
Plötzlich hörte Reptain Panflams und Impergators Stimmen, die beide nach ihm riefen: „Reptain! Hilf uns!“
„Ich komme!“, antwortete er rasch und spurtete los. Seine Beine hatten nun ein starkes Gefühl der Sehnsucht und Hoffnung gepackt, das ihn derartig antrieb, dass er zur Agilität ansetzte. Er raste nun förmlich auf das Tor zu und hätte es eigentlich schon längst bei der Geschwindigkeit erreichen sollen, als Reptain jedoch bemerken musste, wie der Lichtstreifen immer kleiner wurde – er rückte in immer weitere Ferne, ganz gleich, wie schnell er lief.
Verzweifelt darüber, seinen Freunden nicht rechtzeitig helfen zu können, sammelte Reptain alle Kraft in den Beinen und stieß sich unter Einwirkung der Agilität vom Boden ab. Wie ein grüner Blitz flog er auf den doch wieder breiter werdenden Lichtstreifen zu. Er kam immer näher auf ihn zu. Nur noch zwei, nein, nicht mal eine ganze Sekunde.
Es splitterte. Der Lichtstreifen gab unter dem rasant angeflogenen Körper nach und zersprang in mehrere Einzelteile. „Was? Glas?“, stellte Reptain schockiert fest. Aber nicht nur das: Während er hinter sich die graue Sphäre ließ, sprang er in eine tiefe, schwarze Welt hinein.
Er wollte vor Schreck schreien. Er schrie auch, aber diese Dunkelheit verschlang alles, selbst die Geräusche. Nicht einmal die Gedanken konnte er im Inneren vernehmen. Sie erschienen ihm wie Worte vor dem inneren Auge. Es war ein ungewohntes Gefühl, eine Existenz in einer puren Welt der Nichtexistenz zu sein. Aber danach wusste Reptain kaum noch, wie er sich überhaupt fühlen sollte. Eine große Leere machte sich in seinem Kopf breit, er schien alles zu vergessen und nur das zu sehen, was er sah, ohne darüber nachdenken zu müssen.
Alles in seinem Geist kehrte jedoch wieder, als ein rosafarbenes Licht an ihm vorbei nach oben huschte. Überrascht sah Reptain nach oben und sein Blick folgte dieser kugelförmigen Anhäufung von Licht. Plötzlich sauste nun ein hellblaues an ihm vorbei. Dann ein rubinrotes. Ein violettes. Ein braungelbes. Ein saphirblaues. Ein smaragdgrünes. Er beobachtete interessiert, wie diese sieben Lichter sich kreisförmig nebeneinander anordneten und dann blitzartig verschwanden. An ihrer Stelle kam ein Paar glühend gelber Augen.
Just in dem Moment setzte ein ohrenbetäubender Lärm ein. Reptain hielt sich die Ohren zu und musste auch die Augen kurz schließen, als um ihn herum grotesk anmutende, helle Bilder in dem Schwarz erschienen. Ein Mund mit fünf Zungen, darüber keine Augen, schemenhaft dargestellt. Linien und Formen, wie er sie vorher nie gesehen hatte. Ohne Struktur und unmöglich, sich diese einzuprägen. Die Augen kamen immer näher. Je näher sie waren, umso mehr hörte Reptain deutlich verzweifelte Schreie von scheinbar Millionen, die um Hilfe, Gnade und Rettung flehten. Doch er musste mit anhören, wie diese Stimmen verstummten, scheinbar für immer.
„Was ist das? Hör auf!“, rief Reptain entsetzt und mit geschlossenen Augen und mit zugehaltenen Ohren. Auch wenn er sich den Hilferufen so gerne angenommen hätte, diese Augen machten ihm Angst. Das war kein normales Paar gewesen. Sie befanden sich nun ihm gegenüber. Reptain spürte, wie sich unweigerlich seine Augen gegen seinen Willen öffneten, sodass er seinem Gegenüber in dessen Antlitz starrte, was sich immer mehr kristallisierte. Eine schrecklich verzerrte Fratze, ein Mund mit fünf Zungen, aus dem schwarzer Speichel tropfte. Zum ersten Mal seit ewiger Zeit verspürte Reptain eine derartig große Angst, dass es ihm fast die Augen zerrissen hätte. Seine Haut durchfuhr ein gewaltiger Schauer, der sich kalt in allen Gliedern ausbreitete. Fluchtartig wollte er davonlaufen, jedoch war sein Körper wie gelähmt.
„Nein …“, stammelte Reptain, als er den Blick dieses Wesens deutete. Es kam näher. Es öffnete sein Maul und zeigte seine verfaulten Zähne und die Zungen. Ein teuflisches und gieriges Lachen erklang.
Es war sein Ende.
Reptain schrie.
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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Empty Re: [Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

Beitrag von Silvers Mo 09 Sep 2013, 16:58

rz 2013, 23:07

[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons 2lm5538

Kapitel 3:
Die Legende des Dämons





Part I Ein neuer Klient

„Reptain! Wach auf! Hey, Reptain! Mach die Augen auf! Reptain!“
„Es bringt nichts, lass mich mal …“
Ein Dumpfen ertönte und ein relativer Schmerz durchfuhr seinen Körper.
Wie konnte er überhaupt empfinden? Er war tot. Er glaubte es zumindest. Die Stimmen konnte Reptain vernehmen, doch waren sie für ihn wie abgeschwächt, als sprächen sie hinter geschlossenen Vorhängen. Vorsichtig wagte er den Versuch, seine drei Gecko-Finger zu krümmen. Er stieß mit ihren Spitzen auf einen unangenehmen, rauen und kalten Boden. Nun kehrte ein unangenehmes Gefühl ein. Wie mit Händen griff ein Kälte-Schauer seinen Körper an. Es war, als würde ihn ein schneidender Wind beißen.
Das war es, nun war er sich sicher. Er schlug seine Augen langsam auf und diese empfing ein tiefblauer Himmel, hier und da mit einigen Sternen übersät. Seine Umgebung sah er zunächst noch verschwommen, doch konnten die Umrisse von vielerlei Gestein und von Panflam und Impergator ausgemacht werden. Er hielt einen Moment inne, ehe Reptain dann freudig, aber noch immer leicht benommen ausstieß: „Ihr seid am Leben … ich bin so froh …“
„Sicher sind wir am Leben!“, rief Impergator lachend aus. Er trat an Reptains Seite und half ihm mühelos mit seinem rechten Arm auf. Sein grüner Freund stütze solange seinen linken Arm auf die nächstgelegene Schulter seines Kameraden, bis er wieder ein sicheres Gefühl in den Beinen hatte. Es war, als würde er aus einem tiefen Schlaf erwachen; vom anfänglichen benommenen Gefühl bis hin zum sicheren Stehen stellte sich sein normaler Zustand wieder ein. Er konnte die Umgebung wieder ganz klar in Augenbetracht nehmen; Reptain musste jedoch stutzen.
„Geht es wieder einigermaßen?“, fragte Impergator vorsichtig. Geistesabwesend nickte Reptain. „Wo sind wir eigentlich?“
Sie befanden sich in einer Art Gebirge. Vor ihren Augen weitete sich ein großes Feld von mondbeleuchteten Bergen aus. An deren Füßen konnten sie dunkelgrüne Fläche eines weitläufigen Waldes erkennen. Sie selber waren auf augenscheinlich auf dem höchsten der Berge gewesen; sie konnten noch nicht die Spitze sehen, aber trotzdem übertraf deren Position die anderen Bergspitzen um Meterhöhen. Ihr Standpunkt selber war ein kleinerer Bergpfad, auf dem gerade noch die drei Pokémon nebeneinander stehen konnten. Ein viertes Pokémon neben diesen würde unweigerlich in die rauen Tiefen hinabstürzen, die unter dem Rand des Pfades sich befanden. Vor ihnen führte der Bergpfad nach oben, Richtung Spitze. Hinter ihnen führte er sie von dieser weg.
„Ich weiß leider keine genaue Antwort drauf, wo wir sind …“, rief Panflam laut aus. Er musste so laut sprechen, da ein schneidender und auch lauter Wind in dieser Höhe dominierte. Mittels Handzeichen und ebenso laut ausgesprochenen Wörtern deutete Reptain an, sich erst einen Unterschlupf zu suchen, bevor sie sich über ihren Aufenthaltsort Gedanken machen konnten, insbesondere darüber, wie sie generell dahin gekommen waren.
Sie entschlossen sich, die Pfadrichtung nach oben zu nehmen. Je weiter sie diesem folgten und somit immer mehr an Höhe gewannen, schnitt ihnen der Wind immer schärfer ins Gesicht und wurde stets beißender. Der Weg blieb weiterhin schmal.
„Dort!“ deutete Panflam mittels Fingerzeigen, in dem er diese auf ein breiteres Plateau zeigte, das sich vor ihnen erstreckte. Wie die Maße eines Balkons war dieser Felsvorsprung rundförmig und eben. Von diesem führte kein weiterer Weg mehr nach oben, vielmehr führte einer in eine Höhle hinein, die zu ihrer Linken wie in den Berg gehauen schien. Der Eingang war zu sehr einem Torbogen gleichend, als das er natürlicher Entstehungsweise hätte sein können. Er musste als von fremder Hand erbaut worden sein, wovon sich die drei Pokémon zunächst nicht stören ließen. Mit dem Begehren, endlich raus aus der kalten Nachtluft zu sein, eilten sie in das Höhleninnere, wo sie auf einmal eine angenehme und duftende Wärme und flackerndes Kaminfeuer empfingen.
Total perplex schritt das Team Mystery weiter rein, um sich jener Räumlichkeit, die sie erblickten, genauer bewusst zu werden. Da stand zum Einen ein großes Bett, auch welchem eine rot-weiß-kariertes Stoffbettdecke lag. Während dieses Bett in einer Nische des Höhlenraumes stand, war weiteres Dekor direkt an der Höhlenwand angebracht. Vom Bett aus, in der Richtung nach links, zierten ein Steinofen und ein Feuerstein-Herd die östliche Wand; aus ersterem Gegenstand kam ihnen der angenehme Duft nach Keksen entgegen, worüber sich die Pokémon wundern mussten. Entlang der nördlichen war ein großer Eingang in einen düsteren Korridor eingebracht. Die Westseite war mit seinem großen Kamin, dem großen, ebenso wie das Bett karierten Teppich und seinem Stoffsofa offenbar der Wohnbereich gewesen. Zwischen Sofa und Kamin, auf dem Teppich, stand ein hölzernes Tablett, auf welchem – wie vorher vermutet – Honigkekse in ihren runden Formen dampften; sie waren wohl erst kürzlich aus dem Steinofen herausgeholt worden.
„Meint ihr, wir dürfen uns schon bedienen?“, fragte Panflam vorsichtig und war schon im Ansatz dabei, sich einen der Honigkekse zu nehmen, als Reptain ihn zurückhielt. „Erst würde ich gerne erfahren, warum wir drei hier sind. So wie die Einrichtung und die Bequemlichkeiten den Anschein haben, als würden Gäste empfangen werden, gehe ich davon aus, dass man bewusst uns hierhin geschickt, teleportiert oder sonst was hat.“
„Reptain hat Recht“, stimmte ihm Impergator zu. „Wir wissen immer noch nicht, ob man uns feindlich gesinnt ist …!“ Plötzlich erklang ein Plumpsen und die drei sahen, wie ein Pokémon auf dem Boden vor dem Korridor-Eingang lag. Stöhnend und langsam richtete es sich auf und sah noch einmal zurück in die Richtung, aus der es kam: „Ich bin aber auch so ein Tollpatsch!“
Ohne das Team zu beachten, schritt es in derer Richtung. Das Pokémon, welches eine rot-weiß-gestreifte Krause trug und eine kronenförmige Muschel auf dem Kopf trug, watschelte förmlich, die Augen geistesabwesend nach oben an die Decke gerichtet, zum Sofa hin und machte es sich darauf gemütlich. Ein leises Quietschen des Leders erklang und das Laschoking nahm sich gelassen einen Keks.
Die drei Pokémon waren sich nicht sicher, wie sie nun ihrem sonderbaren Gegenüber ansprechen sollten, als dieser es schon tat; die drei Pokémon erschraken kurz bei dem schnellen und direkten Tonfall: „Ihr könnt euch auch welche nehmen.“
„Kannst du dich wenigstens vorstellen?“, wollte Panflam perplex wissen. Das Pokémon schwieg, während es seinen Kopf in Richtung des Teams drehte. Es blinzelte mehrmals, dann sprach es auch wieder: „Mein Name ist Laschoking.“
Eine Stille legte sich für einige Zeit im Raum, als er fragend weitersprach: „Wollt ihr euch nicht auch vorstellen? Es sind bei euch dreien insgesamt nur zwölf Worte …“

„Er hat eine seltsame Auffassung, was das Sich-Vorstellen anbelangt!“, flüsterte Panflam Reptain zu; imaginär zeigte er Laschoking einen Vogel.
„Mein Name ist Reptain. Und das ist Panflam-“ – er wies zum Schimpansen – „und das ist Impergator!“ – er wies zum Alligator.
„Seht ihr? Genau zwölf Worte, wie ich es geahnt habe!“ Er lachte ausgiebig und nahm sich triumphiert einen zweiten seiner Kekse. Fraglich war es in dem Moment, ob er diese überhaupt für Gäste gebacken hatte.
„Also, Team Mystery …“, wollte Laschoking loslegen, doch der Anführer des Teams fiel ihm gleich ins Wort: „Moment! Woher weißt, wie unser Team heißt?“
„Als ob es nicht selbstverständlich wär, dass euer Name auf ganz Explora bekannt ist!“, schmollte Laschoking über den barschen Tonfall Reptains. Dieser schien es auch etwas einzusehen, dass er zu scharf war: „Entschuldige bitte …“
„Mah, nun ist aber genug, schließlich ist das keine Tee-Party!“ – „Obwohl die Einrichtung ganz darauf schließen lässt, teilweise“, dachte sich Panflam im Inneren. Er musste verschmitzt lächeln.
Alle machten es sich verschieden bequem. Impergator lehnte an der Wand nahe dem Kamin. Er schien die Wärme zu genießen, die er draußen nicht verspürt hatte. Hockte auf dem Teppich und Reptain saß neben Laschoking, wobei er stets darauf achtete, möglichst weit weg von ihm zu sein. Er wusste noch immer nicht den Grund dafür, warum sie hier waren. Noch kannte er neben Laschokings Art und dessen Namen gar nichts von ihm.
„Ich danke euch, dass ihr so schnell hergekommen seid!“, rief ihr Gastgeber dankbar aus.
„Als ob wir eine Alternative gehabt hätten, nicht zu kommen“, murmelte Impergator gut hörbar, worauf Laschoking lachen musste. „Entschuldigt bitte, dass ich keine schnellere Methode gefunden habe als den Transfer in eine Traumwelt.“
Beim letzten Wort blickten alle drei Pokémon fragend drein, worauf das Monarchen-Pokémon kurz die Augen schloss. Jäh veränderte sich die Einrichtung drastisch und war mit weißen Marmorsteinen gepflastert. Säulen zierten die nun königlich anmutende Halle. Ein paar Sekunden später war der Raum genau so gestaltet wie vorher; nur das Tablett mit den Keksen war mit reichlich mehr von solchen beladen als vorher. „Wie ihr sehen könnt, kann ich durch meine Vorstellungskraft in meiner Traumwelt machen, was ich will. Auch das hier!“, und er ließ Panflam in die Höhe gleiten, worauf dieser zutiefst erschrocken seinen fünften Keks fallen ließ und in der Luft zappelte, weswegen ihn Laschoking wieder behutsam auf dem Teppich absetzte.
„Bist du dir sicher, dass es nicht nur deine Psykraft war?“, fragte Reptain noch etwas skeptisch, auch wenn er die Tatsache, sich in einer Traumwelt zu befinden, nicht mehr abstritt.
„Die habe ich leider verbrauchen müssen, als ich euer Bewusstsein in diese Welt geschickt habe.“
„Das heißt also, dass unsere richtigen Körper …?“, wollte Panflam vorsichtig wissen.
„Ja, das heißt es. Für die anderen Pokémon wird es vorkommen, als wärt ihr tief und fest am Schlafen.“
„Ieek, ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das aussehen würde, wenn wir wie Leichen aussähen, während wir geistlich noch hier sind.“ Panisch hielt sich Panflam den Kopf und versuchte, sich keineswegs ein Bild davon zu machen.
„Nun mal keine Angst“, munterte ihn Laschoking auf. „Ihr werdet an der Tohaido-Klippe immer noch atmen und alles weitere. Man wird euch keineswegs für tot halten.“ Er lachte wieder ausgiebig, doch Impergator warf nur mit leichtem Vorwurf in der Stimme ein: „Interessant, dass du sogar weißt, wo wir wohnen!“
Nun wurde Reptain etwas vorsichtiger. Wenn ein fremdes Pokémon, welches nicht in Schatzstadt wohnte, so gut über deren Wohnort Bescheid wusste, konnte er gut eine gut geführte Recherche erwarten. Er dachte sich, dass Niemand derartig nachgeforscht hätte, würde er nicht ein gewisses Ziel verfolgen. Aber auch darauf wollte Laschoking beruhigend antworten:
„Keine Sorge. Man hat mir nur gesagt, wo ihr wohnen würdet. Und dieser „Man“ weiß über vieles in der Welt Bescheid, deswegen wundert euch nicht.“ Er lächelte noch einmal, ehe alle drei Pokémon einen drastischen Stimmungswechsel bei ihm erlebten. Laschokings Stimme wurde ernst und tiefer, er selber senkte etwas seinen Blick, welcher betrübt und voller Sorge: „Nun, jetzt bin ich leider zu meinem Stichwort gekommen, um euch zu erklären, warum ihr nun hier seid …“
Er zögerte noch etwas mit der Erklärung. Das Feuer in Kamin schien nun wesentlich leiser zu knistern. Eine unheimliche Atmosphäre lag bei dem Dämmerlicht des flackernden Feuers in der Luft. Sie schien die Gemüter der Teammitglieder zu bedrücken, da sie nun trotz aller vorigen Bedenken zuhören wollten.
„Team Mystery, darf ich euch mit einem Auftrag vertraut machen?“
„Sicher darfst du das, Laschoking.“
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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Empty Re: [Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

Beitrag von Silvers Di 10 Sep 2013, 22:14

Part II: Kyurem

„Bevor ich anfange“, fing Laschoking an, „würde ich euch zunächst die Legende erzählen, die das nötige Hintergrundwissen für euch hergibt. Würdet es euch was ausmachen, wenn ihr mich ganz bis zum Ende erzählen lassen würdet? Ich mag es nicht sonderlich, wenn man mich unterbricht. Und ich darf euch beruhigen, es ist keine lange Legende.“
„Sicher werden wir dir zuhören“, antwortete Panflam im Namen seiner Kollegen, die alle beide zustimmend nickten und es sich etwas bequemer auf dem Sofa – Impergator mehr an der Wand –machten.
„Ich danke euch“, lächelte Laschoking dankbar und starrte für einen Augenblick nochmal in Feuer, als würde er die Worte sammeln, die er zum Erzählen benötigte. In dem Winkel, in dem Reptain dessen Augen betrachtete, wirkten sie für ihn wie leer, als wäre jeglicher Glanz der etwas merkwürdigen Persönlichkeit verschwunden und an dessen Stelle säße nun ganz anderer Geist, einer des unheimlichen Ernstes.
„Es war vor gar nicht mal so langer Zeit, so ein paar Augenschläge vor dem Jahr 0, als die Gottheit Arceus das Universum entstehen ließ. Ein riesiger Knall von ihm genügte schon und es entstand der unendliche Raum, der Platz für die Gesamtheit des Seins gewähren sollte. Aber diesem Raum fehlte noch eine Struktur, so eröffnete Arceus die Quelle der Zeit, die von dem Zeitpunkt an floss. Um dem gesamten Gefüge von Raum und Zeit zusätzliche Sicherheit zu gewähren und deren Bande zu verstärken, ließ der Schöpfer Zeit und Raum Fleisch werden.
Die beiden Götter von Raum und Zeit – Palkia und Dialga – sollten das Gleichgewicht halten, doch ein Schatten der Zwietracht legte sich über die beiden. So wie eine Medaille zwei Seiten hat, so war Beziehung der Götter auch von zweierlei Maßen geprägt: Respekt und Hass. Beide versuchten, sich gegenseitig zu korrumpieren, jedes Mal endete dieser Kampf in einem Unentschieden, jedes Mal entstand dasselbe Chaos.
Arceus konnte sich dies nicht mehr länger ansehen und ging zwischen die beiden. Er machte ihnen den Kompromiss, dass sowohl Raum und Zeit den nötigen Platz haben werden und gleichzeitig in Harmonie leben können. Ganz, wie es seiner Leidenschaft der Schöpfung entsprach, stieß er einen gewaltigen Feuerball in einen gewissen Punkt seines Universums - die Sonne entstand.
Als nächstes erschuf er gewaltige Erdbrocken, die er im Raum zu einer massigen Form zusammenfügte – die Welt entstand. Doch war diese nur ein glühender Planet gewesen, weswegen er nicht damit zufrieden war.
Er kultivierte das Land und erschuf so die Berge und Senken der Ozeane.
Er durchstreifte jene Welt mehrere Male und gab ihr den Segen, dass Leben auf dieser möglich sei.
Er hauchte auf jene Welt und ließ so alles Leben entstehen, die diesen Segen erleben dürfen.
Den beiden Göttern, so tief im Streit gesenkt, wurde viel Platz geboten und sie selber kehrten glücklich in dieses neue Heim ein und konnten von da über ihrer selbst im Universum wachen. Da das andere Leben noch unerfahren war mit den Werken Arceus´, stieg dieser selbst auf die Erde hinab und lebte mit ihnen. Er lehrte ihnen seine Sprache, die heute überall in der Welt gesprochen wird, und er lehrte ihnen das Wissen, das wir heute ansatzweise verstehen. Er liebte seine Schöpfungen und nannte sie fortan Kinder. Sie alle lebten glücklich in dem Paradies, in den wahren Gärten der Welt.
Doch die Göttin Natur, Arceus´ Schwester, war neidisch auf die Geschöpfe, denen der Schöpfer Lebensraum gewährte.
Sie ließ das Wasser in den tiefsten Erden kochen und erschuf damit das schreckliche Phänomen des Vulkanausbruchs. Sie schlug mehrmals mit ihren Händen gegen die Meeresflächen und es entstanden die Sintfluten. Sie warf noch mehr Feuer auf jene Sonne, die Arceus erschuf, und eine große Dürrewelle ließ den Felsboden zu Sand werden. Sie schlug mit ihrem Fächer mehrmals in den Lüften herum und es entstanden die unbarmherzigen Wirbelstürme. Sie hauchte mehrmals mit ihrem eisigen Atem und ließ mehrere Eiszeiten auf die Gärten zurollen. Sie ließ das Gerüst der Welt mehrmals einstürzen und es entstanden mehrere Schluchten. Sie ließ die Wälder dicht hochwachsen, sodass die Bäume jegliches Tageslicht verdeckten und alles unter ihnen in Dunkelheit zurückließen.
Um der tobenden und wilden Natur Einhalt zu gebieten, wählte Arceus für jedes ihrer Gräueltaten ein Kind seinerseits aus und gab ihm jene Macht, um eines dieser Naturkatastrophen in Kontrolle zu halten. Die ‚Sieben Hüter der Welt‘ wurden auserkoren:
Einer beschützt die Welten in den tiefsten oder lichtesten Wäldern und beschützt die Außenwelt vor deren Gefahren. Der andere behält die Natur des Schneefalls im Auge; er hütet die Gebiete, wo ein ewiger Winter herrscht. Der dritte garantiert die Bewahrung aller Hilflosen vor dem Ausbruch der größten Vulkane dieser Welt. Ein weiterer hält das unterste Gerüst der Welt aufrecht, damit die Oberwelt nicht in die rauesten Abgründe des Bodens sinkt.
Ein mächtiger Herrscher über jegliche Terra sorgt für das Gleichgewicht zwischen den vier Kontinenten. Diese vor mächtigen Übergriffen der See zu schützen ist die Aufgabe und Pflicht des sechsten Wächters. Der siebte, einer der mächtigsten, hält den Zorn des Himmels im Zaun; ohne ihn würde die Welt von zahlreichen Gewitterstürmen heimgesucht werden.
Diese sieben Elemente, jene sieben Kinder, konnten die Machenschaften der Natur bezwingen und wieder Frieden auf der Welt bringen. Die Göttin zog sich schmollend zurück und alles hätte seinen friedlichen Lauf nehmen können, wenn nicht …“ Laschoking beendete seine Erzählung, doch das Team Mystery wusste sehr gut, dass der zweite Teil der Legende nicht lange auf sich warten ließ. Ihr Gastgeber schien offenbar zu überlegen, ob er ihnen diesen Teil erzählen sollte oder nicht. Schließlich wusste er sehr gut, dass dies der schrecklichste und grausamste Erzählteil ist.
„Es gab ein Kind von den Nichtauserwählten zum Hüter der Welt, das selbst nach mehreren Jahren seinen Neid und Eifersucht nicht verbergen konnte. In einem rebellischen Jahr dann ging jenes Kind zu seinem Vater und stellte jene Weisheit über dessen damalige Wahl in Frage. Es selbst wollte zum Hüter ernannt werden. Empört über diese Unverfrorenheit versuchte Arceus, seinen Sohn an seinen Platz zu erinnern. Darauf verfiel dieser einer derartig wahnsinnigen Vorstellung, dass er selber den Platz des Schöpfers einnehmen sollte. Er griff seinen eigenen Vater an, im Begriff, ihn zu töten. Jedoch wurde er sehr schnell zurückgestoßen, sogar soweit, dass er über die heilige Mauer hinweg in die Einöde flog. Der Sohn ward aus dem Paradies für immer verbannt worden und er streifte einsam durch die Täler und Berge. Eines Tages stieg ihm ein derartiger Hass auf seinen Vater und auf seine sieben erwählten Geschwister empor und zu diesem gesellten sich Rache, Verfluchung und Leere dazu. Die Leere, die seine erloschene Gutmütigkeit hinterließ. Gerade diese wurde vom zerstörenden Gift des Hasses und der Rachsucht gefüllt und der Sohn war somit der Dunkelheit seiner eigenen Seele verfallen.
Man sagt, wenn die Seele eines Pokémons zerfällt oder verdorben wird, so sei dieses kein Geschöpf des wahren Lebens mehr, das Arceus seinen Kindern gewährte. Es werde zu einem Wesen, das gierig danach verlangt, lebende und gesunde Seelen ebenso zu verderben. Doch eigentlich entstehe ein Wesen, welches eine ewige Gier nach Essen führt – ein Dämon.
Und zu so einem Wesen wurde jener Sohn. Es wurde zu einer schrecklich verzerrten Gestalt, das einst leuchtende Augenlicht wurde bedrohlich gelb“ – Reptain erinnerte sich an jenes Augenpaar, welches er in seiner Vision gesehen hatte; ihn packte ein kalter Schauer der Angst, der ihm überall runter lief – „und er selber eignete sich Kräfte an, die nie zuvor gesehen wurden. Dämonische Kräfte. Doch selbst unter diesen Kräften war jene, die der Dämon sich aneignete, die schrecklichste und furchtbarste. Mit gutem Recht wurde dem Dämon dieser eine Name gegeben, der selbst Unwissende Angst einflößt: Kyurem!“
Das Feuer im Kamin erlosch und die Höhle lag im Dunkeln. Im fahlen Mondlicht, das durch den Höhleneingang fiel, konnten sich nur die Augen gegenseitig sehen. In allen lag eine gewisse Furcht vor den Namen, der in der Tat sich nicht wie von der Welt anhörte. Das Feuer fing an, sich wieder durch Laschokings Gedankenkraft zu zeigen; dies war in seiner Traumwelt möglich.
„Kyurem kehrte anschließend in jenes Paradies zurück und entweihte dieses schon durch seine bloße Anwesenheit. Weiterhin richtete er verheerenden Schaden an und viele Pokémon erfuhren das grausamste Schicksal, was man sich vorstellen konnte.
Man sagt, dass die Gestalt Kyurems das erste Mal in der Geschichte das Böse in die Welt brachte. Die reinste Inkarnation von Hass und Rachsucht, die sich gegen den Schöpfer selbst wandte.
In Anbetracht der Tatsache, dass Kyurem trotz seiner Zerstörungswut eines seiner damaligen Kinder war, konnte Arceus es nicht über sein Herz bringen, ihn zu vernichten. Jedoch griff er zu einer anderen Möglichkeit: Das Zusammentreffen aller Wächter, um den Dämon in einen Stein zu versiegeln, den alle sieben Pokémon erschufen. Arceus selber ließ den Stein auf alle Zeiten in den Himmel und damit in die Weiten des Weltraums auffahren. Kyurem wurde zwar erfolgreich aus der Welt verbannt, doch konnte nie wieder ein Paradies des ewigen Friedens hergestellt werden. Die Saat des Bösen, die Kyurem mit seiner bloßen Aura und Anwesenheit verstreute, macht in vielen Pokémon halt und keimte dort für eine gewisse Zeit.
Dann fingen die Pokémon an, Streits anzufangen. Schuldzuweisungen wurden anderen gegenüber gemacht. Einige entwickelten finstere Gedanken.
Es stand nicht mehr in Arceus´ Macht, dieses Ungleichgewicht wieder ins Lot zu bringen. Stattdessen vertraute er seinen sieben Kindern die Obhut dieser Welt an, erschuf sich seine eigene, aber erdenklich kleinere weitweg, in einer anderen Dimension, und verschwand. Seitdem wurden sowohl Kyurem als auch Arceus nie wieder gesehen. Nur die heutigen Wächter vermögen noch über diese Zeiten zu berichten.“
„Soll das etwa heißen, dass sie immer noch leben, obwohl das mehr als dreitausend Jahre her ist?“, fragte Panflam überrascht.
„Ja“, nickte Laschoking. „Dadurch, dass sie von einer ewig lebenden Gottheit Teilkräfte erhielten, haben sie die Fähigkeit erlangt, zu leben, ohne an Krankheiten zu sterben. Dennoch sind sie sterblich und sterben aufgrund von sehr schweren Verletzungen.“
„Laschoking …“, warf Reptain nun vorsichtig ein, als wollte er auf den Kern der Sache zurückführen wollen. „Wird unser Auftrag etwas mit dem Dämon zu tun haben?“
„Wie kommst du …“, wollte der Schimpanse seinen Anführer fragen, als er sich an die Worte ihres Erzählers erinnerte; die Legende würde das Hintergrundwissen zu ihrem Auftrag liefern. Laschoking schaute ihm lange in die Augen, als er dann tonlos nach langer Zeit antwortete:

„Der Dämon wird auf die Erde zurückkommen. Und es liegt an euch, dies zu verhindern!“
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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Empty Re: [Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

Beitrag von Silvers Mi 11 Sep 2013, 17:21

Part III: Das erste Ziel

„Moment … soll das ein Witz sein?!“, kreischte Panflam förmlich, der panisch aufsprang. Er hatte nie im Leben mit einem derartigen Grund gerechnet, weswegen Laschoking das Team Mystery zu sich in seine Traumwelt gerufen hatte. Auch die anderen beiden Mitglieder konnten nicht ihr anfängliches Entsetzen und ihre Überraschung verbergen. Reptain verharrte in seiner Position und Impergator ballte vor lauter Anspannung, die mit einem Schlag die Luft um ihn herum erfüllte, seine beiden Hände zur Faust, wobei sich seine Finger etwas tiefer als sonst in seine Handfläche gruben. Laschoking war genauso erschauert bei dem Gedanken gewesen, andere Pokémon als die Wächter auf so einen gefährlichen Auftrag loszuschicken. Aber er setzte besonderes Vertrauen in diese drei; Schließlich hatte das Team Mystery schon zweimal die Welt vor der Dunkelheit gerettet. Jetzt war es mit Impergator noch stärker geworden. Stark genug! Er konnte nicht drum herum erzählen, er zog es nun vor, mit dem Team offen darüber zu sprechen: „Mir ist bewusst, dass ich euch mit dieser Aussage überrumpel. Aber ihr seid für mich die Einzigen; gerade ihr, Reptain und Panflam. Und nun hast du – Impergator – einen großen Anteil zur Erleichterung dieser Queste beigetragen!“
„Warum setzt du gerade Hoffnung in Reptain, mich und Impergator? Warum eigentlich auch in mich?“, fragte Panflam knapp und ziemlich hoch, während er auf und ab ging, um seinen aufgedrehten Geist wieder in den Griff zu bekommen, was jedoch nicht sofort funktionierte.
Es verging einige Zeit, bis sich die Anspannung etwas gelegt hatte, und ihr Auftraggeber wartete diese geduldig ab, bis er fortfuhr, um auf seine Frage zu antworten: „Ihr beide habt mehr als einmal die Welt gerettet, sei dies auch dann durch die Hilfe eurer damaligen Helfer und Freunde gewesen. Doch ihr habt mehrmals eine harte und schwere Zeit durchleben müssen, bis ihr euer Schicksal erkannt und dann die Welt vor dem Unheil bewahrt hatte. Es ist eine halbgöttliche Fügung, dass euch beiden, nein, euch dreien nun eine solche Bürde auferlegt wird.“
Er bezog sich offensichtlich auf die Erlebnisse, die Reptain damals als Geckarbor mit Panflam erlebt hatte. Er erinnerte sich sehr deutlich an die schmerzhaften Verluste, die sie erlitten haben. Er dachte an Reptain, seinem und Panflams damals besten Freund, der sich jedoch auf eine recht rasche und eilige, aber doch herzzerreißende Art und Weise von ihnen verabschieden musste. Dieses Reptain hatte sich für das damals zu rettende Wohl der Welt geopfert. Davor jedoch sprach er einen Satz aus, den er – also unser heutiger Reptain – nie mehr vergessen werde: Er und Panflam seien das beste Gespann, dass es gäbe.
Urplötzlich fühlte Reptain diese Wärme in seinem Inneren; war es die Erinnerung an den einen seiner besten Freunde gewesen? Nein, das war es nicht! Er fühlte, spürte und hörte die Worte, die nun Reptain seinem hochgewachsenen Freund ins Ohr geflüstert hätte, wäre er in jener Höhle gewesen: „Du hast die Welt schon einmal gerettet, und dann das zweite Mal. Dann kannst du sie auch ein drittes Mal retten! Schließlich bist du M…“
„Wir tun es!“, rief Reptain plötzlich zur Überraschung aller aus, worüber sich Panflam erneut erschrak; so direkt hatte er Reptain nur selten gesehen, schon gar nicht so bestimmt nach nur ein paar Minuten nach der Verkündung einer solchen Schreckensnachricht. Er wusste nicht, wie er es zu beurteilen hatte, so erging es auch Laschoking, dem der Schweiß vor lauter Ehrfurcht stand. Dieser dachte zum einen an Wagemut, aber auch an starkes Selbstvertrauen. Diese Unsicherheit veranlasste ihn zur Frage, die er ganz vergessen hatte zu stellen: „Bist du dir sicher? Willst du den Auftrag wirklich annehmen?“ Das erste Mal seit dem Gespräch fragte er nach dem Willen des Handelns an sich.
„Bin ich!“, sagte Reptain, mit einer Spur energischer. Nun war das Urteil ihres Auftraggebers klar für ihn selbst: Nicht umsonst war das Team berühmt, sie strahlten eine enorme Entschlossenheit aus, allein schon durch ihren Anführer.
Panflam hingegen packte Reptain am linken Arm und zog ihn zu sich runter, ins Ohr flüsternd: „Sollen wir das nicht etwas überdenken? Du hast gehört, wie gefährlich das klang, oder?“
„Das habe ich, aber erinnere dich an die beiden Male zurück: Wir haben gefährlichere Situationen erlebt als jeder unserer Freunde; wir haben alle überstanden. Nicht wegen unserer eigenen Kraft, sondern, weil wir nie aufgegeben hatten. Waren wir an dem einen Tag auf das Tiefste hin erschöpft gewesen, so haben wir die Kraft vom Tag darauf geholt. Immer und immer wieder. Ich denke nicht daran, jetzt aufzugeben, ehe ich die Kraft von den nächsten Jahren verbraucht habe! Außerdem …“ Die ganze Zeit über hatte Reptain diese Worte dem Schimpansen mit einem Ausdruck in den Augen gesprochen, der allen Anwesenden Respekt einflößte. Nun aber lächelte er: „ohne unser Band hätten wir es nie geschafft!“ Reptain beendete seine Rede mit einem ermunternden Zwinkern. Panflam selber war nun sich sicher, dass Reptain seine Antwort und seinen Entschluss nicht mehr widerrufen würde. Mit einem gequälten Lächeln zwang er sich ebenfalls zu seinem Ja-Wort, konnte dennoch nicht aufhören, sich Gedanken über die Gestalt und über die Kraft dieses Dämonen machen.
Nun wandte sich Reptain an Impergator, der jedoch prompt sein Wort gab: „Schon beim Hören des Wortes ‚Dämon‘ und ‚verhindern‘ habe ich zugestimmt. Ich brenne förmlich drauf!“ Ein selbstsicheres Lächeln umspielte seine Lippen und er schlug seine Faust um die Hand, um diesen Worten von ihm besonderen und verstärkten Nachdruck zu verleihen.
„Du siehst, Laschoking, wir sind bereit. Was genau ist unsere Aufgabe?“
Laschoking sah bewundernd die drei an; das war also die Stärke des Team Mystery, ohne sich überhaupt in der Kampfkraft der drei zu definieren. Es war deren Bande, die ihn beeindruckte. Mit einem freudigem Ton – freudig darüber, solche Energie in seinen alten Knochen nochmal aufnehmen zu dürfen – erläuterte er ihnen ihre Mission: Sie sollten die Wächter an ihren Orten aufsuchen, die es irgendwo auf Explor zu finden galt. Sie sollten sie wenn nötig zum Kampf auffordern – sehr zu Freuden Impergators, wohlgemerkt! – und von ihnen die Schlüssel erhalten, die dann das Tor zur „himmlischen Welt“ öffnen würden. Erst dann hätte das Team Mystery das erste Mal seit mehreren tausend Jahren die Erlaubnis, Arceus, dem Schöpfer gegenüberzutreten, nachdem sie seiner Anwesenheit würdig wären. Er werde dann das Eintreffen des Dämons verhindern, indem er die Schale des Meteoriten mit dem Dämon zerstören werde.
„Klingt an sich eigentlich machbar!“, rief Impergator freudig über die kommende Zahl von hoffentlich starken Gegnern aus.
„Oh, sie sind stark! Ihr könnt froh sein, dass mich gerade der stärkste von ihnen auf diese Umstände aufmerksam gemacht hat!“, rief Laschoking lächelnd aus. Die Anspannung war nun gänzlich verflogen und von zweien der drei Mitglieder ging eine euphorische Stimmung aus; nur eines – brauche ich noch zu erwähnen, welches? – quälte sich nachwievor mit pessimistischen Gedanken über die Gefahren, die sie erwarten würden und über die Reptain und Impergator offenbar kein Wort verloren. Aber eine Sache hatten alle drei vergessen, worauf sie ihr Auftraggeber laut in die Aufbruchsstimmung rufend hinwies: „Ihr müsst jedoch erst wissen, wo sich überhaupt eines dieser sieben Standorte der Wächter befindet.“
Das stimmte! Das Team verfiel erneut in betretenes Schweigen, doch gab es dieses Mal keinen Grund dafür. Impergator, der es auf einmal nicht mehr erwarten konnte, stellte als erster die Frage, wo die sieben Wächter zu finden seien.
„Ich kann euch dazu keine Information geben; Mew – also der Wächter, der mich eingeweiht hat – durfte mir keinerlei Informationen über die Standorte der anderen Wächter verraten. Aber“ – auf dieses Wort legte Laschoking eine besonders große Betonung – „er hat mir zumindest den Namen seines überwiegenden Aufenthaltsortes verraten: Den Geheimnisdschungel“
„Geheimnisdschungel …“, murmelte Reptain. Es war für ihn gewiss, dass es sich um ein größeres Gehölz handeln musste als alle, die das Team bisher auf Explora während ihrer Missionen aufgesucht hatte. Doch kannte er kein ansatzweise vergleichbares, das er als Dschungel ansehen konnte.
„Wo genau liegt dieser Dschungel?“
„Das“ – erneut betonte Laschoking das Wort – „kann ich euch wiederrum nicht sagen; Mew sagte, dass es für ihn verboten sei, genauere Daten zu seinem Ort preiszugeben. Er hoffe daher auf eure Findungs-Gabe.“
„Das ist wirklich großartig!“, rief Panflam händeringend aus. „Also könnten wir ewig lange nach diesem suchen und haben ihn dann immer noch nicht gefunden.“
„Nun, es wäre nicht ratsam, solange wie eine Ewigkeit zu suchen; laut Mews Aussage träfe der Meteorit in nur einem Jahr ein.“
Jetzt kippte Panflam fast vollkommen um, als er nun diese für ihn wirklich grausige Information erfuhr. Ihm drehten sich die Augen. „Ein Jahr nur …“, sagte er benommen und immer mehr das Interesse verlierend. Unter Zeitdruck wollte er sich gar nicht mehr bringen lassen.
„Ich denke, wenn wir einfach die richtigen Leute fragen, kommen wir schnell an Informationen über den Geheimnisdschungel heran; schließlich muss dieser Ort doch eine Art Legende sein, über die man sich hin und wieder gerne das Maul zerreißt.“ Impergator brachte selten solche wohlüberlegten Worte zu Tage, ohne dabei von seinen eigenen Kampfinteressen zu sprechen. Und den Zeitdruck schien er nicht zu bemerken. Ebenso erging es Reptain.
„Da vertraue ich euch durchaus, dass ihr Erfolg haben werdet!“, rief Laschoking zuversichtlich. Sein rechtes Auge kitzelte nun die ersten Strahlen bronzenen Sonnenlichtes. Er richtete sein Blick zu einem Höhlenfenster zu seiner Rechten und bemerkte die wunderschöne Morgenröte.
„Seht sie euch an!“, rief er bewundernd aus; das Team Mystery teilte seine Bewunderung, als die drei Pokémon diese ebenso betrachteten.
„Stellt euch vor, das schlimmste Szenario würde eintreten; wären wir dann immer noch in der Lage, einen solchen Anblick der Schönheit zu erleben?“
Das war eine vortreffliche Frage. Und jeder wusste die Antwort darauf. Reptain, Impergator und auch Panflam waren sich nach diesem Anblick sicher, dass sie es tun mussten. Sie mussten zumindest alles daran setzten, um den Auftrag zur Zufriedenheit der Welt ausführen zu können.
Mit einem Ausdruck der unendlichen Dankbarkeit über ihr Verständnis wandte Laschoking seinen Blick wieder zu den dreien und schloss die Augen: „Es wird Zeit, dass ihr wieder in eure Körper zurückkehrt. Dieses Mal wird der Weg friedvoller als euer Hinweg hierher.“

Sein roter, kreisrunder Rubin an seiner Muschelkrone leuchtete auf und mit einem „Plopp“ verschwanden sowohl Panflam und Impergator mit nur einem Augenschlag. Bei Reptain setzte Laschoking bewusst eine längere Pause ein. Er ging kurz zum Ofen und holte dort die darin befindlichen Plätzchen raus und verstaute sie in einem grauen Beutel. Bedeutend hielt er diesen Reptain vor seinem Gesicht: „Den wirst du neben dir in deinem Bett vorfinden. Mew bat mich einmal, dass ich seiner lang ersehnten Bestellung nachkommen soll. Wärst du so freundlich, diese für mich bei ihm abzuliefern, solltet ihr zu ihm gelangt sein in hoffentlich rascher Zeit?“
„Das mache ich, Laschoking“, lächelte Reptain. Nun leuchtete der Rubin ein drittes Mal auf, dieses Mal sowohl für Reptain als auch für den Beutel. Beide verschwanden ebenso fast lautlos. Nur ein Plopp vermochte noch kurz vor der Stille einzutreten, die sich jetzt in Laschokings Höhle breitmachte.
Er selber hatte nun getan, was in seiner Macht stand. Während jegliche Einrichtungen, die er für seine Traumversion seines Heimes herbei gedacht hatte, verschwanden – nur der Ofen, nur etwas abgenutzter als gerade eben noch gesehen, die Fenster und das nun unbequemere Bett blieben erhalten -, blickte Laschoking hoffnungsvoll in den golden anmutenden Sonnenaufgang hinein.

„Team Mystery … ich wünsche euch für das kommende Jahr viel Erfolg!“
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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Empty Re: [Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

Beitrag von Silvers Do 12 Sep 2013, 17:16

[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Nebelwand

Kapitel 4:
Das Geheimnis vom Geheimnis



Part 1: Knuddeluffs Rat

Reptain wachte auf. Sein Körper war woanders, doch seinen Augen kam es vor, als wären sie die ganze an derselben Stelle gewesen, als wären sie nie fortgegangen. Zuvor strahlte ihn von der Seite rot-goldenes Licht von der aufgehenden Sonne an, nun sah er inmitten von Höhlengestein. Er vernahm die salzige schmeckende Luft und das Rauschen der Brandung. Das Kreischen der möwenartigen Wingull, die schon auf der Suche nach kleineren Fischen unterwegs waren, erinnerte ihn komplett an jene vertraute Umgebung, in der er sich befand, nämlich an den Höhlenraum in der Tohaido-Klippe, die Basis des Team Mystery.
Alle drei waren in ihre Körper zurückgekehrt. Das seltsame Gefühl, plötzlich etwas Hartes unter ihrem Rücken zu spüren überraschte sie keineswegs. Genauso überraschte die drei auch nicht der Fakt, dass sie alle hellwach waren, obwohl sie gerade einmal dreißig Sekunden lang ihre Augen offen hatte.
Sie saßen nun in Dreiecks-Formation gegenüber. Sowohl Reptain, Panflam als auch Impergator schwiegen. Ihnen kam in den Sinn, dass ihre gesamte Begegnung mit Laschoking nur erträumt gewesen war. Sie hätten sich zu lange nach einem neuen größeren Abenteuer gesehnt, sodass sie sich auf irgendeine Art und Weise ein Fantasieprodukt eines Weltrettungs-Auftrages erstellten. Sie schmiedeten Ränke dazu, indem sie sich selbst vor einer augenscheinlich unmöglichen Aufgabe gestellt hatten. Davon waren alle drei überzeugt; selbst Reptain, der sich kaum zu solchen Bildungen von Gespinsten überreden ließ und stattdessen auf seinen klaren Verstand und Rationalität verließ. Jetzt erschien ihm die gesamte Legende wie ein Witz, wo er doch zuvor wie gebannt Laschokings Worten dazu lauschte. Hatte dieser Monarch in seiner Traumwelt-Version die Eigenschaft, die Sichtweisen aller darin Gefangenen zu ändern? „Nie wieder lasse ich mich meiner Freiheit berauben“, rief Reptain innerlich aus und suchte mit den Händen nach einer guten Position auf dem Boden, auf die er sich stützen konnte, da sein Körper noch nicht ganz das Hellwach-am-Morgen-Spiel spielte.
Er hörte es knacken. War es sein Handgelenk. Nein, wohl kaum, dafür war es zu laut und so leicht würden seine Knochen nie seinem eigenen Gewicht nachgeben. Er prüfte es mittels Griffen in der Luft. Keinen Schmerz in den Armen spürte Reptain, wie er es sowohl beim Rechten als auch beim Linken feststellte. Seinen Freunden blieb diese Begebenheit unbemerkt; auch bei ihnen wollte der Körper nicht ganz mitspielen und Impergator war schon im Begriff, seinen blauen massiven Körper in seine Ruhestellung zu bringen. Panflam saß lediglich wie geistesabwesend da; ihn überkam ebenso die körperliche Müdigkeit wieder. Reptain nun spürte auf einmal, wie seine rechte Hand ein ballförmiges Stück Stoff ergriff und als er diese fester drückte, hörte er es erneut knistern.
Ihm kam nun diese Erinnerung an den einen Gegenstand wieder. Vorsichtig holte Reptain seine greifende Hand hervor und begutachtete jenen Beutel, den er vorher nur ein einziges Mal gesehen hatte. Und das bei Laschoking. Es war also kein Traum gewesen im einfachen Sinne. Es war ein Auftrag, nur war er deutlich gefährlicher als alle anderen. Nun verflog auch jegliche Müdigkeit im Körper; an ihrer Stelle traten nun Aufregung und Anspannung. Die Mitglieder des Team Mystery erinnerten sich an alle Einzelheiten und sie hielten sich diese Worte in besonderer Erinnerung:
Legende – Wächter – Dämon – Aufhalten
Noch dazu kam ihnen ein weiteres Wort in Erinnerung, das fürs Erste besonderen Vorrang hatte: Geheimnisdschungel. Was nun? Wohl mehr war diese Frage am wichtigsten und ehesten zu beantworten: „Wohin nun?“
Sie wussten nichts über den Geheimnisdschungel; weder, was sie dort drinnen erwartete, noch, wo er sich genau befand. Ihnen kamen keine Ortschaften in den Sinn, zwischen denen ein solch riesiges Gehölz existieren könnte. Allgemein ließ ganz Explora kein solches riesiges Stück Wald offenbaren (Hier genügte ein kurzer vergleichender Blick auf die Wunderkarte). Laut Laschoking aber musste dieser Dschungel sich irgendwo auf diesem Kontinent finden lassen.
Sie alle standen nun vor einem Rätsel, mit dem sie Schwierigkeiten besaßen, es zu lösen. Sie überblickten jeden Quadranten auf der Karte, doch konnten selbst sechs Augen keinerlei Anzeichen finden. Weder geheime Schriftzeichen, die man im Licht einer aufgehenden Sonne hätten lesen können – abstruser Gedanke, aber das taten sie in ihrer Verzweiflung wirklich! – noch irgendwelche kleingeschriebenen Linien und Formen, die beim groben Lesen niemals einem aufgefallen wären. Alles vergebens. Sie alle hätten die ganze Zeit ratlos dagesessen, hätte Panflam nicht diesen Einfall gehabt: „Warum fragen wir nicht Knuddeluff?“

***

Nachdenklich saß der Meister der Knuddeluff-Gilde da. Seine linke Pfote rieb er sich unter seinem Mund und seine Miene blickte derartig angestrengt drein, wie man es wirklich nur selten bei ihm sieht. Bei Plaudagei hingegen, der auf der rechten, gerade freien Armlehne saß, schien die Sache klar. Formal zufassend zählte er die Begebenheiten auf, die dem Team Mystery widerfahren sind: „Also, auf dem Weg zu eurer Basis habt ihr ein Laschoking beim Reden über einen ominösen Art namens ‚Geheimnisdschungel‘ reden hören. Euer Erkunder-Interesse hat sich gemeldet und ihr fragtet dieses Pokémon daraufhin, ob er mehr darüber wüsste, was dieser jedoch verneint habe. Also sucht ihr Informationen, um dieses Geheimnis zu lüften, oder?“
„So ist es“, nickte Reptain bestätigend. Zwar entsprach es nicht ganz der Wahrheit, was ihren Beweggrund besaß, doch er hielt es zunächst für angemessen, niemand weiteres in diese Geschichte einzuweihen, sofern es nicht absolut notwendig sei. Es würde eine gildentypische Hysterie-Attacke in der Gilde auslösen und diese wollte er allen Mitgliedern dieser ersparen. Wenn sie in zeitlichen Engpass kommen würden, dann erst würden sie alle darin einweihen. Aber jetzt, wo alle drei Pokémon ein Jahr Zeit hatten, wollten sie nichts überstürzen.
„Nun, ich muss euch leider mitteilen, dass selbst ich euch nichts Weiteres über diesen Ort sagen kann. Ich habe gewiss allerlei Gerüchte über viele ominöse Ortschaften und Gegenden gehört, aber nie ist mir euer Begriff zu Ohren gekommen. Tut mir wirklich leid, Team Mystery.“
„Ich verstehe. Danke sehr, Plaudagei“, musste Panflam enttäuscht annehmen. Der Vogel hob unschuldig seine Flügel und gab seine tiefste Peinlichkeit des Nichtwissens zu. Jedoch vernahmen sie ein hörbares Räuspern, was von jemand Fünftes in dem Raum kam; Knuddeluff hatte seine nachdenkliche Miene gelöst und besaß den Anschein, als wäre ihm etwas Wichtiges in den Sinn gekommen. „Team Mystery, ihr solltet vielleicht in den Gegenden um die großen Wälder herum euch umschauen. Ich kenne eine kleine Taverne, nicht weit süd-westlich vom Apfel- und dem Sinelwald und süd-östlich von der Wasserfallhöhle gelegen. Dort gibt es viele Pokémon wie unser Glibunkel, die über allerlei Informationen verfügen, die in gewissem Grad nützlich sind. Zwar wird da auch wie hier viel geschlagen und gefeiert, aber es lässt sich aushalten, wenn man nicht lange drin ist.“
„Gildenmeister … woher wisst ihr von dem Ort?“, wollte Plaudagei etwas fassungslos wissen. Offenbar war Knuddeluff wieder einmal ohne ihn auf eigene Reisen unterwegs gewesen, was er seit einiger Zeit in gewissen Abständen öfter machte. Aber Knuddeluff wehrte den Vorwurf schnell ab, indem er aussagte, dass diese Taverne letztens als Ort für die monatliche Gildenmeister-Versammlung ausgewählt worden war. „Man, dieser Gildenmeister von Wild Heart, der das erste Mal dabei war, war vielleicht ein schwerer Trinker …“, schwelgte Knuddeluff in spaßiger Erinnerung. Aber nichtsdestotrotz hatte er soeben dem Team Mystery einen hilfreichen Ansatz beschert.
„Danke Knuddeluff!“, riefen die drei Pokémon dankbar aus und eilten rasch aus der Gilde. Sie kamen jedoch nicht drum herum, in einen ihrer Freunde hineinzulaufen. Wieder einmal waren es Panflam und Krebscorps, deren Körper erneut einander Bekanntschaft machen.
„Hey hey, pass doch auf!“, rief die Krabbe verärgert aus, aber schnell änderte sich wie immer seine Einstellung. „Komm, ich helfe dir auf!“ Das Team hätte dieser Begegnung keine weitere besondere Aufmerksamkeit geschenkt, sie hätten Krebscorps rasch gesagt, dass sie in eiliger Mission unterwegs wären und die Krabbe hätte es verstanden. Jedoch fiel ihnen auf, dass sie dieselbe Krabbe schon innerhalb der Gilde bemerkt hatten. Und gerade diese kam nun genauso rasch aus dem Gildeneingang herausgekrabbelt, weil sie soeben einen Job angenommen hatte. Nun aber kam es dazu, dass sich die Blicke beider Krabben einander begegneten. Die zweite konnte erst ein leises „Hey hey …“ vernehmen lassen, während sie wie angewurzelt dastand. Dann aber schrie sie auf: „Hey hey! Wieso bin ich schon draußen und das vor dem Team Mystery?!“
„Oho? Ihr seid also das berühmte Team Mystery?“, fragte die erste Krabbe erstaunt.
„Krebscorps“ – damit wandte sich Panflam an seinen Vordermann – „das weißt du doch seit geraumer Zeit …“
„Du bist ich … nein, ich bin du … argh, ich bin verwirrt!“, rief der zweite Krebscorps verwirrt aus und musste mehrmals den Kopf schütteln, um seine Gedanken klar zu bekommen. Krakeelo tauchte nun aus dem Gildeneingang herauf und musste genauso denselben Anblick bemerken. Jedoch erkannte er sofort, wen er vor sich hatte; alle fünf. Das Team Mystery, sein momentaner Partner bei der Mission, die beide angenommen hatten, und …
„Du bist zurück, Mimi? Plaudagei hat erst später deine Rückkehr erwartet.“
„Mimi?“ Dem Team Mystery und Krebscorps kam dieser Name von irgendwo bekannt vor, dann wussten sie es wieder. Mimi war der Name eines S-Klasse-Mitglieds der Gilde.
„Sieh an, du hast mich sofort erkannt, Krakeelo!“, rief das erste Krebscorps aus, nur klang die Stimme wesentlich weiblicher als zuvor. Die Gestalt leuchtete kurz hell auf und sie nahm die Form von Krakeelo selber an. Jetzt hatte es auch Krebscorps verstanden, was es mit seinem vorherigen Doppelgänger auf sich hatte.
„Oh, du bist es! Aber musst du denn jedes Mal in Gestalt irgendeines Mitglieds der Gilde zurückkehren?“
„Nun …“, schmunzelte Mimi und wechselte erneut ihre Form; dieses Mal war es Plaudagei selber gewesen, mit dessen Stimme sie nun sprach. Offenbar bestand ihre Fähigkeit darin, sich exakt in ein Abbild eines Pokémon zu verwandeln. Dann konnte sie dazu perfekt dessen Stimme imitieren. „Ich ziehe es vor, wenn meine wahre Gestalt geheim bleibt. Sonst werde ich immer mit heftigen Willkommensgrüßen überrannt, nur weil sie alle erstaunt sein, dass jemand aus der S-Klasse zurückgekehrt ist.“
„Du bist also dieses berühmte Mitglied aus der S-Klasse“, bemerkte Reptain interessiert. Sie nahm nun die Gestalt eines Guardevoir an und lachte vergnügt: „Mimi, freut mich euch kennenzulernen.“
„Gut, da wir das nun geklärt haben, wer wer ist“, rief Krebscorps bestimmt aus, „Team Mystery, wohin seid ihr unterwegs?“
Wohin sie unterwegs waren, das konnte das Team Mystery ohne Bedenken sagen. Nur den Beweggrund wollten sie nachwievor verschweigen. So berichtete ihnen das Team Mystery die drei Pokémon über ihren Zielort. „Oh, kann ich mitkommen? Ich kenne zufällig die Tavernenbesitzerin, sie ist eine alte Freundin von mir“, rief Mimi begeistert über die Möglichkeit des Wiedersehens aus. Die drei Pokémon konnten ihr Interesse nicht verbergen, mehr von dem S-Klasse-Mitglied kennenzulernen, von daher gaben sie ihr ein sofortiges Ja-Wort.
So kam es, dass aus dem Dreiergespann vorübergehend ein Vierer-Gespann wurde, das bis zur Ankunft ihres Zielortes bestehen sollte. Und die vier Pokémon machten sich schon bald auf in Richtung Süd-Osten. Es war mittlerweile Mittag und sie sollten kurz vor der Abenddämmerung ankommen.
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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Empty Re: [Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

Beitrag von Silvers Fr 13 Sep 2013, 15:34



Part II: Erahntes Schicksal


„Formwandlung?“
„Ganz genau“, rief Mimi stolz und berührte den fragenden Schimpansen mit ihrer Mauzi-Pfote an dessen Stirn. Kurze Zeit später hatte das Team Mystery ein Abbild von Panflam vor sich stehen, welches tatsächlich dieselben Merkmale wie das Original aufwies. Er klatschte begeistert: „Wow, du kannst dich also in jedes Pokémon verwandeln!“
„In jedes, das ich selbst berührt habe“, korrigierte ihn Mimi und verwandelte sich wieder in ein Guardevoir. Dass sie diese Form schon das vierte Mal in kurzer Zeit annahm, zeigte wohl, dass ihr diese Gestalt am Meisten gefiel. Reptain verwunderte dies kaum, da sich Mimi bisher eher zierlich zeigte und dieses Aussehen ihr die meiste Grazie verlieh. Mit dieser Feststellung im Hinterkopf formulierte er interessiert eine Frage: „Möchtest du uns vielleicht zeigen, wie du wirklich aussiehst?“
„Dann wärt ihr die Ersten, die es wüssten“, lachte Mimi begeistert.
„Soll das heißen, dass niemand deine wahre Gestalt je gesehen hat?“, fragte nun Impergator verblüfft. Er schritt neben dem Trio her und hatte seine Arme leicht angespannt neben seinem breiten Körper hängen. Er rechnete stets mit urplötzlich auftauchenden Banditen, obwohl jedes Mal die Sehnsucht unerfüllt blieb. Er sehnte sich nach einem ausgiebigen Schlagabtausch.
„Seit meiner Registrierung in der Gilde weiß keiner, was ich wirklich bin. Es gab Tage, in denen ich mit meinem wahren Körper in die Gilde gekommen bin, aber alle dachten natürlich, es wäre wieder eine Kopie von jemand anderem.“
Das Team Mystery war von Mimi beeindruckt. Ihr Raunen war nicht von schlechten Eltern gewesen. Sie hatten so ein Verhalten von einem S-Klasse-Mitglied nicht erwartet. Statt erhaben und etwas hochmütig zu sein, besaß Mimi eine recht offene und herzliche Art. Offenbar, so musste Reptain sich eingestehen, war das Bild von den S-Rang-Erkundern doch etwas unwahrheitsgemäß entworfen worden, nachdem das Team Mystery das erste Mal von diesen gehört hatte. Doch sie schien diesen Gedanken in ihren Blicken erkennen zu können und wandte sich schnell an den Anführer.
„Merk dir, Reptain, dass jedes Mitglied der S-Klasse verschieden ist. Lass es mich so sagen: Laxus ist das gänzliche Gegenteil von mir. Seine Hochmütigkeit muss man erst einmal ertragen können.“ Sie zwinkerte und lachte dennoch amüsiert darüber. „Wenigstens habe ich keinerlei Ambitionsprobleme, in sämtlichen Dingen als die Stärkste gelten zu müssen.“
„Kannst du uns sagen, was für ein Pokémon Laxus ist?“, fragte Impergator nun gänzlich interessiert. Schließlich wollte er diesem Pokémon, das von sich behauptete, das Stärkste zu sein, eine Lektion in Sachen Kraft geben und sich mit ihm messen. Man sah ihm die Freude über so einen Kampf förmlich in den hitzig dreinblickenden Augen an. Als Beweis seiner Entschlossenheit quetschte er die Luft in seiner Hand förmlich zusammen.
„Nun …“, begann Mimi eine Antwort zu formulieren, doch dann rief sie freudig und deutete in ihre Wegrichtung: „Seht, da vorne ist es!“
Sie erblickten in der Ferne ein hohes, fast kastenförmiges Gebäude, dessen Holzdach etwas abgerundet war. Weiters bildeten einige spezielle Holzkonstruktionen Stützen für die Ecken und Dachränder, während die restlichen Wände mit sanften, rosafarbenen Steinen ausgelegt waren. Auf fast jeder Seite des kleinen, nicht einmal drei Meter großen Gebäudes wurden zwei Fenster in die Wand eingelassen, aus denen schon gelbliches Licht schien, obwohl es im Moment Nachmittag war. Offenbar hatte Mimis Freundin - die Tavernenbesitzerin - schon die Laternen angezündet, um sich auf einen abendlichen Ansturm vorzubereiten; sie würde eventuell so sehr beschäftigt sein, dass ihre keine Zeit mehr bliebe, diese Laternen anzuzünden.
Sie mussten um das Konstrukt auf die gegenüberliegende Seite der Taverne gehen. Über der eichenen Tür hing ein Schild, auf dem „Zur zapfenden Milchkuh“ zu lesen war. Rechts neben dem Eingang befand sich noch ein weiteres Schild, welches freundliche Worte der Wirtin enthielt: „Tretet ein und genießt!“
Diese Bitte wollten die vier Pokémon keineswegs abschlagen und Reptain war der Erste, der die hölzerne Tür berühren wollte. Doch sie ging plötzlich von selbst auf. Die Worte „Ich bezahl die Rechnung noch irgendwann!“ drangen eilig heraus und Reptain, der immer noch verdutzt die Tür greifen wollte, stieß mit dem eilig laufenden Zechenpreller zusammen. Somit machte er Bekanntschaften mit dem Boden, während das andere Pokémon ein paar Schritte zurücktaumelte. Beide fingen sich exakt zur selben Zeit und stießen dieselben Worte aus: „Entschuldigung, ich habe dich nicht gesehen.“ Sie starrten sich eine Zeit lang an. Das Knarksel rückte seinen Stoffumhang, der lediglich seine Arme und in zur Hälfte seine rötliche Brust bedeckte, zurecht und entschuldigte sich nochmals. Dann eilte er davon, während ihm Mimi und der Rest des Team Mystery nachschauten.
„Wer war das?“, wollte Panflam verdutzt und etwas empört über so einen Hektiker wissen.
„Ich habe keine Ahnung. Dieses Pokémon habe ich bisher noch nie gesehen“, antwortete Mimi mit ebenso fragender Meine, doch sie erkannte nun die Worte der Wirtin, die nun etwas gelangweilt aus der noch immer offen stehenden Tür herausrief: „Das sagst du mir jedes Mal, Cephal!“
„Rose!“, kreischte Mimi freudig, nachdem sie durch die Tür eingetreten war und die Wirtin gesehen hatte. Das Team Mystery blieb stehen, während es sich von Mimi etwas vergessen fühlte. Sie konnten nur noch sehen, wie der weiße Saum des weißen Prachtkörpers der Guardevoir-Gestalt in dem düster wirkenden Raum verschwand. Sie traten dann auch ein und mussten sofort bemerken, dass es nur von außen den Anschein hatte, als wäre die Taverne eine etwas riechende Spelunke. Tatsächlich empfingen sie braune und warme Farben von den Wänden, von dem Boden und von den Tischen. Es roch herrlich nach diversen Getränken, vom süß-sauer riechenden Sinelsaft bis hin zum im Eichenfass gereichten Amrena-Met. Das Dach schien im Vergleich zum außeren Anschein näher zum Boden zu hängen. Doch rechts an der Wand führte eine hölzerne Treppe zu einem höher gelegenen Stockwerk hinauf. Anscheinend bot diese Taverne auch Plätze oder Zimmer zum Übernachten an. Das eigentliche Hauptaugenmerk lag jedoch mehr auf die beiden Frauen, welche sich gegeneinander sofort erkannt hatten Ein etwas dicklicheres Miltank band eifrig die Schürze ab, ließ das abzuwaschende Geschirr des vorherigen Gastes auf ihrem Tresen stehen und fiel ihrer langjährigen Freundin in die Arme. Beide brachen in jubelndes Kreischen aus.
„Aah, Mimi! Wie lange ist es her? Gut siehst du aus! Die Guardevoir passt sehr gut zu dir!“
„Und dir passt einfach die Miltank zu dir!“, erwiderte Mimi heiter und betrachte das Miltank. Sie bemerkte, dass sie etwas zugenommen hatte, doch das herzensfreundliche Funkeln in ihren Augen war erhalten geblieben. Dieses galt nun dem Team Mystery, die sich daraufhin vorstellten
„Das sind ein paar Freunde von mir, Rose“, sagte Mimi und wollte ihr das Team Mystery vorstellen, doch die Milchkuh war schneller: „Das berühmte Team Mystery! Einen solch hohen Besuch hätte ich mir nie vorstellen können, bei der Bescheidenheit dieser Taverne.“
„Wir sind nur ein Erkundungsteam“, gab Reptain bescheiden zurück und hielt sich verschmitzt lächelnd den Kopf. Es fiel ihm schwer zu glauben, dass ihr Ruf ihnen so rasch vorauseilte. Insbesondere deswegen, da sie bereits den Hyper-Rang erreicht hatten. Dies wurde offenbar schnell in der Welt kundgegeben.
„Bitte, setzt euch! Mal sehen, ob ich noch was von meiner besten Milch auf Vorrat habe!“ Rose machte sich eifrig zu schaffen und zog rasch vier Stühle an einen der Tische heran. Danach ging sie hinter den Tresen und füllte nach einigem Kramen vier Becher mit ihrer hausgemachten Milch an, die sie den vier Pokémon im Anschluss servierte. Mimi konnte nicht genug dem Team Mystery versichern, dass diese Milch die beste in ganz Explor sei. Mit diesem Vertrauen genehmigte sich dieses die ersten Schlücke. Und sogleich folgte Schluck um Schluck und Bestellung um Bestellung – ein wahrer Gaumenschmaus war diese Milch, worauf die Tavernenbesitzerin zutiefst erfreut war.
„Was führt euch in so eine verlassene Gegend?“, wollte sie interessiert wissen und rieb währenddessen geistesabwesend denselben Becher ab, den sie auch beim Eintreten des Teams gesäubert hatte.
‚Was führt deine Taverne in eine fast kundenlose Gegend?‘, wollte Reptain beinahe sarkastisch zurückgeben, doch er behielt die Frage für sich. Wie er an dem einen Knarksel gesehen hatte, waren das Team Mystery und Mimi nicht die einzigen Kunden. Just in dem Moment wurde seine Sicht etwas verschwommen und Reptain wurde sogar etwas schwindlig. Er ließ sich jedoch nichts anmerken, atmete weiterhin mit einem lautlosen Hauchen und saß weiter still da.
„Nun, wir dachten, dass du gewisse Informationen für uns parat hättest, Rose“, sagte Mimi und erklärte ihr das Anliegen des Team Mystery. Sie richtete interessiert die Ohren auf, als sie von dem sonderbaren Ort hörte. „Hm … ein geheimnisvoller Dschungel … oder ein Dschungel voller Geheimnisse? Der Name selbst ist schon ein Mysterium.“ Sie lachte kurz und wurde gleich wieder nachdenklich. Dann aber schüttelte sie bedauernd den Kopf und sagte: „Ich kann euch leider nichts zu diesem Ort sagen. Das ist das erste Mal, dass ich davon höre.“

Damit war für das Team Mystery die Sache erledigt. Kleineren Gesprächsstoff abarbeitend unterhielten sie sich bis zum letzten Schluck mit Miltank und zahlten – anders als jener Cephal – die Zeche und gingen raus. Sie entfernten sich von der Taverne, welche stets kleiner zu werden schien und immer mehr von ihren Details verlor, und schritten in Richtung Schatzstadt. Wieder bekam Reptain bei dem Gedanken an jenes Knarksel dieses seltsame Empfinden. Warum kam das zweimal hintereinander in einer so kurzen Zeit vor?
„Und was tun wir jetzt?“, fragte Panflam ratlos, während er an der Seite von Impergator schritt und dabei ratlos beide Arme hinter seinem Kopf verschränkte-
„Ich weiß nicht“, antworte Mimi. Sie schluchzte und musste sich die Augen verdecken, da diese schon anfingen zu glitzern.
„Hey! Wieso fängst du an zu weinen?“, wollte der Schimpanse bestürzt wissen.
„Ich wollte euch nur behilflich sein. Es ist beschämend zu wissen, dass Rose uns keine Antworten geben konnte. Und nein, ich weine nicht. Ich weine nicht!“
Sie weinte ziemlich hysterisch. Panflam fuchtelte wild und panisch mit den Händen: „Impergator, tu etwas! Tröste sie!“
„Vergiss es! Diese Hürde ist mir zu hoch!“, gab der Alligator sofort zurück, während er verwirrt dreinblickte.
Reptain bekam von all dem nichts so richtig mit. Für ihn verhallten die Worte seiner Mitreisenden. Seine Schritte fühlten sich wie in Zeitlupe an und in ihm wurde nun das Schwindelgefühl so groß, dass er sich fast hätte übergeben müssen. Er schloss die Augen und sah für einen kurzen Augenblick schwarz. Sein Atmen wurde schwer. Er hörte es in seinen Ohren. Sein Herz schlug mehrfach widerhallend in seinem Körper. Er konnte es nicht verhindern, dass sein Puls immer rasender wurde. Reptain hatte den Eindruck, als würde sein Blut mit fünfzehnfacher Geschwindigkeit durch seine Adern sausen. Er besaß nicht einmal mehr die Gewissheit, ob er überhaupt noch lebte. Denn ihn übermannte jetzt ein Gefühl der Taubheit, das sich in all seinen Muskeln ausbreitete. Er konnte wieder sich bewegen noch irgendetwas von dem hören, was Panflam und Impergator laut miteinander besprachen, wie sie Mimi trösten könnten. Nun versagte ihm mittlerweile die Sicht mittlerweile. Wie ein schwarzer Vorhang legte sich nun von den Rändern seines Sichtfeldes an ein schwarzer Nebel um die Bilder der Gegenwart. Er sah abwechselnd scharf und unscharf, doppelt und einfach. Seine Sicht verschwamm immer mehr und die Bewegungen seiner Freunde, die er durch seine geöffneten Augen hätte klar und deutlich sehen können, wurden nach und nach in einer Zeitlupe gefangen, bis sich der Nebel auch über diese ausgebreitet hatte. Riechen, Hören, Sehen, Fühlen und nun auch Schmecken – alles wurde wie ausgelöscht. Nun wurde ihm gänzlich schwarz vor Augen.

Reptain fühlte sich auf einmal wie leer. Ihn umhüllte vor seinem inneren Auge ein schwarzer Nebel. So schwarz, dass nichts in ihm vernommen werden wollte. Doch die Sicht klärte jäh auf und offenbarte eine Waldlandschaft, die aber nur schemenhaft zu erkennen. Genaue Details blieben durch den Nebel verwehrt. Doch hörte deutlich Stimmen, die ihm alle vertraut waren.
„Er muss hier irgendwo sein!“
„Da vorne!“
Eine Pause trat ein.
„Impergator? Imp! Wach auf, bitte! Imp!!“
„Du … Bastard!“
„Gahahaha, ihr werdet nie vor mir den Geheimnisdschungel finden.“
„Dein Geschrei geht mir auf die Nerven.“
„Tun wir es!“
Wieder eine Pause.
„Vielen Dank für eure Tapferkeit. Ich werde euch zum Geheimnisdschungel führen.“
Das Bild eines Knarksel, welches mit einem lederbraunen Stoffumhang in Kampfstellung ging, wurde wieder nur kurz gewährt. Und das Bild eines antilopenähnlichen, aber doch unbekannten Pokémon folgte unmittelbar nach.

Reptain fühlte sich auf einmal topfit. Er öffnete seine Augen und bemerkte seine klare Sicht. Auch drang das hektische Treiben seiner Reisenden vor ihm an seine Ohren. Nun war für ihn alles klar, was zu tun war.
„Leute, ich hab´s!“, rief er, so laut er konnte, in die Menge hinein, die daraufhin verstummte. „Wir müssen nochmal zurück zu Rose. Ich muss da etwas in Erfahrung bringen!“
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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Empty Re: [Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

Beitrag von Silvers Sa 14 Sep 2013, 14:25

Part III: Cephal



Die Tür der Taverne wurde wieder aufgeschlagen, dieses Mal jedoch energischer. Miltank, die gerade beschäftigt war, das Besteck von der letzten Gesprächsrunde mit dem Team Mystery wegzuräumen, erschrak bei dem lauten Krach und musste auch überrascht dreinblicken, dass sie demselben Kunden wie von vor vier Minuten ins Gesicht schaute. Sie fragte sich, ob ihre Milch derartig zum Wiederkehren in ihr schäbiges Lokal einladen würde.
„Rose“, rief Reptain hastig aus, während Mimi, Impergator und Panflam mittlerweile auch im Türrahmen erschienen waren, auch wenn sie zeitgleich teilweise keuchen und um Luft ringen mussten. Reptain hatte sich in all seiner Eile einen Schnelligkeits-Vorteil mit seiner Agilität verschafft. Doch er fuhr, ohne auf seine Freunde zu achten, fort: „Wohin ist dieses Knarksel hingegangen?“
„Cephal? Warum willst du …“, wollte die Milchkuh stutzend fragen, doch Reptain wiederholte als Unterbrechung seine Frage. Sie hörte eine relativ hohe Dringlichkeit von dem Zusammentreffen mit jenem Knarksel in Reptains Stimme, daher ließ das Hinterfragen von dem Wieso bleiben und dachte nach.
„Cephal … ich meine, dass er mir erklärt habe, dass er wegen eines Auftrages hier in der Nähe sei. Ich kann mich nicht genau erinnern, um was es sich bei diesem Auftrag handelte, aber ich glaube, dass es ihn in die Apfelwälder verschlagen müsste. Zumindest kann ich mich an den Zielortgut erinnern …“
Reptain ging, wie er gekommen war. Urplötzlich war aus dem Türrahmen inmitten durch seine Freunde heraus gesprintet und ließ alle zurück, die darauf perplex auf seinen immer kleiner in der Ferne werdenden Körper schauten. Miltank, die dieses Spiel nicht beobachten konnte, da sie nicht auf der Türschwelle stand, war verwirrter als vor ein paar Sekunden, nachdem Reptain herein geschneit war. „Kann mir jemand sagen, was in dem vorher so ruhigen Reptain gefahren ist?“
„Wenn wir das wüssten …“, gaben die drei Pokémon zurück und machten sich ebenso daran, Reptain in Richtung Osten, in Richtung des Apfelwaldes, zu verfolgen.
„Reptain!“, rief Panflam verzweifelt keuchend und sie alle sahen, wie der grüne Körper mehrere Meter von ihnen entfernt vorlief. Mimi hatte nun genug von der kleinen Verfolgungsjagd und nahm unter einem kurzen hellen Leuchten ihres Körpers die Gestalt eines Wieseniors an, dessen lange und schmale Gestalt über den Boden hinwegfegte und selbst Reptain in seinem halben Agilitätssprint überholte. Als sie sich ein paar Schritte vor ihm befand, wechselte sie erneut ihr Erscheinungsbild. Mit der muskulösen Gestalt eines Maschocks hielt sie mit ihren Armen Reptain auf, der fast in diese mit halber Wucht hinein gelaufen wäre. Rechtzeitig noch konnte er die Geschwindigkeit drosseln und wollte als Alternative ausweichen, doch die großen Finger umfassten sanft seine beiden Schultern. „Was ist in dich gefahren? Warum suchst du auf einmal dieses Knarksel wie verrückt?“ Reptain sah ein, dass er etwas zu aufgedreht war, und hörte auf, sich gegen den Griff zu sträuben. Als nun Panflam und Impergator hinzukamen, die fast mit gleichem Wortlaut die Frage stellten, antwortete er ihnen: „Ich sah es in einem dimensionalen Schrei …“
Eine Spur Unsicherheit lag in seiner Stimme; ob ihm sowohl Impergator als auch Mimi glauben würden? Schließlich waren sie keine Zeugen von einem Einsatz eines solchen Schreis gewesen. Nur Panflam verstand auf Anhieb, was sein langjähriger Freund meinte. Aber er war verwundert: „Du hast seit längerer Zeit keinen Schrei mehr gehabt, oder?“
Das stimmte. Reptain hatte es nie sonderlich vermisst. Aber seit gut drei Jahren, nachdem Darkrais Komplott zunichte gemacht wurde, erfuhr Reptain keinerlei Anzeichen seiner besonderen Eigenschaft, Bilder oder Stimmen aus Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft zu sehen oder zu hören. Deswegen kam ihm dieses mulmige Gefühl von vorhin nicht so vertraut vor, obwohl er es früher öfter zu spüren pflegte.
„Dimensionaler Schrei … was heißt das genau?“, fragte Mimi.
„Das ist Reptains besondere Fähigkeit, Dinge aus Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft zu sehen. Dabei stehen sie stets in Verbindung zu einem Objekt oder eines Pokémons, das Reptain unter den letzten Dingen berührt hat.“
„Und vor ein paar Minuten sah ich dieses Knarksel!“, fügte Reptain eilig hinzu. Ihn nagte die Furcht, dass dieses nun, je mehr Zeit mit der Erklärung aufgewandt wurde, immer mehr in nicht mehr erreichbarer Greifweite befand. Daher musste er schnell sprechen, obwohl er zuvor wieder vor seinen Augen festhalten musste, was er in dem Schrei gesehen hatte. „Ich hörte uns alle in einem Kampf … dann sah ich dieses Knarksel … und dann noch ein anderes Pokémon. Und gerade dieses sprach, dass es uns in den Geheimnisdschungel führen würde.“
„Aber sind denn solche Visionen zuversichtlich?“, fragte Impergator mit einem skeptisch zugekniffenen Auge nach. Reptain jedoch erwiderte: „Sie haben stets zugetroffen, jedoch sind sie meist verschwommen oder ich weiß nicht genau, von welcher Zeit sie mir berichten. Bei der letzten jedoch bin ich mir sicher, dass es in der Zukunft passieren wird. Wir müssen uns daher beeilen, ehe wir diesen Cephal verpassen!“

Plötzlich erbebte der Boden. Überrascht fielen wurden die Pokémon ins Wanken gebracht und beobachteten, wie dieser um sie herum Risse fing und immer mehr zu bröckeln begann. Als er dann nachgab, fielen sie in ein Loch, dessen Dunkelheit die vier sofort empfing. Die vorher trockene Luft der Steppe wurde durch eine feuchte ersetzt, es roch zum Teil nach Lehm und der Boden auf dem Grund der Fallgrube war durchfeuchteter als der trockene Boden jenseits des Loches. Zwar war er dadurch weiter, doch musste sich sowohl das Team Mystery als auch Mimi auf eine härtere Landung einstellen, die ihnen eine Schockwelle durch ihren Körper rammte. Alle ächzten und stöhnten. Und ihnen drückte der Schmerz auf den Gliedern. Am Rand der Grube erschien eine große Schattengestalt, die in ihrer Form schwer auszumachen. Lediglich die Auswüchse neben deren Kopf konnte man als charakteristisches Merkmal eines bestimmten Pokémon des Typs Drache erkennen. Die Stimme hallte am Boden leise wider; dennoch verstand Reptain sie in seinem Eifer, als würde der Sprecher direkt vor ihm stehen: „Ich habe gleich geahnt, dass irgendetwas nicht stimmte, als ich euch vier gesehen habe. Ihr seid ein Erkundungsteam, was? Und ich habe euch gehört, wie ihr nach mir sucht. Eins ist klar, ihr werdet mich nicht fassen!“
„Warte, wir wollen mit dir reden …“, versuchte Reptain mit bittendem Blick ihn zurückzuholen, doch schon war er fluchtartig verschwunden.
„So reagiert niemand, der ein einfacher Wanderer ist – dieses Pokémon ist ein Verbrecher!“
„Aber sagte Rose nicht eben, dass er wegen einer Angelegenheit unterwegs sei?“, fragte Panflam verwirrt und erschrocken über Mimis Aussasge nach.
„Was meinst du, was man für ‚Geschäfte‘ als Verbrecher erledigt?“, konterte Mimi finster und ballte ihre Maschok-Faust zusammen. „Solche Typen sind wirklich die untereste Stufe der Gesellschaft, wenn sie für Geld jemanden …“
„Jemanden was antun?“
„Ich denke, er gehört irgendeiner Assasinengilde oder ähnlichem an!“, sprach Mimi ihren ersten Verdacht bitterernst aus, worauf Panflam erschrocken dreinblickte. Doch Reptain, der primär nicht daran denken wollte und konnte, ergriff die Initiative. Zu seinem Glück waren die Wände der quadratisch wirkenden Grube nicht allzu weit voneiander entfernt, von daher war es für eines der leichteren Dinge gewesen, zwischen diesen hin und her zu springen und dabei sich immer weiter dem Rand zu nähern. Zu den drei Pokémon rief er angeregt, dass er diesen Drachen einholen würde, ganz gleich, in welche Umstände er hineingeraten würde. Ein Augenschlag später trennte ihn und das Entkommen aus dem Loch nur noch ein Sprung.
„Cephal!“, schrie Reptain und sprang aus dem Loch ins Freie auf dem Boden und sah das Knarksel zu seiner Überraschung vor sich stehen, mit einem Abstand von einigen Fußschritten. Lobend ließ er seine Komplimente zu Reptains Agilität aussprechen: „Sieh an, ich treffe nicht viele, die meiner kleinen Falle entgehen.“
„Hör mir zu! Ich bin hier, um mit dir zu reden.“
„Spare es dir! Zuerst kämpfen wir!“
„Was?“, warf Reptain überrascht zurück, doch schon sah er auf sich zukommen. Aus den feinen Schlitzen seines Stoffmantels, welches seine Flügel bedeckte, kam silbernes Licht hervor und das Knarksel war drauf und dran, Reptain mit einem bestimmten Schwung seiner Drachenflügel anzugreifen. Es folgte ein Geräusch, als würden zwei Klingen aufeinander treffen. Der Stahlflügel wurde noch rechtzeitig mit einer Laubklinge auf beiden Armen aufgehalten, die Reptain vertikal zur gegnerischen hielt. Reptain hatte so einige Mühe, dem massiven Druck des gegnerischen Angriffes standzuhalten. Er schaute verbissen dem Drachen in die Augen, in denen ein Funkeln seiner Kampfbegierde lag. Von beiden Klingen wurden mehrere Energiestöße sichtbar, die in den verschiedensten Blau- und Grüntönen den Boden unter sich trafen, worauf dieser um die beiden herum Risse fing. Laut ausrufend lächelte Cephal: „Und damit hast du die Herausforderung angenommen!“
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Beitrag von Silvers So 15 Sep 2013, 13:17

Part IV: Der unschuldige Verbrecher


Beide Klingenformen kratzten aneinander und die entstandenen Geräusche wurden in den Körpern der beiden Kämpfer in Form eines unangenehmen Schauergefühls wiedergegeben. Doch das Knarksel lächelte aufgeregt und war sehr entschlossen, den Waldgecko zu einem selbst ihn fordernden Kampf zu bewegen. Reptain versuchte zunächst, mit denselben Worten wie zuvor an Cephals Kooperationsfähigkeit zu appellieren, doch dieser Aufruf ging im kampfbegeisterten Funkeln seiner topasgelben Augen unter.
Beide stießen sich voneinander weg, da beide ebenbürtig im Kräfteverhältnis waren und weder der eine noch der andere durchdringen konnte. Nun hatten beide Mühe, auf dem unebenen Steppenboden Halt zu finden, über den ihre Füße schliffen. Reptain fühlte einen unangenehmen Abrieb seiner glatten Schuppenhaut, während Cephal aufgrund der Widerstandsfähigkeit seiner zäheren Drachenhaut gar nichts zu spüren schien. Diese schien auch aufgrund ihrer rauen Oberfläche besseren Halt zu finden, weswegen er seinen Gegner nicht warten ließ und unweigerlich auf ihn zusprang, während dieser noch taumelte. Und nun blieb Reptain keine Wahl.
Mit seinen Armen brachte er sich durch ungleichmäßige Ruderbewegungen in ein improvisiertes Gleichgewicht. Es reichte gerade aus, um der eben vorbereiteten Kopfnuss des Drachen-Pokémons zu entgehen, indem er einfach über ihn hinwegsprang. Noch in der Luft holte Reptain tief Luft und ließ eine gelbe Leuchtkugel vor seinem Mund entstehen, die ein surrendes Geräusch von sich gab. Seine Backen füllten sich mit dieser Energie. Dann formte er seine Lippen spitz zusammen und stieß mit kräftigem Atem mehrere Saatkugeln aus auf das Knarksel zu, in der Hoffnung, dass diese perfekt trafen und so maximalen Schaden verursachen würden.
Doch Cephal schien dies von Reptain, einer Pokémon-Art, welche oft den Kugelsaat-Angriff anwendete, erwartet zu haben. Blitzartig drehte er sich mit seinem schweren Drachenkörper herum, hielt dabei einen seiner mit dem Stoffmantel bedeckten Flügel als Schild vor sich und ließ die runden Saatkörner darauf prasseln. Diese gruben sich mit abgedämpften Geräuschen in das Material ein, ohne sich aufzulösen. Dies nutzte Cephal gekonnt aus, indem er kurz hitzig aufschrie, dabei seinen noch immer verborgenen Flügel schwang und damit die Saatkörner auf Reptain schleuderte, der über diesen Konter erstaunt war. Jetzt hatte er erneut Schwierigkeiten und versuchte mit panisch Gedanken, einen möglichen Ausweg zu finden. Lange war es her, dass er in einem Einzelkampf gleich zwei Mal in eine verzwickte Situation geriet. Er fragte sich im Stillen interessiert, ob das die wahre Stärke jenes Knarksels sei.
Nun jedoch war er damit beschäftigt, diesem Konter entgegenzuwirken. Reptain fuchtelte mit beiden Laubklingen wild vor sich und konnte damit einen großen Teil der Projektile zur Seite schlagen. Einige jedoch trafen ihn an den Armen und Beinen und fühlten sich kurzzeitig wie sehr feine Nadeln an, die sich mit enormer Wucht in seinen Körper drängten. Doch die Schmerzen dieser „Stiche“ waren nichts im Vergleich zu denen, die Cephal Reptain unmittelbar danach zufügte, wogegen er dieses Mal nichts unternehmen konnte.
Mit einer von heller Energie umgebenen Drachenklaue schlug er ihm laut ein „Hya!“ ausrufend in den Bauch, worauf Reptain die Luft mit einem Mal aus seinem Körper herausgepresst wurde, daraus folgend zu röcheln begann und dabei die Augen weitete. Seine Organe wurden einem immensen Druck ausgesetzt und Reptains Sicht wurde an den Rändern schwarz. Mit einem weiteren Aufschrei des Knarksels wurde er hart auf den Boden geschleudert, woraufhin sich auf den Stellen, auf denen er polternd und unsanft landete, feine Staubwolken bildeten. Cephal hingegen landete mauzi-gleich sanft und deutlich leiser als Reptain mit seinen Füßen auf dem Boden. Reptains grün leuchtende Klingen flackerten und wurden wieder zu den drei Blättern, aus denen Reptain sie geformt hatte. Missbilligend begutachtete er den momentanen Status des Kampfes, in dem er selbst als deutlich Unterlegener da stand. Und gerade das war es, was ihm missfiel.
„Hmpf, soll das alles sein?“, rief Cephal enttäuscht in die sandgelbe Wolke hinein, die sich langsam lichtete und Reptain wieder mit deutlichen Blessuren zu erkennen war. Schwer atmend stützte er sich auf seinen Knien ab, die Augen waren vor lauter Schmerzen in der Magengegend zugekniffen. Sein Körper hob und senkte sich stark mit jedem nach Heilung hechelnden Atemzug. Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr Cephal fort: „Ich habe dich herausgefordert, weil ich spürte, dass du meinem Level nahe bist. Ich wollte das zu gerne klären! Doch wenn ich mich in dir geirrt haben sollte … so sei es …!“
Cephal hob seinen weiß-blau leuchtenden Flügel, der ein gefährliches Brummen von sich gab, weit über seinen Kopf, um einen starken Schwung für den nächsten Angriff zu erreichen. Sein Blick sprach dabei todernste Bände und Reptain wagte es, zumindest ein Auge zur Hälfte zu öffnen. Der Anblick schockierte ihn. Mehrere Lichtblitze einer Vorstellung seiner Zukunft schossen durch seinen Kopf. Doch alle beruhten auf der einen Frage, was Cephal als nächstes tun würde. Reptain konnte sich noch immer nicht vom Fleck bewegen und wünschte sich innig, dass die Schmerzen aufhören mögen. Verbissen knirschte er seine Zähne zusammen. Nun vibrierte die Luft um Cephals Flügel herum und gab ein Geräusch von sich, als würde die Schallfrequenz eines Krawumms immer lauter werden. „Wenn du es nicht schaffst, dem auszuweichen …!“, drohte Cephal und wollte den Flügel auf den Waldgecko herabschwingen lassen. Dabei hätte er eine enorme Schnittwelle verursacht, die Reptain sicherlich hohen Schaden zugefügt hätte …
Jedoch schwang das Drachen-Pokémon seinen Flügel nach einer Hundertachtzig-Grad-Drehung hinter sich, genau in Reptains entgegengesetzte Richtung. Damit konnte Cephal noch rechtzeitig einen sehr stark angesetzten Flammenwurf neutralisieren, indem die Schnittwelle mit diesem kollidierte und diesen in hunderte kleinere Einzelflammen zerlegte, die sich wie flammende Zungen für eine Sekunde auf den Boden legten, ehe sie dann verloschen. Er hatte die sich nähernde Energie und deren Rauschen gespürt. Interessiert betrachtete Cephal die Gruppe vor sich und den Anwender jener Feuer-Attacke, der vor lauter Krafteinsatz keuchte. Doch ehe er ein Kommentar zur bemerkenswerten Kraft dieses einen Angriffs geben konnte, fuhren von einem weiteren Mitglied der Dreiergruppe mehrere hellblaue Lianen hervor. Diese wickelten sich um seinen Arm, welchen das Knarksel zuvor für die Schnittwelle gebraucht und noch immer ausgestreckt hielt. Überrascht und erfreut über diese Geschwindigkeit begutachtete er die eben angekommen, beachtliche Verstärkung. Mimi jedoch hatte sich in die Gestalt eines Tangoloss verwandelt, dessen hellblaue Ranken sich von seinem Kopf aus bis zum Boden erstreckten und dabei den gesamten Körper bis auf sein schwarzes Gesicht bedeckten, und rief: „Cephal, ergib dich, auf der Stelle!“
„Zuerst kämpfen wir!“, rief dieser erneut wie bei Reptain kampflustig und wollte sich schon mit dem freien Flügel von den Pflanzenfesseln freischneiden, als hinter ihm Reptains Stimme gellend zu vernehmen war: „Mimi! Lass ihn los! Er gehört mir!“
„Aber …?“, stotterte Mimi sprachlos, der diese Situation gerade zu viel wurde. So barsch war ihr noch nie etwas befohlen worden und so lockerte sie reflexartig ihren Griff, während sie verwundert Reptains mit einem Mal völlig fremden Blick musterte. Auch Cephal konnte diesen deutlich überrascht in Augenschein nehmen, als er die losen Ranken von sich abstreifte und sich zu seinem vorherigen Kontrahenten wandte. Dann aber lächelte er wieder: „Ha, jetzt bist du aufgewärmt, wie?“
Reptain hielt ihm mit erneut verengten Augen seine wieder aktive Laubklinge hin; jedoch konnte er in dem Moment nur Energie für diese eine aufwenden, während den anderen Arm noch immer drei stumpfe Blätter schmückten. Doch dafür legte er nun jeglichen Fokus auf die eine, deren grünliche Energie nahe der Schneide kleine Wellen schlug. Schwer atmend begegnete Reptain mit seinem Blick dem von Cephal. Für eine Zeit lang fühlten sich beide wie in einer anderen Dimension, in der nur sie anwesend waren. In den Augen des Knarksels lag eine begeisterte Neugier über die wahre Kraft Reptains, als er laut loslachte.
Für einen Moment waren alle, selbst Mimi, baff. Auch Impergator blickte überrascht drein. Er, der die ganze Zeit nichts gesagt hatte, seit er aus dem Loch mühelos geklettert war und Panflam zuvor ebenso ohne Mühe hinausgeworfen hatte. Er, der den Kampf mit strengen und doch auch interessierten Augen beobachtet hatte, fühlte sich von dem drastischen Abbruch überrumpelt. Ungläubig über so einen Entschluss ließ er seine Augen auf Cephal ruhen, der seelenruhig die Schlaufen seines Stoffmantels überprüfte, ob diese auch alle ordentlich festgezurrt waren. Dann rief er aus: „Ich glaube dir, tapferes Reptain! Ich glaube dir, dass du doch auf meinem Level bist! Ich wusste, dass mein Eindruck von dir seit unserem Zusammenstoß nicht falsch war!“
Er ging zu einem nahestehenden Baum, dessen Nachmittagsschatten den Boden oval formten, und griff nach einem ledrigen Beutel an dessen Fuß. Mit der Begründung, dass er ihn sicherheitshalber dort liegen gelassen hatte, machte Cephal im Absatz kehrt, wünschte über seine Schultern den Pokémon einen schönen Nachmittag und wollte sich in Richtung Osten aufmachen. Doch er hörte an seinen Ohren ein leises Sausen und nicht einmal eine Sekunde später peitschten hellblaue Ranken knapp neben ihm auf den Boden. Verdutzt hielt er in seiner Bewegung an, musterte für einige Augenschläge die Furche, die dieser Rankenhieb verursacht hatte und erinnerte sich an einen weiteren interessanten Fund. Er ließ den Beutel von seinen Schultern gleiten, der daraufhin mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden plumpste und dabei eine kleine Staubwolke aufwirbelte.
„Stimmt ja …“, bemerkte er und wandte sich mit funkelnden Augen der Erkunderin zu. „Da war noch jemand!“
„Nur habe ich kein Interesse, mit dir zu kämpfen!“, entgegnete Mimi hart und behielt ihren wieder ernst aufgesetzten Blick bei. Sollte Cephal es wagen, sie wieder verbal herauszufordern, so würde er es ihrer Ansicht nach bereuen. Doch dieser hob unschuldig und mit verwirrtem Blick die Arme und zuckte dabei die Schultern, als verstünde er die Welt nicht mehr.
„Aber du hast mich doch soeben herausgefordert?“, krächzte er unter seiner unterdrückten Kampfeslust hervor. Wie gerne würde er jetzt gegen diesen zweiten „Partner“ kämpfen wollen.
„Das nicht. Vielmehr war es ein Zeichen dafür, dass du unter Arrest stehst!“, erklärte Mimi autoritär. „Ich bin Mimi, Mitglied der Erkundergilde Knuddeluff! Cephal, du wirst hiermit verhaftet!“
Für einen Moment behielt er seinen Blick bei und verzog keine Miene, als er damit konfrontiert wurde. Er schaffte es sogar, wieder seinen Beutel in die Hand zu nehmen, den er daraufhin untersuchte und dann ein paar Poster mit Bildern von diversen Pokémon hervorzauberte. Leise murmelnd blätterte er sie durch: „Kolossos … Holmes, der Verräter … Sheo und Gorath … Arsuni Lepen … Rex Fury …“ Mit fragendem Blick wandte er wieder sein Augenmerk Mimi zu: „Du meinst mich, oder? Denn ein Knarksel habe ich hier nicht.“
Mimi war sprachlos über seine Art; wie konnte er es nicht bemerken? Laut und mit ernstem Gesicht machte sie ihm deutlich, dass sie mit Cephal ihn selbst meinte. Darauf wurde er panisch: „Was? Ich werde gesucht? Ich bin ein Verbrecher?!“
„Denke ich … nun, vermute ich … was?“, war Mimi wieder verwirrt. Das Knarksel besaß den Anschein, als würde es sich nicht einmal an seine kriminellen Aktivitäten erinnern. Vor Schreck hob er seine Arme, sodass dabei die einzelnen Poster in die Luft flatterten und in allen Richtungen auf den Boden niedersegelten. Dem jedoch schenkte Cephal keine weitere Beachtung; er ging panisch auf und ab und fluchte hysterisch vor sich her: „Ich wusste, dass mir Skorpio das übelnehmen würde. Aber mich gleich als Verbrecher darzustellen? Es war doch nur sein Lieblingssnack, nicht gleich eine seiner geliebten Scheren!“ Laut zappelnd fuhr er sich mit seiner samtweißen Klaue über den schuppigen Kopf und versuchte, sich zu beruhigen. Doch er wurde den Gedanken nicht los, dass er jetzt offiziell gesucht wurde.
„Verstehst du nicht? Ich verdächtige dich der Angehörigkeit einer Assassinengilde und …“
„Das wird noch bunter!“, kommentierte Cephal laut und sackte dann völlig deprimiert zu Boden. Wieder sprach er mit einer deutlich tieferen Stimme seinen Unglauben gegenüber das Verhalten „Skorpios“ aus. Mimi begann nun leise zu vermuten, dass dieser Typ einfach nur irre wäre. Vorsichtig wagte sie den Ansatz: „ICH vermute dies!“
„Wie kommst du auf so einen wüstenvernebelten Gedanken?“, sprang Cephal auf und baute sich vor Mimi auf. Sein Verhalten hatte sich wieder jäh geändert. „Ich gehöre weder einer Assassinengilde an noch bin ich mir kriminellen Taten bewusst!“ Mimis Gesicht erstarrte. Sie sah sofort in dessen Augen, dass dieses Knarksel die Wahrheit sprach. So klar erkennbar war sie durch seine Panik.
„Aber … die Fallgrube … deine Flucht vor uns …“, stotterte sie. Cephal wurde nun wieder verwirrt.
„Wie? Deswegen dachtest du, ich wäre ein Verbrecher?“ In seiner Stimme lagen eine Spur Unsicherheit.
„Es passt vom Verhalten her zusammen …“, ließ Mimi kleinlaut vor Scham über ihr eigenes Urteilsvermögen verlauten.
„Ooh …“, hauchte Cephal. Eine Zeit verging, als er dann mit der Zunge schnalzte und mit seiner Klaue abwinkte: „Na dann, Schwamm drüber!“
„Wie jetzt?“, konnte Mimi diesen Stimmungswechsel verdattert nicht aufnehmen.
„So ein Missverständnis kann vorkommen!“, grinste Cephal. Dieses Lächeln wurde wenig später von einem herzhaften Lachen begleitet, welches Mimi etwas erheiterte, obwohl sie noch immer eine rote Tönung ihres Gesichts vor lauter Scham besaß. Reptain jedoch, der inzwischen seine Laubklingen eingefahren hatte, beobachtete den Drachen perplex: „Wer bist du nun?“

„Holmes, der Verräter: Wird gesucht wegen Irreführung der Polizei, indem er sich als Detektiv ausgibt, nur um seine eigenen Verbrechen von sich abzuweisen – Belohnung: 1500 Pokédollar“, las Panflam neugierig vor, als drei der Poster vor seinen Füßen landeten.
„Sheo und Gorath, gesucht wegen öffentlichen Ärgernisses. Treiben alle in den Wahnsinn, selbst die Polizei – Belohnung: 3000 Pokédollar!“, pfeifte er und begutachtete das dritte Plakat: „Arsuni Lepen, gesuchter Dieb. Arbeitet oft mit Pseudonymen – Belohnung: 1000 Pokédollar!“ Den Blick von Reptain suchend rief er aus: „Reptain, das sind alles Steckbriefe wie die in der Knuddeluff-Gilde!“
„Heißt das etwa …“, betonte Mimi ahnungsvoll und als ihr Blick und der des Waldgeckos dem des Knarksels begegneten, verneigte dieser sich würdevoll und stellte sich breit grinsend vor: „Cephal, Erkunder der Red-Scorpion-Gilde. Freut mich euch kennenzulernen, Knuddeluffler!“
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Beitrag von Silvers Mo 16 Sep 2013, 17:52

Part V: Erzrivalen

„Uhm … also ...“, wollte sich Mimi, die mittlerweile wieder ihre bevorzugte Guardevoir-Gestalt angenommen hatte, mit blassrotem Gesicht sich bei Cephal entschuldigen. Der jedoch watschelte munter und laut zwischen ihr und Panflam, während er über seine Gilde schwatzte, und unterbrach sie freundlich: „Nun mach dir keinen Kopf! Schließlich kann das schon mal vorkommen.“
„So einfach jemanden zu verurteilen …“, flüsterte sie und verachtete sich dabei selbst, „… das ist unverzeihlich!“ Sie ballte die Faust und schloss die Augen, nur damit sie nicht mehr das Nachmittagssonnenlicht erblicken musste. Sie bebte vor Wut, die sie einzig und allein sich selbst spüren ließ.
Cephal musste bestürzt bei Panflam nachfragen, ob sie immer so eine Drama-Queen wäre, was dieser anhand ihres ersten hysterischen Ausbruchs fernab von Roses Taverne bestätigen konnte. Doch da er dies nach so kurzer Zeit schon gewohnt war, winkte er schnell ab und fuhr neugierig fort: „Befindet sich die Red-Scorpion-Gilde wirklich in einer Wüste?“
Reptain wollte Panflam dazu auffordern, mit der beharrlichen Fragerei aufzuhören, doch Cephal schien dies nicht zu stören. Mit entspanntem Gesicht fuhr er fort: „Oh ja, daher wird es kein Wunder sein, wenn man ausschließlich Pokémon antrifft, denen man nur in der Wüste begegnet. Erst seit Kurzem haben wir ein für die Gilde relativ untypisches, neues Mitglied; und der hat es drauf! Wäre, glaube ich, auch was für dich, Impergator.“
„Hm?“, fragte dieser überrascht grunzend, da er sein Augenmerk bisher auf die nähere Umgebung gerichtet hatte.
Sie befanden sich auf dem Weg nach Norden. Links über ihnen am Himmel neigte sich die Sonne bereits zum erkennbaren Horizont, der bei den fünf Pokémon in Form von in violettfarbenen Schatten eingehüllten Berggipfeln zu erkennen war. Nur deren unscharfe Umrisse waren noch zu sehen. Die Bäume hingegen wurden auf der Steppe zahlreicher und fülliger. Sie erreichten eine Zone von Explor, wo das Klima deutlich gemäßigter war und nicht mehr so trocken, daher wurden im weiteren Verlauf die ersten Baumkronen von Gehölzen sichtbar.
„Er tönt oft von seinem Wunsch, gegen starke Gegner zu kämpfen. Und dich schätze ich ebenso als solchen ein“, lobte Cephal ihn für seine Kraft, die er auf den ersten Blick erkannt hatte. Impergator bedankte sich, doch musste er fast flüsternd hinzufügen: „Vorerst will ich meine Kraft für jemand anderen aufheben …“ Doch dies hörte das Knarksel nicht, denn nun ruhte dessen Aufmerksamkeit auf Reptain, der nun an Panflams Stelle seinen Platz neben dem Drachen eingenommen hatte und fragte: „Du scheinst wirklich gerne auf einen Kampf aus zu sein, oder?“
„Auf GUTE Kämpfe!“, betonte Cephal. „Ich erkenne es sofort, wenn mir jemand ebenbürtig ist. Den fordere ich unweigerlich heraus. Eine Berührung genügt!“
„Welch Zufall!“, sprang der Schimpanse wieder aufgeregt herbei. „Reptain wollte dich auch sprechen, Minuten später, nachdem er dich angerempelt hatte.“ In seinem Eifer bemerkte Panflam nicht, dass Reptain ihm mittels Blicken sagen wollte, dass er dies für sich behalten sollte.
„Ach, wirklich?“, kniff Cephal ein Auge zu und wandte sich interessiert an den Waldgecko: „Wie vieles wir gemeinsam haben …“ Er grübelte.
„Also gut, es ist entschieden: Ab sofort sehe ich dich als meinen Erzrivalen an!“ Reptains Augen weiteten sich nun. So eine Aussage hatte er in all der vielen Zeit noch nie gehört! Zwar bedankte er sich verlegen bei Cephal, doch konnte er nicht drum herum, als diesem die Wahrheit zu erzählen.
„Cephal, eigentlich …“
Und er erzählte ihm von seiner Vision, in der das Knarksel selber eine entscheidende Rolle spielen sollte und er notwendig dafür wäre, um den Geheimnisdschungel zu finden. Selbstverständlich war Cephals Reaktion über die Nennung eines solchen Ortes nicht anders als wie die von Rose oder Mimi; doch ohne weitere Fragen nickte er zustimmend. „Sieh an, das ist nun wirklich interessant, wie das Schicksal mit einem spielt!“
„Schicksal?“, fragte Mimi skeptisch, die sich mittlerweile unter stillem Protest wieder beruhigt hatte. Sie schien bei so einem übergeordneten Begriff mit Unglauben zu reagieren.
„Genau! Ist unser Treffen reiner Zufall? Würdet ihr ohne mich trotzdem die Person finden, die euch zum Dschungel führt?“ Er schien recht zu haben, denn das brachte das ganze Team Mystery zum Grübeln. War es damals Reptains Schicksals, Panflam zu treffen, nur damit beide das heute so berühmte Team Mystery gründen konnten? War es vom Schicksal bestimmt gewesen, dass Panflam einst gekniffen hatte, als er vor vielen Jahren der Knuddeluff-Gilde beitreten wollte? Hätte er dann Reptain in seiner Form als Geckarbor getroffen?
„Ich glaube nicht an so etwas!“, kommentierte Mimi barsch. Mit erhobenem Haupt stolzierte sie an den Vieren vorbei und ließ dabei von sich bekennen: „Ich glaube an den reinen Zufall, weiter nichts. Ich akzeptiere nicht die Vorstellung, dass ein höher geordnetes Wesen über unser Leben bestimmt.“
„Nun, was ich im Moment mache, Panflam …“, sagte Cephal zu dem Schimpansen; beide waren mit Reptain und Impergator ohne weitere Worte an Mimi vorbeigegangen, die autoritär mit geschlossenen Augen ihren Vortrag gehalten hatte. Sie hatten sie nicht ignoriert, doch wollten sie keine Sekunde verschwenden und weiter gen Norden wandern, da die Zeit eventuell drängen würde. Gerade für Cephal tat sie es.
„Lies hier selber“, sagte er und hielt dem Feuer-Pokémon prompt ein Fahndungsplakat der ziemlich anspruchsvollen Klasse A – dem drittschwersten Rang – entgegen, auf dem ein gigantisches Käferhorn abgebildet war:

„Erkunder oder wer auch immer! Schafft mir unverzüglich dieses laute Skaraborn aus dem Apfelwald heraus. Belohnung nach Wunsch! Bezahlung erst bei Erfolg!“

Mimi horchte auf.
„Ziemlich barscher Tonfall …“, kommentierte Panflam. Doch Mimi hatte bereits einen ihrer raschen Entschlüsse gefasst: „Wäre ich wieder paranoid, würde ich dich glatt als einen Dieb beschimpfen!“
„Ohoja?“, drehte sich Cephal erschrocken darüber, dass er eventuell irgendwo geklaut hätte, zu ihr um.
„Ja“, sagte Mimi ernst. „Denn kurz bevor ich zu meinem letzten Auftrag ging, habe ich genau so einen ähnlichen Auftrag bei uns in der Gilde gesehen. Exakt derselbe Tonfall!“ Sie blickte in fragende Gesichter, als sich Reptain zuerst wieder zu Wort meldete: „Soll das heißen … dass sich jemand sowohl an die Red-Scorpion-Gilde als auch an die Knuddeluff-Gilde gewandt hat?“
„Und auch an andere, das wäre möglich; es kann durchaus möglich sein, dass sich der Auftraggeber oder die Auftraggeberin in ihrer Verzweiflung an fast alle Gilden gewandt hat.“
„Verzweifelt hört sich das nicht gerade an …“, betonte Panflam tonlos, den Kopf schüttelnd.
„Interessant!“, kommentierte hingegen Cephal mit gehobener Stimme. Er schlug begeistert seine weißen Klauen aneinander. „Das wird ein interessantes Wettrennen, wenn andere Gilden involviert sind!“ Dass er sich um so etwas kümmerte, schien Reptain etwas zu überraschen. Er sah schließlich keinen Anlass zu einem Konkurrenzkampf. Trotzdem klopfte ihm Cephal auf die Schulter, worauf dieser perplex dreinschaute: „Was sagst du, Reptain? Wollen wir uns in Schnelligkeit messen?“ Reptain wollte keinerlei kein Wettrennen mehr mit dem Drachen veranstalten, doch als er dies langsam und vorsichtig ansprechen wollte, sprintete das Knarksel los. Unverständliche Worte brüllte er hinter sich und hechelte dann im Sprint, als würde er um sein Leben laufen. Mit starren Augen verfolgte Reptain dieses Szenario; so erging es auch seinen Teammitgliedern und Mimi. Nur Impergator sprach dann lächelnd: „Los, Reptain. Es kann einen anspornen und verbessern, wenn man sich mit seinem Erzrivalen misst.“
„Er ist nicht mein Erzrivale!“, wehrte Reptain ab und lockerte seine Gelenke. Dann ging er in die Knie. „Aber verfolgen muss ich ihn trotzdem, sonst verlieren wir ihn wieder. Wir sehen uns im Apfelwald; hoffentlich noch davor!“
Damit sprintete er ebenfalls los und setzte zur Agilität an. Bald war auch sein Körper in der Ferne derartig klein geworden, dass er nicht mehr zwischen den streichholzähnlichen Bäumen auszumachen war.

„Jungs …“, sprach Mimi tonlos aus.
„Dass Reptain bei sowas mit macht …“, murmelte Panflam baff.
Impergator hingegen lächelte.
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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Empty Re: [Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

Beitrag von Silvers Di 17 Sep 2013, 20:34

Part VI: Riesenhorn VS Erkunder


Während die Luft vom Duft der Beerensträucher und Baumharze erfüllt war, tauchte das mittlerweile bronzefarbene Licht der allmählich untergehenden Sonne die Blätter auf dem Boden und in den Baumkronen in ein leuchtendes Gelb, sodass der Apfelwald nahezu aufglühte. Die Bewohner dieses Horstes gingen ein letztes Mal an diesem Tag ihren Beschäftigungen nach, ehe sie sich zur Ruhe legen wollten.
Der Herbst war schon vor wenigen Tagen in das Land eingebrochen. Die ersten Teile des hellsten Grüns der Blätter wichen nun sanften Gelb-, Rot- und Brauntönen und der Boden einiger Wälder war schon zu gewissen Teilen von bereits vermoderten Überresten der ersten gefallenen Blätter bedeckt. Ein vierteiliger Regenbogen an Farben durchzog jegliches Gehölz, insbesondere den des Apfelwaldes, dem sich endlich die drei restlichen Mitglieder der Erkundertruppe näherten.
Mimi, die in einer von lodernden roten Flammen umgebenen Magmar-Gestalt ihren Unmut über das kindische Verhalten des Knarksels äußerte, bemerkte als Erste Reptain, der keuchend vor dem Eingang des Waldes stand. Neben ihm breit grinsend und gar nicht nach Luft japsend befand sich Cephal, der den drei Nachzüglern winkte und den Sieg des Waldgeckos in Sachen Geschwindigkeit zurief. Anerkennend klopfte er ihm auf seine Schulter, doch er bekam von der Formwandlerin die Rüge, dass er sich ihr und den anderen gegenüber gefälligst einmal seriös verhalten solle. Laut lachend und das Versprechen gebend, darauf zu achten, schob Cephal sie beiseite und wechselte mit dem Alligator noch einige Worte; sie würden sich früher oder später auch einmal duellieren, doch Impergator gab an, dass er zuvor auf eine andere Gelegenheit warte, jemand Bestimmtes zum Kampf aufzufordern.
„Gut, ich kann warten!“, klatschte Cephal seine weißen Klauen aufeinander und setzte, ganz nach Geheiß von Mimi, einen gespielt ernsteren Blick auf. „Aber hier wird es ernst! Alle Mann antreten und los!“ Mimi verstand diese Anspielung.
„Hey, so einen Ton wollte ich nicht angeben!“, rief sie erregt aus, worauf das Knarksel stutzte. Schon wieder hatte er etwas missinterpretiert. „Aber trotzdem sollten wir uns beeilen, es wird nicht mehr viele Stunden dauern, bis die Dunkelheit hereinbricht, sodass unsere Suche nach dem Skaraborn dadurch erschwert wird. Und da der Apfelwald auch noch an den Sinelwald angrenzt, haben wir ein noch größeres Waldareal zu durchsuchen“, gab Mimi bekannt, als sie den Stand der Sonne zu analysieren versuchte. Dieser Aussage stimmten alle anderen Erkunder zu und zu fünft begaben sie sich in das dicht bewachsene Gestrüpp.
Sie stießen zunächst auf keinen Trampelpfad, daher schlugen den Erkundern, insbesondere dem kleineren Panflam, dornenbewachsene Pflanzen gegen ihre Beine und Körper. Auch von Brennnesseln wurden sie nicht verschont, doch Mimi, die eine schlangenartige Serpiroyal-Form hatte, Cephal, der von dicken Drachenschuppen geschützt wurde, Reptain und Impergator mit einem gekonnten Ignorieren der für sie kleinen Schmerzen ließen kein Wehklagen von sich bemerken. Einzig Panflam beschwerte sich über brennendes Jucken und mehrere Dornen, deren Spitzen durch seine Haut stachen. Schließlich erbarmte sich Impergator und setzte den Schimpansen mit nur einem Arm auf seine Schulter; als Ausrede gab er an, dass er Panflams Meckern überdrüssig geworden sei und dies nicht mehr länger ertragen wolle. Trotzdem bedankte sich Panflam mit freundlichen Worten, was Impergator mit einem Schnauben aufnahm; er zog die kleineren Fehden mit seinem Teampartner vor, als von ihm freundliche Worte zu empfangen, die keinerlei Anregungen zum Streit gaben.
Später traten die fünf auf eine Lichtung und sogleich wischte sich der blaue Hüne den roten Zwerg von seinen Schultern, worauf dieser unsanft auf den Boden fiel und dieser sich unmittelbar darüber beschwerte. Jetzt begann das typische Wortgefecht der beiden, die von Themen wie „Mangelndes Reaktionsvermögen des Affen“ bis hin zu „Rüpelhaftigkeit der Blauhaut“ reichten. Ungeachtet dessen richtete sich Reptain an Mimi und Cephal: „Wie wollen wir so ein Skaraborn eigentlich finden? Schließlich könnten mehrere dieser Art hier in diesem Wald leben ...“
„Nun ja ...“, versuchte Cephal, sich klug darzustellen. „Wir suchen ein Skaraborn. Also suchen wir Hörner, große Hörner ... Und das Skaraborn, was wir suchen, hat dem Steckbrief nach ein besonders großes Horn ...“
„Und um dieses ‚besonders große Horn‘ aufzuspüren ...“, äffte Mimi seinen Tonfall nach – auch das konnte sie wohl gut kopieren -, „brauchen wir ebenso besondere Mittel und Wege. Aber gut, dass ihr jemanden an eure Seite habt, der schon einmal gegen ein besonders lästiges Golbat kämpfen musste ...“ Bei den letzten Worten verzog sie genervt das Gesicht, als würde sie sich ungern daran erinnern. „Verdammter Konfustrahl!“, flüsterte sie verachtend aus und sogleich verwandelte sie sich unter dem üblichen Leuchten ihres Körpers zu einem Pokémon, dessen zwei purpurne Flügel besonders gekrümmt und an einigen Stellen ihrer Haut durchlöchert waren und dessen Körper flach war. Die etwas giftgrün unterlaufenen Augen waren eingesenkt und die vier Zähne des ziemlich großen Mauls wiesen stumpfe Spitzen auf, als wären diese weggeschmolzen. Es war ein ungewöhnlicher Anblick eines Golbats. Auf die Frage Cephals, wozu diese Verwandlung dienen möge, antwortete Mimi unter Sabbern von violetter Flüssigkeit: „Fledermausartige Pokémon wie Golbat gebrauchen einen Ausstoß von Schallwellen, um entweder in ihrer Umgebung zurecht zu kommen oder um fliegende Beute erspähen und erwischen zu können. Diese Praxis wende ich in erweiterter Form an. Ich fliege über die Baumkronen und stoße auf alle mir sichtbaren Flächen solche Schallwellen aus. Sollte ich von einer andere Schwingungen erhalten als von den anderen, dann wäre die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich um unser gesuchtes Skaraborn handeln könnte.“
„Beeindruckend, Mimi!“, rief Reptain begeistert aus. Trotzdem wich er der giftigen Spucke aus, die Mimi im Davonfliegen aus ihrem Maul träufeln ließ. Cephal merkte an, dass das kopierte Golbat ziemlich krank gewesen sein musste, wenn es einen gar so fürchterlichen Anblick bot, wie es dessen Doppelgängerin vor ein paar Sekunden demonstriert hatte. Über die anhaltenden Kurzdiskussionen der beiden Streithähne hinweg versuchten beide, die Schallwellen zu hören, die Mimi ausstoßen wollte. Doch kein Laut war zu vernehmen, so sehr sich beide auch Mühe gaben. Dann hörten sie das Flattern der ramponierten Flügel und Mimi kam wieder zurück; sie wechselte sofort die Form, nachdem sie durch das Blätterdach gesaust kam.
„Ich kann diese Gestalt nicht ausstehen!“, rief sie unter Ekel hervor. „Man übernimmt bei einer Kopie meiner Art alle Eigenheiten des Kopierten; auch seinen unkontrollierten Speichelverlust, dieses Kratzen der müden Augen und auch die Krämpfe in den Flügeln!“
„Hast du etwas hören, sehen oder was auch immer können?“, fragte Cephal sie, ohne ihrem Leiden weitere Beachtung zu schenken.
„Habe ich ...“, antwortete sie tonlos. „Und zwar bekommen wir gleich Gesellschaft.“
Es kamen mehrere kleine Pokémon eilig aus den Böschungen vor den drei Pokémon hervor. Sie alle waren in heller Panik und waren sowohl Flug- als auch Käfer-Pokémon. Bestürzt suchten sie hinter allen Erkundern Deckung, obwohl einige zunächst das hitzige Wortgefecht der beiden anderen Pokémon meiden wollten. Doch dieses wurde beigelegt, als Panflam und Impergator nun auch die aufgeregte Menge bemerkt hatten.
„Ihr müsst uns helfen!“, piepste die Stimme des kleinen weiblichen Nidoran, dessen sonst weiß-blaue Körperfarbe einem fast gänzlichen Weiß glich. „ER ist hinter uns her! Beschützt uns!“
„Wer ist ‚ER‘?“, fragte Reptain überrascht von der Situation, aber doch ruhig auf das Nidoran einredend nach.
„Herkules! Der König dieses Waldes!“, flatterte ein Taubsi mit seinem braunen Federkleid erregt. „Zumindest will er, dass wir ihn so bezeichnen. Aber das wollen WIR nicht!“
„Bitte, helft uns! Er will uns töten!“, rief ein Raupy übertrieben hysterisch aus.
„Töten?!“, rief Panflam schockiert über so eine Bereitfähigkeit eines solchen Handelns aus.
„Hey, Mimi“, wandte sich Cephal an sie. „Kann dieser Herkules unser gesuchtes Skaraborn sein?“
Doch schon hatte sie sich schützend vor den kleineren Pokémon aufgestellt. „Es ist mir egal, ob er es ist oder nicht. Ich werde nicht zulassen, dass den Kleinen irgendetwas zustößt!“ Das Weinen der Waldbewohner verstummte. Das war das erste Mal nach langer Zeit, dass sich jemand Herkules in den Weg stellte. Nun kamen ihnen Freudentränen und sie bedankten sich mit brüchiger Stimme bei der Erkunderin.
„Wir helfen natürlich auch!“, sprang ihr Panflam zur Seite und auch Reptain und Impergator stellten sich schützend vor die drei Pokémon. Cephal blieb an Ort und Stelle stehen, denn sein Augenmerk lag nun auf den erneuten Regungen des Gebüschs, aus dem die kleineren Pokémon geeilt waren.
Und tatsächlich ragte zunächst ein breites, saphirblaues Horn hervor, welches eine unvorstellbare Länge besaß. Diesem gewaltigen Körperauswuchs folgte ein relativ schwach wirkender Körper eines Käfer-Pokémons, dessen gleichfarbige Panzerplatten ebenso enorm dick waren wie das Horn selber. Die Oberschenkel seiner Beine waren auch muskelbepackt und die Unterarme waren ebenfalls mit einem dicken Plattenwuchs versehen. Die Augen glühten in einem bedrohlichen Rot und ein gefährlich anmutendes Brummen der Käferflügel begleitete die Gestalt. Cephal pfiff laut durch den Mund: „Hübsches, großes Horn hast du da, Herkules!“
„D... Das ist er also“, stammelte Panflam angeregt. Immer noch wies er eine kleine Spur von Angst auf, wenn er gefährlichen und stark aussehenden Gegnern gegenüberstand. Auch wenn er einen Kampfkoloss wie Impergator und einen talentierten Laubklingen-Kämpfer wie Reptain an seiner Seite hatte, musste er doch zu Beginn eines androhenden Kampfes an seinen eigenen Fähigkeiten zweifeln. Als aber Herkules in einem fürchterlich brüllenden Ton sprach, durchfuhr ein kalter Schauer seinen Körper.
„Erkunder also, hä? Das sehe ich an euren Schatzbeuteln an!“
„Mein Name ist Mimi, S-Klasse-Erkunderin der Knuddeluff-Gilde“ Die Formwandlerin trat nun mit ernstem Gesicht in ihrer Guardevoir-Gestalt hervor. „Herkules, du bist verhaftet, ergib dich und dir wird nichts geschehen!“
„Ha ha ha ha ha!“, brüllte das Skaraborn förmlich vor lauter Lachen. „Das sagen sie alle! Aber dennoch hat es keiner geschafft, mich zu besiegen! Und das werdet ihr auch nicht tun! Versucht doch, gegen die Macht meines Hornes zu bestehen!“ Mit diesen Worten stieß er sich vom Boden ab und sauste wie ein abgeschossener Pfeil auf Mimi zu, die nicht mit so einer Geschwindigkeit gerechnet hatte. Sie wollte mit den schützend die Arme und Reptain und Impergator wollten zur Hilfe eilen, doch sie waren nicht schnell genug. Dann aber warf sich Cephal in die Hornattacke des Skaraborns, indem er sich vor Mimi stellte und dabei seine Flügel überkreuzt hatte. Herkules hieb mit einem harten Schwung auf diese ein und die Wucht war so enorm, dass das Knarksel verbissen die Zähne aufeinander beißen musste, obwohl er seine Flügel innerhalb des Lederumhangs stählern verhärtet hatte. Doch seine Standfestigkeit reichte immer noch nicht aus und so wurde er in weitem Bogen nach hinten geworfen, über die Köpfe seiner erstarrt wirkenden Freunde. Er prallte sehr hart gegen einen Baum und entwurzelte diesen unter einem Knacken und Knarren sogar noch, sodass auf seinen Aufprall ein Beben vom Fallen des Baumes folgte. Von Cephal selber war im Gebüsch, in dem er landete, keine Spur mehr zu sehen. „Ce...!“, wollte Reptain sich vergewissern, ob es ihm gut ginge, doch in einer Schreckenssekunde vergaß er die Geschwindigkeit des Skaraborns, das nun auf sich selber die Aufmerksamkeit lenkte: „Hier!“
Als Reptain sich ihm wieder zuwandte, sah er mit Entsetzen, wie Herkules nun mit seinem Horn, welches weiß glühte, auf ihn eindreschen wollte. Doch nun stellte sich Impergator dazwischen und fing die Hornattacke mit seinen bloßen Pranken ab. Selbst der vor Kraft strotzende Alligator hatte Mühe, nicht unter der Wucht nachzugeben. Er atmete mehrmals in kurzen Intervallen sowohl zwischen den Zähnen als auch durch seine Nase auf und ließ die Muskeln fast bis zum Bersten anspannen, als Herkules ihm weitere Anstrengungen ersparte. Indem er das Horn wieder hochhob, konnte Impergator nach der Anstrengung wieder ausatmen, was er auch musste. Doch diese kurze Zeit wollte Herkules ausnutzen, um sein Horn dem Alligator genau auf die Brust zu drücken, um ihn damit ebenfalls wegzuschleudern. Doch ehe er dazu in der Lage war, schlangen sich blaue Ranken um diesen. Mit einem genervten Blick sah er über die Schulter und bemerkte Mimi in ihrer Tangoloss-Gestalt, in der sie ihn zu sich ziehen wollte. Ein Knacken von Ästen vor ihm verriet, dass Reptain zur scharfen Laubklinge ansetzen wollte. Diesen Versuch anerkennend belächelnd wich Herkules jedoch aus, indem er mit seinen kräftigen Beinen nach hinten sprang und sich förmlich in der Luft von der Formwandlerin ziehen ließ; damit entkam er dem grün leuchtenden Hieb Reptains. Im Sprung vollführte er eine Drehung, sodass er wieder auf dem Boden vor Mimi landete. Mit einem Brüllen drehte er seinen Oberkörper im Kreis. Zu spät erkannte seine Gegnerin, was er beabsichtigte. Nicht rechtzeitig genug konnte sie ihre Fesseln vom Horn lösen und somit musste sie mit ansehen, wie Herkules mit purer Absicht durch sein kreisförmiges Schütteln die Ranken um sein Horn schwang. Dabei wurde Mimi selber gezogen und in die Luft gehoben, je näher sie dem Skaraborn kam; dabei wurde sie auch im Kreis gezwirbelt. Als er nun die richtige Distanz zwischen ihm und Reptain ermittelt hatte, senkte er sein Horn, als die Bewegung erneut in die Richtung des Waldgeckos ging. Dabei schwang er auch den schweren Körper des Tangoloss mit, der nun exakt Reptain traf. Unter beidseitigem Stöhnen vor lauter Schmerzen und unter einem enormen Poltern wurden beide zur Seite geworfen und Mimi konnte ihre Gestalt nicht mehr aufrecht erhalten und verwandelte sich sogleich in die Guardevoir-Gestalt zurück, für die sie offenbar noch Kraft aufbringen konnte. Keuchend richtete sie sich auf, doch ihre Beine gaben deutliche Schmerzen von deren Gelenken zu spüren, worauf sie wieder einzuknicken drohte, was das Skaraborn mit lautem Lachen ausnutzen wollte. Doch ehe er loslegte, auf die beiden Erkunder loszufliegen, bemerkte er zu spät eine azurblaue Faust; dass er seine Aufmerksamkeit auf jene beiden Erkunder richtete, wurde ihm nun zum Verhängnis, da nun Impergator endlich einen gezielten Treffer landen konnte. Die stahlharte Faust krachte gegen die dicken Platten des Käferbauches und für einen Moment war Herkules in seiner Position erstarrt, als ihm die Wucht den Boden unter seinen Füßen wegzog und er rücklings in das Gebüsch geschleudert wurde.
„Was für eine Kraft!“, würgte er unter einem geringen Verlust von Blut aus seinem Mund hervor, ehe er sich mit einem Zittern über diesen Treffer aufrichten konnte. Offenbar hatte er die Kampfkraft des Alligators doch für zu gering gehalten; sein Keuchen wich aber bald einem Lächeln, als hätte er einen narrensicheren Plan ausgebrütet. Unter einem wilden Schlagen seiner Flügel setzte er zum Spurt an. Doch Impergators Reflexe waren nicht von schlechten Eltern und er hätte den Hornschlag parieren …
„Durchbruch!“, rief das Skaraborn im Flug, als würde er seiner nächsten Aktion eine entscheidende Bedeutung geben. Und tatsächlich leuchtete sein Horn dieses Mal weißglühend mit orangefarbenem Ton auf und mit diesem Lichtspiel schlug er frontal auf Impergator ein.
Dieser wollte es mit seinen Händen auffangen, doch er spürte in dem Moment, in dem er das leuchtende Riesenhorn fing, eine enorme Zugkraft, die ihn förmlich nach hinten warf, sodass er wie Cephal in eine Reihe von Bäumen krachte, die unter seinem Gewicht und der Wucht mit einem tiefen Knarren und Knacken gefällt wurden. Unter dem Beben dieser sonderbaren Art der Rodung wurde sowohl Mimi als auch Reptain bewusst, wie gefährlich stark jenes Skaraborn war, welches sich nun mit blutrot glühenden Augen zu ihnen wandte.
„Reptain, wir müssen nun alles geben, was wir können. Diesen Kerl sollten wir nicht unterschätzen!“
„Du hast Recht“, sprach Reptain, mit einem zugekniffenen Auge keuchend.
„Also gut, du wirst deine Agilität benutzen, während ich …“
Mehr konnte Mimi nicht sagen, denn wieder einmal flog das Skaraborn blitzartig auf sie zu und wollte sie mit seinem Riesenhorn angreifen, als dann aber ein flammender Streifen zwischen ihnen vorbeirauschte und dabei kurzzeitig eine Feuerwand auf dem Boden hinterließ, die in diesem kurzen Zeitraum mit Lodern, Knacken und Knistern die gefallenen Blätter und Äste verzehrte. Herkules stoppte in seiner Bewegung abrupt und sah sich mit wütendem Knirschen seiner Zähne nach dem weiteren Störenfried um, der jedoch wie verschwunden schien. In fast alle Richtungen blickte er, hörte das Rascheln der Äste in den Baumkronen und richtete seine suchenden Blicke in diese. Dann aber schreckte er auf, als aus einem toten Winkel seines Sichtfeldes ein Bündel rötlichen Felles auf seinem Kopf landete und ein paar gelbe Hände sich über seine Augen legten. Unter erschrockenen Schreien, gemischt mit zischenden Wutlauten, sprang er hin und her. Er schüttelte dabei seinen Kopf wild, als würde er den kleinen Körper wegschleudern wollen. Dann versuchte er, diesen mit seinen Käferfüßen zu erwischen. Seine Arme waren jedoch zu kurz, als dass er sich diesen Überraschungsangreifer vom Kopf hätte kratzen können. Daher wühlte er unter Protest und Flüchen mit seinem Horn auf dem Boden herum, um so den nervenden Schimpansen auf seinem Kopf abzuschaben. Erst jetzt realisierten Mimi und Reptain, dass es sich um Panflam handelte und waren zwar erfreut über sein Eingreifen, aber erschrocken über sein leichtsinniges Handeln. Tatsächlich geriet dieser nun in Gefahr, selbst Opfer des gewaltigen Hornes zu werden, sollte er wirklich vom Kopf des Skaraborns entfernt werden. Mit dieser Erkenntnis rief Panflam nun hektisch, nein, er schrie förmlich: „Reptain! Mimi! Jetzt!“
Und tatsächlich rafften beide ihre größten Kräfte zusammen und preschten voran. Reptain schlug mit überkreuzten Laubklingen auf die Käferbrust seines Gegenübers. Währenddessen sprang Panflam von Herkules‘ Kopf, worauf dieser mit überraschtem und zugleich entsetztem Gesicht erkannte, dass er dem Konterangriff der beiden Erkunder vor ihm schutzlos ausgeliefert war, da er sich mit seiner Körperhaltung in einer ungünstigen Position befand und daher nicht rechtzeitig genug agieren konnte. So schrie er vor lauter Schmerzen auf, als sich feine, grün leuchtende Schlitze in seinem Käferpanzer bemerkbar machten, die zusammen ein scharf eingeschnitten wirkendes X-Muster ergaben. Doch das sollte das geringere Übel für ihn werden, denn Mimi leuchtete nun jäh auf und nahm dann die Gestalt eines Skaraborns mit einem riesigen Horn an. „Was zur …!“, zischte Herkules wutentbrannt und wollte kontern, doch schon rammte die Formwandlerin jenes Horn mit höchstmöglicher Wucht in die Schnittstelle hinein.
In einem Moment, in dem alles wie in Zeitlupe vorkam, geschah nichts. Einzig Herkules schien wie erstarrt, während er ungläubig zuerst das Horn der Gestaltwandlerin und dann seine getroffene Brust betrachtete. Dann aber vernahmen Reptain, Panflam und Mimi – die aufgrund des hohen Energieaufwandes der Skaraborn-Gestalt in die der Guardevoir wechseln musste – leise Knackgeräusche und sahen dann kleine Risse, die sich von der X-Schnittstelle ausgehend ausweiteten. Dann schien alles wieder auf normaler Geschwindigkeit abzulaufen und Herkules ließ zunächst ein leises, doch ein immer lauter werdendes Grollen von sich vernehmen. Dann krümmte sich sein Körper nach hinten, das Geräusch von ihm glich nun einem Urschrei in Sachen Schmerzen und als er aufgrund der Wucht endgültig nach hinten geworfen wurde, brachen seine mächtigen Käferplatten unter lautem Knacken auseinander. Herkules selber wurde, wie Impergator und Cephal davor, in die Bäume geworfen, doch war sein Körpergewicht nicht ausreichend gewesen, als dass er diese hätte umwerfen können. Stattdessen knallte er gegen sie und erfuhr im Anschluss das Zurückwerfen der Wucht in seinem Rücken, woraufhin er Schwierigkeiten hatte zu atmen. Unter letzten Flüchen, rutschte er am Baumstamm entlang und landete unsanft im Gebüsch des Apfelwaldes, wo er auch liegen blieb. Dass dieses nicht raschelte, war Beweis dafür, dass Herkules – der Schrecken des Waldes – geschlagen war. Panflam, Reptain und Mimi lächelten erleichtert, während sie unter ihrer Erschöpfung einknickten. Doch in diesem Moment sollten sie einmal nicht Gefahr laufen, erneut angegriffen zu werden.
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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Empty Re: [Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

Beitrag von Silvers Mi 18 Sep 2013, 19:08

Part VII: Drei Asse

„Ich kann es nicht glauben … und ich habe es gesehen!“
„Hätte keiner uns, wenn wir nicht dabei gewesen wären …“
„Herkules ist besiegt?!“
„Donnerwetter! Sind diese Pokémon stark!“
„Bravo!“
Die kleinen Pokémon, welche die Erkunder zuvor um Hilfe ersucht hatten, strömten in einer Formation aus dem Gebüsch, in dem sie die ganze Zeit mit größter Spannung den Kampf beobachtet hatten anstatt sich, wie von Panflam kurz vor seinem Eintreten in das Gefecht befohlen, einen sicheren Ort zu suchen. Und nun hatten sie auch die Sieger dieses Kampfes umringt, wild jubelnd und einige mit ihren Flügeln flatternd. Panflam konnte sich nicht großartig gegen diesen Ansturm wehren und wurde von einigen der Raupy und Schwalbini auf den Boden geworfen, als diese sich dankbar auf ihn warfen. Impergator hingegen hatte durchaus leichtes Spiel, was die Haltung betraf, wobei er nicht das etwas schmerzliche Pochen in seiner Brust ignorieren konnte und deswegen hin und wieder das Gesicht verzog, als ein kleines Insekt auf seine harte Vorderfront krabbeln wollte. Einzig Reptain und Mimi distanzierten sich etwas später von dem Geschehen, da es sie neben Impergator am meisten erwischt; und sie konnten nicht großartig auf stählerne Muskeln vertrauen, weswegen der Schmerz von ihnen in sämtlichen Gliedern Halt machte. Schnaubend ließen sie sich auf einem moosbewachsenen, halb vermoderten Baumstumpf nieder und versuchten, einige Zeit lang in ihrer bequemsten Position zu verharren, damit der Schmerz etwas nachlassen würde.
Wiederrum einige Augenblicke später war es Mimi, die als erste nach der kurzzeitigen Erholungspause das Wort wieder ergriff: „Gute Arbeit, ihr Drei! Jetzt kann ich verstehen, wieso Plaudagei von euch stets in hohen Tönen spricht.“
„Ohne dich hätten wir es aber nicht geschafft!“, musste Reptain sie dankbar lächelnd korrigieren, woraufhin sie sich für diese Bemerkung bedankte. Mit etwas sachlichem Blick wandte sie ihr Haupt auf die Stelle, in der Herkules von ihr hineingestoßen wurde. Sie fragte sich, ob sie ihn jetzt endgültig verhaften sollte, sodass er sich bei einem Wiedererwachen überhaupt nicht mehr widersetzen könnte. Doch Reptain warf zunächst ein, ob sie zunächst überprüfen könnten, ob wirklich jedes Pokémon auf der Lichtung wohlauf wäre; schließlich ging bei Reptain das Wohl derjenigen, die er zu beschützen versuchte, über alles. Dem stimmte die Formwandlerin zu und richtete sich, das Wort und den Blick an die anderen beiden Erkunder zugewandt: „Panflam und Impergator, seid ihr soweit in Ordnung?“
„Kann nicht besser sein!“, zeigte ihr der Alligator den Daumen, während er vorspielte, den leichten Schmerz zu ignorieren. Panflam gab lediglich sein OK mit seinem Daumen, da er sich noch immer unter der Menge kleiner Käfer-Pokémon befand. Genervt wegen dieser für ihn peinlichen Lage griff Impergator mit seinen Klauenhänden vorsichtig in das Paket an schleimiger oder glatter Haut und zog dann einen etwas vom Dankbarkeitsschleim überzogenen Schimpansen hervor. Mimi lächelte belustigt, wie es auch Reptain bei dem Anblick tat. Doch schnell fiel ihm eine Unstimmigkeit in diesem Bild auf: „Wartet … wo ist Cephal?“

Panflam in Impergators Klauen kopfüberhängend und dieser selbst wurden schlagartig bewusst, dass das Knarksel durchaus ernsthaft aufgrund des Riesenhorns verletzt wäre. Der Alligator ließ den Schimpansen auf den Boden plumpsen und machte sich sofort in das Gebüsch, in welches Cephal nach dem Aufschlag geschleudert wurde „Er muss hier irgendwo sein“, hörte man ihn murmeln. Doch schnell wandte er sich von diesem ab: „Er ist nicht mehr dort!“
Mimi schlug die Stirn in Falten: „Wir sahen aber doch, wie Cephal dort rein …“ Mehr sagte sie nicht, sonder untersuchte selbst das Laub nach einem Drachenschuppenkörper. Dann aber verwandelte sie sich in ein Elektek, welches einen besonders zornig wirkenden Blick besaß, und stieß einen gellenden Fluch aus: „Dieser verdammte Feigling!“
„Mimi, was ist los?“, wollte Panflam bestürzt wissen, doch die Erkunderin stapfte zähneknirschend zur Truppe zurück und erklärte noch im Laufen, was ihr durch den Kopf schoss: „Cephal hat sich aus dem Staub gemacht, das vermute ich! Als er bemerkte, wie stark Herkules doch war, hat er sich ohne Umschweife davongeschlichen! Und sowas nennt sich Erkunder!“
„Ich bin sicher, das ist wieder ein …“, wollte Reptain beschwichtigend die Hände heben, doch Mimi fuhr ihn mit einem sehr strengen Elektek-Blick über den Mund: „Ich will das Wort ‚Missverständnis‘ nicht hören, Reptain!“
In einem anderen Teil des Gebüsches raschelte es. Panflams Miene erhellte sich und mit einer aufgeregt lodernden Flamme deutete er auf besagte Stelle: „Hey, da vorne! Vielleicht kommt da Cephal!“ Es war nicht zu überhören, dass er so schnell wie möglich Mimis Zorn verfliegen sehen wollte. Sie war ihm in so einer Gemütslage ziemlich unheimlich. Doch die Formwandlerin schnaubte verächtlich und herausfordernd: „Gut, das will ich hoffen! Dann kann er sich die Schelle gleich hier von mir persönlich abholen!“
Als dann ein erschöpftes Keuchen zu hören, konnte man durchaus mit dem zum Bewusstsein wiedergekehrten Knarksel rechnen und Panflam selber lief freudig auf die Stelle zu, um Cephal entsprechend zu empfangen. Doch als dann eine andere Schattengestalt als die eines solchen Drachenpokémons hinter den Zweigen und Blättern auszumachen war, verlangsamte Panflam unsicher seinen Lauf; auch die anderen Erkunder wurden etwas skeptisch, wer da nun zu ihnen stieße. Als dann noch ein riesiges blaues Horn der Gestalt voran aus dem Gebüsch kam, stießen Panflam und die kleineren Waldbewohner einen erschrockenen Schrei aus: „Herkules!“

Dem Skaraborn war schon anhand seines Keuchens anzusehen, dass ihn der Kampf deutlich mitgenommen hatte. Doch als er zur Gänze erschien, konnte man ihn nicht mehr mit seinem Aussehen von vor dem Kampf vergleichen. Anstelle von sehr dicken Käferplatten wurde nun eine azurblaue Haut sichtbar, welche ganz und gar nicht so hart wie der Verteidigungswall davor war; vielmehr war sie die letzte „Mauer“ vor den Blutgefäßen des Skaraborns, von denen manche Adern deutlich zu erkennen waren. Jedoch musste recht schnell erkannt werden, dass diese Adern, die zugleich auch noch pulsierten, das Resultat hochleistender Herzarbeit war, die das Blut förmlich durch den Körper rauschen ließ. Doch nur aus einem einzigen Anlass wurde überhaupt die Blutzirkulation des Käfer-Pokémons in höhere Gänge gesetzt. Und diesen konnte man zur großen Beunruhigung Panflams und auch der Erkunder an den knirschend gefletschten Zähnen zu erkennen, welche unter dem dunkelblauen Mund herauszuragen schienen. Doch der weithin erschreckendste Anblick waren die nahezu rot glühend unterlaufenen Augen von Herkules, deren Pupillen sich fast zu Schlitzen verengt und auf die Erkunder gerichtet waren.
„IHR!“, röchelte er zornentbrannt. Sein halbmondförmiger Kopf, welcher als einziger noch von einer etwas dickeren Käferplatte geschützt wurde, dampfte fast, als würde es in ihm innerlich kochen. Und seine Schritte waren, als würden sehr schwere Gewichte auf den Boden geworfen werden. So viel Nachdruck setzte Herkules in seinen Gang, der von der vorherigen Niederlage und auch von der Mühe, nicht ganz ohnmächtig zu werden, geprägt wurde. Und je näher er kam, umso größer wurde der Schrecken in Panflams Gliedern, welcher sich nicht mehr zu bewegen vermochte. Mimi und Reptain stand die Ungläubigkeit ins Gesicht geschrieben; es war für sie undenkbar gewesen, dass Herkules noch immer auf den Beinen stehen konnte, trotz des immensen Treffers von Mimi. Doch jäh realisierten sie, dass sich die kleinen Pokémon nachwievor in Gefahr befanden. „Panflam!“, befahl Reptain rasch. „Bring die Kleinen in Sicherheit!“
Doch ehe der Schimpanse auf diese Worte reagieren konnte, wurde er erneut mit Schrecken erfüllt, als Herkules nun wieder sein Horn hob und auf ihn eindreschen wollte; panisch und voller Angst wagte Panflam es nicht mehr sich zu bewegen. Reptain und Mimi waren drauf und dran, einzuschreiten, als Impergator ihnen jedoch zuvor kam. Mit höchster Entschlossenheit warf er sich zwischen seinem Freund und dem Skaraborn und konnte nur noch seine eigene Brust hinhalten, um diesen Angriff ein erneutes Mal abzuwehren. Doch dieses Mal jedoch war die Wucht des Aufpralls zu stark und der muskulöse Brustkörper wurde zuvor schon stark gebeutelt; Impergator spuckte nun Blut, ehe er zum zweiten Mal fortgestoßen wurde. Er prallte aber nur auf dem Boden, doch in dem Moment wurde er nach diesen harten Angriffen endgültig ausgeknockt, was man an seinen nach oben gedrehten Augen erkennen konnte, welche nun unheimlich weiß zu sein schienen.
„Impergator?“, flüsterte Reptain entsetzt.
„Imp! Wach auf, bitte! Imp!“, schrie Mimi. Doch ehe beide ihm zur Hilfe eilen konnten, erschien auf einmal Herkules zwischen ihnen und dem bewusstlosen Körper des Erkunders.
„Du … Bastard!“ Reptain wollte nun in seiner Rage mit beiden Laubklingen auf den nun nackten Körper des Skaraborns einschlagen. Dieses schien dies voraus zu ahnen, denn er sprach nun mit einer Stimme, in welcher keinerlei Gefühlsregungen oder Gnade zu liegen schien: „Du wirst es bereuen, mir derartig weh getan zu haben!“

Reptain schrie, als er mit der rechten Klinge einen Seitenhieb vollführen wollte. Doch er hielt auf einmal inne und die Laubklingen verschwanden. Mimi verwunderte dies, bevor sie ebenfalls einen Angriff auf das Skaraborn starten wollte. Für einen Moment lag eine Stille in der Luft, die sich sowohl für die beiden Erkunder als auch für Panflam unheimlich anfühlte. Dann aber stießen die Formwandlerin und der Gecko schmerzerfüllte Schreie aus und wandten sich an deren Stellen. Blitzartig fuhren deren Hände zu den Ohren und baten darum, dass irgendetwas aufhören sollte. Panflam konnte nicht verstehen, was vorgefallen war, das nun den beiden scheinbar solche Schmerzen zufügte. Doch dieses Bild bereitete ihm nur noch mehr Angst seine Glieder wurden immer starrer. Als sein Blick Herkules galt, wurden ihm nun auch die angsterfüllten Schauer bewusst, welche sich entlang seines Rückens ausbreiteten. Und umso mehr musste er todesängstlich zittern, als er zusah, wie das Horn von Herkules in die Bäuche von Mimi und Reptain gerammt wurden und diese ebenso mit einem gewaltigen Krach gegen die nächsten Bäume geworfen wurden und nahe an deren Wurzeln ohnmächtig liegen blieben. Jetzt war er der einzige, der noch stand, und das war auch dem Skaraborn bewusst, denn jetzt wandte dieses seinen Körper dem Schimpansen zu. Doch in diesen Momenten konnte Panflam nur noch teuflisch rot glühende augen wahrnehmen, welche zu einer monströsen Schattengestalt gehören, welche sich in dem Gewebe aus Schatten und Nebel auf ihn zu bewegte.
„Das passiert mit denen, die sich mir in den Weg stellen!“, sprach dieser Schatten mit einer Monsterstimme, welche Panflam fast den Atem nahm. „Ich lasse mich nicht von irgendeinem daher gelaufenem Erkundungsteam besiegen! Hörst du?!“
„Ich kann mich nicht bewegen … so ein Mist … wieso bin ich in solchen Momenten so ein Feigling?!“, hörte Panflam seine innere Stimme sagen, doch er konnte aus diesen Worten keinerlei Motivation entnehmen, sich wieder zusammen zu reißen. Stattdessen entnahm aus den Worten von Herkules zu viel Furchteinflößung, als dass er sich hätte wieder bewegen können: „Ich bin kurz davor! Es fehlt mir nicht viel! Nur noch ein Hindernis trennt mich, um das Geheimnis vom Geheimnisdschungel zu lösen und ihr kommt mir gefälligst nicht in die Quere!“
„D… du … suchst auch … n… nach dem G…Geheimnisdschungel?“, stotterte Panflam aufgrund dieser Überraschung, auch wenn dies nur ein sehr kurzer Moment war, wo er in der Lage war zu sprechen. Denn Herkules fuhr im über den Mund: „AUCH?! Ihr seid auch auf der Suche danach? Wer seid ihr eigentlich, dass ihr euch anmaßt, dasselbe Ziel wie ich anzustreben? Aber ja, ich bin auch kurz davor, das Rätsel zu lösen, wie man in diesen verdammten Dschungel hineingelangt. Da du sowieso gleich deinem Ende entgegen blickst, kann ich es dir verraten!“
Ein seltsames Gefühl umspielte auf einmal Panflams Glieder und er fühlte sich etwas mehr in der Lage, Worte dem Hornträger entgegen zu setzen, auch wenn er diese als Überwindung schreien musste: „Ja, wir sind auf der Suche nach ihm!“
„Ich bin erstaunt, dass solche Lachnummern wie ihr das Rätsel soweit lösen konnten. Der Eingang liegt in einem Gehölz, nicht weit von hier. Doch vorerst muss ich jemanden finden, der um dessen Geheimnis Bescheid weißt, hier in diesem Wald finden. Und die kleinen Giftzwerge werden mir gefälligst helfen, diesen zu finden! Doch dann musstet ihr einschreiten!“
„Du drohst ihnen und randalierst hier herum, das kann ich nicht gutheißen!“, rief Panflam mit geschlossenen Augen und geballten Fäusten. Wenn er doch nur den Mut zum Angriff hätte, doch dieser wurde aufgrund der Situation, in der sich nun seine drei Freunde befanden, und durch das Gelächter Herkules‘ genommen: „Gahahaha, ihr werdet nie vor mir den Geheimnisdschungel finden! Dafür werde ich höchstpersönlich sorgen. Und nun …“ Seine Augen weiteten sich vor Wahnsinn und er hob sein Horn. „Sieh deinem Ende entgegen!“
Panflam biss die Zähne zusammen, jetzt empfand er nichts mehr außer Scham darüber, dass er nicht mehr den Mut aufgebracht hatte, zumindest dem Skaraborn in die Augen zu blicken. „Es tut mir Leid, Reptain, Imp, Mimi …“
„STIRB!“
„Dein Geschrei geht mir auf die Nerven!“

Der Boden vor Panflam hob sich und eine dunkelblaue Gestallt schoss aus diesem hervor. Mit einem Zischen fuhr direkt neben dieser ein gleißender Blitz hervor, der Herkules genau unter seinem Mund traf. Anstatt sein Haupt auf Panflam hin zu senken, wurde er nun unter gewaltigen Schmerzen in seiner Mundgegend nach hinten geworfen, wo er auf seinem Rücken landete, während der Angreifer es dies mit seinen Füßen tat. Als Panflam merkte, dass der Todesschlag auf sich warten ließ, wagte er es nun wieder, seine Augen unter leichtem Zittern zu öffnen, weswegen er die Gegend vorerst verschwommen wahrnahm. Dann aber kristallisierte sich vor ihm immer mehr eine mit dunkelblauen Drachenschuppen besetzte Gestalt, deren Kralle an den Enden seiner Arme in einem glühenden Weiß leuchtete. Panflam wurde auf einmal sehr wohl ums Herz, als er dann endlich wieder eine freundliche Stimme vernahm: „Panflam, bist du in Ordnung?“
„Cephal …“, hauchte Panflam dankbar für die Rettung und wollte sich aufgrund des vorherigen Schocks und auch vor lauter Erleichterung auf dem Boden setzen, als sich dann doch der Ton des Drachen-Pokémon änderte: „Jetzt nur nicht schlappmachen! Es ist ohnehin nicht mehr viel, um ihn zu besiegen!“
Mit „Ihn“ war Herkules gemeint, der sich nun aufrichtete, zornig brummend sein Kinn rieb und dabei mit zornigem Blick seinen Angreifer wieder erkannte: „DU! Wie oft soll ich dich denn noch besiegen?“
Cephal neigte seinen Kopf und hielt seinen Arm an die Stelle, wo man bei anderen Pokémon das Ohr vermuten würde; dabei schien er zu lachen: „Was sagst du da? Hast du mich denn vorher schon besiegt? Also daran würde ich mich erinnern. Ha!“
Panflam war entsetzt über dieses Wagnis von Cephal; er schien wohl nicht den ohnmächtigen Reptain, den geschlagenen Impergator und auch die ebenso ausgeknockte Mimi nicht gesehen zu haben, auf jeden Fall war er die ganze Zeit nicht da gewesen, um dieselbe Szene wie der Schimpanse zu erleben. Doch von einer Verzweiflung im Angesicht dieser Fakten war in seiner Stimme keine Spur zu sehen; sie strotzte förmlich vor Selbstvertrauen, was auch offenbar Herkules in Rage brachte. Mit rot angelaufenen Augen stieß er sich vom Boden ab, flog in nicht einmal zwei Sekunden auf Cephal zu und schlug mit seinem Horn auf ihn. Das Drachenpokémon konnte gerade noch mit seinen Armen parieren, als dann Herkules auflachte: „Jetzt erlebe denselben Horror wie deine Freunde!“
Dann trat Stille ein. Cephal, Herkules und Panflam verharrten in dieser in derselben Position, zumindest erschien es so für den Schimpansen. Ängstlich darüber, was als nächstes passieren würde, wartete er auf die Schreie von Cephal ab, die auch Mimi und Reptain von sich gaben, als sie sich in der Nähe des Skaraborns befanden. Doch es geschah nichts. Panflam wurde immer angespannter, je mehr er das schmerzhafte Winden erwartete. Aber auch Herkules schien deutlich nervös zu werden. Offenbar ging in dem Moment etwas schief, was Sekunden später zuerst von einem Grinsen, dann von einem Lachen Cephals bestätigt wurde: „Deine Tricks ziehen bei mir nicht!“
Und mit diesen Worten stemmte sich der Drache gegen das riesige Horn auf und schaffte es sogar, dieses von sich zu stoßen, was Herkules deutlich erschrak. Doch er fing sich schnell wieder, brachte sich schnell mit seinen Füßen aus seinem Taumeln und hieb wieder mit höchstmöglicher Wucht auf das Knarksel ein; dieses Mal legte er sogar eine erstaunliche Verbissenheit mit drein. Und wieder konnte Cephal nur kontern; ja, richtig gelesen: Er konterte selbst die massige Wucht eines augenscheinlich zentnerschweren Horns und blieb selbst dabei stehen. Und Cephal lächelte, was Herkules gar nicht verstehen konnte. Tatsächlich sah man in diesem die Verblüffung, Ratlosigkeit und auch – und das erstmalig – eine kleine Spur von Angst an. Noch nie hatte sich jemand vorher gegen ihn so leicht im Kampf behaupten können. Jetzt sprach Cephal laut ausrufend: „Vorsicht, nicht dass dir die Wucht deines Hornes zum Verhängnis wird!“ Und damit weitete Cephal mit nur einem Schwung seine Flügel aus, die dabei an den exakt gleichen das Horn striffen, als dann von diesem ein Knacken zu vernehmen. Das Skaraborn realisierte dies zu spät und konnte nicht mehr rechtzeitig dieses von den Flügeln entfernen. Als dann die noch immer weiß glühenden Klauen an den Stellen ankamen, legte Cephal noch einmal Kraft in die Arme und schwang diese wie bei einem Schwerthieb rasend schnell zur Seite. Und ebenso wie ein Schwerthieb wurde auch der größte Teil des Hornes vom Kopf Herkules‘ getrennt.
Dieses flog nun im hohen Bogen durch die Luft und das Skaraborn selber schrieb vor Schmerz auf, als es dann endlich vom Knarksel zurückweichen konnte, doch dieses fuhr mit seinen Angriffen fort, denn von der Seitenlage aus hatten seine Arme die perfekte Gelegenheit, um einen blitzschnellen Angriff zu starten, was Cephal mit diesen tat. Mit hoher Kraft stieß er seine stumpfen Klauen in den Bauch des Skaraborns, worauf dieses weit zurückgeworfen wurde. Es landete auf dem Boden und musste aufgrund der Wucht in die Knie gehen. Panflam hingegen war baff; nie hätte er in Cephal so eine Kraft vermutet und tatsächlich bemerkte er neben dem veränderten Blick von ihm – ein sehr ernster und auch sehr professionell wirkender – auch seine aus irgendeinem Grund schimmelig grün angelaufenen Flügel, die von ziemlich grotesk wirkenden Blutadern und pulsierenden Hautstellen bedeckt waren, worüber er zunächst angewidert war. Doch der Ton des Drachen brachte ihn zurück auf dem Boden der Tatsachen, der dann doch überraschend hart war: „Panflam, kannst du noch kämpfen?“
„Ich?!“, rief dieser erschrocken aus. „Ce-Cephal, ich weiß nicht, ob ich dir überhaupt noch …“
„Um ihn zu besiegen, braucht es nicht mehr viel, das sagte ich dir bereits, oder? Du musst lediglich abwarten, bis ich dir einen Flammenwurf befehle. Wohin, das werde ich dir auch sagen.“
„Was hast du denn vor?“, wollte Panflam zwar noch immer überrascht, aber dann doch geehrt von dieser Aufforderung wissen. Seine Flamme am Hintern flackerte nun wieder entschlossen auf und er versuchte sich, bestmöglichst zu konzentrieren, um sich bloß keine Patzer zu erlauben.
„Nun auch sein drittes Ass zu zuerstören!“
„Ass? Und davon gibt es drei?“
„Den ersten habt ihr in sauberer Arbeit zerstört, ich habe mich um den zweiten gekümmert. Nun werden wir beide das dritte und letzte außer Kraft setzen.“
„Ich verstehe aber noch nicht ganz!“, hob Panflam energisch die Hand, doch Cephal trat nun einen Schritt in Richtung des Herkules: „Ich liege doch richtig mit meiner Annahme, nicht wahr, Herk?“
Dieser krümmte sich auf seinen Knien, noch immer von den Schmerzen in seinem Bauch überrumpelt, doch als er mit brüchiger Stimme sprach, hörte man nun auch in dieser zum ersten Mal einen Hauch von Angst: „Du hast mich durchschaut?“
„Da gab es nicht viel zum Durchschauen, die ersten beiden waren zu offensichtlich: Das Erste …“, und Cephal hob die rechte Klaue hoch, „bemerkten wir schon, als du das erste Mal aufgetaucht bist: Und zwar dein Riesenhorn. Das Zweite …“, nun hob er die linke Klaue, „war dein sehr robuster Käferpanzer, welcher selbst einen gezielten Hieb von Imp standhielt. „
„Aber was ist nun das Dritte?!“, rief Panflam energisch, da er nun endlich erfahren wollte, wie Reptain und Mimi so einfach außer Gefecht gesetzt wurden. Cephal hielt inne, dann begann er anders als vorher: „Panflam, wie sehr würdest du dir den Pein vorstellen, hunderte an Bienen in deinem Ohr zu haben?“
„Ieek! Daran mag ich nicht denken!“, erschrak der Schimpanse und fasste sich mit beiden Händen an seinen Ohren, als ihm dann bewusst wurde, dass er dieselbe Reaktion auch bei den anderen beiden Erkundern beobachtet hatte. Dann ging ihm ein Licht auf: „Erlebten etwa Mimi und Reptain …?“
„Die exakt gleiche Qual? Das taten sie in der Tat. Und zwar durch einen sehr effektiven Angriff, welche bei geflügelten Käfer-Pokémon als Geheimwaffe gilt: Käfergebrumm!“
Herkules biss die Zähne zusammen, um einen erschrockenen Aufschrei zu unterdrücken. Doch seine aufgerissenen Augen sprachen Bände, als er Cephals Schlussfolgerungen folgte. Jetzt sah man ihm die Angst förmlich an, sein Körper bebte und er selber wich einige Schritte zurück, als er dann ungläubig hauchte: „Wer bist du?“
„Ich?“, begann Cephal leise und trat auf das Skaraborn zu. „Mein Name ist Cephal, meines Zeichens ein Erkunder der Red Scorpion Gilde. Und ich bin hier, um dich zu verhaften!“ Damit spurtete er auf Herkules zu, der dieses Mal dem nichts entgegen setzen konnte, weswegen er panisch aufschrie und auf der Stelle kehrt machte, nur um diesem Knarksel zu entwischen. Doch Cephal bedankte sich freundlich für diese Wendung, denn indem er schneller als Herkules war, griff er mit beiden Armen unter den seinen und rief Panflam den entscheidenden Befehl aus: „Jetzt!“
Damit warf er mit einem Kräfte zusammen rufenden Brüllen den zappelnden Käfer auf diesen zu, und zwar in einer Lage, dass der beflügelte Rücken auf Panflam gerichtet war. Dieser hatte nun seine Aufgabe verstanden und holte nun tief Luft, während dabei seine Hinternflamme aufloderte. Cephal indes brachte seine Arme in eine parallele Stellung, sodass seine beiden Klauen übereinander lagen. Zur gleichen Zeit wie Panflam Luft holte, sammelten sich in der Mitte des Luftraums zwischen den Klauen mehrere kleine Erdpartikel, die vom Boden aufgelesen wurden. Diese formten sich zur einer kleinen Kugel. Als dann Panflam einen lodernden Schwall an Flammen auf den Rücken schleuderte, warf Cephal dem Vorderkörper einen durchschnittlich großen Tunnel aus Sand entgegen, welcher rauschend seine Bahnen zog. Als dann der Flammenwurf und der etwas kleinere, aber komprimierte Sandsturm aufeinander trafen, vermischten sich das tosende Rauschen der Konfrontation beider Kräfte mit dem Schrei von Herkules, welcher markerschütternd war und von gewaltiger Furcht und von großen Schmerzen geprägt. Die Fusion der beiden Kräfte von Erde und Feuer resultierten in einer gewaltigen Druckwelle, in welcher Flammen und Sandkörner sich von einander abstießen und sich in geringsten Mengen in einem sehr großen Areal des Waldes verteilten. Schwach verwurzelte Büsche wurden in der entstandenen Windhose aus dem Boden gerissen und die Herbstblätter wurden mit einem Male von den Bäumen gefegt. Cephal und Panflam besaßen auch große Mühen, dem standzuhalten: Die rauen Schuppen des Knarksel verfingen sich an der rauen Erdoberfläche, während Panflam zunächst gegen einen Baum geworfen wurde; doch dann konnte auch er an dessen Stamm einen Halt finden. Beide mussten die Augen verschließen, denn die Sandkörner drohten, diese mit ihren feinen Spitzen zu erwischen.
Dann aber legten sich das Tosen und Brausen. Es wurde stiller, man vernahm, wie etwas Schweres zu Boden fiel. Cephal und Panflam wagten es nun wieder, ihre Augen zu öffnen, und bemerkten zu ihrem eigenen Schrecken, dass ihr kombinierter Angriff einen gewaltigen Pinselstrich durch die einst grün-goldbraune Blätterlandschaft gezogen hatte: Viele Baumkronen wurden ihrer Blätter geraubt und deren Baumstämme wirkten wie dürre Knochen zwischen all den vielen anderen Bäumen, die ebenso bildlich enthaart wurden. Viele Blätter und Äste auf dem Boden wurden hinweggefegt und haben einen härteren Stein zurückgelassen, der nur an wenigen Stellen von der Erde des Waldes bedeckt war. Doch in dem ehemaligen Epizentrum des Feuer-Sandsturms, lag ein angekohlter Körper, welcher sich nicht mehr zu bewegen vermochte und dessen Flügel unheilbar angesengt waren. Nachdem sich Cephal seiner Umgebung bewusst wurde, trat er zu diesem Körper hin und legte eine Kralle an ihm. In seiner stillen Hoffnung vernahm er tatsächlich das leise und andächtige Pulsieren eines klopfenden Herzens. Der gewagte Angriff, welcher durchaus hätte verheerend sein können, hatte Herkules nicht das Leben genommen, was Cephal nun auch Panflam mit einem Nicken signalisierte. Nun konnte dieser endlich in Ruhe auf den Boden sacken, denn Herkules war nun endgültig besiegt; trotz seiner drei Asse wurde er einer Niederlage vorgeführt.
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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Empty Re: [Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

Beitrag von Silvers So 22 Sep 2013, 18:27

Part VIII: Danke
 
Langsam öffnete sich in der Schwärze ein Lichtspalt in eine Welt der verschwommenen Umgebung. Dieser wurde sogleich wieder geschlossen, da man eine schärfere Umwelt erkennen wollte. In die Finsternis drang wieder Licht und dieses Mal wurde der helle Streifen mehr auseinander gezogen. Und tatsächlich konnte man deutlicher die kahlen Baumkronen sehen, deren Äste wie dürre Knochen wirken. Als dann ein Blitz an Schmerzen durch den Körper fuhr – ausgehend von der Bauchgegend -, musste zunächst das Augenmerk von diesem seltsam anmutenden Anblick abwenden; schließlich befand man sich vorher noch in einer nahezu regenbogenfarbenen Baumblätter-Landschaft. Doch als dann eine aufgeregte Stimme ertönte: „Oh, so ein Glück! Du bist wieder wohlauf“ und diese auch als die eines kleinen Schimpansen erkannt wurde, wagte es nun der grüne Waldgecko, seine topasgelben Augen zur Gänze zu öffnen, auch wenn er noch immer etwas benommen von den Auswirkungen des Kampfes gegen Herkules war. Trotzdem sah er zu seiner eigenen Freude in die freudig leuchtenden Augen Panflams, der sehr um Reptains Wohlergehen besorgt war, als dieser noch bewusstlos war. Laut jubelnd hüpfte er zu Cephal, der gerade Mimi in Form einer „Sinelbeerenkur“ am Verarzten war. Während neben ihm Impergator mürrisch seinen genervten Zustand über diesen Zustand des Panflams, der ihm Kopfschmerzen bereitete, preisgab, sprach das Knarksel ebenfalls lächelnd seine Grüße aus: „Willkommen zurück im Leben, Reptain!“
„Was ist passiert? Was ist mit dem Apfelwald geschehen?“, richtete dieser sich auf und schaffte es nur wackelig, mit dem schmerzenden Bauch, in dem man Minuten zuvor ein gewaltiges Horn gestoßen hatte, zu stehen. Erschrocken galt sein Blick dem verwüsteten Umfeld von einem ehemaligen Wald; nur in weiterer Entfernung bemerkte er zur seiner Erleichterung, dass der restliche Kampf nicht den kompletten Apfelwald zerrüttet hatte, denn das Grün setze dort wieder in einem sehr starken Kontrast zu dem steppenartigen Boden an. Doch schon gleich polterte schon die nächste Frage aus ihm hervor: „Was ist mit Herkules geschehen? Wo ist er eigentlich? Und seit wann bist du wieder …“; doch Cephal legte behutsam seine Flügel, die seit Ende des Kampfes wieder in ihrem Leder gehüllt waren, auf seine Schultern, die daraufhin mitsamt des Körpers sanft auf einen provisorisch aus frischen Blättern hergerichteten Schlafplatz gedrückt wurden.
„Entspann dich zunächst; es hat seine Zeit, bis sich der Körper von einem mächtigen Treffer erholt hat. Frag‘ mal Imp.“
„Da hat er Recht!“, stimmte Impergator dem knapp zu, obwohl er deutlich spürte, dass jegliche Schmerzen in ihm wie verflogen waren; dafür war zu sehr trainiert, als dass er sie weiterhin gespürt hätte. Doch in dem Moment dachte er an den Zustand seines Partners, über den man ihn kurz vor seinem Erwachen aufgeklärt hatte. Er empfand es als das Beste, zunächst an Reptains Sinn für Zurückhaltung im Angesicht seines Zustandes zu appellieren, was auch funktionierte, denn Reptain legte sich bei Impergators Worten wirklich wieder zurück; jedoch brachte er sich in eine aufrechtere, aber immer noch bequeme Situation. Dann erst fing Panflam an zu berichten, was vorgefallen war. Er erzählte Reptain alles, wie Cephal Herkules fast im Alleingang besiegt hätte und wie er Panflam davor das Leben gerettet hatte. Und während er sich Mühe gab, alles ohne irgendwelche Übertreibungen wieder zu geben, spürte Reptain immer mehr die Erleichterung in sich ausbreiten, dass es seinem Freund gut ging. Mit überaus dankbaren Worten wandte er sich an das Knarksel, der aber bescheiden lächelnd dies mit seinen Flügeln abwinkte: „Wozu sind Freunde da?“
„Ja … dafür sind … Freunde da …“, tönte eine tonlose Stimme hinter der Gruppe; Cephal musste sich als einzige umdrehen, um das Pokémon zu erblicken, welches nun auch wieder auf den Beinen stehen konnte. Doch statt sie in ihrer gewohnten Guardevoir-Gestalt zu erblicken beobachtete er, wie Mimi in einer elektrisch stark geladenen Elektek-Gestalt langsam auf ihm zu schritt. Dann aber setzte sie mit einem Male an und verpasste dem Knarksel mit ihrem blitzgelben Arm einen starken Hieb auf dessen Kopf. Cephal ging in die Knie und er selber gab überraschte Schmerzenslaute von sich, als er dann nach hinten auf den Rücken fiel, während Mimi wieder auf ihren Füßen landete. Und tatsächlich schien der Drache bewusstlos zu sein, obwohl er zuvor von dem Skaraborn härtere Schläge einstecken musste. Doch das kümmerte die Formwandlerin nicht, denn nun sprach sie die Worte aus, die sie noch kurz vor dem wieder aufgenommenen Kampf gegen Herkules hätte loswerden wollen: „Wie kannst du es überhaupt in Erwägung ziehen, uns vorher einfach allein zu lassen? Was wenn du uns in Stich gelassen hättest? Denn wäre nicht nur Panflam, sondern wir alle nicht mehr am Leben! Hast du auch nur eine Ahnung, wie sehr ich von dir enttäuscht war? Du hast doch vorher von deiner Leidenschaft zu starken Kämpfen in hohen Tönen geschwärmt! Und dann …“, sie rang verzweifelt nach Worten, sie stieß dauernd kleinere Blitze von ihrem Körper, die nach einem kurzen Britzeln verstummten. „Du lässt uns bis zu deinem ‚großen Auftritt‘ einfach im Stich!“
Sie stoppte zwar, doch ihrer angespannten Haltung und dem zu sehr engen Schlitzen verengten Blick ihrer Augen hätte sie durchaus mehr Worte parat gehabt, doch sie wollte Cephal die Chance geben, sich unnötig im Sinne dieser für sie klaren Beweislage herauszureden. Und nach einer langen Pause der unangenehmen Stille, die kein Mitglied vom Team Mystery unterbrechen wollte, richtete sich das Knarksel langsam auf. Allerdings blieb er in Position auf dem Boden sitzen und senkte seinen Blick auf den Boden, als wollte er mit dieser Geste ein tieferes Bedauern ausdrücken. Er atmete kurz ein, dann sprach er aus: „Ich habe euch nie im Stich gelassen! Ich war immer in eurer Nähe gewesen!“
„UND WO WARST DU GEWESEN, ALS WIR DICH BRAUCHTEN?!?“, brauste Mimi zornig auf und wollte wieder auf ihn einschlagen, als ihr dann Cephal wieder zuvor kam, indem er ihre beiden Arme mit seinen Klauen umfasste: „Weil ich gerade wegen euch vieren das Skaraborn haargenau analysieren musste! Ich wusste schon bei seinem ersten Treffer gegen mich, dass er trotz der Überzahl gegen ihn mit zu viel Sicherheit seinen Angriff setzte. Ich entschied mich daher aus diesem Grund, mich vorerst zurückzuhalten, da ich ihn in dem Glauben lassen wollte, dass er mich besiegt hätte.“
„Und hat das dir irgendetwas gebracht?!?“, fragte Mimi spöttisch; sie zeigte keinerlei Verständnis für das Vorgehen des Knarksel, was Reptain jedoch im Stillen als durchaus sinnvoll betrachtete. Doch ehe er etwas sagen wollte, antworte Cephal gegen ihr Zappeln mit den Armen wieder: „Ja, hat es! Erst auf diese Weise konnte ich seine drei Stärken erkennen, die zugleich auch die Schwachpunkte waren, da er sich zu sehr auf diese verließ! Du warst noch ohnmächtig, als ich Panflam dies erklärt hatte, daher …“
„Erspar mir deine Erklärungen! Lass mich los!“, zischte sie wütend, verwandelte sich in ihre Machomei-Gestalt; zwar wurden ihre beiden Arme immer noch festgehalten, doch da sie nun über vier verfügen konnte, schlug sie mit den beiden anderen so fest in sein Gesicht, wie sie konnte. Doch Cephal rührte sich, er machte keinerlei Anstalten sich zu bewegen, und deshalb traf ihn die Wucht beider Fäuste wie schwere Eisenkugeln. Er hörte etwas bedrohlich in seinem inneren Mundbereich Risse nehmen, doch ignorierte er dies gekonnt, indem er nun seinen Griff lockerte und er ein paar Schritte von Mimi wegging. Dann sprach er weiter: „Ich wollte schon früher zu euch stoßen; besonders dann, als ihr den Käferpanzer von Herkules zerschmettert hat. Jedoch sagte mir mein Instinkt, dass ich mich noch etwas länger im Hintergrund aufhalten sollte. Doch ich habe mich keine Sekunde lang nicht weiter als erwünscht vom Kampffeld entfernt. Denn dafür …“, nun blickte er Mimi tief in die Augen, die daraufhin auch tatsächlich etwas ruhiger; zumindest ließ die Anspannung in ihrer muskelbepackten Gestalt nach und hörte Cephal war weiter zornig, aber doch immerhin zu, ohne ihn zu unterbrechen. „Dafür seid ihr mir zu wichtig!“, war Cephals Schlusssatz, bevor er dann das weitere Urteil Mimi überlassen konnte. Doch kurz danach sprang Panflam zwischen  ihm und sie, der mit seinen Händen ringend die Situation aufklärend beruhigen wollte: „Mimi, wir alle hatten keine Zeit, uns vohrer abzusprechen, da wir sozusagen von Herkules überrascht wurden! Die Hauptsache ist doch, dass Cephal uns im Grunde alle gerettet hat, und das zählt doch als einziges … oder nicht?“ Seine Spur von Unsicherheit im letzten Teil des Satzes ließ Mimi etwas skeptischer werden; sie begann nun auch langsam das Handeln des Knarksels in seinen Motivgründen  zu hinterfragen anstatt es direkt anzuprangern. Dann meldete sich Reptain: „Cephal hat in meinen Augen vernünftig gehandelt.“
„Die Taktik war jedenfalls nicht schlecht ausgedacht, so ganz spontan!“, stimmte dem auch Impergator nun zu, der dabei bedeutend Mimi zunickte. Endlich nahm die Formwandlerin die ihrer geliebten Guardevoir an; jedoch nur, da sie in dieser Form am besten nachdenken konnte. Eine unangenehm lange Zeit des Schweigens brach an, in der Mimi immer wieder von Cephal auf das Team Mystery blickte und dabei die rechte Hand vor ihrem Mund legte, während ihr rechter Arm auf der linken Handfläche ruhte. Gerade bei dem Erkundungsteam ruhten am meisten die Blicke; zwar sie alle drei etwas angeschlagen, doch waren sie am Leben. Sie hatten den Kampf überstanden. Doch hätten sie Gefahr laufen können, bei Cephals Nicht-Erscheinen gestorben zu sein. Endlich trennte sie beide Arme voneinander und schritt nun auf Cephal zu. Es war nicht auszumachen, in welcher Stimmung sie zu diesem hinging, aber trotz allem schloss er, jedes Urteil anerkennend, die Augen und senkte den Kopf. Zwar bereute er seine Entscheidung nicht, doch hatte er Verständnis für ihre Rage, die durchaus berechtigt zu sein schien.
Nun stand sie vor ihm, einen ausdrucklosen Blick nach unten auf ihn gerichtet. Dann aber  kniete sie sich vor sich hin und legte ihre sanftgrünen Hände auf seine Backen, die darauf in einem hellen Licht aufleuchteten. Cephal spürte, wie das, was vorher Risse bekommen hatte, in seinem Mund wieder geheilt wurde, und blickte der Erkunderin in ihre rubinroten Augen, wobei eines jedoch von ihrer seidenglatten Haarmähne verdeckt wurde. Und sie leuchteten ihn an und dieses Leuchten schenkte ihm eine wohlige Wärme um sein Herz. Dann beugte sie sich zu ihm über und umarmte ihn, eine Hand auf seinen Hinterkopf, eine andere auf seinen Rücken gelegt. Lange Zeit verharrten beide in dieser Situation, als der Guardevoir-Dame dann die Tränen herunter liefen und zu Cephals eigener Überraschung dann doch schluchzend ein Wort sagte, womit er am wenigsten gerechnet hätte; doch dieses fühlte ihn umso mehr mit dem wärmenden Gefühl, welches sich wohlig in seinem gesamten Körper breit machte: „Danke!“
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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Empty Re: [Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

Beitrag von Silvers Mo 23 Sep 2013, 19:25

Part IX: Die Hüterin
 

„Ihr seid also diejenigen, die diesen schönen Teil des Waldes vollständig ruiniert haben?!“
Diese fast schrill angesetzte und herrische Stimme ließ Panflam zusammenzucken und Reptain, Mimi und Cephal wandten ihre Blicke der Gestalt eines weiblichen Pokémons zu, welche nun elegant auf die ehemalige farbenprächtige Lichtung trat. Ihre hellroten Augen ruhten kühl auf den kahlen und knorrigen Ästen und streichholzartig wirkenden Baumstämmen, und dann funkelte sie mit unterdrückter Wut in ihrer Stimme das Fünfer-Gespann an: „Ich sollte euch dafür zurecht stutzen, dass ihr gerade dieses Gebiet, welches ich doch sehr anzuschauen mag, während eurer Barbarei vollständig zerstört habt!“ Damit trat das Pokémon mit seinen vier Hufen immer näher zu den fünf Erkundern. Der blattgrüne Teil ihres Felles, welches geschmeidig den ganzen Rücken, ihre Vorderbeine und ihren Kopf zierte, kräuselte sich stark entlang des weißen Felles, welches ihre Brust  und ihren Bauch sanft überdeckte. Für einen Moment lang glichen beide Teile in ihres Aussehen dem eines Rattikarls, recht übellaunigen Gesellen in dieser Welt: Stets vor lauter Angriffslustigkeit und Anspannung war deren Haupthaar bis zu ihren Spitzen gesträubt. Doch bei der antilopenähnlichen Dame war dies solange der Fall, bis sie in die Nähe des Kraters gelangte, in der die verkohlte und ohnmächtige Gestalt Herakles lag. Für einen Augenblick ruhten ihre kühlen Augen auf ihn und dann konnte Reptain anhand ihres Felles beobachten, wie sie sich zu beruhigen schien, denn ihre Fellhaare legten sich immer näher an ihren Körper, bis sie dann wieder eine Einheit gebildet hatten. Und dann konnte man von ihr eine deutlich ruhigere Stimme vernehmen: „Zumindest habt ihr euch um das lästige Problem gekümmert, welches den herrlichen Frieden hier gestört hatte. Dieses Pokémon war zu laut, als dass ich es hätte länger ertragen können!“

„Dieser Wortlaut …“, murmelte Cephal vor sich, richtete sich vom Boden, auf dem er noch immer gesessen hatte auf, und ging ein paar Schritte auf die neu hinzugekommene Dame zu: „Kann es sein, dass du diejenige warst, die landesweit um das Fassen dieses Ganoven gebetet hat?“
„Ja, das war ich, wobei ich gerne einen Halt in deiner Wüstengilde vermieden hätte“, antworte sie tonlos. „Ich heiße Viridium“, fügte sie formell hinzu, und für sie wäre es auch das Ende dieses Gesprächs gewesen, wenn Cephal sie nicht davon abgehalten hätte: „Warum die Geheimniskrämerei darüber, wie du heißt?“
„Hey, Cephal, findest du nicht, dass dich das nichts angeht?“, wollte Panflam vorsichtig einwerfen. Er zog es vor, in der Gegenwart dieser Dame vorsichtig in Worten und in Umgang mit ihr zu sein, denn er hatte deutlich ihren scharfen Blick auf seine Flamme gespürt, als sie die Umgebung betrachtet hatte. Offenbar – so dachte er – wollte sie ihm mit diesem Blick alle Schuld an dieser Zerstörung zuweisen, was dem Schimpansen durchaus unangenehm war, weil es teilweise auch stimmte. Doch Cephal ließ sich nicht von dem kühlen Blick beeindrucken; es war auch nicht verwunderlich gewesen, da er einer Standpauke von Mimi mit Bravour standgehalten hatte; und die Formwandlerin war bei so etwas recht Furcht einflößend gewesen. Daher fuhr Cephal mit seinem Teil des Gesprächs fort: „Ich meine nur, denn viele aus meiner Gilde empfanden es als suspekt, dass der Klient nicht seinen Namen angegeben hatte. Folglich haben sie ihn abgelehnt.“
„Es ist mir gleich, ob sie ihn angenommen hätten oder nicht“, antwortete Viridium ohne Regungen in ihrer Stimme, als würde sie dieses Detail keineswegs interessieren. Doch auf den drängenden Blick des Drachen-Pokémons fügte sie dann die augenrollend hinzu: „Nicht jeder musste von mir wissen, wer ich bin. Es ist sogar gut, dass mein Name nicht an die Öffentlichkeit geraten ist. Auf jeden Fall …“ und scheinbar mit sarkastischem Unterton verneigte sie sich: „Vielen Dank für eure Tapferkeit! Nun nehmt bitte dieses laute Skaraborn und verschwindet von hier!“ Sie wandte den Fünfen ihren Rücken zu.
„Aber was ist mit der Belohnung?“, platze es Panflam vor lauter Neugier auf einmal aus dem Mund heraus; er erkannte seinen Fehler u hielt sich panisch den Mund und sah ängstlich zu der graziösen Antilope und wartete auf ihre Reaktion. Doch sie blickte nur kurz nach hinten  und sah ihn mit ihren Augen abfällig und kühl an: „Die Belohnung ist, dass ihr weiter leben dürft, trotz eurer Zerstörungswut.“ Damit war sie im Begriff zu gehen und Panflam erfuhr einen kalten Schauer über seinen Rücken laufen. Cephal klatschte lachend in seine Klauen: „Nun, ich schätze, das ist besser als gar nichts! Hey, Reptain, wolltest du sie nicht nach dem Geheimnisdschungel fragen?“
Viridium hielt jäh inne. Blitzartig drehte sie sich um und starrte dem Waldgecko mit starrem Blick in dessen Augen: „Woher weißt du von mir? Mit wem hast du gesprochen?“
„Nun, ich …“, versuchte Reptain ebenso erschrocken zu antworten, denn auch er wusste zunächst nicht, wie Cephal auf diesen Gedanken gekommen war. Mit einem fragenden Blick wandte er sich an das Knarksel, das daraufhin nun selber verwirrt dreinblickte: „Wie? Du erinnerst dich nicht, was du mir auf der Ebene vor dem Apfelwald erzählt hast?“
Jetzt erinnerte sich Reptain auch wieder an seine Vision und als er Viridium vor sich wieder erblickte, erkannte er den klaren Zusammenhang. Darüber, wie vergesslich er in dem Moment war, hielt er sich seinen Kopf und dann formulierte er seine vollständige Antwort gegenüber der antilopenähnlichen Dame. Er erzählte ihr von seiner Vision und wie sie die Erkunder in den Geheimnisdschungel führen würde. Ungläubig nahm Viridium ihm jedes Wort ab: „Ich muss bezweifeln, dass ich je dazu tendieren würde, euch überhaupt irgendwo hin zu führen!“
„Aber Mew sagte Laschoking …“, platzte es Panflam nun zum zweiten Mal heraus und wieder hielt er sich peinlich berührt und erschrocken zugleich den Mund. Impergator, der in direkter Nähe zu ihm stand, sagte etwas in Richtung: „Du hast eine zu große Klappe!“ und gab dem Schimpansen einen mächtigen Klaps auf den Hinterkopf, worauf sich Panflam diesen mit unterdrückten Schmerzensschreien halten musste. Nun lag Viridiums Blick gänzlich auf den Schimpansen: „Sag, woher weißt du von Mew? Erzähl mir alles! Sofort!“
„Es ist so …“, wollte Reptain antworten, doch die Antilope fuhr ihm streng über den Mund: „Ich will es vom Roten hören! Du bist gefälligst still, verstanden?“ Reptain nickte und Viridium wandte sich wieder Panflam zu: „Also, Roter. Erzähl mir alles, was du von Mew und dem Geheimnisdschungel weißt. Und ich rate dir, mir keineswegs etwas zu verschweigen oder etwas falsch darzustellen!“
Panflam war etwas ängstlich, dass er nun der Person, die ihn in dem Moment besonders einzuschüchtern schien, alles Vertrauliche, was Laschoking ihnen offenbart hatte, zu erzählen. Und nicht nur das, auch Cephal und Mimi würden dann davon erfahren, und er wollte ihnen keinerlei Furcht vor der Ankunft Kyurems einflößen, wie Reptain es gegenüber Knuddeluff und Plaudagei tat. Doch als er dann zu Reptain blickte und dieser unweigerlich mit einem Nicken sein Einverständnis gab, fühlte er, wie eine größere Last von seinen Schultern fiel.
Also erzählte er Viridium alles, was Laschoking ihm, Reptain und Impergator beim Treffen in der Traumwelt offenbart hatte. Auch davon, dass Mew selbst das Monarchen-Pokémon davon in Kenntnis gesetzt hatte und dass er selber die Ankunft des Team Mystery im Geheimnisdschungel erwarten würde. Während er erzählte, blickte sie ihm tief in die Augen, als würde sie jegliches Anzeichen von Verheimlichung und einer Lüge erwarten. Doch sie blickte fast enttäuscht drein, als er geendet hatte. Sie blickte zuerst ihn und dann seine beiden Kollegen aus dem Erkundungsteam an. Dann seufzte sie und richtete ihren Blick gen Himmel, als würde sie eine genauere Antwort für diese Situation vom Himmel erwarten: „Was weiß ich, wie Laschoking gerade auf euch drei gekommen ist. Ihr seht mir nicht nach viel aus. Ich frage mich, wie Mew wohl reagieren wird, wenn er euch sieht …“
„Heißt das etwa, dass du …“, lächelte Reptain freudig, als er dem reuevoll wirkenden Blick Viridiums begegnete. Sie antworte unbekümmert: „Ja, wenn Mew euch erwartet, so werde ich dem nicht im Weg stehen. Folgt mir!“ Und jäh wandte sie sich erneut ab und gebot den drei Pokémon mit einem Blick nach hinten, dass sie ihr endlich folgen würden. Doch sie hielt inne und blickte erneut nach hinten; nur dieses Mal galt ihr Blick sowohl Cephal als auch Mimi, wobei Letztere die ganze Zeit über keinen Laut von sich gegeben hatte.
„Wollt ihr vielleicht mitkommen? Wenn ich schon meine Pflichten als Hüterin derartig vernachlässigen muss?“, fragte Viridium die beiden tonlos, doch Mimi schritt an den drein Erkundern des Team Mystery und an Cephal vorbei: „Nie. Im. Leben! Keine weitere Minute würde ich es mit einem Verhalten wie deinem aushalten. Da ist mir Cephals Sorglosigkeit viel lieber!“
„Und ich habe für heute genug Action gehabt!“, reckte sich das Knarksel ausgiebig und war ebenfalls wie Mimi im Begriff zu gehen.
„Ihr kommt nicht mit uns?“, fragte Panflam enttäuscht und seine Flamme wurde schon kleiner.
„Leider ja“, antwortete Cephal, der nun beim Krater Halt machte und den besiegten Ganoven Herkules herausfischte und auf seine Schulter hievte. „Außerdem muss dieser Kerl immer noch der Justiz übergeben werden. Ich werde mit Mimi daher zur Knuddeluff-Gilde zurückgehen. Aber hey!“
Nun lag in seiner Stimme der Hauch von Herausforderung, den er vorher nur Reptain und Impergator gegenüber angesetzt hatte; nun galt er auch Panflam, worauf dieser überrascht aufblickte: „Ihr drei habt wirklich einiges auf dem Kasten! Ich würde es wirklich nur begrüßen, wenn ich gegen einen von euch dreien bei unserem nächsten Zusammentreffen antreten könnte!“ Und bevor er mit Mimi in das vom Kampf unberührte Gebüsch verschwand, richtete auch sie ihre vorerst letzten Worte an das Team: „Ich bedaure es ebenso, euch so früh schon wieder verlassen zu müssen! Doch es war ein wirklich toller Tag gewesen, trotz der Umstände. Ich werde den anderen in der Gilde schöne Grüße von euch bestellen! So macht es gut!“
Damit verschwanden beide endgültig und das Team Mystery war nun wieder auf sich gestellt; nun erklärten sich alle bereit, Viridium gen Norden zu folgen.
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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Empty Re: [Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

Beitrag von Silvers Mo 07 Okt 2013, 16:53

Part X: Das Irrlicht
 
Schweigend verließen die vier Pokémon die letzten Wege des Apfelwaldes und fanden sich innerhalb des Sinelwaldes wieder, der wie sein Nachbar in etlichen Farben erblühte; unten an den Büschen nahe der Baumwurzeln luden meeresblaue runde Beeren zu einem schmackhaften Essen ein. Doch das Team Mystery konnte nur im Vorbeigehen einige dieser Beeren in ihren Schatzbeutel verstauen; Viridium, die die Führung übernommen hatte, trieb sie mit ihren Worten an. Sie sprach davon, dass sie nicht auf drei „Trödler“ warten werde, sofern sie von jeder Sinelbeere auf dem Weg abgelenkt werden. Daher erwischte Panflam, der gerne das Beerensammeln übernahm, nur unschön geformte und teilweise schon vertrocknete Rosinen an Beeren. Für die wirklich schmackhaften hätte er anhalten und etwas tiefer in das jeweilige Gebüsch greifen müssen. Doch er hätte die Geduld der sarkastischen Antilope nur strapaziert, was er lieber nicht riskieren wollte; schließlich wusste sie den Weg in den Geheimnisdschungel. Er hielt es daher für das Beste, dass das Team Mystery solange mit ihr kooperieren sollte, bis es den besagten Dschungel erreicht hatte.
Später verließen sie auch diesen Wald. Wenigstens mussten sie auch in diesem nicht gegen ein zu lautes Käfer-Pokémon kämpfen, wie Viridium anmerkte. Sie begaben sich auf eine saftige Wiesenlandschaft, deren Ebene sich bis zu den dunkelblauen Bergspitzen in der Ferne erstreckte. Nebenbei zierten mehrere kleine Hebungen und Senkungen das Landschaftsbild und hier und da wuchsen einzelne Tannengruppen. Doch aufgrund der Hektik, die die Antilopendame vor ihnen gebot, konnten sie sich auch dieser Landschaft nicht großartig bewusst werden. Reptain setzte an und trat direkt neben ihr, die dies mit ihren Blicken gekonnt ignorierte, als würde dies kein Wässerchen bei betrüben, dass nun für sie unerwünschtes Anhängsel direkt neben ihr war.
„Viridum, wohin gehen wir eigentlich?“
„Wir müssen über die Labyr-Berge und dann hinein in den Trübwald. Wenn wir uns beeilen, könnten wir noch heute Abend dort sein“, antwortete sie ihm tonlos.
„Über das Gebirge? Allein dafür braucht man mindestens einen Tag. Mindestens!“, betonte Reptain das letzte Wort stark, doch sie begegnete ihm erneut mit ihrer Antwort: „Ich kenne von meinem Weg in den Apfelwald eine Abkürzung; jedoch führt sie gefährlich nahe an einem Hort von Banditen vorbei, wie ich beim ersten Mal begutachten konnte.“
„Banditen?“, fragte Impergator interessiert und ließ seine Fäuste mittels Knacken sprechen. „Könnte ich wenigstens da kurz zurückfallen? Ein kleines Warm-Up könnte bei mir nicht schaden, ehe wir in den Geheimnisdschungel eintreten!“ Er lächelte zuversichtlich; schließlich musste er die harten Treffer, die er von Herkules einstecken musste, auf irgendeine Art und Weise wieder wett machen. Auch ihm gegenüber benutzte Viridium ihren üblichen Tonfall: „Tu, was du nicht lassen kannst, Blauer. Mir kann es gleichgültig sein, womit du den Tag verbringst.“
„Bist du den Banditen begegnet?“, fragte Reptain.
„Nein, aber ich konnte ihr unbegründetes Johlen in der Nähe meines Weges vernehmen. Ich frage mich, was überhaupt so toll daran sein soll, andere zu verletzen, nur um sich zu bereichern …“, Reptain meinte, einen Anflug von großer Verachtung in ihrer sonst emotionslos klingenden Stimme zu vernehmen. „Solche Typen haben einfach keinen besseren Zeitvertreib. Sie tun mir fast schon wieder leid, wenn ich ehrlich bin …“ Sie schüttelte den Kopf und schon bald lag in ihrer Stimme wieder der Ernst ihrer kühlen Persönlichkeit.
Als die Sonne anfing, sich immer mehr dem Horizont zu nähern, tauchte sie das azurblaue Antlitz des Himmels in ein immer satter werdendes Violett. Sie selber lief golden an und gab den Wolken einen ebenso goldenen bis bronzefarbenen Glanz, sodass ein erneutes Farbenspiel stattfand; doch anstatt in den Wäldern spielte dieses sich über den vier Pokémon ab, welche zu dem Zeitpunkt den Fuß eines recht großen Berges erreicht hatten: Sie waren im Labyr-Gebirge angekommen. Reptain sah sich die Höhe des Berges vor ihm genau an; wenn nun alle vier darüber klettern würden, würde dies tatsächlich mehr als nur ein paar Stunden in Anspruch nehmen. Doch anstatt sich dem ersten Hang auch nur zu nähern, bog Viridium unmittelbar nach rechts ab und lief parallel zu den Berghängen den Bergfuß entlang. Reptain und Panflam beobachteten sie gespannt und folgten ihr mit Impergator weiterhin auf Schritt und Tritt. Letzterer richtete seinen Blick auf den Berg selber und nahm scheinbar jeden Flecken, den er sehen konnte, unter die Lupe. Offenbar erwartete er, jegliche Anzeichen von Beobachtern oder von lauernden Räubern zu entdecken.
Den Dreien keine Aufmerksamkeit schenkend schlug Viridium einen Haken nach links, als sie in der Nähe einer Gesteinsformation angelangt war, und verschwand hinter einem Felsen, der in Blickrichtung des Teams lag. Als dieses ebenfalls den Weg einschlug, wäre es fast in einen zweiten großen Felsen hineingelaufen, der wie unsichtbar direkt hinter dem ersten lag. Verwundert darüber blickten sich alle drei Pokémon um, wohin Viridum verschwunden wäre, als sie direkt vor sich  das ungeduldige Klappern ihrer Hufe vernehmen konnten: „Wo bleibt ihr denn? Ich bin direkt vor euch!“
„Wo denn?“, wollte Panflam perplex wissen; Reptain legte seine Hand an den Felsen und suchte nach Hinweisen auf einen möglichen Schalter. Als er nach rechts blickte, bemerkte er, dass der gesamte Felsen etwas in den Berg zu ragen schien; daher lagen besonders dessen Ränder im Schatten. Und als Reptain sich dem rechten näherte, spürte einen deutlich starken Luftzug von diesem herkommen. Als er  mit seiner Hand nun um den Rand greifen wollte, wusste er nun zu seiner Freude, dass zwischen dem Rand des Felsen und dem Stück Bergkamm mehr Platz befand als der Schatten zunächst einem vorspielte. Sogar genug, sodass sogar Impergator nahezu problemlos hindurch gehen konnte.
„Ein gut getarnter Höhleneingang; höchstwahrschein wurde er von früheren Dieben oder dergleichen angelegt, um sich schneller aus dem Staub zu machen“, bemerkte Viridium auf die erstaunten Blicke der drei Pokémon. Nun standen sie tatsächlich vor einem höhlenähnlichen Gang, der jedoch nicht lang zu sein schien, denn weiter hinten fiel schon wieder das Licht der Abendsonne von oben in dessen Ende hinein und beleuchtete diesen schwach. „Ich habe ihn auch nur durch Zufall entdeckt“, sagte sie und ging wieder vorraus. Natürlich folgten ihr die drei Pokémon.
Tatsächlich kamen sie wenige Minuten später, in denen sie einen längeren, von Schatten bewohnten Gang schräg nach oben bestiegen hatten, auf einen schmaleren Bergpfad, der von beiden Seiten von den Bergwänden eingegrenzt wurde. Er selber besaß nicht den Eindruck, als wäre er oft betreten worden; überall war das Steinbett eben gewesen und  büschelweise trockenes Gras lugte unter den kleinen Kieseln  hervor. Viridium gebot sie zum – nach Panflams Zählung – circa zehnten Mal zur Eile und das ungewöhnliche Quartett bewanderte diesen Pfad mehrere Minuten lang. Glücklicherweise mussten sie nicht mehr großartig einen Berg hinaufsteigen, denn dieser Geheimpfad zog eine Schneise direkt durch den Berg, so war dieser tatsächlich eine geeignete Abkürzung zum Trübwald. Doch die hohen Bergwände besaßen den Anschein, als würden sie jederzeit auf das Team einstürzen wollen, sogar Reptain bekam eine gewisse Angst.
„Bekommt ihr es mit der Angst zu tun?“, fragte Viridium leicht spöttisch und lachte dabei kurz. Panflam hätte ihr gerne rüde geantwortet, doch er mahnte sich selber zur Vorsicht gegenüber der Führungspersönlichkeit. „Nicht mehr lange!“, dachte er sich hoffnungsvoll im Stillen. Sie aber hingegen schien daran ein Vergnügen zu finden, die Eigenschaften des Team Mystery herunter zu spielen: „Ich befürchte für euch zurecht, dass Mew nicht gerade von euch erfreut sein wird!“
„Was hat Mew eigentlich für eine Persönlichkeit?“, fragte Reptain gänzlich unberührt; diese Unerschütterlichkeit ließ Viridium kurz stutzig werden, dann aber fuhr sie wie gewohnt beim Gehen mit demselben Tonfall fort: „Er ist … eigen. Ich beschreibe ihn mal so: Ihr wollt ihn nicht erleben, wenn er richtig wichtig wird. Es wäre für euch alle besser, wenn ihr dann um euer Leben laufen würdet!“
„Ieek …“, quiekte Panflam zittrig, als er dies von ihr hörte; Impergator gab ihm sofort die Rüffel dafür: „Du hast schon viele andere Pokémon wegen uns wütend gesehen; Mew wird da kaum anders sein. Nun sei mal nicht so eine Memme!“
„Entschuldige, aber ich habe noch wenigstens etwas, was man ‚Überlebensinstinkt‘ nennt; im Gegensatz zu dir!“
„‘Angst‘ nennt es sich bei dir!“
„Sag das nochmal!“
„Sonst was?“
Zu mehr kam es nicht, denn als sich beide bedrohlich anknurrten und dabei sich gegenseitig anstachelnde Blicke zuwarfen, musssten kurz darauf erkennen, dass sie zurückfielen. Grummelnd gaben beide an, dass sie dieses Thema ein andermal fortsetzen würden …
„Endlich sind wir da!“, gab Viridium bekannt, als die vier nun die Senke nach unten erreicht hatten. Und tatsächlich weitete sich vor ihren Augen ein smaragdgrün-blättriger Wald aus, wobei man von ihrer Position aus nur dessen Kronen erkennen konnte. Viridium ging wieder voraus und als ihr die drei Pokémon folgten, bemerkten sie mit jedem Meter, den sie hinabstiegen, wie der Wald vor ihnen im unteren Blickbereich immer dunkler wurde. Und als sie dann endlich davorstanden, blickten sie in nahezu unheimliche Dunkelheit; kein bisschen von dem restlichen Sonnenlicht des Abends leuchtete durch die Kronen von oben hinein. Und jegliches Licht, welches von der Seite kam, verlor sich bereits nach den ersten zwei Baumreihen in der Dunkelheit. Auch kam es den dreien vor, als würde ihnen die Finsternis förmlich zu gähnen, denn sie spürten einen kalten Windhauch um ihre Rücken fahren.
„Ihr seht, warum dieser Wald ‚Trübwald‘ heißt? Viele haben sich hier verirrt, weil sie sich nicht in der Dunkelheit zu orientieren wussten. Einige sind von hier nie wieder weggekommen – ein guter Ort doch, um einen Dschungel zu verstecken, nicht wahr?“
„Aber wie groß ist denn dann der Geheimnisdschungel? Vom Pfad aus konnten wir das gesamte Waldgebiet überblicken, und selbst von der Position erschien dieses nicht gerade riesig …“, warf Reptain überrascht ein.
 „Das Geheimnis wird sich schon beim Betreten des Dschungels von selber lösen … du wirst es schon sehen!“, hakte sie energisch nach, als sie Reptains verwirrtem Blick begegnete. Sie wandte sie nun das erste Mal seit dem Apfelwald wieder zu den beiden anderen um: „Roter! Komm mal her!“
„Was gibt es?“, antwortete Panflam nervös; seine Fingerspitzen hatte er zittrig aneinander gelegt.
„Du hast nun von mir die Erlaubnis, deine Hinternfackel zu  benutzen. Du darfst einmalig sogar mir vorausgehen. Doch pass auf, dass du nicht gleich den gesamten Wald abfackelst … denn sonst …“, sie setzte einen gemeinen Ton an, „sonst wird Mew wütend und holt dich!“
„Verstanden!“, salutierte Panflam förmlich und ging voraus und blieb dann nach drei Schritten stehen. „Wohin soll ich denn gehen?“, fragte er vorsichtig nach.
„Wenn man dir nichts sagt, gehst du einfach gerade aus weiter. So einfach ist das!“, antwortete Viridium genervt.
Unheimlich war die Atmosphäre. Panflam, der zwar hinter sich handfeste Unterstützung im Notfall erhoffen konnte aber vorne ganz frei für jegliche Art von Hinterhalte offen war, zuckte kurz kreischend bei jedem Knacken eines Astes zusammen und blieb ein paar Sekunden stehen. Er bildete sich ein, wie ihn die Baumstämme, die das Licht seiner hinteren Flamme berühte, anzustarren schienen, wenn er sich von ihnen entfernte. Eine sehr unangenehme Gänsehaut machte sich auf ihm breit und er selber hätte am liebsten kehrt gemacht, würde ihn Viridium nicht mit stechendem Blick antreiben, den er scharf auf seinen Rücken spürte. Schatten huschten in dem Fackellicht entlang der Baumstämme vorbei und Reptain selber  war drauf und dran, zumindest seine Laubklingen zu aktivieren. Schließlich war auch hier die Gefahr eines unverhofften Hinterhalts recht wahrscheinlich. Impergator versuchte, sich nicht von dieser Situation einschüchtern zu lassen. Er blickte weiter ernst und stumm in die Umgebung und sah sich nach eventuellen Angreifern um.
„Ach, Viridium?“, fragte Reptain vorsichtig und unterbrach damit zur Panflams Erleichterung die unangenehme Stille.
„Was?“, gab sie genervt zurück. Schließlich wurde fast jede Frage an ihr von dem grünen Waldgecko gestellt und sie selber schien langsam des Antwort-Spiels überdrüssig zu werden.
„Im Apfelwald sprachst du doch davon, dass du irgendwelche Pflichten verletzen würdest … die einer ‚Hüterin‘ oder dergleichen.“
„Unglaublich, dass du alles bis ins kleinste Detail erfahren musst, Grüner“, bemerkte sie tonlos, doch sie holte kurz in ihrer Überwindung Luft und sagte in einem Luftzug: „Ich als Hüterin muss dafür sorgen, dass Unwürdige nicht in den Geheimnisdschungel hineingelangen können.“
„Verstehe …“, grübelte Reptain und kam auf eine Idee. „Also gut, wenn du uns nichts mehr erzählen wirst, dann werden wir dir auch nicht mehr in den Dschungel folgen. Panflam! Impergator! Wir gehen!“
„Moment … Was?!“, brauste Viridium plötzlich auf, blieb stehen und sah dem Waldgecko mit aufgerissen Augen in die seinen. „Ist das dein Ernst?! Ich quäle mich ab, euch den Eintritt zu gewähren, ich muss mit euch einen ganzen Marsch ertragen, und jetzt sagst du einfach ‚Nein‘?“
„‘Nein‘ habe ich nie wörtlich gesagt“, lächelte Reptain und wandte sich ab. Er verschwand fast in der Dunkelheit, deswegen rief er noch einmal seine beiden Kollegen zu sich und war schon drauf und dran zu gehen, als sich ihm Viridium in den Weg stellte. Sie blickte ihn zornig an: „Oh nein! Du wirst jetzt gefälligst mit mir kommen! Ich lasse nicht zu, dass ich für nichts meine Zeit verschwendet habe!“
„Fein!“, entgegnete ihr Reptain grinsend. „Dann erzählst du uns vorher alles, was ich von dir wissen wollte. Und auch so allgemein alles Nennenswerte über den Geheimnisdschungel.
„Du kannst mich nicht dazu zwingen!“, rief Viridium empört aus.
„Ich weiß, aber nur unter dieser Bedingung gehen wir mit dir mit!“
Viridiums Blick sprühte förmlich vor Verachtung gegenüber dem Waldgecko. Sie stand nun vor einer Entscheidungsfrage, deren aller Antworten ihr nicht gefielen. Sie erkannte nun, welche Strategie der „Grüne“ anwandte, deswegen verpuffte direkt ihr Zorn und ein anerkennendes Lächeln umspielte ihr Gesicht: „Sehr gut, Grüner. Gar nicht mal so schlecht, deine Redekunst. Du weißt genau, ich wäre zu stolz, als dass ich freiwillig zulassen würde, dass ich meine Zeit für nichts verschwendet hätte! Nun gut, diese Runde gewinnst du … das erste und letzte Mal!“, beendete sie bedrohlich ihre Rede, forderte den Schimpansen barsch zum Weitergehen, doch Reptain blieb weiter stehen: „Und Panflam begegnest du bitte mit mehr Freundlichkeit!“ Viridium blieb betroffen stehen, wandte ihren Blick zum Waldgecko, der ihrem ernst aber doch frech lächelnd begegnete. Dann stieß sie einen Seufzer aus: „Also gut, meinetwegen behandel ich den Roten auch etwas sanfter. Können wir jetzt bitte weitergehen?“
„Sicher!“, grinste Reptain und schlug in die Faust Impergators, die er ihm beifällig hinhielt.
„Wie ich schon sagte, als Hüterin ist es meine Aufgabe, außerhalb des Geheimnisdschungels unwürdigen Pokémon, die auf der Suche nach meiner Heimat sind, den Eintritt zu verwehren. Oftmals suchen diese oft in den Wäldern nach den ersten Anhaltspunkten, deswegen halte ich mich öfters in Gehölzen wie dem Apfelwald auf.“
„Und wie kommt es, dass du dich an mehrere Gilden gleichzeitig gewandt hast?“, fragte Reptain neugierig nach.
„Oftmals brauche ich den Pokémon nicht selber zu begegnen; denjenigen mit dem schwächeren Geist kann ich mit meinen telepathischen Kräften entweder die Lust an dem Geheimnisdschungel  oder zumindest ihre Erinnerung an den Namen nehmen. Doch dieses Nervensäge an Skaraborn konnte ich nicht ‚zähmen‘ und da ich einen hohen Wert auf meine Anonymität lege, habe ich sogleich den Gilden durch die ortsansässigen Einwohner der Wälder den ein und denselben Auftrag zukommen lassen. Glücklicherweise kamt ihr wenige Wochen später, so war diese Bedrohung gebannt; nicht auszudenken, was dieses Skaraborn im Geheimnisdschungel angerichtet hätte, hätte er tatsächlich das Geheimnis herausgefunden!“
„Aber das könnte niemand, oder?“, fragte Impergator rhetorisch.
„Selbstverständlich kann das niemand!“, lachte Viridium auf. „Dafür müssen sie erst eingeweiht sein! Oder sie müssen wirklich sehr viel Glück haben, wenn sie ihn erreichen wollen!“
„Inwiefern braucht man denn Glück?“, fragte Panflam, indem er kurz über seine Schulter blickte.
„Auf die Straße gucken bitte!“, erinnerte ihn Viridium an seine Rolle, die er erschrocken nachging.
„Das werdet ihr sowieso gleich sehen. Seht, man kann es weiter hinten erkennen.“
„Was denn?“
Etwas von der Farbe Weiß, ein schneeähnlicher Dunst, umspielte nun den Boden und auch die Luft  schien für alle auf einmal sehr viel feuchter zu werden. Obwohl die Dunkelheit die Herrschaft in der Umgebung innehatte, konnte man den feinen Nebel als fast perlweiß erkennen. Jetzt sahen auch die Pokémon, wie die oberen Luftschichten von diesem fast mystischen Dunst erfüllt wurden, sodass das Team sich wie in einem erleuchteten Raum fühlte. Panflam fühlte ganz deutlich, wie es ihm immer schwerer fiel, seine Flamme lodernd aufrecht zu erhalten. Doch irgendwann wurde die Luftfeuchtigkeit zu hoch, als dass er sie weiter hätte lodern lassen können. Doch Viridium teilte ihm darauf sowieso mit, dass sein Feuer nicht mehr gebraucht wurde. Jetzt wäre ihr Part, sagte sie kurz angebunden und stellte sich vor den drei Pokémon auf. Ihr Körper erschien fast schemenhaft, so tief stand sie schon inmitten des Nebels. Sie schloss die Augen und ein grünliches Leuchten ging von ihr aus, welches fast an die smaragdgrünen Blätter der Bäume im Sommer erinnerte. Dann holte sie Luft und sie stieß einen sanften Lufthauch aus, der sich gleichzeitig wie eine Melodie von mehreren Vögeln anhörte, welche einfach nur wunderschön war. Jede Stimme traf einen sehr melodischen Ton und der Kanon der Vogelchöre war perfekt aufeinander abgestimmt. Dann verstummte es und eine Stille umhüllte die vier Pokémon wieder. Sie war im Vergleich zu vorhin noch unheimlicher gewesen, als hätte sie mit Gewalt alle Geräusche dieser Welt verschluckt. Panflam sträubten sich seine Fellhaare und Reptain wurde den Gedanken nicht los, dass irgendetwas passieren würde. Dann hörten sie es.
Zuerst kam es leise, doch mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde es lauter. Das Geräusch schellte förmlich in der einen Sekunde, in der es erklang, durch die Stille. Als es dann laut genug war, konnte Reptain erkennen, dass es ein Quietschen war, als würde eine rostige Schraube in Metall gedreht werden. Er vernahm ganz deutlich, dass dieses von vorne kam, doch konnte er in dem weißen Dunst keinerlei Körper oder Gegenstände erkennen, die sowas auslösen würden. Dann aber hob sich ein schemenhafter Schatten hervor, der sogleich wieder verschwand. Doch schon tauchte er wieder auf, schwärzer und  gering größer als davor. Er bestand aus zwei Hälften; die obere sah aus wie eine Art Deckel oder Hut oder der Schirm einer Lampe. Mit einem gewissen Abstand zu diesem hatte die untere Hälfte starke Ähnlichkeit mit einem Kreisel, aus dem jedoch zwei papierartige Arme herausragten. Nun tauchte wie ein Phantom eine Flamme auf, welche Panflam, Reptain und auch Impergator nie in ihrem Leben gesehen hatten. Sie war in ihrem Inneren weiß gewesen, während ihr züngelndes Äußeres einen unheimlich violetten Stich besaß. Noch dazu gesellten sich über ihr ein Paar glühend gelber Augen, welche starr in dieselbe eine Richtung zu blicken schienen. Sie besaßen keine Pupillen oder Lider, sondern waren inmitten einer gläsernen Kuppel, in welcher die Flamme als zentrales Organ, fast wie ein Herz, flackerte und die als Verbindungsstück zwischen den zwei schwarzen Objekten diente. Jetzt erst erkannte man, dass das aufgetauchte Wesen einer Laterne ähnelte, welche in der Luft schaukelte und dabei das Quietschen verursachte. Während das Team Mystery etwas nervös über dieses Erscheinen reagierte, blieb Viridium gelassen; sie kannte diese Laterne und sprach sie mit dem Namen „Lucién“ an: „Diese Pokémon sind würdig einzutreten. Wenn du uns führen würdest …“

Die gelb glühenden Augen verschwanden, doch in Wirklich drehte sich das Laternecto – wie Viridium sie über die Art des Laternen-Pokémons aufklärte – um hundertachtzig Grad und schaukelte erneut in den dichten Nebel hinein. Bald waren nur noch seine phantomhafte Flamme und sein schwarzer Laternenkörper zu erkennen.
„Wir sollten ihn besser nicht aus den Augen verlieren. Wir sollten ihm folgen, er weiß als einziger, wo der wahre Zugang zum Geheimnisdschungel liegt!“
„Aber ich dachte, du …“, wollte Panflam verwirrt nachfragen, doch Reptain schob ihn sanft in den Nebel hinein. Schon bald waren alle Pokémon von einem undurchdringlichen Weiß umgeben; nur noch die Flamme von Lucién konnten sie noch erkennen. Keiner konnte kaum noch den anderen vor oder hinter sich sehen; ihr einziger Anhaltspunkt war nur noch jenes Feuer gewesen, welche sie in dem Nebel führte. Jetzt erst verstand Reptain: „Das ist also das Geheimnis!“
„Ja; ihr müsst wissen, dass Geheimnisdschungel nicht in dieser Welt liegt. Er liegt in einer Paralleldimension, zu seinem eigenen Schutz. Doch an ausgewählten Stellen auf den Kontinenten wurden Portale errichtet, die trotz aller Geschehnisse im Dschungel einen Eintritt zu diesem möglich machen – allerdings dürfen dann nur die würdigsten Pokémon eintreten“, erklärte Viridiums Stimme, während ihr Körper nicht mehr zu erkennen war.“
„Und Lucién?“, fragte Reptains Stimme nach.
„Ich weiß zwar um das Geheimnis von dem Portal im Trübwald Bescheid, doch Lucién ist in der Tat das einzige Pokémon auf der Welt, welches seinen genauen Standort kennt. Den Hütern des Geheimnisdschungels wird die Kunst anvertraut, ihn in dieser Nebelmauer herzurufen, damit er dann die Führung übernimmt.“
„Das ist erstaunlich!“, klang Panflams Stimme begeistert und man hörte das Klatschen seiner Hände.
„Was ist mit den anderen Portalen?“, fragte nun Impergators Stimme nach.
„Sie werden bewacht; ich hörte von unserem ‚Waldläufer‘, dass einer sogar von einem anderen der sieben Wächter bewacht wird; ein anderes sogar vom stärksten Pokémon der Welt!“
„Ist das so?“, klang die Stimme des Alligators sehr neugierig.
Plötzlich hielt die Flamme in ihrer Bewegung inne und die vier Pokémon hatten die Chance, wieder näher zu treten. Wieder erschien das glühende Augenpaar. Lucién schwebte nach unten, um auf einer Augenhöhe mit Viridium zu sein; er senkte seinen gläsernen Körper und richtete ihn wieder auf; damit signalisierte er eine Art des Nickens oder Verneigens. Dann schwebte er empor und verharrte in einem Punkt. Dann rollten sich seine papierdünnen Arme ein und seine Augen erloschen, sodass er nun wahrlich einer richtigen Laterne ähnelte. Viridium bedankte sich für die Führung und bat das Team, unterhalb von Luciéns Laternenkörper herzugehen. Das taten sie auch. Zwar sahen sie auch dann noch undurchdringliches Weiß vor sich, doch sie hörten in naher Ferne die Geräusche von zwitschernden Vögeln und kreischenden Affen. Auch wurde die Luft in ein tropisches Flair eingetaucht. Sie hatten endlich das Geheimnis vom Geheimnis gelöst!
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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Empty Re: [Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

Beitrag von Silvers Mi 13 Nov 2013, 20:04

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Kapitel 5: Neue Welt


Die Nacht verbrachte das Team Mystery in der lauernden Dunkelheit, die sie nach dem Verlassen der Nebelwand betreten hatten. Die Geräusche, die sie bei ihrem Eintreffen in den Geheimnisdschungel gehört hatten, waren wie verstummt, zumindest fühlten so jene drei Neuankömmlinge. So sehr pochte das Blut in ihren Ohren, welches noch schneller und noch stärker zu diesen in ihrer Aufregung hinauf gepumpt wurde, und übertönte mit jedem Mal alle Geräusche. So sehr sie sich dessen bewusst waren, dass sie eine gänzlich andere und damit auch wahrscheinlich ganz neue Welt betreten hatten, so musste sich selbst Impergator, der seit seiner finalen Entwicklung nicht mehr auffällige Gefühlsregungen hatte anmerken lassen, eingestehen, dass zu einem gewissen Ansatz der Schweiß kurz vor seinem roten Kamm seinen Platz suchte; dergleichen aufgeregt war er, nicht wegen des neuen Ortes, dafür interessierte er sich herzlichst weniger als Reptain oder Panflam: Vielmehr war es die Ungewissheit darüber, welche starken Gegner ihn in diesem Dschungel erwarten würden, vom Wächter mal ganz zu schweigen. 
Auch Panflam stand der Schweiß auf der Stirn, doch überkam ihm mehr die heimliche Angst vor der für ihn nahezu erdrückenden Dunkelheit, die er mit einem bloßen Fackellicht seiner Flamme hätte vertreiben können. Doch Viridium bestand mit größter Beharrlichkeit darauf, dass Panflam während seines Aufenthaltes im Dschungel auf sein Feuer vollständig verzichten sollte; sie erinnerte ihn an Mew und dessen Reaktion, wenn irgendwo im Dschungel wegen ihm ein Feuer ausbrechen sollte.
Und auch Reptain schien die neue Situation leicht zu beunruhigen; doch er sah es in den Blicken des Schimpansen und des Impergators, dass sie alle drei eine gewisse Aufregung vor dem Kommenden verspürten. 
Sie waren schon überrascht, dass sie sich selbst in der Dunkelheit überhaupt noch erkannten; denn es war nicht zappenduster, es wurde also nicht pechschwarz vor ihren Augen. War vorher für kurze Augenblicke verschwunden und war dann wenige Minuten später mit ein paar seltsamen Pilzen zurück gekommen, welche neonartig in den verschiedensten hellen Blau- und Grüntönen schimmerten und somit ein gespenstisches Licht von sich gaben. Hätten die drei Pokémon vorher schon ihre Aufregung beiseitegelegt und einen schärferen Blick in die hinterrücks liegende Dunkelheit geworfen, so hätten sie vor den Erklärungen der Antilope erkannt, dass diese hin und wieder von genauso schwächlich leuchtenden Pilzen und anderen Pflanzen verhindert wurde.
„Das sind Neonpflanzen“, klärte sie Viridium auf, als sie Panflams begeistert-interessierten Blick bemerkte, welcher fast einen dieser Pilze vor ihm in die Hand nehmen wollte. „Und euch ‚Fremden‘ würde ich davon abraten, sie einfach in die Hand zu nehmen!“ Panflam hielt schlagartig inne, kurz bevor er mit seinen Fingern den nächstbesten Pilz berührt hatte. Betroffen zog er seinen ausgestreckten Arm wieder zurück, worauf sie halb spöttisch lächelte: „Es sei denn, ihr wollt in einen unbefristeten Tiefschlaf fallen!“
Reptain fragte sie aufgrund seiner Natur als Pflanzen-Pokémon, die er nach all den Jahren nach seiner Wandlung vom Mensch zum Pokémon angenommen hatte, weshalb jene Pflanzen gerade für ihn und die anderen „gefährlich“ sein konnten. Viridium blickte ihn überrascht an, doch lag in ihrer Stimme ein sarkastischer Unterton: „Ich dachte, du bräuchtest meine Hilfe nicht mehr, wenn wir im Geheimnisdschungel angekommen sind. Also, du großer Erkunder? Was fragst du mich weiterhin so aus?“
„Es wäre nicht schlecht vorher noch zu wissen, mit welchen Gefahren wir noch zu rechnen haben“, gab Reptain als Antwort an. Schließlich hatte er als Anführer des Teams die größte Verantwortung für das bestmöglichste Wohl seiner Kameraden, für die er auch vorher zu sorgen hatte. Zwar wusste er, dass sie gut auf sich selber aufpassen konnten – gerade Impergator mit seiner Kraft, die ihres Gleichen suchte -, doch gebot der neueste Ort, den die drei Erkunder zusammen betraten, zu größter Vorsorge und Vorsicht. Dies verstand Viridium, seufzte kurz und erklärte ihm, dass die Neonpflanzen ihr Leuchten vom Licht der Sonne beziehen würden. Sie wären mit ihren Wurzeln mit solchen von anderen Pflanzen verbunden, die ganz und überhaupt im Sonnenlicht während des Tages standen. Aus diesem Licht bezögen sie ihre Energie für das selbstständige Leuchten, welches das Resultat ihres Stoffwechselns wäre. Daher würden Neonpflanzen nur in Teilen des Dschungels wachsen, wo sehr verdichtete Baumkronen kein Sonnenlicht mehr durchließen. Somit wären auch die finsteren Teile mit spärlichem Licht versorgt, sodass auch andere Arten von Pokémon neben den Nachtjägern in diesen Teilen leben konnten; letztere waren dafür bekannt und teilweise berüchtigt, selbst in absoluter Finsternis ihre Beute haargenau zu erspähen und zu schnappen. 
„Oh, und nicht zu vergessen, was ich deinem Freund damit mitteilen wollte!“, mahnte Viridium mit besonderem Nachdruck, welcher besonders Panflam aufgrund seines Forschungsversuchs galt: „Das Leuchten rührt von einem fluoreszierendem Nervengift her, welches diese sozusagen lahmlegt; du fühlst dich erst schwächlicher, dann erst kippst du vollkommen bewusstlos um und verfällst in einem tiefschlafähnlichen Zustand. Der Körper selber aber führt ungestört seine Prozesse durch; es ist, als würdest du beim längeren Schlafen entweder verhungern oder verdursten, und ohne weitere Hilfe könntest du nicht davon aufwachen!“
„Oh je …“, schluckte Panflam dankbar, denn sie hatte ihn gerade vor so einem Schicksal bewahrt. „Aber du hattest sie ohne Bedenken in deinem Mund hierher getragen!“
„Ja, weil zum Einen der Geheimnisdschungel mein Zuhause ist und ich daher sozusagen ‚immun‘ gegen das Gift bin und zum Zweiten weil ich dem Zir…!“ Sie unterbrach erschrocken darüber, dass sie fast etwas ausgesprochen hätte, was sie nicht preisgeben sollte. Sie stand daher auf und wandte sich dem Team Mystery ab und war im Begriff zu gehen. Reptain hielt sie nicht davon ab; er wusste von ihr nun über die ersten Gefahren Bescheid, alle anderen würden er, Panflam und Impergator in ihrer Eigenschaft als Erkundungsteam selber erleben. Doch ehe ihre im Licht der Pilze schemenhaft wirkende Silhouette vollkommen in der Dunkelheit, die zwischen den ganzen Baumstämmen und Sträuchern lauerte, verschwand, hielt sie noch einmal an und warf dem Team über ihre Schulter einen letzten Hinweis zu: „Solltet ihr dem ‚Waldläufer‘ begegnen, so seid immer ehrlich, hört ihr! Denn sonst habt ihr euch jegliches Aufenthaltsrecht hier im Dschungel verdorben!“ Damit verschwand sie endgültig. Nur das Rascheln der Büsche und Knacken einiger Äste konnte man bis tief in die Dunkelheit vernehmen, bis auch dieses langsam aber doch sicher verklang … als würde sich Viridum immer mehr von dem Team entfernen; auf einer bildlicheren Ebene. Es war, als würde sie damit für immer verschwinden und das Team Mystery wäre dann vollkommen allein und auf sich gestellt. Als hätte man einen neugeborenen Welpen direkt vor die Straße gesetzt, und das in einer gänzlich anderen Gegend.
Doch nun übernahm Reptain selbstbewusst das Wort: „Gut, wir wissen nun, worauf wir achten sollen. Legen wir uns schlafen, sobald alle von uns wach sind, brechen wir auf!“
„Und wohin?“, meldete sich Impergator, der sich bereits auf seinen Rücken gelegt hatte. Er spürte, wie Ranken und mehrere Äste unregelmäßig und manchmal pieksend sich in diesen zu drücken versuchten, doch er überhörte dies in seinem Inneren. Seinen mächtigen Schweif gänzlich ausgestreckt und den Kopf auf beide Hände gelegt starrte er in eine dunkle Decke, die nur sehr schwach von dem improvisierte „Lagerfeuer“ beleuchtet wurde; aber selbst dann erkannte er nur Blätter, die aus seiner Sicht pechschwarz waren.
„Wir werden morgen schauen, wie wir uns hier orientieren werden“, zwinkerte ihm Reptain zu, obwohl das Impergator in seiner Liegeposition nicht mehr zu sehen vermochte.
„Ich hoffe, dass Mew nicht so furchteinflößend ist, wie Viridium gesagt hatte!“, flüsterte Panflam seinem Kumpel zu. In seiner Stimme lag nun eine Spur von Angst vor dem Ungewissen, welche ihn seit Viridiums Abtritt wieder erreicht hatte. Doch sein Freund klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter: „Darüber machen wir uns erst Sorgen, wenn wir ihm begegnen, in Ordnung?“
„Gut …“, nickte Panflam noch etwas unsicher, doch auch er begab sich eine bestmögliche Schlafensposition. Auch Reptain wollte nun erproben, wie er am besten schlafen konnte, als er Panflam erneut flüstern hörte: „ Ich frage mich, was oder wer dieser ‚Waldläufer‘ sein könnte …
„Das interessiert mich auch, doch es bringt nichts, jetzt daran zu denken. Ich denke da ebenfalls, dass wir dem begegnen werden.“
„Gut möglich …“, wandte Sich Panflam im Liegen. Doch dann hörte Reptain etwas, was er von seinem langjährigen und besten Freund seit längerer Zeit nicht mehr gehört hatte: „Ich bin noch immer ein Feigling bei sowas!“
„Wie …?“, wollte Reptain vorsichtig anfragen, doch er konnte sich die Antwort erahnen.
„Gegenüber Ganoven bin ich deutlich mutiger geworden, aber bei solchen Missionen, die gleich die gesamte Welt betreffen … und ich bin dabei … das macht mir Angst!“ In seinen Worten lag eine gewisse Enttäuschung über sich selbst, obwohl sie selbstbewusst auftreten sollten.
„Kann ich verstehen …“, stimmte ihm Reptain zu. Er wartete auf weitere Worte von Panflam, auf die er tröstend reagieren wollte, doch sie kamen nicht; stattdessen hörte er nun von ihm ein regelmäßiges Atmen. Er schlief doch noch ein.
Nun legte sich auch Reptain, doch seine Bewegungen waren zaghaft, jetzt wo er mit seinen Gedanken alleine war:
„Ich verstehe dich, Panflam … ich habe auch Angst!“
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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Empty Re: [Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

Beitrag von Silvers Sa 25 Jan 2014, 16:44

Kapitel 6: Reptains Angst
 
Reptain schlief unruhig in den paar Stunden. Er träumte, wie er, Panflam und Impergator sich durch ein riesiges Feld von wild hin und her schwingenden und mit Dornen besetzten Ranken  kämpften. Hin und wieder wurden ihre Arme und Beine schmerzhaft von den Spitzen dieser gestreift und hinterließen feine kleinere Blutrinnsale. Doch Panflam, der auf sein Feuer verzichtete, konnte sich nicht so leicht einen Weg hindurch bahnen wie Reptain mit seinen Laubklingen  und der Alligator mit seinem unverwüstlichen, durch seine Muskeln verhärteten Körper. Tatsächlich trafen die Dornen manchmal direkt in seine Arme und gegen seinen Bauch, sodass der Schimpanse laut schreiend und kreischend an der betreffenden Ranke klebte und gegen andere Ranken geworfen wurde, welche darauf hin dieses Spiel wiederholen ließen. Panflam glich nun einer Art roten Spielballs, der zwischen den gefährlich giftgrünen Armen hin und her geworfen wurde. Immer, wenn Panflam laut schluchzend vor lauter Schmerz von einer anderen Hand aufgefangen wurde, applaudierten ihr die anderen Arme zu diesem Fang. Reptain wollte empört einschreiten und jene Ranke, die seinen Freund festhielt, mit seiner Laubklinge durchschneiden. Doch er kam dieser keinen Millimeter näher, tatsächlich entfernte er sich von ihr immer weiter, je mehr er sich anstrengte. Ungläubig blickte er auf seine Füße und stellte mit erschrockenem Gesicht fest, dass nun mehrere Ranken seine Füße umschlungen hatten und ihn von dem schrecklichen Schauspiel wegzerrten. Er sträubte sich mit aller Kraft dagegen, doch ganz gleich, wie sehr er sich mittels Treten, Kratzen und seiner Laubklingen befreien wollte, die aalglatten Ranken zurrten sich noch fester um seine Fußgelenke, sodass es aufgrund der Quetschung anfing zu schmerzen, und zogen ihn immer kräftiger mit sich.
„Panflam!“, rief Reptain panisch; was auch immer ihm zustieß, so wollte er Panflam um jeden Preis retten. „Halt‘ durch, ich komme!“
Doch als er noch immer von den Ranken festgehalten wurde, suchte er den Blick von Impergator: „Imp, hilf Panflam! Aber … Imp?“ Jetzt erst realisierte Reptain zu seinem Entsetzen, dass der Alligator schon seit etlichen Minuten fort war. Hektisch schaute er sich um. Verzweifelt sah er in das Grün der unzähligen Ranken und hielt Ausschau nach einem Lebenszeichen von ihm. Doch selbst wenn er eines entdeckt hätte, er hätte sich noch immer nicht befreien können.
„NEIN!“, schrie Reptain auf, er sammelte alle Kraft in seine Beine und mit denen stemmte er sich gegen die Zugkraft der Gewächse, die ihn mit ihren eisern wirkenden Bänden festhielten. Er biss die Zähne zusammen, sodass sie fast bei dem Druck in Stücke zerbrachen und sein Kopf rauchte vor lauter Anstrengung; einer längeren Belastung hätte dieser nicht standhalten, ohne dass er überhitzt wäre. Doch plötzlich lief Reptain blitzartig gegen eine Wand aus massivem Holz. Die Ranken ließen endlich von ihm ab, doch nun spürte einen deutlichen Schmerz in seiner Nase aufkommen, die zuerst auf das stählern wirkende Holz gekommen war. Verwirrt nahm sich Reptain dieses unter die Lupe; es gehörte zu einem gigantischen Baum, welcher mit seinem kerzengeraden Stamm und seiner Krone bis tief in das Schwarz des Himmels ragte. Doch er hatte keine Zeit zu verweilen, denn die Schreie Panflams hallten in seinem Ohr und erinnerten ihn daran, was er sich als Anführer schwor: „Ich werde meine Freunde beschützen!“
„Reptain! Hilfe!“, rief die Stimme und hallte gleich ein zweites Mal, jedoch mit einer tieferen Stimme. Sie gehörte zu Impergator. Reptain konnte es nicht glauben; selbst der Hüne war in Schwierigkeiten. Panisch und hektisch schaute sich der Waldgecko um. Vor ihm türmten sich die Ranken zu einer riesigen Mauer, die ihn nicht hindurch ließen, so viel Mühe sich Reptain auch gab. „Ich komme! Haltet aus! Ich bin gleich da!“, rief er immer wieder in diese Mauer hinein, in der Hoffnung, dass seine Freunde aus diesen Worten Hoffnung auf Rettung schöpfen würden. Doch nach einer geschlagenen Ewigkeit sank Reptain bittere Tränen vergießend auf die Knie und stützte sich mit einer Hand an einer Ranke.
„Lass sie frei …“, flehte er unter großem Schluchzen. Er hatte seine Freunde nicht retten können, er tat alles, was ihm in den Momenten in den Sinn kam. „Was auch immer du bist … LASS SIE FREI!!!“
Und obwohl die Rankenmauer ihm zuvor vehement den Einlass verwehrt hatte, schien sie dieses Flehen zu erhören und ließ schmatzende Geräusche von sich; wenige Schritte von entfernt gruben sich einige unter diesem Geräusch in den Boden ein und gaben eine Passage frei, durch die er endlich hindurchgehen konnte. Doch was der Waldgecko dann nach dem Passieren sah, verschlug ihm vor lauter Entsetzen fast die Sprache, das ihn zusätzlich mit purer Angst erfüllte: Panflam und Impergator waren bewusstlos und hingen mit ihren Armen von großen hölzernen Kreuzen herab, an denen sie mit jenen Ranken fest gebunden waren, die Reptain zuvor in Schacht hielten. Ein Arm ruhte jeweils auf der einen Hälfte eines Querbalkens, wo er dann am Handgelenk von den grünen Fesseln fixiert wurde. Wie in Trance schritt Reptain langsam auf die beiden zu; er konnte es nicht wahrhaben, sie so zu sehen. Sein Blick war starr, seine Arme hingen schlaff herab.
„Panflam … Imp …“, bröckelte seine Stimme und zu seiner Angst kam nun das Erscheinen eines grotesk wirkenden Wesens hinzu, welches mit seinen Armen, welches aus unendlich vielen Tentakeln bestand, auf seine beiden Freunde deutete. Der Körper bestand ebenfalls aus etlichen glitschigen Schlingen und nur ein weißes Augenpaar vermochte Reptains ungläubigem Blick zu begegnen. Und zu seinem Erschrecken, welcher sich mit einem Schauern tief in seinem Rücken bemerkbar machte, lachte diese groteske Ansammlung an Tentakeln aus ihrem Inneren: „Du willst sie befreien?“
Reptain konnte nicht antworten; er war starr vor Angst, sein Atem stockte, kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn. Seine Augen waren ebenfalls starr. Sie blickten nur in das weiße Paar gegenüber, in welchem ein wahnsinniges Blitzen zu erkennen war; eines, welches nur Mörder in den schrecklichsten Geschichten besaßen, bevor sie dafür sorgten, dass ihre Opfer auch den letzten Atemzug taten.
„Tu es nicht …“, hauchte Reptain flehend, doch zu mehr traute er sich nicht. Dafür waren seine Angst und seine Furcht vor dem, was in wenigen Sekunden passieren würde, zu groß. Doch ein letztes Mal raffte er allen Mut in sich zusammen und schrie förmlich seine größte Sehnsucht dem Monster entgegen; sein Gesicht verzog sich bei dem Schrei zu einer Grimasse: „TU! ES! NICHT!“
Das Tentakelwesen lachte höllisch gemein und seine Arme formten sich mit ihren Spitzen zu scharf und damit tödlich aussehenden Klingen, welche Reptain in seiner Furcht bestätigten, welche ihn gelähmt dastehen ließ. Das Monster holte aus und schwang dann die giftgrünen Schwerter auf die beiden Gekreuzigten.
„NEIIIIIIIIIIIIIIN!“

***

Reptain fuhr hoch. Sein Atmen war schwer, sein Brustkorp tanzte nahezu zu seinen unregelmäßigen Atemzügen. Er fuhr mit seiner Hand an die Stirn, kalter Schweiß lief zwischen seinen drei Krallen auf seinen Handrücken. Erschrocken schaute er sich um. Er konnte fast nichts sehen. Nur das schwächliche Licht der hellgrün und hellblau leuchtenden Pilze fiel ihm ins Auge; Reptain huschte ein erleichtertes Lächeln über sein Gesicht. Es war nur ein Traum gewesen! Die Erleichterung schien etliche Steine von seinem Herzen herunter zu stoßen. Er fühlte, wie seine eiserne Brust, die ihm das Atmen scher machte, wieder leichter wurde und auch die Luft fühlte sich wärmer an. Froh darüber, dass er all diese schrecklichen Bilder nur vor seinem inneren Auge gesehen hatte, ließ er seinen Blick über die schlafenden Körper seiner Freunde streifen. Vom unruhig hin und her wälzenden Körper Panflams, der sich nicht so richtig an den neuen Boden eingewöhnen wollte, über die gespenstische Licht-Feuerquelle zum ruhiger daliegenden Körper Impergators.
Doch Reptain hielt jäh inne. Etwas fiel ihm in seinen Augenwinkeln auf, als er seinen Blick über die Lichtquelle streifen ließ. Dieses ließ ihn zu sehr an seinen Traum erinnern, sein Atem wurde wieder unregelmäßig, er spürte erneut den kalten Schweiß auf seiner Stirn und mit angespanntem und auch furchtvollem Blick drehte er seinen Kopf langsam wieder in Richtung des Lichtes und richtete dabei seinen Blick nach oben. Und tatsächlich sah er es. Weißschimmernd, doch dieses Mal mit punktähnlichen Pupillen. Es war klein, doch stach es hervor, als würde es direkt vor Reptains Augen schweben. Das weiße Augenpaar starrte unabänderlich auf ihn herab, während es in der Luft zu hängen schien, als würde der Körper, zu dem dieses Paar gehörte, in der Luft schweben. In seinem Blick lag zwar nicht der mordlustige Glanz wie in dem Traum, doch Reptain spürte einen starken Schauer der Angst über seinen Rücken fahren.
„Gut geschlafen?“, sagte eine Stimme, die genauso ton- und emotionslos war wie die von Viridium. Doch sie gehörte zu einem männlichen Wesen. Und Reptain bildete sich in seiner Furcht ein, dass dieses zu einem doch gemeinen Grinsen ansetzte, als es diese Frage stellte, von der es die Antwort bereits durchaus zu wissen schien. Reptain brachte so langsam und unauffällig wie möglich seine Arme in Stellung, um so schnell wie möglich zur Laubklinge ansetzen zu können.
„Dieses Mal beschütze ich meine Freunde!“, dachte er bei sich und wollte schon die Namen von Panflam und Impergator schreien, damit diese auch rechtzeitig wach sein würden. Doch noch als er so leise wie möglich Luft hörte, spürte er, wie sich etwas aalglattes über seinen Mund, über seine Arme und Beine legte. Er wehrte und sträubte sich und warf dem weißen Augenpaar einen trotzenden Blick zu, als würde er ihm den Kampf ansagen wollen. Er wollte sich mit seinen Klingen befreien, doch er spürte, wie etwas schmerzhaft in seinen Körper eingeflößt wurde. Sofort sackten seine Arme zusammen, seine Augenlider wurden schwerer und mit einem Mal spürte er keinerlei Furcht, sondern eine große Freiheit in seinem Inneren. Auch sein Kopf war wie leer und vor seinen Augen sah er nur Schwärze, die immer mehr seine Augenlider zu drückte, bis sie zur Gänze geschlossen waren.
„Und ihr wisst, was mit den anderen beiden zu tun ist?“, fragte das Wesen weitere Ranken, welche sich im Schutz der Dunkelheit räkelten. Sie konnten nicht antworten, doch das Wesen klang zufrieden: „Gut. Behaltet sie aber weiterhin im Auge!“ Damit flog es davon und die Ranken machten sich daran, sowohl Panflam als auch nun Impergator fortzuschleppen. Sie injizierten ihnen dasselbe lähmende Gift, weswegen keiner der beiden Erkunder aufwachte.
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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Empty Re: [Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

Beitrag von Silvers Mo 27 Jan 2014, 22:43

Kapitel 7: Der singende Affe
 
Etwas kitzelte an den Nüstern. Die mit Klauen besetzte azurblaue Hand fuhr an diese heran und kratzte sie. Der Besitzer dieser konnte nun weiter seine ruhigen Momente genießen. Wenige Augenblicke danach aber juckte der Nasenbereich erneut und noch energischer wurde ein sanfter Kratzer mit der Hand zu Rate gezogen.
„Verdammt noch mal!“, rief Impergator laut im Schlaf und fuhr auf. Mit der rechten Faust schlug er den mit smaragdgrünen Blättern besetzten Zweig eines Gebüsches von sich, während er schlaftrunken seine Nase mit der linken Hand kraulte. Fast überkam ihm ein Drang zum Niesen, doch Impergator reckte sich stattdessen ausgiebig und richtete sich von dem Boden auf. Mürrisch über dieses frühzeitige Wecken klopfte er sich sowohl Dreck als auch kleinere Blätter ab, die sich in der Nacht an ihn geheftet hatten. Ein Blick nach hinten auf seine vorherige Schlafstelle verriet, dass er sich einen doch ziemlich ungünstigen Platz zum Ausruhen ausgesucht hatte, denn die Zweige eines nahestehenden Busches reichten bis fast zu der Stelle, wo nun der Alligator stand.
„Der sollte mal beschnitten werden!“, bemerkte Impergator sichtlich erbost und rieb sich die tränenden und noch etwas blutunterlaufenen Augen. Er hatte nicht gut geschlafen, ihn plagten die Bilder von mehreren Ranken, die über ihn und die anderen herfielen. Auch träumte er von einer großen Gestalt in Form eines riesigen Baumes, dem er allein gegenüberstand. Impergator hatte diesen als den Wächter Mew betitelt und er sprang auf ihn zu. Doch ehe er den ersten Schlag setzen konnte, wurde ihm schwarz vor Augen. Kurz darauf wurde er dann von dem Gewächs geweckt, weswegen er nun dastand und immer mehr seinen wachsamen Blick stabilisierte. Impergator wurde sich nun des Anblicks bewusst, der ihn umgab. Wie ein Alligator seinen Blick auf seine Beute richtete, so betrachtete er gebannt seine Umgebung.
Der Boden verlor sich unter den zahlreichen Zweigen, Blättern und Ästen und kein einziger Trampelpfad war in diesem Dickicht auszumachen. Währenddessen waren die Bäume um ihn herum mit etlichen Ranken bewachsen, welche sich in leichten Wellen, einer über den Boden schleichenden Schlange gleich, bis zu den Baumkronen schlugen und in diesen verschwanden. Anders als in dem Teil, wo das Team mit Viridium den Geheimnisdschungel betreten hatte, blendete ihn spärliches Sonnenlicht, welches in mehreren kleinen Lichtstreifen durch die Blätterdecke fiel. Sein Blick fiel nun auf das Areal, welches sich vor ihm in etlichen Grün- und Brauntönen ausbreitete. Keine Blätterpartie eines einzelnen Busches blieb im Blickfeld für sich, sondern wurde von den Blättern oder Zweigen anderer überdeckt. Auch schienen sich sowohl Boden als auch die Flora und Fauna des Dschungels an manchen Stellen nicht zu unterscheiden; alles verschmolz zu einem mysteriös anmutenden Fleck, welcher an einer bestimmten Stelle wieder in dessen Einzelteile zersprang. Impergator bemerkte auch, dass er sich keineswegs unwohl fühlte, obwohl er sich noch nie zuvor in so einer fremdartigen Umgebung vorgefunden hatte. Ihm fiel erst in dem Moment auf, dass ihn eine angenehm tropisch feuchte Luft umgab, auch wenn sie von allerlei Gerüchen verschiedenster Pflanzen durchzogen war, die Impergator nicht alle herausfiltern konnte.
Doch auch spürte er einen gewissen Stein in seinen Magen kullern, als er sich umdrehte, um seine Freunde zu wecken. Doch sie waren nicht da. Verdutzt schaute sich der Alligator nochmal um, in der Hoffnung, dass Reptain und Panflam irgendwo in seiner Nähe liegen würden. Auch schlug er einige Sekunden lang die Äste und Zweige der Büsche zur Seite; wenn ihn im Schlaf deren Spitzen seine Nase kitzelten, so war es durchaus wahrscheinlich, dass die kleineren Körper seiner Freunde von solchen Gewächsen verdeckt worden seien. Doch das schwere Gefühl in seinem Magen vergrößerte sich und Impergator stand nun ein leichter Anflug von Schweiß auf der Stirn.
„REPTAIN! PANFLAM!“, rief er in den Dschungel hinein. Seine Stimme hallte in der Ferne wider, doch konnte er nur diese hören. Ohne weiter an Ort und Stelle zu verharren spurtete Impergator los, mitten durch das Grün, welches ihm auf seinem willkürlichen Weg entgegenkam. Er schlug dieses ohne große Mühe zur Seite, er zerdrückte kleine bis mittelgroße Äste und teilweise auch vermoderte Baumstämme unter seinem Körpergewicht, ohne dass er groß Notiz davon nahm. Doch so wurde ihm erst spät bewusst, dass er sich in einem gänzlich unbekannten Dschungel befand, noch dazu in einem noch nie erforschten. So stieß er mit seinem Fuß gegen eine dicke Wurzel, die, inmitten des übrigen Bodenbelags, fast unsichtbar war. Er flog der Länge nach schmerzhaft auf seinen Bauch, Bruchstücke von Ästen und Dreck wurden aufgewirbelt und landeten auf seinem Rücken. Stöhnend über den pochenden Schmerz in seinem rechten Fuß richtete sich Impergator auf. Er hatte keine Zeit, sich um diesen zu kümmern, er musste unbedingt wieder zu seinen Freunden stoßen. Da lachte von irgendwo her eine Stimme: „1A Bruchlandung! Wirklich Bravo das gewesen sein!“
Wieder schaute sich Impergator um, doch vermochte er ein zwar verändertes, aber doch dasselbe Bild wie nach seinem Erwachen zu erkennen. Da hörte er ein Klatschen und ihm wurde nun bewusst, von wo dieses herkam. Er blickte nach oben und sah ein kleines grünes Äffchen, welches ihm von oben auf einem Ast sitzend die Zunge entgegenstreckte. Es hatte bananengelbe Hände und einen gleichfarbigen Oberkörper, einzig sein Kopf, seine Ohren, seine Beine und sein Schwanz waren von einer erstaunlich saftig grünen Farbe, welche fast wie die von Brokkoli war. Passend dazu war ein Auswuchs auf dessen Kopf geformt, auch wenn Impergator inmitten des Kopfgemüses Anzeichen von rundlichen gelben Beeren zu erspähen glaubte. Doch der amüsiert wirkende Blick des Affen zog seine Aufmerksamkeit in den Bann, als der Affe nun das Wort übernahm: „Aber  dennoch dies durchaus besser sein kann.“
„Ich verstehe nicht, wovon du da redest“, warf ihm Impergator barsch zurück. Er rief fast diese Worte, da das brokkoligrüne Pflanzen-Pokémon ziemlich hoch auf jenem Ast des Baumes saß. Da warf sich dieses in dem Moment vom Baum und sauste auf den Boden herab. Impergator schreckte auf und wollte schon zur Hilfe eilen, als aus dem Schwanzende des Affen – welches wie ein aufgehender Keimling aussah – eine giftgrüne Ranke hervorschoss und sich um den Ast schlang, auf dem er zuvor gesessen hatte. Mit einem fast kreischenden Lachen stoppte der Affe im Flug abrupt, sodass die Ranke ziemlich stark angespannt wurde, dann aber erfuhr sie eine Gegenwirkung und schlug für einen kurzen Zeitraum Wellen, den der Affe geschickt nutzte, um die Ranke von sich auszuklingen. Leichtfüßig landete er vor Impergator, ohne großartige Verletzungen aufzuweisen. Siegestrunken klatschte er nun wieder in die Hände: „Und so man machen eine Landung, mein Lieber!“
Offenbar sehr heiter darüber gestimmt tanzte er nun im Kreis um Impergator herum, der ihn relativ ungern unterbrach: „Ich war in Eile, in Ordnung? Könntest du mir eine Auskunft geben?“ Doch seine letzte Frage ging in einem Siegesgesang des Affen unter:
Er wollt’s beweisen und flog hin
Sein Sieg sein nun dahin
Das Glück aber war mir hold
Brachte mir ein den Platz mit Gold!

 
 
„Könnte ich bitte –?“, versuchte Impergator wieder, doch der Affe sang fröhlich weiter:
Er sitzen da und schmollen nur,
von Ahnung sein da keine Spur.
Sein hier fremd, sich nicht auskennen,
er nun hilflos herumrennen-


„Hör mal, ich brauche nur -!“, sagte Impergator eindringlich, mit einer Spur wütend anlaufender Ungeduld in seiner Stimme.

                              Er grollt, und das zu Recht.
                              Er hatte einfach nur Pech
                              Sowie seine Freunde, das Pack,
                              wir sie nun haben im Sack!


Der Affe wiegte seine Arme in der Luft, passend zu seinem Takt, doch der Ärger in Impergator war wie ein Feuer von kaltem Wasser erloschen. Stattdessen machte sich in ihm Hoffnung breit. „Du hast meine Freunde gesehen? Wo sind sie? Und was meinst du mit-!“ Doch schon sang der Affe wieder:

Oh, ich solln besser gehen.
Sonst viel Ärger werden geschehen.
Ich besser nichts sagen, sonst – oh Schreck -
werden sein deine Freunde ganz schnell weg!


„Was?!“, rief Impergator entsetzt, doch der Affe ignorierte dies und stieß aus seinem Schwanzende erneut eine Ranke hervor, die sich um einen etwas tiefer liegenden Ast wickelte. Mit einem Surren zog sich der Affe zu diesem hoch und winkte Impergator lachend zu und sang dabei noch immer:

Wenn du sehen wollen deine Freunde
Besser du befolgen diesen Rat:
Hauen ab und kommen nie wieder
Und du sie wirst sehen können!


„Das hat sich nicht gereimt!“, bemerkte Impergator erbost darüber, dass der Affe keinerlei Anstalten machte, ihm aus direkter Nähe gegenüber zu treten. Doch als er bemerkte, dass er auf dem Ast kehrt machte und drauf und dran war, in dem grünen Dickicht zu verschwinden, wurde Impergator panisch. „Hey, warte! WARTE!“, rief er, so laut er konnte. Er rannte dem Affen hinterher, in die Tiefen des Dschungels hinein.
Viele kleine weiße Augen, welche sich auf einer Liane befanden, die gut getarnt in den Baumkronen verborgen war, hatten dieses Zusammentreffen beobachtet.
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[Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons Empty Re: [Mystery Dungeon] Die Legende des Dämons

Beitrag von Chimney Mi 12 Feb 2014, 17:21

Ich habe jetzt nicht alles gelesen, da deine Geschichte sehr lange ist, aber das was ich bis jetzt gelesen habe war wirklich große Klasse. Dein Stil gefällt mir und du triffst die Charaktere der Pokemon sehr gut. Mew und Laschoking erinnern mich vom Charaktere her an Mew und Laschoking aus den Movies. Du drückst dich gut aus und schreibst wirklich sehr spannend. So wie die  Geschichte jetzt ist, kann man sie veröffentlichen. So richtig. Als Buch drucken lassen und so. Wäre toll, wenn du mir paar tipps geben könntest.
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