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Schattenpuppe
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Schattenpuppe
Hallo und herzlich willkommen
Dies hier ist meine Gechichte Schattenpuppe, an der ich schon recht lang sitze. Ich hab jetzt eigentlich die Geschichte aufgegeben aber vor einigen Tagen dachte ich mir, ach wieso? Ist doch eh nicht soooo schlecht, hast schon mal wesentlich schlimmeres geschrieben, was? ;D
Darum freu ich mich jetzt umso mehr euch meine Geschichte Schattenpuppe präsentieren zu dürfen
Derzeit bin ich auf Seite 70 und ich werde erst nach einigen Kommis und Kritik die nächsten Kapitel hinzufügen, also schön schreiben, ja?
LG
Dies hier ist meine Gechichte Schattenpuppe, an der ich schon recht lang sitze. Ich hab jetzt eigentlich die Geschichte aufgegeben aber vor einigen Tagen dachte ich mir, ach wieso? Ist doch eh nicht soooo schlecht, hast schon mal wesentlich schlimmeres geschrieben, was? ;D
Darum freu ich mich jetzt umso mehr euch meine Geschichte Schattenpuppe präsentieren zu dürfen
- Cover:
So! Jetzt wisst ihr auch wie ich mit Nachnamen heiße XD
- Klappentext:
- Kapitel 1 - Tag und Nacht:
In den ersten Tagen quälten mich immer ein und dieselben Fragen. Sie waren immer in meinem Kopf und schrien laut. Oft saß ich in der Ecke meines kleinen, finsteren Raumes, die Knie an die Brust gezogen und mit den Armen fest umschlungen. So saß ich da, dachte an nichts Bestimmtes während die Fragen im Hintergrund umherflogen und nach einer Antwort verlangten. Wieso ich? Wo bin ich? Was ist passiert? Was habe ich verbrochen? Eines Nachts(ich weiß nicht ob es Nacht war. Es gibt keine natürliche Lichtquelle in meinem Raum die mir hätte sagen können wie spät es war) würgte ich und übergab mich weil ich so viel geweint hatte. Die Verzweiflung in mir, in den ersten Tagen war zu blanker Panik geworden, ich hatte das Gefühl die Wände würden immer weiter auf mich zu kommen, Stück für Stück und die Luft immer stickiger und erdrückender wurde. Ich japste als bekäme ich keine Luft und schlug und kratzte gegen die Metallwände bis sie blutig und zerschunden waren. Ich denke es ist nun der 8. Tag den ich hier bin, in meinem Raum aus Metallwänden, verrostet und verschmutzt, an der Wand mir gegenüber ein blutiger Handabdruck meinerseits. Diese Ecke, von der aus ich einen guten Blick auf den ganzen Raum habe, ist mein Zuhause geworden. Ich fühle mich, wenn ich mich so zusammenziehe, sicherer. Nicht beschützt(das Wort hat für mich schon an Bedeutung verloren) sondern nicht mehr gefangen in einem fremden Raum, sondern Zuhause, in meinem kleinen Bereich aus zwei Wänden die mich umschließen und an die ich mich lehnen kann wenn ich müde werde. Ob ich schlafe wenn es draußen tatsächlich Nacht ist oder ob ich bloß vor Müdigkeit einschlafe? Ebenfalls eine Frage die mich seid längerem beschäftigt. Würde ich nun in meinem richtigen Haus sitzen, könnte ich mir nicht vorstellen was man in einem metallenen Raum macht, ohne Bücher, Fenster, wenigstens einem Fusselball den man durch die Gegend rollen könnte. Ich hätte nicht gewusst wie ich die Zeit totschlagen sollte. Sie würde so ewig lang an mir vorbeiziehen bis ich wahnsinnig würde. Doch jetzt wo ich hier bin, in dieser Situation der Ausweglosigkeit und Einsamkeit, kommt es mir weder so vor als würde die Zeit langsam oder schnell vergehen. Ich sitze in meiner Ecke, starre vor mich hin und gehe jedem Gedanken nach den ich aufschnappe. Die ersten davon waren allerdings, wie ich hier raus kommen würde und so verleiteten mich diese Gedanken in den ersten 2 Tagen dazu wie ein gehetztes Beutetier zu versuchen aus zu brechen, so unmöglich dies auch war. Ich habe so laut und gell geschrien und mit den Fäusten gegen das Metall geschlagen, bis diese ganz taub und blau waren und mein Hals schmerzte und mir die Tränen in die Augen stiegen, bis ich mich schluchzend in eine Ecke verkroch. Ich habe versucht mit demjenigen zu reden der mich hier eingesperrt hat, in der Hoffnung er sei ein Sadist der mich die ganze Zeit über mit einer Kamera beobachtete. Aus diesen von Bitten und Flehen erfüllten Gesprächen waren Unterhaltungen mit mir selbst geworden. Ich hatte begonnen mit ihm über mein Leben, mein Zuhause und meine Freunde zu reden, in der Hoffnung er würde mich aus Mitleid frei lassen doch später sah ich ein dass mich diese täglichen Gespräche davor abhielten endgültig den Verstand zu verlieren. Irgendwann hatte ich es aufgegeben und saß nur mehr stillschweigend auf dem Boden und vegetierte vor mich hin. Wie gesagt, gibt es keine Lichtquelle in diesem Raum bis auf eine Neonlampe die jedoch so schwach leuchtet und hin und wieder ausfällt dass entweder eine Ecke des Raumes oder der ganze Raum in Finsternis liegt. Am 4. Tag, an dem ich mich einigermaßen gefangen hatte, war plötzlich das Licht ausgefallen und der Schock und die Panik waren aus mir in Form eines lauten Geschrei heraus gekommen. Ich hatte so laut geschrien dass meine Stimme von den kalten Metallwänden zurück geworfen wurde und sich wie Gestalten aus der Dunkelheit auf mich warfen und tausendmal lauter an meine Trommelfelle drangen. Die Handflächen auf die Ohren gepresst saß ich zusammen gekauert, reglos in der Finsternis, die mir wie ein Feind von hinten im Rücken kribbelte und schluchzte leise in mich hinein. Irgendwann hatte ich mich wohl in den Schlaf geweint, wo mir tausende Ängste in Albträumen begegneten, in Formen von Schlangen die mich bei lebendigem Leib verschlangen bis hin zu meiner besten Freundin Jane die mich mit einem Messer in einem kleinen stickigen Raum gegenüber stand und jede endlose Minute näher zu kommen schien. Als ich wieder aufgewacht war, war das schwache flackernde Licht der Neonlampe wieder an und zeigte mir die unbarmherzigen kalten, von Rost zerfressenen Metallwände. Manchmal bestimmte diese Lampe über Tag und Nacht. Vor sich hin vegetieren und von Albträumen gehetzt werden. Gestern erst war sie wieder ausgefallen und ich hatte es nicht mal richtig mitbekommen, da mich meine Gedanken, an die ich mich nicht mal mehr erinnern kann, so gepackt hatten. Nach ein paar Minuten hatte ich mich an die eisige Wand hinter mir gelehnt und war eingeschlafen. Ihr Licht hatte mich dann wieder geweckt, wer weiß wie lange ich also geschlafen habe. Vielleicht tatsächlich eine Nacht, vielleicht nur einige Minuten. Demnach kann ich also nicht genau sagen den wievielten Tag ich bereits hier bin. Doch ich klammere mich an die Zahl 8, des 8. Tages um wenigstens etwas zu haben das mir Halt gibt. Diese Wände, die mich jeden Tag an meine Gefangenschaft erinnern, scheinen sich nie zu erwärmen, egal wie lange ich in meiner Ecke sitze. Immerzu fröstelt es mich und ich reibe mir die Arme. Ich trage immer noch die Sachen die ich anhatte als ich, aus meiner letzten Erinnerung, auf der Straße auf dem Weg zu meinem Haus war. Ein blass rotes T-Shirt, einen weißen Rock und meine Socken, die mir geblieben waren. Meine Schuhe sind weg. Wahrscheinlich hat sie mein Entführer. Ein lautes Geräusch lässt mich aufschrecken. Es ist ein kaltes Rattern und kurz darauf erspähe ich ein Eisentablett, dass durch den Spalt in der Wand, die einzige Verbindung zwischen mir und der Außenwelt, geschoben wurde. Ich richte mich vorsichtig auf, als könnte ich das Tablett voll Essen aufschrecken und verscheuchen. Heute ist es farbloses Gemüse, zwei Scheiben Brot und ein großes Glas Wasser in dem wieder eine seltsame Tablette schwimmt, wie jeden Tag. Ohne mir mehr Gedanken darüber zu machen was diese Tablette wohl mit mir anstellt, nippe ich etwas an dem trüben Wasser und nehme einen Bissen vom Brot nachdem ich mich wieder in meine Ecke verkrochen habe. Ja, dieser Spalt, der dafür sorgt dass ich nicht verhungere, ist das einzige sichtbare Verbindungsstück zwischen mir und dem was außerhalb der Metallwände liegt. Die Tür mir gegenüber bleibt mir unsichtbar, nirgendwo ein verräterischer Spalt der mir sagen könnte wie groß sie ist oder ob sie doch nur ein Wunsch meiner Selbst ist. Ich habe keinen Appetit und lege das angeknabberte Brot zurück aufs Tablett und lehne mich an die kühle Wand. Meine Lider flackern und ich sinke ganz langsam in den Schlaf. Halb in der Realität gefangen höre ich schon das Scharben der Messer meiner Träume doch ich sehe noch verschwommen vor mir, die rostigen Metallwände. Irgendwann gleite ich ganz rüber in den Lärm meines Traumes der mich in Dunkelheit hüllt und mich gefangen hält.
- Kapitel 2 - Licht:
Ich strample mit aller Kraft gegen den Traum als ich aufwache. Doch seine Hände greifen immer wieder nach mir und versuchen mich zurück in sein dunkles Maul zu zerren wo all meine Vertrauten auf mich warten um mir die Haut vom Leib zu ziehen. Schweißgebadet schaffe ich es mich von ihm los zu reißen und schlage die Augen auf. Das flackernde Licht der Neonlampe und die blaugrau Silberfarbe der Metallwände, vermischt mit braunem Rost, verschwimmen vor mir zu einem wankendem Bild, verzerrt und unerkennbar. Bin ich immer noch in jenem Raum oder wurde mein Flehen erhört und ich bin frei? Oder habe ich mir dieses Gefängnis nur eingebildet? Etwas scheint anders zu sein, als sich nicht mehr alles um mich dreht und ich halbwegs klar sehen kann. Misstrauisch schaue ich mich um. Ich scheine noch immer in diesem Raum gefangen zu sein, ich erkenne seine Wände und die flackernde Neonlampe die über mir prangt. Doch es scheint mehr Licht im Raum zu liegen. Aber es kommt nicht von der Lampe. Etwas passt nicht ins Bild und ich versuche zu erkennen was es ist. Vor mir liegt keine Wand mehr. Jene vertraute Farbe dieser Mauer ist weg und anstelle sehe ich Schwärze, erleuchtet durch violetten Schein. Es dauert einige Minuten bis ich verstehe dass die Tür sperrangel weit offen steht, die mich jeden Tag mit Nahrung durch einen dünnen Spalt versorgt hatte. Einladend steht sie weit offen, so dass das Licht der violetten Lampen in den Raum fällt. Mein Kopf schwirrt und viele Stimmen rufen mir zu ich solle raus laufen und fliehen, ich solle stehen bleiben es könnte eine Falle sein, das ist nur Einbildung…. Ich versuche auf eine der Stimmen zu hören bis die, die mich zwingt nach draußen zu gehen, so laut wird dass ich gehorche. Langsam setze ich einen Fuß vor den anderen und wanke zur Tür. Ich fühle mich taub, als sei dies alles tatsächlich nur Einbildung. Vorsichtig strecke ich den Kopf langsam raus und spähe in einen langen Flur der links und rechts von meinem Gefängnis wegführt. Eine Zeit lang bleibe ich stehen und warte bis jemand die Tür zu knallt und mich höhnisch auslacht, wie ich nur auf so einen dummen Witz herein fallen konnte. Doch es passiert nichts und ich wage mich etwas weiter raus. Der lange Flur ist ebenso mit Metallplatten ausgekleidet. Der Rost sitzt nur in den Ritzen und Kanten. Mit immer zwei Metern Abstand hängen kleine Neonlampen an den Wänden die diesen violetten Schein verbreiten und den Flur ausleuchten. Ich stoße die Tür leicht an, dass sie so weit auf geht dass sie mir nicht mehr die Sicht zum rechten Teil des Flurs versperrt. Zögerlich trete ich ganz aus dem Türrahmen und entscheide mich dem Flur nach links zu folgen. Ich gehe dicht an der Wand und lehne mich an ihr an, mein Kopf ist noch nicht ganz schwindelfrei. Immer wenn mein Gesicht nah an einer der Lampen liegt, merke ich wie sehr ihr Licht blendet, obwohl das Licht der gesamten Lampen nicht ausreicht um jede Ritze und Ecke des Flurs zu beleuchten. Über mir hängt die Decke in Dunkelheit. Ich taste mich immer weiter voran und langsam beginnen meine Instinkte wieder auf zu tauen. Nur noch die Stimme die mich dazu brachte mein Gefängnis hinter mir zu lassen, war übrig geblieben und bestimmte über mich. Ihr Ton war schärfer geworden. Wer treibt hier so ein krankes Spiel mit mir? Was soll dass, was erhofft sich dieser Sadist von meiner Gefangennahme? Und jetzt will er mich frei lassen? Nein, plötzlich verstand ich. Er lässt mich nicht frei. Ich spürte Zorn und Verachtung in mir aufsteigen, die die Angst überlappten. Es geht immer noch weiter. Wer weiß wie lange noch? Irgendwann bin ich so weit gegangen dass ich an einer Biegung stehe. Der Flur ändert seine Richtung und ich folge ihm, immer noch hellwach und die Sinne angespannt. Ich sehe wie der Flur nach hinten hin aufgeht und in einen Raum mündet wo sich das violette Licht verstärkt. Meine Beine haben es auf einmal etwas eiliger und ich gehe immer schneller auf diese Lichtquelle zu. Endlich stehe ich am Ende des Flurs und sehe vor mir einen Raum. Größer als meiner und man hatte den Rost befreit. Die violetten Neonlämpchen hängen in größeren Abstanden an der hohen Wand und lassen schwarze Schatten zwischen sich. Die Decke liegt ebenfalls in Schwärze und der ganze Raum strahlt eine unbehagliche Aura aus, dass ich im Nacken zu schwitzen beginne. Meine Stirn läuft heiß an und ich spüre wie sich jede Faser meines Körpers gegen diese Unbehaglichkeit sträubt. Hinten sehe ich wie der Flur weitergeht. Im Raum steht ein großer, quadratischer Tisch, aus ähnlichem Material gemacht wie der Raum doch etwas schwerer und fester. Schwer zu sagen aus was er gemacht ist. Er fühlt sich viel eisiger an als die Metallwände der letzten Tage. Ein violettes, dünnes Tischtuch liegt auf dem Tisch, dass sie Ecke über die Kanten hängen. Der Rand ist mit Mustern und kleinen Schleifen verziert. Es sieht aus wie von Großmutter persönlich genäht. An einem Ende des Tisches steht ein ebenso schwarzer und eisiger Stuhl mit eingelassenen blass violetten Pölstern. Diese zwei Farben, scheinen hier vor zu herrschen und sorgen für diese Aura die meinen Körper dazu verleiten will, sofort kehrt zu machen und zurück in meine vertrauten vier Wände zu fliehen. Doch gerade als ich umkehren will und diesem Instinkt nachgeben will, entdecke ich einen zusammengefalteten Zettel auf der Seite des Tisches an der der Stuhl steht. Ich nehme ihn und falte ihn auf.
Zu meiner Verwunderung steht dort mit großen, überschwänglich gezogenen Buchstaben:
Willkommen mein Gast, werde Teil meines Heims,
trete ein und nimm wonach dir steht
Sei ganz daheim.
Ich lese die Zeilen laut vor als ich plötzlich ein Knirschen höre dass aus dem Flur mir gegenüber kommt und hallend in den Raum bricht. Es klingt wie das Schieben einer rostigen Tür und wieder verspüre ich den Drang so schnell wie möglich weg zu laufen, mich in meine Ecke zu verkriechen und mir ein zu reden, dies sei alles nicht wahr. Das Geräusch verklingt und ich lege den Zettel wieder zurück an seinen Platz. Laut protestierend bewegen sich meine Beine weiter vorwärts bis ich den Raum hinter mir lasse und in den nächsten Flur trete, der genauso aussieht wie der aus dem ich gekommen bin. Dieser ist kürzer und biegt sich bald wieder zu einer Ecke. Ich folge dem Flur bis ich plötzlich auf einen kleinen Vorraum stoße. An ihm grenzt eine Metalltür an, die weit offen steht und mir den Weg zu einem noch größeren Raum wie den letzteren weist. Ich linse vorsichtig in den Raum der viel höher und weiter ist als der andere. Auch in ihm steht ein Tisch, doch ist er mehr eine lange Tafel die mit einem dunkleren Tischtuch überzogen ist. In der Mitte steht ein dreiarmiger Kerzenhalter mit tiefvioletten Kerzen mit angesengten Dochten. Erst jetzt höre ich das stetige Geräusch von einem Messer und einer Gabel, die über einen Teller fahren und leicht quietschen. Ich unterdrücke einen Ausruf der Überraschung und Schrecken und verstecke mich hinter der Tür. Die Person die gerade isst lässt sich nicht stören obwohl ich sicher bin dass sie mich gehört hat. Nach einiger Zeit linse ich wieder vorsichtig hervor. Mein Herz hämmert mir laut und schmerzend gegen die Brust als ich die Person in Augenschein nehme, die am einen langen Tischende sitzt und aus einem weißen Porzellanteller ist. Sie schneidet ein Stück Fleisch und schiebt sich die mundgerechten Häppchen in den kleinen Mund. An der Art wie sie versucht teilnahmslos auf den Teller zu blicken, erkenne ich dass sie mich gehört hat. Langsam trete ich aus dem Türrahmen. Ich will die Person genau sehen, die mich entführt hat. Auch als ich aus dem Türrahmen getreten bin, schaut die Person nicht auf. Ich gehe etwas weiter auf sie zu bis meine Hände die Lehne des Stuhles vor mir greifen können und ich nun das Kauen hören konnte. Fassungslos aber auch neugierig starre ich in das kreidebleiche Gesicht, das mich immer noch keines Blickes würdigt. Die schwarzen, glänzenden Lippen bewegen sich gleichmäßig auf und ab als sie sich etwas Kartoffelbrei in den Mund schiebt. Nach einiger Zeit legt sie das Silberbesteck quer auf den Teller, tupft sich die Mundwinkel vornehm mit einer Serviette ab und wendet sich mir zu. Das Gesicht lächelt mich an. Es ist ein schwaches Lächeln, nur so dass es die Wangen anhebt aber es strahlt große Freude und Entzücken aus. Mir bleibt der Mund offen stehen, als ob ich etwas sagen wollte doch ich wüsste nicht was. „ Ich freu mich dass du zu mir gefunden hast.“ Hebt sie plötzlich mit samten, Träller Ton an. Das Mädchen sieht mich mit großen Augen an, die von langen schwarzen Wimpern und schwarzem Liedschatten umrahmt sind. Ich merke erst jetzt dass sie mit mir spricht und stottere etwas. Irgendwie scheint auf einmal jegliche Angst von mir gewichen zu sein. Sie lächelt, als warte sie darauf dass ich etwas sage. Als ich immer noch schweige deutet sie auf den Stuhl, in den ich mich kralle und sagt mit süßer Stimme: „ Bitte, setz dich doch.“ Zögerlich schiebe ich den Stuhl nach hinten, setze mich auf den weichen Polster und lege die Hände in den Schoß. Vor mir steht ein Teller, Randvoll mit dem zarten Fleisch und Kartoffelbrei. Meine Kehle ist auf einmal ganz trocken, als ich merke wie hungrig ich auf einmal bin. Das Mädchen lächelt wieder und sagt: „ Greif ruhig zu. Du hast sicher Hunger.“ Rasch schnappe ich mir Messer und Gabel und schneide ein grobes Stück Fleisch runter und stopfe es mir in den Mund. Sie wartet geduldig lächelnd bis ich fertig gegessen habe und das Besteck nieder lege. Mit bedauerndem Ton säuselt sie: „ Es tut mir wirklich leid dass ich dir die letzten Tage so eine magere Kost zumuten musste, du hast besseres verdient.“ Und ihre Augen werden matt vor ernsthaftem Bedauern. „ Wie.“ Stottere ich und meine Stimme versagt beim letzten Buchstaben. „ Wie lange bin ich schon hier?“ und starre beklommen auf meinen leeren Teller. Meine Instinkte wurden plötzlich wieder wach und Vorsicht lag mir im Nacken. Überrascht verzieht das Mädchen das Gesicht: „ Sind dir 12 Tage in diesem schrecklichen Raum etwa nicht genug?“ und ihr Lächeln verschwand. Sie redet so von meiner Gefangenschaft, als sei nicht sie es gewesen doch etwas sagt mir dass sie tatsächlich hinter all dem steckt. Vorsichtig fragte ich sie: „ Wieso bin ich hier? Was hast du mit mir vor?“ Ich klinge so als müsse ich gleich weinen. Das Mädchen lächelt wieder und zieht mitleidig die Augenbraun zusammen. Anstelle einer Antwort steht sie auf und macht eine Geste, dass ich ihr folgen sollte. Ich erhebe mich und folge ihr in den angrenzenden Flur. Heimlich nehme ich das Messer vom Tisch und verstecke es hinter meinem Rücken. Sie geht vor mir her durch den Flur, mit aufrechter Haltung und kleinen Schritten. Sie sieht so aus wie ein kleines Kind. Ihre schlanken Beine schauen zierlich unter dem tiefschwarzen Kleid hervor dass sie trägt. Die Arme hängen links und rechts herab, die Hände in Gitterhandschuhe gehüllt. Ihre schwarz lackierten Nägel umfassen leicht den Rüschensaum ihres Kleides. Ihr Haar ist hinten zu zwei Knödeln hoch gesteckt und unter einer Art Schleier verborgen. Alles an ihr lässt mich an eine Gothicbraut denken die mit finsterer Miene durch die schmutzigen Gassen der Stadt streift nur mit dem Unterschied dass das Mädchen etwas püppchenhaftes, elegantes hat. Vielleicht ist sie nicht viel älter als ich. Sie ist ungefähr so groß wie ich aber ihre Gesichtszüge sind so weich und voll wie die eines kleinen Kindes. Die schwarzen Lippen sind zu einem kleinen Kussmund geformt. Ihre Wangen sind weiche, schwungvolle Hügel unter ihren großen, dunklen Augen und die Nase hell und spitz. Ihre blasse Haut steht zu hohem Kontrast mit ihrem schwarzen Kleid an dem hier und da eine violette Schleife hängt. Erst jetzt merke ich wie weit wir schon gegangen sind. Wir halten an einer kleinen Tür. Sie öffnet sie und betätigt einen Lichtschalter von außen. Plötzlich wird der Raum erhellt und ich kann seine Einrichtung erkennen. Die Wände sind hellrosa gestrichen, an der Wand stehen ein dunkler Kleiderschrank und ein altmodischer Spiegel mit fein verziertem Muster um das Spiegelglas herum. Doch den eigentlichen Platz nimmt das Himmelbett ein, dass sich vor uns erhebt. Die dicke Mattratze ist mit einer dunkel violetten dünnen und einer weißen dicken Decke bedeckt. An schwarzen Metallstangen hängen violette Vorhänge herab und werden mit Bändern zusammen gebunden die in einer kleinen Schleife enden. Das Himmelbett sah aus wie aus einem Märchenschloss. Aus dem Gemach einer jungen Prinzessin. Das Mädchen tritt näher ans Bett heran und streicht sanft über die Decke: „ Gefällt es dir? Ich hoffe du hast es bequem.“ Sagt sie leicht amüsiert und winkt mich heran. Ich setze mich behutsam auf das Bett und sinke in die weiche Mattratze. Sie steht dicht vor mir und schenkt mir ein strahlendes, kindliches Lächeln. Jetzt ist der perfekte Moment! Schießt es mir plötzlich durch den Kopf und meine Finger klammern sich krampfhaft um das Messer. Das Herz schlägt mir bis zum Hals als ich meinen Arm anspanne und auf sie einstechen will. Plötzlich wirft sie sich auf mich und ich zucke zusammen. Sie liegt auf mir, die Hand auf meinen Arm gepresst, in dessen Hand das Messer ruht. Eine schwarze Strähne rutscht ihr heraus und kitzelt meinen Hals. Ihr Gesicht schwebt dicht über meinem, das Lächeln ist nicht verschwunden doch ihre Augen lächeln nicht mehr. Sie blitzen jetzt kalt. Langsam beugt sie sich zu mir runter und haucht mir ins Ohr das mir ein Schauer über den Rücken läuft: „ Das-war-sehr-dumm.“ Mit einer geübten Drehung reißt sie mir das Messer aus der Hand, drückt mich tiefer in die Mattratze und huscht aus dem Raum. Ich schaffe es nicht mich rechtzeitig auf zu raffen, da ist die Tür schon krachend ins Schloss gefallen und das Licht erlöscht dass mich nur mehr Finsternis umschließt. Ich presse die Hände an den Kopf und schreie so laut ich kann bis meine Stimme zu einem hohen Schluchzen übergeht und ich mich in den Schlaf weine.
- Kapitel 3 - Kindergesicht:
Ich hatte mich angezogen. Meine Lieblingsbluse und eine kurze Hose. Es war heiß und schwül und ich hatte mich davor noch schnell kalt geduscht. Es war noch etwas früh um zu gehen aber ich konnte es nicht mehr erwarten. Also nahm ich meine Tasche, packte rasch Handy und Schlüssel ein und ging. Hinter mir fiel die Tür ins Schloss. Da erschrak ich und schaute rasch in meine Tasche ob ich nicht vergessen hatte es ein zu stecken, in meiner Schusseligkeit. Doch es war drin und ich ging die Treppen runter, da der Lift wieder ausgefallen war. Draußen begrüßte mich ein strahlend blauer Sommerhimmel, wolkenlos und so klar wie die Luft. Die Sonne brannte auf mich nieder und der Gehweg unter mir leuchtete grell. Doch der Wind kam von dem Berg runter und blies mir kühl und erfrischend um die Ohren. Es war tatsächlich ein perfekter Tag, ein perfekter Tag für einen Geburtstag. Ich freute mich schon auf Peter, der wohl schon mit einem breiten Grinsen am Gartentor stand und mich lachend begrüßte. Vielleicht waren Tante Diana und Onkel Steven schon da. Ich fragte mich auch ob Sara es geschafft hatte sich frei zu nehmen. Peter wäre sicher enttäuscht wenn sie nicht kommen würde. Er mochte sie sehr obwohl sie sich kaum kannten. Auch ich kannte meine Halbschwester Sara kaum. Sie arbeitete für ein Modemagazin und war davon ständig eingenommen dass sie oft nicht mal zu wichtigen Anlässen erscheinen konnte, so sehr sie ihre Chefin auch anbettelte. Niemand war böse auf sie. Jeder verstand dass es oft nicht anders ging, so war das eben wenn man einen aufwendigen Job hatte. Als ich in der U-Bahn saß wollte ich sie anrufen und nachfragen aber sie nahm nicht ab, was meinen Verdacht sie können nicht kommen, bestätigte. In der U-Bahn war es zwar laut aber angenehm kühl und abgedunkelt. Denn natürlich hatte ich meine Sonnenbrille vergessen. Zurück an der Oberfläche wartete ich an der Busstation. Irgendwie schienen heute die Verkehrsmittel extra schnell zu kommen und zu gehen um mir auch möglichst rasch das Lächeln meines Neffen sehen lassen zu können wenn er mich von seinem Wachposten am Gartenzaun aus sah. Ich war pünktlich, wie immer, genau auf die Minute und musste breit grinsen als ich den weißen Gartenzaun des Hauses meiner Schwester sah und Peter mir zu rief. Er riss das Gartentor auf und stürmte auf mich zu. Lachend warf er sich um mich und ich drückte ihn zurück. „ Hey!“ rief ich und lachte. Peter sah zu mir rauf und seine blauen Augen leuchteten voll Freude. Ich wuschelte ihm die kurzen dunkelbraunen Haare und fragte ob Tante Diana und Onkel Steven schon da waren. Peter führte mich ins kleine Sommerhaus und bot mir wie ein feiner Gentleman ein Glas Zitronensaft an. Die Beiden waren noch nicht da, ich war die erste. Ich setzte mich auf die kleine, schnuckelige Holzbank im Wohnzimmer mit den karierten Pölstern und trank gierig ein paar Schlucke. Meine Schwester Christine hatte zwei große Sonnenschirme in den Garten gestellt und die Klimaanlage aufgedreht, dass es drinnen überraschend kühl war. Erleichtert ließ ich mich in die Pölster sinken und genoss das Glücksgefühl des Sommers, der durch die Fenster herein leuchtete. Im Hintergrund hörte ich Christine in der Werkstatt fluchen. Kurz darauf fiel etwas laut um und polterte heftig. Peter und ich grinsten uns an. „ Hast du mein Geschenk auch nicht vergessen, Tante Jasmin?“ fragte er und begann aufgeregt hin und her zu hoppsen. Ich kicherte und legte schützend eine Hand auf meine Tasche: „ Keine Sorge, habe ich nicht.“ Kurz darauf quietschte die Tür und Christine und ihr Mann Walter kamen herein. Ich umarmte jeden kurz und fragte wie es ihnen ging, wir hatten uns seid Ostern nicht mehr gesehen. Christine erzählte davon wie der Wagen letzte Woche den Geist auf gegeben hatte und wie Walter ihn wieder zum Laufen gebracht hatte, wobei er stolz die Brust schwellte. Wenig später kamen auch Tante Diana und Onkel Steven. Jetzt war die Runde komplett und Walter stellte die Geburtstagstorte auf den Tisch. Eine Kalorienbombe aus Schokolade und ich konnte nicht widerstehen ein großes Stück mit viel Sahne zu nehmen, nachdem Peter seine 8 Kerzen ausgeblasen hatte. Gerade als ich die Gabel ansetzen wollte rief Peter: „ Tante Sara!“ und sprang von seinem Platz um Sara überschwänglich zu begrüßen. „ Hallo, mein Süßer!“ sang sie mit ihrer hohen Stimme und drückte jeden kurz und gesellte sich zu uns. „ Tut mir leid dass ich es nicht früher geschafft habe! Mrs. Willoson hat mich erst gehen lassen nachdem ich den Artikel zu Ende geschrieben habe. Hier, mein Süßer.“ Sagte sie und holte eine große Box aus ihrer Tasche worauf hin Peters Augen wieder zu funkeln begannen. In dem Moment fiel mir auf das etwas anders an Peter war. Es waren seine Augen, die plötzlich nicht mehr blau waren und jung strahlten sondern einen violetten Ton angenommen hatten und mir schien als würden sie boshaft, wenn nicht sadistisch blitzten als er mich fragte ob er jetzt auch mein Geschenk bekommen könnte. Etwas perplex holte ich das Geschenk aus meiner Tasche und reichte es ihm. Alle schienen mich an zu sehen und zu lächeln. Doch ihr Lächeln, die vor her noch Freude ausgestrahlt hatten waren plötzlich nicht mehr ein ehrlicher Ausdruck des Glücks. Sie waren zu falschen Masken geworden die mich so kalt angrinsten wie Steinstatuen und ihre Augen waren alle wie die eines ausgehungerten Löwenrudels auf mich gerichtet. Mit schmalen Pupillen und geblähten Nasenflügeln starrten sie mich an und ich fühlte mich plötzlich nicht mehr wie in dem heimischen, kleinen, schnuckeligen Wohnzimmer im Sommerhaus meiner Schwester, sondern wie in einem Gefängnis eingesperrt, zusammen mit den Raubtieren die mich verschlingen wollten. Niemand rührte sich, auch Peter hatte in der Bewegung Inne gehalten und glotzte mich mit violett leuchtenden Augen an die tief in den Höhlen saßen und ihm noch mehr das Aussehen eines ausgehungerten Löwen verliehen. Ich verspürte Panik, das Gefühl als würden die Holzwände immer weiter auf mich zu kommen und plötzlich erkannte ich wo ich tatsächlich war, in meinem Raum aus Metall, Rost und Einsamkeit. Nur war dieser viel kleiner und ich saß in meiner Ecke, um mich herum gescharrt meine Familie die immer noch mit ihren Blicken nach meinem Fleisch lechzten. Ein Angstschrei war mir in der Kehle stecken geblieben und auf einmal erhaschte ich einen Seitenblick auf Peter, dessen Gesicht sich gewandelt hatte. Er hatte auf einmal weiche, volle Backen und eine spitze, freche Nase mit großen Augen, die immer noch violett leuchteten aber von schwarzen Rändern umzogen waren. Seine Finger krallten sich in das Geschenkpapier und zerschmetterten den Inhalt das es laut knackte doch er gab keine Gemütsregung zurück und grinste nur noch breiter. Jetzt war es zu fiel. Ich fühlte mich als hätte man mir den Boden unter den Füßen weg gezogen, die plötzlich in einem Paar schmutziger Socken steckten. Ich blickte an mir runter und erkannte den Rock und das T-Shirt die ich seit Tagen anhatte. Um das Loch in mir zu schließen, dass drohte mich wie ein schwarzes Loch zu zerfressen und mich in Dunkelheit zu stürzen, schlang ich die Arme um die Beine und begann mich wie ein kleines Kind hin und her zu schaukeln während nichts das schreckliche verzerrte Bild meiner Jäger zerstörte, die mich gierig anstarrten. Plötzlich begannen die Metallwände mit lautem Splittern und Krachen zu zerfallen, krümmten sich unter einer unsichtbaren Macht und zerbröselten zu feinem Staub während die Gesichter von Peter und Christine von Oben zu zerrinnen, wie Butter in der Sommersonne. Ihre fahlen Gesichter zerflossen zu einem bunten Farbengewirr und tropften in den Abgrund der sich unter mir aufgetan hatte. Entsetzt sah ich mit an wie ihre Körper zerflossen und in den Abgrund fielen während mich das Beben der zerfallenden Wände erschütterte. Mein Kopf pochte und alles drehte sich.
Wimmernd reiße ich die Augen auf und finde mich in einem weiteren Albtraum aus violettem Licht und tiefen Schatten wieder, die in den Ritzen und Ecken des Raumes liegen. Die Neonlampe ist wieder an und ihr Licht tröstet mich über die Dunkelheit hinweg, die mich zerfressen wollte doch gleichzeitig erinnert sie mich daran wo ich bin. Ich liege in einem Wirrwarr aus Decken auf dem weichen Himmelbett, in dem ich vor wenigen Stunden das Mädchen dass mich verschleppt und hier eingesperrt hat, mit einem Messer bedroht habe. Alle Gefühle brodeln in mir hoch und drohen mich auseinander zu reißen bis ich beschließe aus diesem verfluchten Zimmer zu gehen. Mühsam raffe ich mich auf und schreite zur Tür, die sich öffnen lässt. Erleichtert schiebe ich sie auf und folge dem Gang den wir letztens gefolgt waren. Ich hatte mir den Weg gemerkt und da es keine weiteren Abzweigungen gab, finde ich mühelos in den Raum zurück in dem ich das erste Mal auf meine Entführerin getroffen bin. Der Raum sieht noch genauso aus wie gestern. Nur das ein großes Büffet auf der Tafel steht. Große Schüsseln, gefüllt mit verschiedenstem Brot, Marmeladen- und Honiggläser, eine Schüssel mit dampfenden Eiern, Gläser gefüllt mit Orangensaft und einem Teller voll Waffeln. Bei dem Duft der mir entgegen weht fühle ich mich als sei es ein Samstagmorgen, ein ausgiebiges Frühstück mit einer Freundin. Doch Tatsache war, dass die Person, die am selben Platz sitzt wie gestern, nicht meine Freundin sondern meine Feindin ist. Sie hat noch nicht mit dem Frühstück angefangen sondern scheint auf mich zu warten also trete ich näher und setze mich, so selbstverständlich wie ich in dieser Situation nur kann, auf meinen Platz und betrachte den Porzellanteller vor mir. Mit ziegelroter Farbe wurden hübsche kleine Muster auf den Rand gemalt. Es sind verschlungene Zweige mit Blättern, Blüten und Knospen, hier und da sitzt in kleiner Vogel. Es ist alles wieder sehr edel angerichtet. Alles hat eine bestimmte Ordnung, stelle ich fest. Das kleine Besteck ist aus Silber und hat schwungvoll geformte Griffe mit klitzekleinen, feinen Eingravierungen, die ich in dem schummrigen Licht nicht erkennen kann. Erst jetzt wandert mein Blick zu meinem Gastgeber der mit reglosem Lächeln da sitzt, aufrecht und mit erhobenem Kinn. Ihre Augen lachen mich freundlich an. „ Guten Appetit.“ Sagt sie mit ihrer feien Stimme und ich nehme etwas ungeschickt das Besteck und nehme mir ein Ei und ein Stück Brot. Erst als ich alles beisammen habe, worauf ich Appetit habe und anfange die Schale meines Eis auf zu brechen beginnt sie sich ein Brot mit Marmelade zu bestreichen. Ich esse mein weiches Ei und tauche das Vollkornbrot in den zerronnenen Dotter. Ich esse eine Waffel und spüle den letzten Bissen mit einem Schluck Orangensaft hinunter. „ Sag mal.“ Hebe ich an und ziehe das große Augenpaar an, dass mich in meinen Träumen verfolgt hat und auf einmal habe ich vergessen was ich sagen wollte. Ich sitze schweigsam da und schlucke schwer. Sie scheint über mich zu lächeln und grinst amüsiert. Sie streicht ihr Messer sorgsam an ihrem Brot ab und beißt ein kleines Stück ab. „ Das gestern, war sehr dumm von dir.“ Ich zucke bei ihren Worten zusammen und die Unbehaglichkeit setzt sich wieder in meinem Nacken fest. Sie lächelt noch aber ihre Augen sprechen Ernst. Beklommen und etwas Schuldbewusst senke ich den Blick und starre den Saum des Tischtuches an, der über die Tischkannte fällt. Sie lacht kurz auf und legt ihr Brot wieder auf den Teller: „ Ich bin dir nicht böse.“ Ihre Worte überraschen mich aufs Neue und ich sehe auf. Ihre dunklen Augen erwidern meinen Blick und mir läuft es kurz kalt den Rücken runter. Ihre engelhaften Züge, die sie mit diesem Kindergesicht aussehen lässt wie 7, überraschen mich immer wieder wenn ich sie ansehe. Sie sah aus wie eine Puppe. Und ich war ihr kleiner Spielzeughund, in ihrem kleinen Puppenhaus dass aussah als stünde es in einem pinken, rosaroten Mädchenzimmer. Nur dass dieses Schloss mein Gefängnis war und sie keine Puppe sondern eine Sadistin. „ Ich möchte dir etwas zeigen.“ Fährt sie fort. „ Aber ich weiß nicht ob dass heute schon geht.“ Sie scheint kurz zu überlegen. Irgendwann lockert sie sich wieder und sagt bedauerlich: „ Naja, vielleicht etwas später. Jetzt, zumindest, sage ich, genieße dein Frühstück, ich hoffe es schmeckt dir.“ Ich nicke knapp und beiße abweisend in mein Brot und versuche ihrem Blick aus zu weichen. Als ich fertig bin umschmeichelt ein Lächeln wieder ihre Lippen und sie sagt entzückt: „ Aber dafür will ich dir etwas anderes Gutes tun. Komm.“ Und steht auf. Ich springe so schnell auf dass der Stuhl laut über den Boden scharrt und folge ihr den Gang, aus dem ich gekommen war. Wir gehen an meinem Zimmer vorbei zu einer anderen Tür, nicht weit weg. Sie öffnet sie, schaltet das Licht an und zeigt meinen Augen den Anblick eines Luxusbadezimmers. Es ist bis jetzt der einzige Raum ohne diese schrecklichen Neonlampen. Das Bad wird mit einer normalen Glühbirne beleuchtet, dessen Licht durch die weißen Fliesen zurück geworfen wird. Vor uns liegt eine große Wanne, die fast den ganzen Raum in Anspruch nimmt. In der Ecke steht eine kleine, weniger beindruckende Dusche. Zwei große Waschbecken unter einem großen Spiegel. Neben der Wanne liegen zwei Handtücher. „ Ich entschuldige mich dafür, dass du die ganzen Tage über nicht duschen konntest. Sogar in den alten Sachen musstest du rum laufen.“ Klagt sie plötzlich mit diesem Bedauern in der Stimme, dass mir immer so ehrlich gemeint vorkommt aber irgendwie wieder so übertrieben ist dass es schonfast höhnisch ist. Sie geht mit ihren kleinen Puppenschritten auf die Wanne zu und beginnt warmes Wasser ein zu lassen. Als sie sich zu mir umdreht sieht sie mich noch einmal kurz an. Ihr liegt etwas auf der Zunge aber sie schluckt es runter und geht. Hinter ihr fällt die Tür ins Schloss. Mir ist als wäre ich in einer Zerrwelt in der ich nicht zwischen Traum und Realität unterscheiden kann oder in der es nicht einmal eine Realität gibt. Je mehr ich sehe, je mehr sie sagt, umso mehr kommt mir alles wie eine Fantasie in meinem Kopf vor doch das warme Wasser und die kühlen, grellen Fliesen schreien gerade zu: Realität! Zuerst war ich nicht sicher ob ich in die Wanne steigen sollte doch die Sehnsucht all die Albträume und Ängste irgendwie von meinem Körperschrubben zu können, gewinnt die Oberhand und ich schlüpfe aus meinen alten Sachen raus. Das Wasser ist schön warm und ich warte bis die Wanne Randvoll ist. Am Rand stehen allerhand Flaschen und Gefäße aber ich gehe so in dem vertrauten Gefühl auf, dass ich sie außer Acht lasse und die Augen schließe. Dieser Raum passt rein gar nicht in das Bild. In das Bild meines Albtraums, gefangen in dem schmutzigen Raum der Kälte und Bedrohlichkeit ausstrahlt, umringt von meinen Vertrauten, in denen ich das Gesicht meiner Feindin wieder sehe. Ich schüttle übertrieben den Kopf um nicht wieder in Tränen aus zu brechen und versuche an anderes zu denken aber seid ich hier bin kann ich an nichts anderes denken und langsam quellen mir die Tränen aus den Augen und tropfen ins Badewasser. Ich hatte von Peters vergangenem Geburtstag geträumt. So war es tatsächlich abgelaufen, ich erinnerte mich im Schlaf daran als wünsche ich mir so sehr ich könnte wieder sein Lächeln sehen. Oder wenigstens die Gesichter meiner Schwestern Christine und Sara. Peter ist tot. Er ist letzten Herbst von einem Auto überfahren worden. Ich denke dies, als wollte ich mich damit selbst dafür strafen zu denken ich könnte hier raus kommen. Eine Stimme in meinem Hinterkopf redete mir ein, ich könne hier nicht raus. Ich sei vielleicht irgendwo unter der Erde, im Haus einer verrückten Sadistin die so aussah wie eine puppe und mich zu ihrem Spielzeug gemacht hat, dass sie jetzt von einem Albtraum zum nächsten schickte. Ich vergrabe das Gesicht in den Händen und kralle meine Nägel in meine Haut. Verzweifelt klammere ich mich an mein Gesicht als könne es mir Halt geben bevor ich vor Schmerz und Panik in Ohnmacht falle. Leise schluchze ich vor mich hin bis meine Haut ganz runzelig ist, das Wasser kalt und meine Finger von der Krümmung schmerzen. Ich schniefe noch etwas und steige langsam aus der Wanne. Mit zittrigen Fingern hebe ich eines der Handtücher auf und trockne mir zuerst das Gesicht, mitsamt den Tränen. Da fällt mein Blick auf etwas dass unter dem Handtuch liegt. Es ist schwarzer Stoff und als ich es aufhebe merke ich dass es ein Kleid ist. Nachdem ich mich abgetrocknet habe und Peter, Sara und Christine in den hintersten, mir möglichen, Winkel meines Kopfes geschoben habe, ziehe ich es an. Es ist nicht wie ihr Kleid, nach unten hin immer weiter auseinander gehend, dass der Saum weit absteht und das Kleid puffig und flauschig macht. Ohne Schleifen und liebliche Muster. Es ist ein normales schwarzes Kleid, das schlaff an mir runter hängt und bis knapp unter die Knie geht. Es hat einen V-Ausschnitt und dünne Träger. Es fühlt sich sehr leicht an, als trüge ich gar nichts. Dazu gibt es eine schwarze Strumpfhose. Ich schlüpfe hinein und betrachte mich kurz im Spiegel. Ich sehe aus wie eine kleine Puppe, so wie sie, nur nicht schön sondern erbärmlich traurig, ein Bild des Leidens und der Pein.
- Kapitel 4 - Spielzeug:
- Ich öffne die Tür und wieder weckt das violette Neonlicht ein seltsames Gefühl in mir. Ein Gefühl der Unausweichlichkeit, des Akzeptanz´ der eigenen Gefangennahme und des anerkennenden Schicksals. Mit diesem Kleid am Leib fühle ich mich wie Teil dieses Puppenhauses und noch mehr als Spielzeug dieses Mädchens. Als wäre hier mein Platz, der Ort an dem ich leben oder sterben würde, für mich fühlt sich auf einmal leben und sterben gleich an als ich dem Flur zurück folge und wieder im Speisesaal stehe. Sie sitzt tatsächlich auf ihrem Platz. Sie steht lächelnd auf, als sie mich hört und begutachtet mich eingehend. Ihr Lächeln ist warmherzig und ihre Stimme klingt entzückt: „ Du siehst wunderschön aus. Aber warte, da fehlt noch etwas!“ Sie hüpft wie ein kleines Kind zurück zum Tisch und nimmt etwas. Es ist ein etwas eigenartiges Accessoir. Eine Spange an der ein kleiner glitzernder Zylinderhut befestigt ist mit einem kleinen blassrosanem Schleier. Behutsam klemmt sie die Spange in mein Haar, wobei mir der Geruch auffällt den sie verbreitet. Er war mir schon letztens aufgefallen, als sie meinen Messerangriff abwehrte und sie nur wenige Zentimeter über meinem Gesicht war. Es war ein sehr betörender, süßer, leicht würziger Duft, der sich auch jetzt nicht geändert hatte. Ich atme ihn kurz ein, dann lässt sie auch wieder die Arme sinken und betrachtet zufrieden ihr Werk. „ Perfekt!“ ruft sie und bewundert mich mit glitzernden Augen. Obwohl ich gerade aus dem Bad gekommen bin, fühle ich mich plötzlich so schmutzig. Der eigene Geruch meines Kleides, die Strumpfhose die die Kälte nicht davon abhält auf meine Füße über zu gehen und die Art wie sie die Spange in mein Haar gesteckt hat…..Ich komme mir vor wie eine Ankleidepuppe, wie ihr persönliches Spielzeug. Sie foltert es nicht aber sie steckt es in Kleider und Dinge die sie vergessen lässt wer sie wirklich ist, ein Mensch mit einer Seele und eigenem Willen. Es ist als würde sie bloß durch die neuen Klamotten meinen Willen brechen und mich zu ihrer Sklavin machen. Widerwillig zwinge ich mir ein Lächeln auf als sie mich darum betet. Es scheint sie zufrieden zu stellen und sie lässt von meinem Äußeren ab. Es braucht nur mehr einen Tropfen, der das Fass der Tränen zum Überlaufen bringen kann und ich versuchte mich so gut es geht zusammen zu reißen. Ein Geräusch reißt mich aus meinen Gedanken. Sie hatte die Hände zusammen geschlagen und rief vergnügt: „ Oh ja! Warte kurz!“ Mit ihren schlanken Beinen tanzt sie durch den Raum zu einem kleinen altmodischen Tischchen, das mir vorher noch gar nicht aufgefallen war. Ich glaube es kaum als ich erkenne was darauf steht. Es ist ein Plattenspieler! Er ist schwarz und sieht weder neu noch alt aus, kein Staub bedeckt ihn und er sieht nicht aus wie einer der bei jeder Berührung zusammen brechen würde, wie man es von solch alten Dingen erwarten würde. Eine Platte liegt bereits darauf und sie legt die Nadel auf. Urplötzlich ertönt eine laute, von Rauschen und Knacken durchzogene, Musik. Mindestens so alt wie der Plattenspieler und sie passt perfekt in den Raum. Es ist altmodischer Jazz wie man ihn in schwarzweißen Mafia- oder Agentenfilmen hört. Alles nimmt plötzlich makabre Züge an, ich komme mir vor wie in einer schlechten Horrorgeschichte. Ein unschuldiges Mädchen wird zur Größe einer Puppe geschrumpft, gekleidet wie eine und in ein mädchenhaftes Puppenhaus gesteckt, dass eine unheimliche, wenn nicht abstoßende Aura ausstrahlt, mit seiner altmodischen, kalten, dunklen Einrichtung. Das Schwarz und das schummrige violette Licht lassen die Musik in meinen Ohren nicht angenehm und einladend klingen, wie sie eigentlich gemeint ist. Es ist ein Jazz der Wohlgefühl ausstrahlt, der einen beruhigt aber noch im Hintergrund einen Tackt hat zudem man den Drang verspürt zu tanzten. Doch ich empfinde nur den Drang zu weinen und irgendwo hin zu laufen, irgendwo hin wo weder sie noch dieses unerträgliche Neonlicht ist. Doch stattdessen bleibe ich starr stehen, die Arme eng an den Körper gepresst. Vor mir beginnt sie plötzlich sich zu drehen, mit hoher, Glockenstimme zu lachen und um mich herum zu schweben als tanze sie nicht zur Musik sondern als spiele die Musik nur zu ihrem Tanz. Gebannt sehe ich zu wie sie gekonnt um mich herum tänzelt, leicht die Hüften hin und her bewegt und in den richtigen Momenten langsamer und wieder schneller und anmutiger wird. Sie kichert und dieser Klang wird Teil der Melodie, verschmilzt mit ihr und wird neben ihrem Tanz zu einem Hintergrundgeräusch. Irgendwann nimmt sie zärtlich meine Hand. Sanft zieht sie mich zu ihr doch ihre Finger verraten eine gewisse Dringlichkeit, fasst wie ein Befehl. Und ich gehorche. Sie nimmt meine Hand und mit der anderen umfasst sie eine Hüfte. Jetzt nicht mehr so flott und anmutig, tanzen wir im Rhythmus zur Musik. Es ist klar dass sie führt. Sie führt meinen Körper dort hin wo ihrer ist und schafft es dass sich mein Körper automatisch im Rhythmus hin und her wiegt. Sie lacht nicht mehr, sie sieht mich an und ihre Lippen sind zu einem leichten Lächeln geformt. Ich starre in ihre dunklen Augen, die mir jetzt bei genauerer Betrachtung nicht mehr natürlich vorkommen, vielleicht trägt sie Kontaktlinsen. Wie lange wir uns wohl so in Einklang wogen. Irgendwann war das Stück zu Ende und sie erstarrte. Der Tanz ist somit beendet aber sie lässt ihre Hände noch an meinem Körper. Zum ersten Mal frage ich mich nicht was sie mit mir vor hat, wann oder ob ich hier wieder raus kommen würde und was morgen anstünde sondern was für Gedanken sie verfolgen. Was erhofft sie sich durch mich? Was will sie damit erreichen oder ist sie tatsächlich nur eine Sadistin die mich seelisch quälen will bis ich so ausgelaugt bin dass ich keine Sätze mehr formulieren kann? Ja, dass ist sie. Ich kann in ihren Augen lesen dass sie noch mehr mit mir vor hat. Plötzlich läuft es mir wieder kalt den Rücken runter, als hätte sie mir ihr wahres, grässliches Gesicht offenbart. „ Wie fühlst du dich?“ fragt sie auf einmal und ich bin gedanklich wieder an Ort und Stelle. „ I-Ich weiß nicht genau.“ Stammle ich etwas befangen. Sie schmunzelt. „ Du tanzt gut.“ Ich erwidere nichts, es ist offensichtlich dass das eine Anspielung auf ihre Führung ist. Ihre Hand hat sich immer noch nicht von meiner gelöst und langsam wird mir ihr Griff im Rücken unbehaglich. „ Es ist eins meiner Lieblingsstücke, weißt du?“ fährt sie fort. „ Wo hast du den Plattenspieler her?“ mir fällt erst spät auf dass ich diese Frage gestellt habe und wider schmunzelt sie. „ Von einem alten Freund. Ich bin auch immer wieder erstaunt, dass er noch anspringt.“ Sie lacht kurz auf. „ Ich drehe ihn nur für besondere Personen auf.“ Und auf einmal ist ihre Hand weg von meinem Rücken und ihre Finger umklammern nicht mehr meine Hand. Sie entfernt sich einen Schritt von mir und grinst mich immer noch an. „ Ich habe jetzt etwas zu tun. Du kannst dich derweil hier umsehen oder noch was essen.“ Ihr Lächeln schien etwas spöttisch zu werden. Sie ist wahrlich eine Sadistin. „Ganz wie du willst.“ Und sie dreht sich um und ist plötzlich verschwunden. Mein Herz pocht laut und protestierend. Ich warte bis ihre Schritte auf dem Metall verklungen sind und sie weit genug weg ist, dann beginne ich zu rennen. Meine Füße gehorchen mir endlich, wo ich jetzt so oft das Bedürfnis verspürt hatte einfach weg zu laufen und zu fliehen. Ich spüre das Adrenalin durch meinen Körper fahren als ich den Weg einschlage, den ich gekommen bin als die Tür zu meinem Gefängnis aufgesperrt worden war. Während ich laufe fühlt es sich so an als würde mir jemand im Nacken sitzen und mich verfolgen doch ich weiß genau dass sie weg ist. Ich versuche den Gedanken daran zu verdrängen was passieren würde wenn sie merken würde dass ich nach einem Fluchtweg suchte. Der Flur macht einen Knick und ich bin wieder in dem Gang den ich beschritten habe als ich aufgewacht bin. Zu meiner rechten sehe ich die Metalltür, immer noch sperrangel weit offen, nichts hat sie verändert. Meine Beine tragen mich immer weiter bis ich an dem Ende des Ganges ankomme, den ich noch nicht kenne. Vor Angst keuchend, renne ich solange bis er einen Knicks macht. Ich folge ihm einfach immer weiter, in der Hoffnung auf eine Tür zu treffen die mir den Ausgang zeigen würde. Es dauert etwas bis eine weitere Tür in Sicht kommt, sie sieht genauso aus wie die anderen die ich bis jetzt gesehen habe. Noch etwas was ich an diesem Puppenhaus hasse. Es sieht alles so gleich aus, dass man meinen könnte ich währe immer noch vor der verschlossenen Tür meines ersten Raumes. Ich fürchte plötzlich mich verlaufen zu können und irgendwann ihr in die Arme zu laufen. Ich beiße mir auf die Lippen um nicht auf zu schreien vor Panik. Was wenn ich hier nie wieder rauskomme? Was wenn der Ausgang so versteckt liegt, dass ich ihn nicht finde oder wenn sie mich erwischt und bestraft? Ohne weiter zu denken, packe ich den Griff der Metalltür und ziehe kräftig daran. Mit Mühen und viel Kraftaufwand gelingt es mir sie zu öffnen. Doch dahinter verbirgt sich nur ein leerer, verfallener Raum indem allerhand Rohre kreuz und quer liegen und hängen und sich Elektrokabel türmen. Verärgert stoße ich die Tür wieder zu und laufe weiter. Die Gänge sehen alle gleich aus und ich weiß nicht wo ich schon einmal vorbei gekommen bin und welche Teile des Labyrinths neu für mich sind. Ob sie sich hier überhaupt zurecht findet? Die Panik droht mich zu übermannen als ich eine Tür nach der anderen aufreiße oder feststellen muss dass manche verschlossen sind oder gar keinen Griff besitzen. Ich bin auf weitere Kontrollräume mit allerhand Kabeln und Bildschirmen gestoßen, auf weitere unbenutzte Schlafzimmer, die aber nicht so aussehen als habe man sich darum bemüht sie auf zu räumen oder zu putzen. Zwei Lagerräume, einer mit alten verstaubten Möbeln und anderem Zeug vollgestopft und einer bis zur Decke mit Aktenschränken. Keuchend bleibe ich stehen und ringe nach Luft. Es gibt keinen Ausgang! Langsam sinke ich auf die Knie, dass mir der kalte Boden eine Gänsehaut durch den Körper jagt. Natürlich muss es einen Ausgang geben aber er bleibt mir verborgen und wer weiß wie lange ich hier schon rum irre und an wie vielen Türen ich schon mehrmals vorbei gekommen bin? Ich bleibe einige Zeit da sitzen, ohne dass sich der metallene Boden unter mir erwärmt und muss unwillkürlich an Peter denken. Seid ich hier bin muss ich erstaunlich oft an ihn denken. Komisch. Dabei dachte ich, ich sei schon lange über die Trauerfase hinweg, kurz nachdem er gestoben war. Doch immer wenn ich in ihre großen, strahlenden Augen sehe, sehe ich ihn vor mir. Oder seine entstellte Fratze in meinen Träumen, durch das sich meine Angst verkörpert und Gestalt annimmt. Als ich noch in meinem kleinen kahlen Raum eingesperrt war hatte ich Träume von meiner besten Freundin Jane, wie sie mir mit einem Messer gegenüber steht. Doch auch der Traum war bald verschwunden und wich verschwommenen Traumgebilden die ich bereits vergessen habe. Nur dunkel flackern noch Bilder daraus aus aber ich kann nichts mehr erkennen. Die Tage sind eine Qual. Jeden Tag erwache ich, ohne zu wissen wo ich bin, wie ich hier her komme und ob es Tag oder Nacht ist. Ich sehe nur dieses schreckliche violette Licht und überall wo es nicht hinreicht sitzen tiefe Schatten, so bedrohlich und nah wie die kalten Metallwände die mich einschließen. Jede Nacht ist eine Qual. Ich fürchte mich vor dem Schlaf obwohl ich vom Tag immer zu erschöpft bin um mich vom Schlaf davon zu reißen. Die Träume, die zu Beginn noch sanft und reizvoll beginnen, verwandeln sich in Albträume, in denen nie sie leibhaftig, sondern in Form meiner Freunde und Familie, steht. Ich bin es leid mich zu fürchten und leid immer ihres und sein Gesicht zu sehen und mich in den Schlaf zu weinen wo mich dann die Albträume zum weinen bringen. Doch genauso bin ich die Tränen leid, die ewig über meine Wangen fließen und mich würgen lassen, wenn ich bereits zu lange meinem Leben nachgetrauert habe. Aber sie lassen sich nicht zurück halten. Sie kommen immer wenn ich mir meiner Schwäche und Gefangenschaft Bewusst werde und immer wenn mir die grinsenden Fratzen, Peters, Christine´ und Sara´ nicht aus dem Kopf gehen wollen. Ich vergrabe das Gesicht in den Händen und versuche mich davon ab zu halten die Tränen fließen zu lassen. Vergeblich.
Derzeit bin ich auf Seite 70 und ich werde erst nach einigen Kommis und Kritik die nächsten Kapitel hinzufügen, also schön schreiben, ja?
LG
Zuletzt von Schattenpuppe am Do 13 Feb 2014, 23:04 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
Negan- Pokémon-Champ
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Re: Schattenpuppe
Das-war-sehr-genial!
Nein wirklich, ich bin nicht sooo der große Leser aber deine Geschichte hat mich gepackt
Cover und Klapptext kann ich zwar nicht lesen (oder heißt du "Cover" mit Nachnamen? ;D), aber ich geh jetzt einfach mal davon aus, dass die Kapitel selbst das eigentlich wichtige sind. Und die sind echt gut.
Du hast, so weit ich das beurteilen kann, ein Talent dazu mit präziser Kürze die Settings zu "malen" bzw. zu umschreiben, sodass man sich sehr gut in die Situationen einfinden kann, und nicht noch nach mehr Informationen lechzt. Also: toll gemacht.
Ich hoffe die Kritik ist dir nicht zu positiv Aber mir hat persönlich Nichts nicht gefallen^^
Ich freu mich schonmal auf die nächsten Kapitel
Bei Rückfragen: rückfragen :3
Nein wirklich, ich bin nicht sooo der große Leser aber deine Geschichte hat mich gepackt
Cover und Klapptext kann ich zwar nicht lesen (oder heißt du "Cover" mit Nachnamen? ;D), aber ich geh jetzt einfach mal davon aus, dass die Kapitel selbst das eigentlich wichtige sind. Und die sind echt gut.
Du hast, so weit ich das beurteilen kann, ein Talent dazu mit präziser Kürze die Settings zu "malen" bzw. zu umschreiben, sodass man sich sehr gut in die Situationen einfinden kann, und nicht noch nach mehr Informationen lechzt. Also: toll gemacht.
Ich hoffe die Kritik ist dir nicht zu positiv Aber mir hat persönlich Nichts nicht gefallen^^
Ich freu mich schonmal auf die nächsten Kapitel
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Sunrunner- Koordinator
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Re: Schattenpuppe
Ich bin überwältigt! Das ist sehr gut geschrieben. Diese Geschichte ist sehr fesselnd und man möchte nur wissen wie es weitergeht. Auch deine wortwahl und Beschreibungen sind gut gelungen. Manchmal habe i h was nicht ganz verstanden, aber das war wirklich selten. Sonst gut geschrieben, nur dass man Geschichten normalerweise in der Vergangenheit schreibt, da es ja erzählt wird, aber ich denke hier geht die Gegenwart in Ordnung.
Chimney- Pokémon-Meister
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Re: Schattenpuppe
hui danke leute für das lob *erröt*
@Sunrunner XD über den bildern stht, bild vergrößer, klick drauf dann kannst du alles lesen XD
@Chimney
haha ja ich weiß in der gegenwart zu schreiben ist wohl etwas bescheuert aber aus irgendeinem grund hab ich mich dazu entschieden (tribute von panem ist auch in der gegenwart ha!)
danke für das lob ^^
@Sunrunner XD über den bildern stht, bild vergrößer, klick drauf dann kannst du alles lesen XD
@Chimney
haha ja ich weiß in der gegenwart zu schreiben ist wohl etwas bescheuert aber aus irgendeinem grund hab ich mich dazu entschieden (tribute von panem ist auch in der gegenwart ha!)
danke für das lob ^^
Negan- Pokémon-Champ
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Re: Schattenpuppe
Ich denke dass ein Text in der Gegenwart aus der Ersten Person sich sogar empfiehlt. Es ist neu, es ist spannend und Gedanken bieten ja immer noch Raum für Reflexion hinsichtlich vergangener Ereignisse
Bilder sind bei mir da gar keine, Cover und Klapptext sind einfach leer :3 Ich gebe jetzt einfach mal Chrome die Schuld 'böses Google' ~ Sollte ich schuld sein (.. ) ('' ) ( '') ( ..) ignoriern wir die Sache einfach *hust*
Ich wiederhol mich jetzt und sage noch einmal dass ich mich auf die Fortsetzungen freue ^^
Bilder sind bei mir da gar keine, Cover und Klapptext sind einfach leer :3 Ich gebe jetzt einfach mal Chrome die Schuld 'böses Google' ~ Sollte ich schuld sein (.. ) ('' ) ( '') ( ..) ignoriern wir die Sache einfach *hust*
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Sunrunner- Koordinator
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Re: Schattenpuppe
Jo, außerdem habe ich die Tribute von Panem nicht gelesen und kann es nicht beurteilen. Aber ich habe ja nicht gesagt, dass es schlecht ist. schließlich kann man ja in der Gegenwart schreiben, ist halt nur umstellung für mich.
Chimney- Pokémon-Meister
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Re: Schattenpuppe
ich weiß eh dass das nicht so gemeint war (tribute von panem musst du unbedingt mal lesen )
also, das 3. kapitel ist jetzt auch drin ^^
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Negan- Pokémon-Champ
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Re: Schattenpuppe
Sooo, hab jetzt extra mein Passwort geändert um dich auch für Kapitel 3 zu loben (ansonsten hättest du bis morgen Mittag warten müssen :O)
Wegen dir krieg ich noch Lust selbst zu schreiben
Ne wirklich, hab echt Lust zu erfahren wie es weiter geht
Kein Verständnis wie du diese Story "aufgeben" konntest
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Sunrunner- Koordinator
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Re: Schattenpuppe
Großartig! Da gutes grad nichts zu verbessern. Es ist einfach nur große Klasse. Wieso wolltest du diese Geschichte aufgeben?
Chimney- Pokémon-Meister
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Re: Schattenpuppe
hmmm irgendwie fand ich dann alles so weit hergeholt und übertrieben von der geschichte her :/ weiß auch nicht aber irgendwie kam mir dann doch noch der gedanke weiter zu schreiben immerhin habe ich es so weit gebracht da währs schade einfach ab zu brechen :3
am abend kommt das nächste kapitel für euch ^^
am abend kommt das nächste kapitel für euch ^^
Negan- Pokémon-Champ
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Re: Schattenpuppe
Deine Geschichte ist normaler als meine xD. Naja aber beim Schreiben lässt man seiner Fantasie freien Lauf. Es gibt immer welche die die Idee gut finden und andere eben nicht
Chimney- Pokémon-Meister
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Re: Schattenpuppe
Wichtig ist: jetzt hast du positives Feedback, und du musst uns mit Kapiteln füttern
Noch ein Grund mich auf heute Abend zu freuen ^^
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Sunrunner- Koordinator
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Re: Schattenpuppe
oh gott bin ich dumm da versprech ich am abend das 4. kapitel hinzuzufügen und was mach ich? ich vergesse es! tut mir so leid, jetzt ist es drinnen (
Negan- Pokémon-Champ
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Re: Schattenpuppe
Diese Geschichte ist einfach großartig. Was mich immer wieder am meisten beeindruckt ist diese Verzweiflung. Dein Stil passt einfach perfekt zur Geschichte. Mach weiter. Du weißt ja, dass diese ganze Idee genial finde, mehr oder weniger
Chimney- Pokémon-Meister
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Re: Schattenpuppe
Hahaha ich kann keine Kapitel mehr in den Startpost tun weil der zu voll wird XD Darum poste ich jetzt alles in normalen Posts
Und so kommt auch Kapitel Nummero 5
Und danke für das liebe Feedback, Chimney ^^
Und so kommt auch Kapitel Nummero 5
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- Kapitel 5 - Allein:
- Ich bin in einem Meer aus Baumwolle versunken und alle Geräusche dringen nur dumpf an meine Ohren. Alles um mich ist dunkel und scheint unendlich weit weg. Doch die Berührungen sind nah und wirklich als ich spüre wie ich hoch gehoben werde. Mein Kopf knickt nach hinten und ich spüre einen Arm der sich um mich schlingt. Bin ich wirklich so schwach? Habe ich die Tränen nicht halten können? Muss ich wieder mit brennenden Augen und brennendem Herzen in den Schlaf meiner Ängste sinken? Die Scham brennt in meinem Kopf aber auch die Wut über mich. Aber bald verlöscht die Wut und die Geräusche werden immer leiser, bis sie aus einer anderen Welt zu mir zu dringen scheinen. Der Druck um meinen Körper lässt nach und ich spüre wie sich weicher Stoff an mich schmiegt. Instinktiv krallen sich meine Finger um den weichen, warmen Stoff und ziehen ihn an mich als die letzten Geräusche verklingen. Die Schwärze empfängt mich sofort und bildet ein wirres Traumnetz in das ich mich verfange und verheddere.
Ich schrecke hoch. Ich habe die Lippen zu einem unausgesprochenen Schrei geformt und die Augen suchen den Raum nach den Figuren meines Albtraums ab. Aber innerhalb ein paar Sekunden, ist der Traum nicht mehr da und ich kann mich an keine Fratze mehr erinnern die mir begegnet ist. Erleichtert atme ich auf und entspanne mich etwas. Weniger misstrauisch lasse ich die schweren Lider etwas sinken und versuche mich daran zu erinnern weshalb ich so plötzlich aus dem Schlaf gefahren bin. Aber ich erinnere mich nur mehr an verschwommene Dunkelheit, in der sich irgendein Bild verbirgt, eine ferne, ferne Erinnerung. Ich liege in meinem Bett. Die Decken liegen wirr über mir, ich habe mich im Schlaf wohl sehr gewunden. Ich erinnere mich daran dass sie mich wohl gestern gefunden und in mein Zimmer getragen hat. Doch dieser Gedanke erscheint mir sofort unlogisch. Wie sollte sie mich, mit ihrer kleinen, zierlichen, püppchenhaften Statur auch nur einen Meter tragen? Aber sie hat es wohl irgendwie geschafft, schließlich liege ich hier. Etwas benommen rutsche ich aus dem Bett. Der komische Kopfschmuck, den sie mir in die Haare gesteckt hat, liegt zerknittert auf dem Kopfpolster und ich nehme ihn verlegen mit als ich raus gehe. Als ich ins Esszimmer komme begrüßt mich heitere, Jazz-Musik aus dem alten Plattenspieler. Nicht wie dieses merkwürdige Lied gestern. Es ist tatsächlich heiterer Jazz der zum tanzen einlädt und dem Raum im Neonlicht seine unbehagliche Aura nimmt. Sofort trällert mir ihre Stimme entgegen: „ Schönen guten Morgen, Schlafnase!“ sie dreht sich in ihrem Sitz zu mir um und lächelt mich an. Zögerlich zwinge ich mir ein Lächeln auf und komme hinter der Ecke hervor. Verlegen spiele ich mit dem zerknitterten Kopfschmuck in den Händen herum. „ E-Entsch-uldige bitte. Ich hab ihn…kaputt gemacht.“ Die letzten Worte verlieren sich im Raum aber sie lächelt nur: „ Schon in Ordnung, ist doch nichts dabei.“ Erleichtert lockert sich meine Haltung. Insgeheim hatte ich damit gerechnet sie würde mir diesen kalten, fernen Blick schenken, wie an dem Abend meines Messerangriffs. Ihre dunklen Augen hatten kalt gefunkelt und ihr Gesicht hatte urplötzlich ernste Züge angenommen als sie sich geschickt aus meinem Griff gewunden hatte, mir das Messer abgeknöpft hatte und verschwunden war. So oft ich auch daran denken muss, sie scheint es nicht mehr zu kümmern. Der Tisch ist wieder reichlich gedeckt mit allerleid Köstlichkeiten. Appetitlos setze ich mich auf meinen Platz und starre auf meinen Teller. „ Keinen Hunger?“ ich zucke zusammen und blicke in ihr Kreidebleiches, ruhiges Gesicht. Ich versuche meinen Puls zu beruhigen und schüttle den Kopf. „ Du bist gestern ganz schön viel herum gekommen, was? Meinen Vorschlag, dir das Haus an zu sehen, hast du dir wohl nicht zweimal sagen lassen wollen.“ Wechselt sie abrupt das Thema und ich spüre wie mir wieder abwechselnd warm und kalt wird. Ich warte immer vergebens auf einen unbändigen Wutausbruch, in dem sie mich kalt anfunkelt und mich mit dunkler Einsamkeit in einem kleinen, leeren Raum straft. Aber sie überrascht mich mit ihren Rektionen immer aufs Neue. Sie hat den Blick abgewandt und schiebt sich ein Stück Brot in den Mund und versucht so gleichgültig wie möglich zu klingen. „ Ja.“ Antworte ich knapp. „ Und hast du was interessantes gefunden?“ fährt sie fort. „ Oder hast du dass gefunden wonach du suchtest?“ fügt sie mit weniger weichem Ton hinzu. Die Angst kehrt wieder zurück und ich überlege kurz was ich sagen soll doch sie fällt mir davor schon ins Wort: „ Keine Sorge. Du brauchst nicht alle Türen in meinem Haus zu öffnen um zu sehen was sich dahinter verbirgt, ich werde dir schon nacheinander alles zeigen.“ Ihre Augen suchen wieder meine und diesmal lächelt sie. Aber es ist ein kaltes, etwas höhnisches Lächeln, als stünde mir bald etwas schreckliches bevor. Ich schlucke. „ Aber zuerst möchte ich dir erst meinen zweitgrößten Stolz zeigen.“ Sie steht auf und ist mit einer fließenden Bewegung plötzlich an meiner Seite. Etwas unbeholfen stehe ich auf und folge ihr den ersten Flur entlang. Ich gehe hinter ihr her, mit einem kleinen Sicherheitsabstand. Gerade ihr kleines, unscheinbares Aussehen einer Puppe ist es was mich so vor ihr zurück schrecken lässt. Wenn ihre dunklen, großen, schwarz umrandeten Augen meine suchen, sind es die eines Raubtieres dass ein Beutetier ins Visier nimmt. Ich mache mich auf alles gefasst als wir bald an einer großen Tür halten, die etwas rostfreier ist als die anderen und weniger ächzt als sie sie aufstößt. Sie betätigt einen Lichtschalter und mit einem Mal wird mir der Blick eines riesigen weitläufigen Raumes gegeben. Die Decke hängt tief und der Raum geht weit nach hinten. Überall stehen lange Reihen aus Eisenstangen an denen Kleiderbügel hängen. Tausend Kleider hängen daran, manche in schützende Folien eingehüllt. Es sind die verschiedensten Kleider, die meisten schwarz und mit kurzem Rock, verziertem Saum und Ausschnitt, kleinen Schleifchen und Rüschen, manche Trägerlos, manche gleichen der Größe nach einem Hochzeitskleid in schwarz mit roten Bändern die elegant an den langen, Ärmeln herab hängen. Jedes Kleid ist ein Kunstwerk für sich und ich spüre wie sie erwartungsvoll mein Gesicht mustert. Mir bleibt der Mund offen stehen, als ich versuche möglichst viele Kleider in meinen Kopf auf zu nehmen und zu speichern. Kichernd nimmt sie meine Hand und zieht mich hinein: „ Jetzt komm schon, ich habe schon einige für dich bereit gelegt.“ Sie tanzt mit mir durch die Reihen bis zum gegenüber liegenden Ende des Raumes, wo der Bode zu Stufen ansteigt und zu einer Art Laufsteg wird. Weiter dahinter sehe ich den Weg zu einer Umkleidekabine, alles hat tatsächlich Ähnlichkeiten zu einer kleinen Modenshowhalle. Ich habe gar nicht bemerkt wie sie sich von mir entfernt hat als sie plötzlich neben mir steht und mir einen kleinen Stapel Kleider in die Arme drückt. „Zieh eines nach einander an. Sie sind nicht so kompliziert, das schaffst du schon.“ Redet sie mir lächelnd zu, als habe sie meine Gedanken gelesen. Ich gehorche und stolpere die Treppen rauf, laufe über den Laufsteg in die Kabine. Die Kabine ist ein heller ausgeleuchteter Raum, mit einer Reihe großer Spiegel an der Wand und Tisch auf dem man die Kleider ablegen kann. Hier sieht alles nicht so abgenutzt, wenn nicht sogar unbenutzt aus, wie die anderen Gänge und Räume die ich so zu Gesicht bekommen habe. Langsam schlüpfe ich aus meinem alten Kleid bis ich nackt vor dem großen Spiegel stehe und nehme das oberste Kleid vom Stapel und betrachte es kurz. Es ist ein schwarzes Kleid dass einen schlichten, etwas alten Stil hat, mit ein paar Nähten, Mustern und Stoffen der neueren Stile. Der obere Teil ist sehr eng und mit weißen Knöpfen zugeknöpft. Die Ärmel sind lang und eng anliegend, das Bündchen geht offen auf und hängt als großer Stofffetzen herab. Der Rock ist in zwei Teile geteilt. Der obere fällt wellig über den anderen. Am Saum des Unteren hängen weiße Spitzen hinunter. Der Mix aus altem und neuem Stil, schwarz und weiß, gefällt mir sogar und ich ziehe es rasch über. An der Taille liegt es recht eng und schmeichelt der Figur ungemein. Es stört mich nur etwas dass das Kleid bis nach oben reicht und mir die Kehle etwas zuschnürt. Ich versuche den Griff des Stoffes etwas zu lockern und gehe auf den Laufsteg. Sie hat es sich auf einer Bank, gegenüber des Laufstegs bequem gemacht, die Beine übereinander geschlagen und mit verschränkten Armen mustert sie mich, während ich auf sie zu gehe. Ein schiefes Lächeln sitzt ihr im Gesicht und sie nickt bedächtig. „ Ich wusste dass es dir stehen würde, du siehst wunderbar aus!“ jubelt sie zurück gehalten und befielt mir mit einem Wink des Zeigefingers mich zu drehen. Ich drehe mich und fühle den weichen Stoff meine Beine streifen. Sie nickt selbstzufrieden. „ Und nun das nächste.“ Ich drehe mich um und gehe wortlos wieder zurück in die Kabine. Rasch schlüpfe ich aus dem Kleid und ziehe das nächste an. Es ist moderner und etwas frecher als das andere. Es hat ebenfalls lange Ärmel mit leicht offen gehendem Bündel. Das ganze Oberteil ist weiß und auf der Brust hängt eine große dunkle Schleife. Die Naht unterhalb der Brust ist sehr eng, dass es den Busen sehr betont, dann geht es schlank den Körper hinab. Der Rock ist dunkelgrau, fast schwarz und aus dünnem, leicht durchsichtigem Stoff, der aus einem Wall aus Tüll bis knapp über meine Knie geht und freche gekräuselte Fransen hat. Dazu gibt es ein paar Strümpfe aus dünnem Netzstoff. Ich komme mir etwas falsch darin vor, als ob ich jemanden verführen wollte und ich sehe wie meine Wangen bei der Erkenntnis rot werden. Zögerlich gehe ich wieder auf den Laufsteg und sehe wie sich ihre Miene aufhellt. Ein schiefes Lächeln breitet sich aus und ihr Gesicht strahlt vor Bewunderung und leichtem Staunen. Begeistert klatscht sie in die Hände: „ Wunderbar! Du siehst so hübsch aus! Ich wusste doch, dass es wie für dich geschaffen ist!“ Anscheinend weiß sie immer was mir gut steht. Ich spüre wie sich ein peinlich berührtes Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitet und ärgere mich über mich selbst. Ich komme mir vor wie ein kleines Kind dem das Lob einer Freundin zu peinlich ist! Nachdem sie mich noch mal hat drehen lassen, winkt sie mich wieder zurück in die Garderobe. Das nächste Kleid ist wieder das Gegenteil von Freizügig. Es ist aus sehr dickem, tiefschwarzem Stoff. Der Rock hat weiße Ränder und geht mir bis unter die Knie. Es bedeckt einen Großteil meiner Haut und auf der Brust prangt ein Zieredelstein. Der Ausschnitt ist mit kleinen Mustern und Verzierungen versehen und den Körper hinab sieht man noch dunklere zwei Linien die meinen schlanken Körper noch mehr betonen. Jedes Kleid scheint nicht nur schwarz zu sein sondern auch immer etwas Bestimmtes zu betonen oder zu umschmeicheln, fällt mir auf. Dazu gibt es graue Strümpfe und ein Paar schwarze Ballarinas. Ich gehe wieder zurück und ihre Miene erhellt sich ein zweites Mal. Diesmal kommt sie zu mir rauf und betrachtet mich von oben bis unten, wie ein Kunstwerk in einem Museum. Vorsichtig umschließen ihre zarten Finger, den Saum meines Rockes und heben ihn etwas an. Sie spielt mit dem weichen Stoff und lässt den Blick kurz auf meinen Beinen ruhen, die sie dadurch etwas freigelegt hat. Stumm bleibe ich stehen. Ihre zweite Hand streicht meinen Arm entlang und kommt oben auf meiner Schulter zum ruhen. Ihr Blick ist auf einmal sehr gedankenverloren. Irgendwann murmelt sie: „ Das ist es. Es ist perfekt! Behalte es an, die anderen kannst du ein Andermal anprobieren.“ Und auf einmal wäscht etwas meine Beklommenheit weg, als währe sie nie da gewesen. Meine Beine zittern nicht mehr und eine Ruhe legt sich über meinen Körper. Eine angenehme Ruhe und ich finde endlich meine Sprache wieder: „ Woher hast du all diese Kleider?“ Ein Lächeln huscht kurz über ihr bleiches Gesicht: „ Ich habe jede Naht selbst gesetzt.“ Überrascht hebe ich das Kinn, was sie zu amüsieren scheint. „ Ja, ich habe jedes einzelne Kleid selbst genäht.“ „ Sie sind sehr hübsch.“ Bringe ich hervor. „ Danke.“ Schmunzelt sie, ihr Gesicht sieht plötzlich noch jünger aus, wie das eines Kindes das sich freut. „ Du sagtest das alles sei dein zweitgrößter Schatz, was ist dein Größter?“ jetzt wo ich meine Sprache nach langer Zeit des Schweigens wieder habe, will ich das auch nutzen. Sie hebt tadelnd einen Finger und sieht mir direkt in die Augen. „ Nana, dass wirst du bald genug heraus finden, meine Liebe. Aber noch nicht heute.“ Sie lässt die Hand wieder sinken, die andere sinkt langsam hinunter, bis sie auf meinem Rücken liegt und mich kaum merklich enger an sich drückt. Wieder füllt sich der kleine Zwischenraum, zwischen ihrem und meinem Gesicht, mit ihrem süßen, würzigen Duft und mein Herz beginnt wieder wild zu klopfen. Ich mag es nicht wenn mir fremde Leute so nah sind. Nach einer Schweigepause, die mir ewig vorkommt, lässt sie mich los und macht Anstalten zu gehen. Sie dreht mir den Rücken zu und sagt: „ Morgen kannst du die anderen anprobieren, aber heute, lass bitte dass an.“
Der Raum hat etwas heimliches. Nur einen kleinen Hauch. Und doch ist er mir etwas unheimlich, da er auch einige Tendenzen zum Altmodischen hat. Er liegt nicht sehr weit vom Ankleideraum und ist etwas kleiner als das Esszimmer. In der Mitte steht ein antikes Sofa. Die Pölster sind fest und senkrecht gestreift. Davor steht ein schmaler Glastisch. Sie geht zielstrebig auf das Sofa zu und lässt sich in die Pölster fallen. Ich setze mich neben sie während sie nach einer Flasche greift, die auf dem Glastisch steht. Seufzend öffnet sie sie und schenkt etwas von der Flüssigkeit in zwei Gläser. Der Saft riecht scharf und süß, die Bläschen spritzen mir ins Gesicht als ich das Glas an die Lippen führe. Da ich heute noch nichts gegessen und getrunken habe, habe ich eine ganz trockene Kehle und nehme einen großen Schluck. Es scheint wohl eine Art Wein zu sein, die mir nichtbekannt ist. Sie nimmt auch einen Schluck und lässt es dann gedankenverloren hin und her schwenken. Ich lehne mich etwas zurück als sie mich plötzlich wieder etwas fragt: „ Bitte, ich weiß eigentlich kaum etwas von dir. Kannst du mir etwas von dir erzählen?“ Sie weiß kaum etwas, schießt es mir durch den Kopf. Kaum. Also weiß sie etwas! Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen: „ Was genau zum Beispiel.“ Sie scheint meine Gelassenheit zu durchschauen. „ Über deine Familie. Freunde….“ Ich spüre bei den Worten einen Stich in der Brust und unwillkürlich taucht Peters Gesicht vor ihrem auf. „ Äh, also nun ja.“ Stottere ich „ Mein Vater ist schon lange tot. Krebs. Ich habe zwei Schwestern, Christine und meine Halbschwester Sara, väterlicherseits.“ Füge ich rasch hinzu. Es ist nicht so dass ich Dad dafür verurteile dass er unsere Mutter hintergangen hat, immerhin liebe ich Sara wie meine leibliche Schwester doch hin und wieder bin ich immer noch etwas sauer auf ihn, obwohl ich in dieser Situation anderes im Kopf haben sollte. „ Meine Schwester Christine ist verheiratet. Walter. Netter Kerl. Und sie“ ich schlucke und weiche ihrem Blick aus. „ Haben einen Sohn.“ Mehr bringe ich nicht heraus. Peters Gesicht sehe ich bereits zu deutlich in ihrem Gesicht. Als ich wieder aufsehe, hat sie das Kinn an ihrer Hand abgestützt und schaut mich von der Seite fasziniert an. „ Und du?“ fragt sie. „ Hast du einen Mann an deiner Seite oder wünschst du dir das Glück als Mutter?“ Mein Kopf beginnt zu schwirren und ich kämpfe gegen einen Klos der Nervosität im Hals: „ Äh…also nein, gibt es nicht. Mutter zu sein währe für mich nicht schlimm aber ich wünsche es mir nicht so wie manche Andere vielleicht.“ Sie nickt verständnisvoll. Mir brennen die selben Fragen an sie im Hals, doch ihr Blick, der so viel mehr zu wissen scheint als ich, lässt die Worte nicht über meine Lippen kommen. In den nächsten Minuten oder Stunden, bringen wir damit zu, dass ich etwas mehr über meine Familie und Freunde zu erzählen beginne, während sie nur verständnisvoll nickt und zuhört. Ich erzähle ihr etwas aus meiner Schulzeit und es kommt mir immer unwirklicher vor, wie wir auf dem Sofa sitzen, den Geruch des Weines in der Nase, den sie immerzu nachschenkt und ihr Blick auf meinem Gesicht. Irgendwann bin ich schon ziemlich angeheitert, dass ich den Wein dankend ablehne. Als sie merkt dass ich etwas rot im Gesicht werde kichert sie amüsiert, der Wein scheint sie nicht zu berühren. „ Komm, ich denke du solltest schlafen gehen, es ist spät.“ Ich frage mich woher sie das wissen will aber ich folge ihrer Geste sich zu erheben und stolpere hinter ihr her zurück in mein Zimmer. Ich torkle zum Bett und lege mich stöhnend auf die weichen Decken. Ich schließe erschöpft die Augen und spüre wie mein Kopf sich selbst im Dunkeln etwas dreht. Plötzlich spüre ich etwas über mir und mache die Augen auf. Sie hat sie über mich gebeugt und stützt die Hände seitlich ab. Ihr zartes Lächeln ist knapp über mir und alles scheint sich etwas heftiger zu drehen. Ich kann den Duft des Weines und ihren nicht mehr voneinander unterscheiden. Sie lächelt unbekümmert während ihr offenes Haar meinen Hals kitzelt. Auf einmal fällt mir eine Frage ein, die ich schon immer aussprechen wollte. Keine von Belangen, doch sie quälte mich schon lange. „ Sag mal, wie heißt du eigentlich? Jetzt bin ich jeden Tag mit dir zusammen und weiß immer noch nicht wie du heißt.“ Ihr Lächeln wird ehrlicher und sie antwortet mit samtweicher Stimme: „ Nenne mir erst deinen.“ Ich antworte, obwohl ich sehr sicher bin dass sie ihn kennt: „ Jasmin.“ „ Sherrie.“ Sagt sie, dass mir der Weinduft aus ihrem Mund entgegen kommt. Ich lasse den Namen eine Weile auf mich wirken. Er scheint so passend als hätte man gewusst was für eine Schönheit sie werden würde. Ihre großen dunklen Augen, deren Farbe ich endlich einem Mix aus Grau und Braun zuordnen kann, ruhen auf meinen und mein Herz beginnt plötzlich wieder wild zu pochen, dass meine Ohren ganz heiß werden. Auf einmal spüre ich einen Luftzug, dann sehe ich dass sie am Rand vom Bett steht. Ihre Bewegung war so fließend gewesen, dass ich sie kaum wahrgenommen habe. Sie tanzt zur Tür und verschwindet dahinter. Ihre kirschroten Lippen formen sich und sprechen ein leises: „ Schlaf gut.“ Dann schließt sich die Tür und ich bin wieder allein in der Dunkelheit. In dieser Nacht habe ich ausnahmsweise nicht nur Albträume. Der Duft des Weines, der aus ihrem Mund geströmt war, hat mich irgendwie betäubt und weniger schockierende, wenn nicht angenehme Träume mischen sich in meinen Schlaf. Doch trotzdem, fahre ich plötzlich mitten in der Nacht hoch, wer weiß wie spät es ist? Ein einziger Gedanke hat mich geweckt. Eine Erinnerung, die mich aus dem Schlaf gerissen hat und mein Herz bis zum Hals schlagen lässt. Ich erinnere mich an den Tag zurück an dem ich nach einem Fluchtweg suchte und alle Türen aufriss die ich sah. Darunter waren auch zwei Lagerräume gewesen, der eine voll mit Aktenschränken. Die Schränke hatten lange Schatten geworfen als das fahle Licht durch die offene Tür gefallen war, dass ich den Staub und die Spinnweben sehen konnte. Aber dass war es nicht an was ich mich erinnere. Es war ein Etikett, auf einer der Schubladen, die mir plötzlich wieder durch den Kopf geschossen war. Es waren zwei Worte gewesen, in einer ungewöhnlich, verschnörkelten Schrift geschrieben:
Hannah Mallison
Ich bin nicht die Erste hier.
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Re: Schattenpuppe
Sooo, jz hatte ich auch wieder Zeit zu lesen^~^
Wirklich wie schon die anderen Kapitel ist das richtig klasse^^
Störts dich eigentlich wenn ich dich zu jedem Kapitel einzeln lobe? XD
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Re: Schattenpuppe
XDD nein aber du musst es nicht machen XD
wenn ihr fragen zur story habt, einfach stellen
LG
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Negan- Pokémon-Champ
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Re: Schattenpuppe
- Kapitel 6 - Untersuchung:
Wach liege ich im Bett. Die Nacht rauscht schweigend an mir vorbei während ich still leidend in meinem Bett liege. Der Schweiß und die Hitze drücken von allen Seiten an mich. Die Worte wollen nicht aus meinem Kopf verschwinden, die Erkenntnis ist zu schockierend. Ich bin nicht die Erste hier! Verzweifelt versuche ich gegen den Drang an zu kommen sofort auf zu springen und in der Dunkelheit des Labyrinths jene Tür wieder zu finden. Immer wieder flimmert das Bild vor meinen Augen auf, das Bild des schummrigen Raumes, der bis zur Decke voll mit schmalen Aktenschränken ist, die Spinnweben wiegen sich im Wind und auf jeder Etikette steht in ihrer verschnörkelten, wundersamen Schrift ein Name. Ich frage mich wie viele es sind! Ich frage mich wer Hannah Mallison war! War. Dieses Wort jagt mir einen Schauer der Angst durch den Körper. Was Sherrie wohl mit ihr angestellt hat oder wohlmöglich ist sie in dieser Minute in einer anderen Zelle eingesperrt. Verhungert oder sie hat es geschafft sich zu befreien oder hat sich gar umgebracht! Je weiter mein Verstand ausholt, umso schneller schlägt mein Herz und umso lebendiger werden die Kreaturen der Dunkelheit um mich, die aus meinem 6-jährigen Verstand gekrabbelt sind und mit ihren Klauen nach meinen Beinen greifen. Jeder Schatten, jedes Möbelstück in der Finsternis scheint sich wieder in ein Monster verwandelt zu haben und die Angst die mich erfüllt, versetzt mich zurück in mein Kinderzimmer. Ich fühle mich wieder wie 6. Verängstigt und leise wimmernd unter der Bettdecke verkrochen, still leidend. Nicht ein Finger zuckt, denn jede Bewegung könnte sie aggressiv machen und kurz darauf währe ich nicht mehr in der Lage die Augen je wieder zu öffnen! Ich kämpfe mit mir selbst doch ich finde nicht mehr den Mut meine Angst zu bekämpfen. Es scheinen Jahre zu vergehen bis Sherrie plötzlich die Tür leise aufmacht und ein violetter Lichtschein ins Zimmer fällt und all die Schatten verlöschen und wieder ihre leblose Gestalt als Möbelstück annehmen. Ein Schrei flüchtet aus meiner Kehle, bricht aber und endet als heiseres Krächzen. Als sie merkt dass ich sie mit aufgerissenen, blutunterlaufenen Augen anstarre, wird sie auf einmal nervös. „ Jasmin, alles in Ordnung? Hast du nicht gut geschlafen?“ Ihre Frage ist ernst gemeint doch ich bilde mir ein, einen sarkastischen Ton heraus zu hören, als wüsste sie genau was ich gesehen habe. Ich versuche mich einigermaßen in den Griff zu kriegen und raffe mich auf. „ Äh, nein, nein, alles ok…“ stottere ich und hoffe sie hat nichts von meiner Panik gemerkt. Sherrie lächelt wieder und dreht das Licht im Raum auf, unter ihren Arm geklemmt, sehe ich ein neues Kleid. Grinsend hebt sie es hoch, dass ich es genauer sehen kann: „ Entschuldige, ich konnte nicht widerstehen zu warten, bis du es später anprobieren würdest.“ Verlegen schlüpfe ich aus der heißen Decke und stehe auf. Ich versuche ungeschickt den Reißverschluss am Rücken auf zu machen, aber ich komme mit den Armen nicht richtig ran. „ Lass mich dir helfen.“ Sagt sie und ehe ich antworten kann, haben ihre kühlen Finger den Reißverschluss und ziehen ihn behutsam nach unten, dass er mir nicht die Haut ein zwickt. „ Äh, danke.“ Etwas verlegen schlüpfe ich aus dem Kleid und beginne in das Frische zu schlüpfen als Sherrie mich unterbricht: „ Du bist ja total verschwitzt! Nimm doch vorher ein Bad. Sind die zwei Decken zu viel?“ Ich mache eine abwehrende Handbewegung: „ Oh, nein, nein, ich habe gestern nur etwas zu tief ins Glas geschaut, da war mir im Nachhinein ganz heiß und übel.“ Sie kichert und zieht mich an der Hand nach draußen. „ Na dann sollte ich darauf Acht geben, dass das nicht so schnell wieder passiert.“ Als ich ihr aus dem Zimmer folge, wirft mich die Kälte die meinen nackten Körper berührt, fast um und ich bin froh als wir im Bad sind und ich das Wasser einlasse. Sie lässt mir ein frisches Handtuch, eine Zahnbürste und das Kleid da, dann lässt sie mich allein. Als habe sie damit einen Zauber aufgehoben unter dem ich stand, reißen mich meine Gedanken zurück in die Wirklichkeit. Ich muss um jeden Preis wissen was mit Hannah Mallison passiert ist! Ob sie es mir freiwillig erzählt oder nicht. Im Notfall musste ich eben den Raum wieder finden und mir ihre Schublade ansehen, auf der ihr Etikett klebt. Ach was, dass musste ich wohl tun! Freiwillig würde Sherrie mir das ganz bestimmt nicht verraten! Ich steige langsam in das warme Wasser und seufze. Meine langen Haare hängen ins Wasser und ich spiele gedankenverloren mit einer Strähne. Nicht nur die Frage, wer diese Hannah war und was mit ihr passiert ist, quält mich. Nun plagt mich auch wieder die Frage, was Sherrie jetzt wohl mit mir vorhat! Weshalb sie ausgerechnet mich verschleppt hat und mich hier festhält ohne je einen richtigen Nutzen für mich bereit gestellt zu haben, außer ihr Spielzeug zu sein. Meine Fantasie geht wieder mit mir durch als sich mir die Frage aufdrängt, was mit all den anderen passiert ist, deren Namen auf den Aktenschränken vermerkt sind. Was hat sie mit ihnen angestellt? Mir droht Übles und ich bebe am ganzen Körper. All diese Fragen schreien nach ihren Antworten und die muss ich unbedingt heute bekommen! Sonst zerfrisst mich die Angst noch bis ich nur mehr leer und tot bin. Tot. Wieder zucke ich zusammen und sehe dem Wasser zu, wie es sich um meinen zitternden Körper kräuselt. Ich muss mich aber noch zusammen reißen, schließlich darf sie nicht merken dass ich ihrem Vorhaben immer weiter auf die Schliche komme. Das Wasser wird langsam kalt und ich steige aus der Wanne, trockne mich rasch ab und ziehe das Kleid an, dass sie für mich ausgesucht hat. Es ist wieder ein etwas Schlichtes. Mit langen Ärmeln, roten Verzierungen und Mustern von kleinen Ranken und Blumen die sich um meine Hüften schlingen, einem knappen, welligen Rock und hier und da einem Schleifchen. Als ich in den Spiegel blicke, gähnt mir ein fahles, lebloses Gesicht entgegen. Unter meinen olivgrünen Augen zeichnen sich Augenringe ab und ich sehe irgendwie abgehungert aus, kein Wunder. Ich habe schon lange nicht mehrordentlich gegessen. Mein Haar hat an Farbe verloren und hängt mir matt ins Gesicht. Verzweifelt versuche ich die wirren Strähnen in eine gewisse Ordnung zu rücken und wasche mir noch mal rasch das Gesicht, damit Sherrie mir nicht ansieht, dass ich nur wenige Stunden geschlafen habe. Aber auch so sieht man mir an dass mich Nacht für Nacht Albträume und Ängste heim suchen. Es bringt nichts, also gehe ich endlich zu ihr ins Esszimmer, wo wie immer das übliche Frühstück bereit steht. Ich lange zum ersten Mal seid langem richtig zu und esse mich satt. Sherrie, die vorher kein einziges Wort verloren hat, berührt mich plötzlich am Arm und sagt mit leidendem Ton: „ Tut mir leid, dass ich dich hier hungern lasse. Ab heute gibt es immer ein schönes Abendessen, okay?“ sie grinst mich entschuldigend an. Ich nicke nur. Ob sie bemerkt hat wie dünn ich geworden bin? Unter den eng geschnittenen Kleidern, in die sich mich immer steckt, lässt sich nur schwer sagen ob diese mich so schlank machen oder ob ich abgenommen habe. Ich belasse es bei dem Gedanken, dass mich die Kleider so dünn aussehen lassen und erhebe mich. „ Wenn du nichts dagegen hast, würd ich mich gern noch etwas umsehen. Es gibt hier so viele Gänge und Räume, irgendwann verlaufe ich mich noch!“ versuche ich zu scherzen aber das Lächeln will mir einfach nicht gelingen. Doch Sherrie scheint es zu schlucken: „ Sicher doch. Lass dir Zeit, ich hab so wieso etwas zu erledigen.“ Was sie hier wohl zu erledigen hat? Ich verschwinde schnell durch den ersten Flur und hoffe sie hat nicht bemerkt wie eilig ich es habe. Ich folge dem Flur immer weiter und versuche Anzeichen zu finden, an denen ich mich orientieren könnte. Doch es sieht hier alles gleich aus. Hier und da eine Tür, in regelmäßigen Abständen die schwachen Neonlampen an der Wand und das Geräusch meiner Schritte auf dem Metallboden. Ich öffne wie zuvor jede Tür uns versuche mir im Kopf einen Plan von allem zu machen und ein zu prägen. Ich komme am ersten Kontrollraum vorbei, der mit den Kabeln und Monitoren. Bald müsste ich doch auf den zweiten stoßen. Hanna Mallison, bald weiß ich mehr über dich! Das Herz schlägt mir wieder bis zum Hals, wie vorgestern. Als würde ich etwas Verbotenes tun. Und tatsächlich, als ich endlich die verrostete Tür finde und mit hundertprozentiger Sicherheit sagen kann, dass es jene ist, kommt es mir so vor als hätte ich kein Recht sie zu öffnen. Als währe es das Beste für mich, wenn ich sie einfach geschlossen ließe und zurück zu Sherrie gehe, um mir tagtäglich den Kopf über mich und sie zu zerbrechen und Hannah Mallison nur als Namen, ohne Person und Charakter, in meinem Gedächtnis ab zu stempeln und die Erinnerung an ihre bloße Existenz vergessen würde. Doch etwas in mir schreit; du bist jetzt hier, im selben Boot mit Hannah Mallison, also hast du auch das Recht zu erfahren wer sie ist oder war und was sie mit Sherrie zu tun hat. Ich atme tief ein und drücke die rostige Türklinke nach unten. Die Tür öffnet sich in einen kleinen dunklen Raum hin und das schwache Licht von Draußen fällt auf einen Haufen Aktenschränke, die kreuz und quer stehen. Er ist genauso wie ich ihn trüb in Erinnerung habe und wie er mir in den Träumen erschienen ist. Jetzt stehe ich endlich hier und weiß, dass ich nicht mehr umkehren kann, wo ich diese Tür geöffnet habe. Zögerlich trete ich ein. Im hinteren Teil des Raumes reicht das Licht nicht hin und verhüllt wahrscheinlich eine weitere Anhäufung Aktenschränke. Jeder Schrank ist aus bläulich schimmerndem Metall und von einer dicken Staubschicht überzogen. Jede Schublade ist mit einem Etikett versehen auf den Sherrie mit ihrer wundervollen, geschwungenen Schrift einen Namen vermerkt hatte. Ich könnte genauso gut eine x-beliebige Schublade öffnen und den Menschen kennen lernen, dessen Informationen darin liegen, doch nichts will mich mehr davon abbringen, mehr über Hannah Mallison in Erfahrung zu bringen. Ich habe ihre Schublade erstaunlich schnell gefunden, das Licht fällt besonders stark auf ihren Aktenschrank und die Schrift lässt sich auch von weitem gut lesen. Meine verschwitzten Finger klammern sich um den eisigen Griff und ziehen. Mit einem leisen Rattern rutscht die Schublade heraus und enthüllt mir ihren Inhalt. Es liegen ein kleines Notizbuch darin und eine dünne Akte. Etwas Staub wirbelt auf, als ich beides in die Hand nehme und mich auf den kalten Boden setze. Ich spüre die Kälte aber kaum, die mich sonst wie immer umgehauen hätte. Ich bin viel zu aufgeregt um so etwas zu empfinden und ich betrachte das Notizbuch eingehend, bevor ich es öffne. Es ist klein und praktisch, in dunkles Leder gebunden und an den Kanten schon etwas eingerissen. Die Seiten sind unbeschädigt und ich beginne die erste Seite zu lesen. Es ist Sherries unverwechselbar, eigentümliche Schrift die sagt:
Hannah Mallison, Emlex-Street, 24 Jahre alt (so alt, wie ich jetzt bin, schießt es mir durch den Kopf) Mutter: Amanda Mallison, leiblicher Vater/verstorben: Oxfort Mallison, Amandas Ehemann: Finn Wacon, Schwester: Miranda Mallison.
Ich sehe kurz auf. Diese knappen Informationen klingen, wie aus einem Formular vorgelesen. Es kommt mir seltsam vor. So etwas passt gar nicht zu Sherrie. Ich habe nicht das Gefühl dass sie ein Mensch ist der von Fakten besessen ist, wie es mein Cousin William war. Ich lese weiter.
Ich beobachte Hannah seid 3 Tagen, sie scheint mir geeignet. Es widerstrebt mir, meine Entscheidung bereits nach 3 Tagen fest zu legen, aber sie ist wie geschaffen für mich.
Ich lasse die Worte kurz auf mich wirken. Sherrie hat Hannah also beobachtet, bevor sie sie offensichtlich entführt hat, wie mich. Ob sie mich auch beobachtet hat? Bei der Vorstellung fährt es mir plötzlich eiskalt durch den Körper und ich reiße instinktiv den Kopf herum. Doch im Türrahmen ist niemand, nur das lustlose Licht der matten Neonlampen fällt mir ins Gesicht. Erleichtert, aber immer noch angespannt wende ich mich wieder dem Buch zu. All meine Sinne sind auf Angriff gestellt, als lauer sei nur darauf mich zu ertappen, wie ich ihr auf die Schliche komme.
Donnerstag, 20. 3. 21:27 Sie ist auf dem Weg nachhause, sie war noch bei einer Freundin zum Essen eingeladen, Lola Qarri. Sie schließt die Tür auf. Es ist ein Leichtes, sie in der Küche zu überraschen und zu betäuben, den Rest erledigt die Nacht und ihr Waagen für mich.
Wie angeschossen, sitze ich still da und wage es nicht zu atmen. Sie hat ihr in der Küche aufgelauert! Ich versuche mir nicht vor zu stellen, wie Sherries Püppchengestalt in meinem trauten Heim sitzt und nur darauf wartet, dass ich herein komme. Ich kann mich schließlich immer noch nicht daran erinnern, wie , wo und wann sie mich gefangen hatte, aber sie hat es bestimmt nicht anders gemacht wie bei Hannah. Mich irritiert nur, dass Sherrie in der Gegenwart geschrieben hat, als hätte sie Hannah betäubt und gefangen und gleichzeitig Tagebuch geführt.
Hannahs Zustand ist in den ersten Tagen bemerkenswert einfältig. Sie ist in Panik, hat Angst, fleht und bettelt um ihre Freilassung, es ist wirklich sonderbar wie gleich sich die Menschen doch in solchen Situationen verhalten.
Tag 2, Hannah scheint zu akzeptiert haben dass sie hier nicht raus kommt, jedenfalls hat sie jegliche Form der Wehr fallen lassen. Sie redet gelegentlich mit sich selbst, aber nicht so oft wie manche andere. Ich schätze sie hat schon einige Pfund verloren. Es wird aber noch ein bisschen dauern bis sie soweit ist.
Tag 3, keine Veränderungen in Hannahs Verhalten. Sie hat sich vollkommen in ihrem Raum zurück gezogen, verkriecht sich in der Ecke oder unter der Bettdecke. Hin und wieder versucht sie mit mir zu sprechen, erzählt von sich, als ob ich nichts wüsste. Selbsterhaltungstrieb zeigt sich also bereits, sie kämpft darum ihren Verstand zu behalten.
Tag 4, Hannah hat es aufgegeben mit mir zu reden und schläft jetzt hauptsächlich. Sie ist dünner geworden, sie isst ja auch nicht viel. Sie sieht sehr gequält aus wenn sie schläft, wie das wohl ist Albträume zu haben.
Tag 5, 6, keine Veränderungen. Hannah bleibt schweigsam, doch sie scheint die Wände immer eingehender an zu sehen, als suche sie die Tür, die genau vor ihr liegt. Mal sehen, wann sie so weit ist.
Tag 7, Hannah schläft nicht mehr so oft wie sonst, sie scheint ihre Umgebung zum ersten Mal richtig wahr zu nehmen. Nicht sehr überraschend. Doch sonst gibt es keine Veränderungen in ihrem Verhalten.
Tag 8, Hannah schläft, sie ist letzte Nacht auch sehr lang auf geblieben, schon lustig wie unterschiedlich die Schlafenszeiten der Menschen sind, wenn sie nicht wissen wann Tag und wann Nacht ist. Ich öffne jetzt die Tür, ich hoffe sie findet zu mir, wenn nicht, werde ich eine Platte auflegen. Die Musik ist nicht zu überhören.
Tag 9, Hannah irrt immer noch ängstlich durch die Flure. Sie hat wohl beschlossen sesshaft zu werden, sie hat sich in F-21 nieder gelassen und geht nicht mehr weiter. Ob ich sie holen soll. Nein, sie soll zu mir finden.
Tag 9, Abend, allein zu Abend essen ist langweilig, zum Glück trifft Hannah endlich ein. Sie nimmt Platz und isst etwas, schaut mich so misstrauisch an wie die Maus den Löwen. Ob sie wohl wie erwartet auf ihr Zimmer reagieren wird?
Tag 10, Morgen, Hannah hat zum ersten Mal in ihrem neuen Bett geschlafen. Ich hoffe es gefällt ihr, später kann sie ein Bad nehmen. Ob sie sich ertränkt, wie Nr-19? Ich hoffe nicht, dann war das Warten und die Arbeit wieder umsonst.
Ich blättere etwas vor, ich will nichts von Hannahs Gefühlen und Reaktionen in den ersten Tagen wissen, die für mich so grauenvoll waren. Ich lasse die Seiten springen, bis ich bei Tag 50 stehen bleibe.
Tag 50, Hannah hat heute den Tisch abgeräumt. Es hat lange gedauert aber sie findet sich schon sehr gut zurecht und das Kleid, das ich ihr genäht habe, steht ihr ausgezeichnet. Sie sieht so schön aus aber auch ohne das Kleid währe sie so schön wie eine Göttin. Was habe ich doch für eine gute Wahl mit ihr getroffen. Heute Abend haben wir wieder getanzt, ich beneide ihre geschmeidigen Bewegungen. Sie hat Tänzerblut in sich! Und heute Abend durfte ich ihr das Kleid aufschnüren, es war so eine hinreißende Nacht, ich wollte ihr das Kleid schon seid Tagen vom Laib reißen!
Schnaufend klappe ich das Buch zu, mit dem Finger zwischen den Seiten. Ich weiß nicht was mich mehr schockiert. Die Tatsache dass Hannah ganze 50 Tage bei Sherrie war oder die, dass sie miteinander geschlafen hatten. Aber nebenbei kam es mir auch so vor als habe sich Sherries Schrift geändert. Ich kann nicht sagen ob es ihr Schriftstil oder ihre Art sich aus zu drücken ist, was sich geändert hat, ich habe es kaum gemerkt. Nach einer kurzen Pause schlage ich das Buch wieder auf und lese weiter.
Tag 51, heute habe ich Hannah extra ihren Lieblingstee gekocht und die Marillenmarmelade aus der Speisekammer gekramt. Seid langem habe ich kein freudiges Lächeln mehr auf ihrem Gesicht gesehen. Sie scheint seid letzter Nacht sehr glücklich zu sein und ich bin es auch. Mir kommt es vor als habe ich endlich die Mauer zwischen uns durchbrochen.
Heute soll sie mir beim Nähen helfen, es soll ein eleganter Schal mit einem dichten, geschwungenen Muster aus Blumen und Schmetterlingen werden. Er wird ihre Augen gut betonen. Für sie nähe und koche ich nur das Beste, an nichts soll es ihr fehlen, dass ist schließlich ihr Zuhaue. Ich will nicht, dass sie sich hier unwohl fühlt.
Tag 52, wir haben den ganzen Tag damit zugebracht, den Schal zu nähen und er ist schon fertig. Er schmeichelt Hannah sehr und passt ideal zu ihrem Kleid. Sie ist meine Prinzessin, meine Sonne, ich bin so froh, sie hier zu haben. Ich liebe sie sosehr.
Aus unerklärlichem Grund schnürt sich mir die Brust zu, als ich die letzten Worte lese. Es kommt mir vor, wie eine verunglückte Liebesgeschichte, die falsch begonnen hat und wahrscheinlich falsch enden würde. Zuerst war Hannah in Sherries Augen nur eine hübsche Frau gewesen, über die sie bereits einiges wusste. Sie war für sie immer noch fremd, als sie sie in ihr Haus brachte, wo sie sie verängstigt in einem fensterlosen Raum hungern ließ. Bis sie sie da raus holte und in ihre eigene Welt schloss, die aus süßen Kleidern im Gothicstil bestand, aus ruhiger Jazz-Musik, violettem Neonlicht und weichen Betten in denen sie sie und Albträume heimsuchten. Ich fühle mich mit Hannah auf seltsame Weise verbunden, obwohl mir doch scheint, sie währe ein ganz anderer Mensch als ich gewesen. Also ist es wohl die Tatsache von Sherrie fest gehalten zu werden, die mich mit ihr verbindet. Plötzlich bekomme ich ein ganz mulmiges Gefühl und klappe das Buch zu. Ich habe genug gelesen. Ich werfe das Buch und die Akte zurück in die Schublade und drehe mich um und schreite aus der Tür. Nichts will ich jetzt mehr, als diese Tür hinter mir zu schließen und einfach zurück zu gehen. Zurück zu ihr, die eine Frau entführt hat, sich in sie verliebt hat und alles nieder geschrieben hat. Zu ihr, die nun eine andere Frau festhält und deren Ende noch ungewiss ist.
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Re: Schattenpuppe
Auch supi das Kapitel ^~^
Freu mich auf die nächsten Teile
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Re: Schattenpuppe
oh ja ich hab nun endlich die Seite 100 erreicht aber hier bin ich noch weit zurück mit den Kapiteln, da fehlt noch viel darum gits heute geich 3!
- Kapitel 7 - Wissen:
Das bisschen Wissen, über Hannah Mallison, macht mir schwer zu schaffen. Es kommt mir fast unmöglich vor das vor Sherrie zu verbergen. Jeden Moment erwarte ich, dass sie meine Fassade einreißt und die Wahrheit dahinter findet. Doch sie lächelt immer zu, ohne einem sadistischen, böswilligen Funkeln in den Augen, lädt mich zum tanzen ein oder näht mir neue Kleider. Es scheint als wüsste sie wirklich nichts von meinem Fund im Lagerraum. Doch manchmal denke ich mir, könnte sie nur so tun als wüsste sie von nichts, um mich in den Wahnsinn zu treiben, um mich schließlich zu überfallen. Wie paranoid ich doch geworden bin! Sie weiß von nichts! Und dass ist kein Hinterhalt von ihr! Ich versuche die Haltung zu bewahren und mir ein zu reden, ich sei vorerst in Sicherheit. Doch ich liege nun jede Nacht schlaflos in meinem Bett, starre an die Decke und lasse meinen Verstand mit mir durch gehen und stelle mir vor was Sherrie wohl mit mir machen wird, wenn sie keinen Gefallen mehr an ihrem neu gewonnen Spielzeug findet. Dabei bleibt keine Fantasie ungerührt. Vielleicht reißt sie mir die Haut ab und näht daraus ein neues Kleid. Vielleicht steckt sie mich wieder in einen dieser kahlen Räume und lässt mich dort in Dunkelheit und Angst verhungern. Oder sie ertränkt mich morgen im Bad. Oder sie ersticht mich mit dem Küchenmesser, mit dem ich es einst bei ihr versucht habe und ich lande dann auf ihrem Teller zum Abendessen….. Verzweifelt versuche ich auf weniger ausgeholte und harmlose Gedanken zu kommen, doch es hält mich fest wie die Dunkelheit den Raum. Jeden Morgen tue ich so als würde ich schlafen, wenn Sherrie die Tür auf macht und mich schweißgebadet vorfindet, die Finger in die Decke gegraben und die Lider wild flackernd. Als könne ich sie täuschen! Die Tage sind nur so verstrichen. Irgendwie haben sie einen genauen Ablauf angenommen. Am Morgen wird nach einem warmen Bad gefrühstückt, dann entweder genäht oder Kleider anprobiert(Sherries Vorrat scheint unerschöpflich)oder getanzt(immer zu einem anderen Stück)am Abend über dies und jenes geredet, bei dem hauptsächlich sie die Gesprächsthemen bestimmt und lenkt, zu Abend gegessen, vielleicht noch kurz etwas Wein getrunken und schlafen gehen. Doch heute hat Sherrie etwas anderes für mich vorher gesehen, etwas dass sie schon lange vorhat, wie sie sagt. Es handelt sich um ihren größten Schatz! Der, von dem sie mir schon einmal kurz erzählt hat und den ich schon fast vergessen habe. Ich habe nie eine Ahnung davon gehabt was ihr größter Schatz sein könnte. Umso überraschter bin ich als sie mich in einen großen Saal führt. Er liegt nah an ihrem Schlafzimmer, in das ich noch nie einen Blick geworfen habe und ist nur sehr schwach ausgeleuchtet. Die Lampen scheinen hier noch trüber zu leuchten. Sie flackern wild und lassen unsere Schatten zucken, als wir eintreten. Ich schnappe nach Luft, so erstaunt bin ich. Sherrie grinst etwas verlegen, aber auch stolz. Ihr größter Schatz; Im Raum stehen überall Ankleidepuppen wie sie in Schaufenstern stehen. Zumindest, sind ihre Oberkörper alle auf Ständer gespießt, die wild angeordnet im Raum stehen. Hier und da steht ein Schrank oder eine Kommode, auf der lauter Krimskrams, das ich nicht zuordnen kann, steht. Stoffe, Scheren, Hämmer, Nägel, auch Plastikteile und zwei Holzhände, wie sie Künstler zum abzeichnen benutzen. An der Wand sehe ich ein hohes Regal, dass voll mit kleinen Puppen gefüllt ist! Sie sitzen verkrümmt da, manche in sich zusammen gebrochen, lehnen aneinander, liegen auf dem Boden, sitzen aufrecht…. Ich bemerke dass es keine zweimal gibt, jede Puppe hat bestimmte Merkmale die kein zweites Mal bei einer anderen sichtbar sind. Sogar ihre Gesichtszüge scheinen einzigartig zu sein. Ich trete etwas näher und sehe mir jede Puppe genau an, die mit mir auf Augenhöhe sitzt. Jede aufgemalte Augenbraue, wurde ganz gezielt gezogen, jede Lippen in einem besonderen Ton angemalt und geformt. Jede Haarlocke, ist einzigartig und kräuselt sich oder wellt sich auf ihre eigene Weise. Mein Blick wandert von einer Puppe zur nächsten und bleibt bei einer hängen. Sie ist klein und hat einen dünnen Körper aber einen großen Kopf mit vollen Wangen und einem sehr kleinen, kindlichen Kinn. Sie trägt eine goldblonde Perücke, deren Strähnen sich wild kringeln und locken und mit zwei kleinen Spangen seitlich davon abgehalten werden, ihr ins bleiche Gesicht zu fallen. Sie hat sehr große Augen, die tief in ihren Höhlen zu sitzen scheinen und leicht schwarz umrandet sind. Aber nur blass, dass es aussieht als sei sie unendlich müde. Auch ihre Oberlider hängen tief und verziehen ihr Gesicht zu einer Leidensmine. Ich bin fasziniert von den Augen, die mich wirklich an zu sehen scheinen! Sie sind groß und hellblau. Eine sehr sichere Hand, hat jede Faser und jede Schattierung darin genau gesetzt und hat sie richtig lebendig gemacht! Der Mund ist sehr klein, wie der eines Babys und die Mundwinkel, so kommt es mir vor, sind etwas hinunter gezogen, dass das Bild des Leides und der Müdigkeit komplett ist. Das rosige Kleid, dass die Puppe trägt, nehme ich kaum war. Sherrie steht hinter mir und folgt meinem Blick. „ Gefällt sie dir? Sie ist eine meiner Lieblingsstücke.“ Ein Lächeln klingt in ihrer Stimme mit. Ich nicke tonlos und gehe etwas im Raum herum. Hinten verliert sich das Licht etwas, aber Sherrie hat die Tür offen gelassen, dass das Licht vom Flur herein fällt und mir auch zeigt was ganz hinten steht. Manche der lebensgroßen Puppen, die auf langen Ständern stehen und mir mit leerem Blick begegnen, sind willkürlich angeordnet, manche liegen auch am Boden. Das Zimmer passt gar nicht zu Sherrie, die mir sonst wie ein sehr organisierter, ordentlicher Mensch vorkam. Aber sie scheint sehr stolz auf den Inhalt des Raumes zu sein und auch auf dessen Chaos. „ Mein größter Stolz. Mein größter Schatz.“ Sagt sie schließlich und lässt den Blick über den Raum schweifen.
In ihren dunklen Augen liegt ein wildes Funkeln. Es ist offensichtlich wie viel ihr dieser Raum bedeutet, alles was er beinhaltet und alles was sie geschaffen hat. Ich frage mich wie viele Puppen dass wohl sind und wie lange sie bereits an ihnen sitzt. Jahre, bestimmt. Ob sie Hannah auch daran teilhaben ließ? Ich fröstle etwas. Vielleicht liegt es daran, dass ich Hannah nicht vollständig aus meinen Gedanken habe verbannen können oder daran dass ich endlich wieder spüre wie kalt die Metallwände, der Boden und kurzum die ganze Aura des Raumes ist. Sherrie geht an mir vorbei, in die Mitte des Raumes und legt die Hand auf die Wange einer Puppe ohne Gesicht. Die Formen von Nase, Lippen und Wangen sind da, aber die Augenhöhlen sind leer und scheinen mich dennoch an zu starren. Auf einmal fühle ich mich unbehaglich, wo ich all die starren, leblosen Augenpaare notiere, die mich eindringlich und schamlos anstarren. So leblos die Puppen auch sind, so ruhig und starr sie sind, so sehr kommt es mir vor als würden ihre Augen jeden meiner Schritte verfolgen als ich zu Sherrie stoße. Sie lächelt mich an: „ Jetzt kennst du meinen größten Schatz.“ Ja und ich muss sagen, er passt zu ihr. Im Grunde hätte ich mir genau das denken können. Habe ich aber nicht. Ich habe etwas schreckliches erwartet, wie abgehackte Hände, Gläser mit Därmen und Hirnen darin, ein Labor oder eine Art OP-Saal. Bei den Gedanken ziehen sich wieder alle Muskeln in meinem Körper zusammen und eine Gänsehaut schüttelt mich von oben bis unten durch, dass ich mich an die Wand lehne, um nicht zu zeigen wie sehr ich zittere. Im fahlen Licht der Neonlampen, wirken die Puppen gespenstisch. Ihre Leiber sind schneeweiß, die Haut sieht glatt und unnatürlich aus, die leblosen Augen sind alle mir zu gewandt und bohren sich in meinen Körper, Schatten und violette Lichtspiele tummeln sich auf ihren Armen, gekrümmten Fingern, leidenden Gesichtern und nackten Brüsten. Manche von ihnen haben nicht einmal Hände oder einen Kopf. Ich entdecke eine Puppe mit geschlossenen Augen, als würde sie schlafen, es sieht sogar ziemlich friedlich aus. Aus ihrer linken Schulter ragt eine Metallstange hervor, wo der Arm sitzen müsste und an seinem Ende sitzt wieder eine kleine, zierliche Hand, die aussieht als würde sie etwas umschließen. Sherrie ist mein Blick nicht entgangen und sie sagt: „ Dass ist Olivia, magst du sie?“ und wirft einen Seitenblick auf Olivias Gesicht. Oberhalb ihrer Stirn müsste der Kopf sein, doch da ist nichts. Einfach nichts. Als habe man mit einem Messer den Schädel abgeschnitten. Sherrie deutet auf eine Puppe etwas weiter weg. Ihr fehlt ebenfalls ein Arm, der Rechte. Anstelle dessen ragt eine Metallstange aus ihrer Schulter heraus und ihre Hand scheint etwas zu umschließen. Auch ihr fehlt der Schädel, nur dass über die Kante, goldene Locken fallen, dass es aussieht als wüchsen ihr diese aus dem Hirn raus. Sie hat ebenfalls einen friedlichen und angenehmen Gesichtsausdruck und sie und Olivia spenden mir etwas Trost und ich beruhige mich ein wenig. „ Dass ist Livia. Olivias Schwester.“ „ Schwester.“ Widerhole ich mit schwacher Stimme. Sherrie nickt bloß, als währe das Antwort genug auf meine Verblüffung. Ich sollte mich endlich an ihre knappe, selbstverständliche Art gewöhnen. „ Äh, Sh-Sherrie.“ Hebe ich an und meine Stimme erbebt richtig. „ Können wir wieder gehen? Ich fühle mich nicht besonders.“ Und das ist nicht mal gelogen! Sherries Gesichtsausdruck wechselt von erheitert auf besorgt und sie kommt auf mich zu, so rasch dass ich etwas zurück weiche. Sie legt ihre kühle, kleine Hand auf meine Stirn und murmelt: „ Du schwitzt ja richtig. Gut, dann gehen wir wieder und ich bringe dir was zum trinken.“ Ein weiterer Schauder jagt durch meinen Körper als sie unterwartet meine Hand packt und sich in Richtung Ausgang zu bewegt. Ich versuche nicht über die Schulter, ein letztes Mal zurück in das Puppenkabinett zu werfen und bin froh, es endlich hinter mir zu lassen. Hinter mir fällt die metallene Tür schwer ins Schloss und ich fühle mich auf anhieb viel besser, als hätte man mir einen Fels vom Rücken genommen. Ich folge Sherrie zurück ins Wohnzimmer wo ich mich auf das Sofa fallen lasse und in die Pölster sinke. Der Stoff ist kühl und weich und lindert meine Nervosität. Sherrie bringt mir rasch ein kaltes Glas Wasser. Ich trinke es schnell aus und sie setzt sich neben mich. „ Sie sind nicht für jeden Geschmack, habe ich recht?“ sagt sie, mit einem sanften Lächeln um die Mundwinkel. Ich lache nervös: „ Ja, so viele bin ich nicht gewohnt. Meine Großmutter hatte eine kleine Puppensammlung aber so etwas hat mich etwas…..überrumpelt.“ Sherrie lacht kurz auf, ein hohes, kindliches Lachen, vergnügt und beruhigend. Plötzlich wird ihr Blick wieder ernster und sie sieht mich fest an: „ Ich möchte dass du dich hier wohl fühlst.“ Ich muss schlucken. Ein Spruch, der die Ewigkeit besiegelt. Ich blinzle mir die Tränen rasch aus den Augen, ehe sie etwas davon mitkriegt und nicke beschwichtigend, als währe es selbstverständlich darüber zu reden. Sherrie fasst in eine kleine Tasche an ihrem Rock und zieht einen Zettel heraus. Sie faltet ihn auf und reicht ihn mir. Es ist der Zettel den ich gefunden habe, als ich aus meinem kleinen Raum gekrochen bin. Darauf steht in großen, überschwänglich gezogenen Buchstaben:
Willkommen mein Gast, werde Teil meines Heims,
trete ein und nimm wonach dir steht
Sei ganz daheim.
Diese Zeilen habe ich schon fast aus meinem Gedächtnis verbannt. Daheim. Dieses Wort verbinde ich mit nichts mehr. Nur mehr mit einer blassen Erinnerung an ein Sommerhaus mit der Familie und einem Jungen, strahlend über eine große Schokoladentorte gebeugt. Aber am aller wenigsten mit diesem Ort. Auf einmal kocht es in mir. Das Gefühl der Wut, die von tiefem Schmerz und Angst und Sehnsucht herrührt, brodelt in mir hoch und bringt das Fass zum überlaufen. Eine Träne kullert meine Wange hinunter als ich, mit bebender Stimme, sage: „ Wirst du mich irgendwann frei lassen?“ Sherrie schaut mich kurz mitleidig an; schwach lächelnd und die Augenbrauen entschuldigend zusammengezogen. Sie beugt sich zu mir rüber und drückt mir einen zarten Kuss auf die Stirn. Ihr Gesicht und ihre Hand, die über meine Schulter streicht, sind wie ein unausgesprochenes Todesurteil für mich. Ihre Augen blitzen vielsagend. Böse. Ihre kirschroten Lippen lächeln leicht sadistisch. Ihre Berührung ist wie ein höhnischer Trost. Und es kommt mir vor als schüttle sie kaum merklich den Kopf.
- Kapitel 8 - Wasser:
Es war ein verregneter Tag. Ein Tag wie man ihn in Filmen sah, in Liebesgeschichten und Romanzen. Ein Tag, wie geschaffen für gedankenverlorene Philosophen, die mit gesenktem Kopf durch die Lacken waten und ihren trüben Gedanken nach gehen. Der Himmel war von angeschwollenen, grauen Wolken verdeckt und der Regen prasselte unaufhörlich auf den Asphalt nieder. Es war eine Melodie von kleinen Glöckchen die angeschlagen wurden und ertönten, jede ein anderer Ton. Doch wenn man sich unter ein Dach rettete, konnte man hören dass die Melodien zu einem großen Ganzen wuchsen und zu einem Rauschen wurden, wie die raue See, deren Wellen an schroffen Felsen lecken. Ich liebe Regentage! Die melancholische Stimmung, die nassen Strähnen die einem aus der Kapuze rutschen und das angenehme Geräusch des Regens und das Rauschen wenn die Autos durch die Lacken fahren…! Als Kind habe ich Regentage immer damit genossen zuhause zu sitzen, an der Heizung und aus dem Fenster zu schauen. Ich hörte das Tropfen der Heizung die mich von außen wärmte und das Pochen und Klopfen der Tropfen an der Scheibe und innerlich war mir fast so kalt, als stünde ich mitten im Regen. Vielleicht ist es nicht die Melodie der Tropfen, diese graue, trübe, aber auch schöne Stimmung die der Himmel ausstrahlt sondern vielleicht ist es gerade die Traurigkeit und die Schwermut die ich an Regentagen so mag. Ja, solche Tage liebe ich! Und auch solch ein Tag war, der 12. Mai. Es war verregnet und eisig. Ich ging die Straße hinunter. Die Milch war schlecht geworden und Kaffe ohne Milch ging nicht! Also schlenderte ich, ohne Eile die nasse Straße entlang, ließ keine Pfütze aus und sog den modrigen aber erfrischenden Duft ein, den der Regen mit sich trug. Die Luft schien viel klarer und sauberer als sonst, als hätte das Wasser sie gewaschen. Die Autos rauschten an mir vorbei und für mich war es ein Regentag, wie jeder andere, ein wunderschöner. Im Supermarkt war der Boden zu einer rutschigen Todesfalle geworden, als ich die Milch, Cornflakes und Jogurt kaufte. Ich stopfte alles in eine kleine Tüte und ging wieder raus, wo mir die nasse Luft und die Kälte ins Gesicht schlug. In dem Moment klingelte das Handy und ich fischte es aus der Hosentasche während ich weiter ging. Auf dem Display erschien der Name meiner Schwester Christine. „ Hey!“ sprach ich in den Apparat hinein. Christine klang aufgebracht und sie keuchte, als währe sie gerade gerannt. Im Hintergrund war viel Lärm zu hören und das Rauschen des Regens auf beiden Seiten, störte die Verbindung. „ Jasmin, komm sofort….. Die…“ Ich unterbrach sie: „ Ich kann dich nicht hören, es ist so laut wo bist du denn?“ Hektisch redete sie mir ins Wort: „ Schnell….komm schnell, wir sind…..es ist….der…“ ich blieb stehen und versuchte die Hintergrundgeräusche auf der anderen Seite der Leitung aus zu blenden und Christine besser zu verstehen. „ Jasmin, ich….bitte komm zum….. Saphial Hospital…er..“ das Rauschen übertönte ihre letzten Worte und ich rief zurück: „ Was? Wieso ins Saphial Hospital, was ist denn los? Hat Onkel Steven wieder Probleme mit dem Herz?“ „ Nein!“ rief Christine jetzt schon fast wütend. „ Es…Peter.. er ist..“ Klick, machte es in meinem Kopf. Tausende Gedanken wirbelten durch den Kopf bis mir einer schließlich befahl los zu laufen. Ich ließ die Tüte fallen und hörte wie das Jogurt aufplatzte als ich los rannte. Das Handy fest umklammernd rannte ich die Straße weiter runter. Wo war noch mal das Saphial Hospital? Wie lange war es schon her seid dem ich dort war? Ich versuchte aus dem Gewirr von Gedanken in meinem Kopf den heraus zu filtern, der mir den Weg ins Gedächtnis rief. Genau! Ich hastete weiter. Unten an der Kreuzung ist die U-Bahn, mit der musste ich fahren und dann in den Bus umsteigen. Verdammt, bei welcher Station musste ich noch mal aussteigen? Es blieb keine Zeit für Antworten, ich lief achtlos durch den Regen, der mir plötzlich lästig vorkam, rempelte die Leute aus dem Weg die mir entgegen kamen und mich böse anblitzten. Ich stolperte die Treppen der U-Bahn Station runter. Es stank nach Öl und dem Müll der am Rand in den Ritzen vor sich hin verfaulte. Unten konnte ich das Brummen und Rattern eines einfahrenden Zuges hören. Es war mein Zug und ich sprang im letzten Moment durch die Tür, kurz bevor sie sich schloss. Keuchend und stöhnend kam ich zum stehen und stützte mich, nach Luft ringend, an die Wand. Die Leute warfen mir vielsagende Blicke zu aber ich beachtete sie nicht. Peter lag im Krankenhaus! Und ich wusste nicht wieso und weshalb, was passiert war und um was es ging. Ich fühlte mich ganz benebelt und mein Verstand entwickelte jedes mögliche Szenario. Vielleicht war er krank, er war schon immer recht anfällig bei nassem Wetter. Vielleicht auch seine Mandeln, die schon seid längerem raus müssen. Vielleicht hat er sich den Kopf gestoßen. Vielleicht hat er einen komischen Ausschlag. Mein Kopf surrte während der Zug in jeder Station ewige Stunden zu stehen schien, ehe er im Schneckentempo weiter fuhr. Unerträglich lange kam mir die Fahrt vor und je näher ich meinem Ziel kam, desto nervöser wurde ich. Christine rief nicht mehr an und abheben tat sie auch nicht. Meine Sorge wuchs und wuchs und mein Puls wollte einfach nicht wieder runter gehen. Als der Zug endlich an meiner Station angelangt war, stürzte ich aus der halb geöffneten Tür und hastete die Treppen rauf, ins Freie. Der Regen schlug mich eiskalt und rann mein Gesicht hinab. Der frostige Wind und der stechende Schmerz der Sorge hatten mich völlig überrascht und ich stand kurz angebunden da. Ich ließ den Kopf hin und her schwenken. Wo war die Busstation? Stand sie nicht ursprünglich dort drüben? Nein dort! Nein, da! Ich lief zu dem kleinen Häuschen und stellte mich unter. Nichts schien ich wahrnehmen zu können außer die Kälte und die Sorge, die mit meinem Herzschlag wuchs und wuchs. Die Menschen um mich waren nur eine Nebensache und fast hätte ich die Ansage überhört, die aus einem kleinen Lautsprecher über mir ertönte. Eine Quäkstimme, die von Rauschen und Knacksen unterbrochen wurde erklärte dass der Bus aufgrund einer großen Baustelle in unregelmäßigen Abständen kommen würde. Also rannte ich. Ich rannte durch den Regen, der mir höhnisch entgegen kam und versuchte mich mit seinem Wind ab zu bremsen. Er pfiff mir um die Ohren als ich der Strecke des Busses folgte. Hinter den Häusern und Geschäften konnte ich bereits das hohe Dach des Hospitals ausmachen. Als ich endlich den Eingang erreicht hatte, währe ich fast zusammen gebrochen. Ich rang japsend nach Luft und schleppte mich vor zur Rezeption wo mich eine Schwester sorgenvoll musterte, als sei ich es die Hilfe brauchte. „ Ich-suche-meinen-Neffen-meine-Schweter-hat-gesagt-er-sei-hier-eingeliefert-worden.“ Keuchte ich. Ehe die Schwester antworten konnte ertönte eine Stimme hinter mir: „ Jasmin!“ Christine umschlang und drückte mich fest. „ Christine! Was ist passiert?“ Ich blickte in ihr Gesicht, das zu einer Grimasse des Kummers geworden war. Über ihren Augenbrauen zeichnete sich eine Falte der Angst ab. „ Peter wurde von einem Auto angefahren.“ In ihre Augenwinkel traten Tränen und sie wischte sie sich rasch weg. „ Oh nein.“ Keuchte ich. Das konnte nicht sein! Alles nur dass nicht! Nicht so! Nicht so! Ich sah Christines Mann Walter, der den selben Blick drauf hatte wie meine Schwester und schloss uns beide in die Arme. Dann erklärte er mir: „ Wir waren auf dem Weg zu einer Freundin bei der wir eingeladen waren. Peter ist vor gelaufen und über den Zebrastreifen. Aber da war plötzlich dieses Auto, obwohl die Ampel grün war!“ er schluckte kurz dazwischen „ Wir haben sofort die Rettung gerufen und sie haben ihn her gebracht. Er ist jetzt im OP.“ Seine Stimme brach ab. Ich stand wie geschockt da. Der Schock lief mir durch alle Knochen und Muskeln aber ich konnte mich nicht rühren. Mein kleiner fröhlicher Junge…..Ja, er war mein Junge. Mein Neffe, den ich so sehr liebte wie meinen Sohn. Bei der Vorstellung von ihm unter den Rädern eines Autos, drehte sich mir der Magen um und ich musste schlucken. Das Wartezimmer bestand aus einem Platz zusammen gedrängter Sessel und ich setzte mich benommen. Christine hatte sich an Walters Schulter gelehnt und drückte seine Hand. Die Zeit verflog so, wie im Zug. Endlos. Wie eine Folter ließ ich sie über mich ergehen. Ich hatte nichts zu tun. Aber ich war auch nicht in der Lage ein Magazin vom Stapel neben mir zu nehmen und darin zu blättern oder mir etwas zu Trinken beim Automaten hinter mir zu holen, obwohl ich am verdursten war. Ich konnte nichts außer mir den Kopf vor Sorge zu zermattern. Christine hatte außer mir noch Tante Diana und Onkel Steven, Sara und die Freundin angerufen, zu der sie eingeladen waren. Sara wollte auf dem schnellsten Weg zu uns kommen, aber ihre gefühlskalte Chefin verbot es ihr und Tante Diana und Onkel Steven waren gerade außerhalb der Stadt. Ich fühlte mich einsam, aber auch mit den dreien an meiner Seite, hätte ich mich so einsam gefühlt, wie am Nordpol. Die Leute um uns hingegen schienen nichts von uns mit zu kriegen. Weder unsere gehetzten, entsetzten Gesichter, noch den Haufen Taschentücher der sich neben Christine stapelte, noch die bedrückende Aura der Besorgnis, die selbst ich spüren konnte obwohl ich sie ausstrahlte. Einer nach dem anderen wurde von der Dame hinter der Rezeption aufgerufen und verschwand dann irgendwo. Der Wartebereich wurde leerer und leerer, wurde hin und wieder aufgestockt und wieder entleert. Wie viel Zeit wohl schon vergangen war? Doch die Frage kümmerte mich einen Dreck als ein Arzt, eingehüllt in einen grünen Schutzanzug und Atemschutz, ins Wartezimmer kam. Es war ein Mann, der bestimmt jünger war, als man seinem Gesicht ansah, das von sorgenvollen, eingebrannten Falten durchzogen war. Er wischte sich kurz mit einem Tuch über die Stirn und seufzte dann tief. Für mich hatte dass nichts zu bedeuten, bestimmt ging es Peter gut! Bestimmt hatte er sich nur ein Bein oder einen Arm gebrochen! Bestimmt war er noch sehr müde nach der OP! Bestimmt würden wir ihn in ein paar Tagen wieder abholen können! Der Mann blickte Christine und Walter direkt in die Augen. Sein Blick war stumpf und hohl, mich blendete er aus. „ Es tut mir sehr leid aber ihr Sohn, Peter.“ Seine monotone Stimme klang routinemäßig, als hätte er diesen Satz schon so oft runter geleiert. „ hat es nicht geschafft. Sein Brustkorb war so zerquetscht, dass die Rippen die Lunge durchbohrt haben. Wir gaben trotzdem unser Bestes, aber es war zu spät. Es tut mir leid.“ Er legte Walter zögerlich eine Hand auf die Schulter während Christine nach vorne stürzte und schluchzend in seine Armen fiel. Walter barg sein Gesicht in ihren Haaren und drückte sie an sich. Mich hatte die Nachricht nur dumpf erreicht. Hat es nicht geschafft…… ich verstand diese Worte irgendwie nicht. Was bedeutet dass? Was soll das heißen, er hat es nicht geschafft? Soll Peter am Ende tot sein? Ich starrte auf den Boden. In mir regte sich etwas, als hätte etwas tief in mir verstanden, was passiert war. Doch mein Gehirn konnte nicht schalten und die Antwort, die Worte, das Ausmaß der Worte des Arztes nicht begreifen. Als währen sie ein großes Rätsel, dass ich erst entschlüsseln musste. Betäubt umarmte ich Christine und Walter. Ich war nicht fähig zu weinen oder irgendeinen Ton heraus zu bringen. Das Rätsel war noch nicht gelöst! Draußen prasselte der Regen weiter. Und drinnen die Tränen.
Die darauf folgenden Tage, waren ein stetiges Schweigen zwischen Christine und mir. Immer wenn ich anrief, ging nur Walter rann. Er versuchte der Fels in der Brandung für sie zu sein, er stützte sie, hielt sie aufrecht, wenn sie in den Wellen der Traurigkeit zu versinken drohte. Doch auch seine Stimme klang am Handy matt und verbraucht. Als habe ihm seine Standfestigkeit sämtliche Luft aus der Lunge gedrückt. Wir redeten nur kurz und knapp miteinander. Kein einziges Mal fiel Peters Name oder auch nur ein Wort, das im Entferntesten an ihn erinnern könnte. Diana meinte, wir sollten aufhören nichts zu tun und sollten ihm wenigstens die letzte Ehre erweisen. Das hatte er verdient! Ich stimmte ihr da voll und ganz zu doch konnte ich Christine nicht dazu zwingen, sich auf zu raffen und mit einem Lächeln die Beerdigung ihres Sohnes zu organisieren. Tante Diana und Sara telefonierten öfter und redeten. Es tat gut mit ihnen reden zu können. Darüber wie kurz das Leben doch ist, was für ein lieber Junge Peter doch war. Ja, wir schwelgten tatsächlich lachend in Erinnerungen, die ich vor einigen Tagen noch verdrängen wollte. Ich war tief traurig über unseren Verlust, doch irgendwie war mir nicht nach weinen zu mute. Als sei ich froh, dass ich all die schönen Erinnerungen an Peter mitnehmen konnte. Als wir uns eines Tages in einem Cafe trafen, schnitt Diana sogar das Thema Beerdigung an, obwohl es total tabu war. Aber Sara stieg gleich mit ein und erzählte von dem Friedhof und der Beerdigung unseres Vater, bei der ich nicht war, da ich seid vielen Jahren kein Wort mehr für ihn übrig gehabt habe. Er hatte meine Mutter betrogen und uns zurück gelassen. Ich hasste seine Liebhaberin und seine Tochter, meine Schwester, Sara nicht dafür, Ich hasste ihn! Dafür dass er nie in den wichtigen Phasen meines Lebens dabei sein konnte. Trotzdem hörte ich zu, wie sie von dem schönen Friedhof erzählte, von einer wunderschönen Rede des Priesters und von dem ruhigen Ort an dem Dad liegt. „ Er liegt sogar in der Nähe von Christines und Walters Sommerhaus. Er liegt auf einem großen Hügel im Sonnenlicht. Zwischen den Grabsteinen stehe überall Bäume und im Sommer fällt die Sonne magisch durch die Kronen! Der Friedhof ist wunderschön und ideal um Peter dort zu bestatten.“ Diana nickte und ich nippte an meinem Kaffee, den ich schon fast vergessen habe. „ Aber wann glaubst du, sind die Beiden soweit? Peter kann nicht ewig im Krankenhaus liegen.“ Warf Diana ein. „ Christine.“ Sagte ich. „ Christine ist noch lange nicht soweit. Walter versucht sie zu trösten und ihr über den Kummer hinweg zu helfen. Er selbst ist natürlich auch noch sehr traurig aber er wird bestimmt zusagen, wenn wir sagen die Beerdigung muss organisiert werden.“ „ Aber wie können wir Christine aus ihrer Schale kitzeln? Sie ist so fertig! Sie geht seid 2 Wochen nicht arbeiten und stürzt sich zuhause in den Haushalt.“ Sagte Sara verzweifelt und zog wehleidig die Augenbrauen zusammen. „ Walter versucht es ganz langsam und zärtlich aber Christine ignoriert jede Form der Hilfe, jeden Versuch zu reden.“ Meinte ich. Beide dachten kurz nach. „ Aber sie damit zu überrumpeln können wir auch nicht machen. Sie könnte sich bei dem bloßen Gedanken an den Sarg noch weiter zurück ziehen.“ Brummte Sara und Diana seufzte entrüstet: „ Dumm.“ Murmelte sie. Ja, Christine ist ein Sturkopf. Man kann sie nicht so leicht von etwas abhalten, was sie sich in den Kopf gesetzt hat. Genauso wenig von dem Gedanken, alles zu ignorieren und aus zu blenden was mit dem Tod ihres Sohnes zu tun hat. Ich spürte einen kalten Luftzug durch die offene Tür ins Cafe brausen. Die Luft roch klar und rein aber irgendwie bedrückend. Die ersten Regentropfen platzten gegen die Fensterscheibe und ich versuchte das Geräusch aus zu blenden, das ich so sehr hasse.
Es war kein sonniger Tag. Das goldene Licht der Sonne fiel nicht magisch durch die Baumkronen und malte Lichtflecken auf die Erde, wie Sara es uns vor geschwärmt hatte. Die Bäume sahen tot aus. Ihre Rinden waren aschfahl und knorrig und ihre Äste seufzten leidend im beißenden Wind. Die Kälte war mir von den Füßen hinauf bis in die Brust gefahren. Die Luft war erdrückend nass und schwer und jeder schien sich der Atmosphäre an zu passen. Gerade zu unterwerfen. Bedrückt starrten alle auf ihre Füße, beteten leise für sich und für Peter während der Priester eine Rede hielt, der keiner zu zuhören schien. Ich blinzelte durch den Nebelschleier und sah gen Himmel, der so blass war wie Christines Gesicht. Sie hatte die Organisation der Beerdigung standhaft über sich ergehen lassen. Sara und ich hatten es ihr sanft aber dringlich einreden können. Es hatte eine geschlagene Woche gedauert, sie zu überzeugen, ihrem Sohn die letzte Ehre erweisen zu müssen, alle über seinen Tod in Kenntnis zu setzen, die noch nichts davon wussten, alles Organisatorische zu erledigen und Einladungen zu verschicken. Ich war mir, beim Schreiben der Briefe und E-Mails vorgekommen, als lüde ich meine Freunde zu einer Geburtstagsfeier ein. Es fühlte sich nicht richtig an. Doch was fühlt sich bei einer Beerdigung schon richtig an? Da kam mir plötzlich und völlig ungewollt Peters letzte Geburtstagsfeier in den Sinn. Zwischen letztem Sommer und der Beerdigung hatte ich ihn nicht oft gesehen. Es war nicht sehr angenehm, unser letztes Widersehen. Von Angesicht zu Angesicht. Peter lag in einem kleinen Sarg, so klein dass man glauben konnte, eine Puppe läge darin. Doch unter dem hölzernen Deckel lag sein bleiches Gesicht. Seine Augen waren geschlossen und die Lippen zu einer festen Linie gepresst, als würde er mit stolz geschwellter Brust, ehrenvoll abtreten wollen. Er sah viel erwachsener aus als er war. Erwachsen. 8 Jahre und nicht älter. Älter würde er nie werden. Es kam mir vor als habe man ein teures, kostbares Buch genommen und den Großteil der Seiten heraus gerissen. Sein Leben konnte doch nicht jetzt schon vorbei sein! So viel hatte er doch zu erleben! So viel zu sehen, zu fühlen und zu begreifen. Ich spürte wie sich hohle Leere in mir ausbreitete. Im Krankenhaus, als der Arzt uns die Nachricht überbracht hatte, war ich wie taub gewesen. Ich konnte nicht verstehen was passiert war und was los war. Auch jetzt fühlte ich mich taub, vielleicht vor Kälte, vielleicht vor Traurigkeit. Denn die Leere in mir war keine Leere die sich der Wahrheit widersetzte sondern eine, die mich so aushöhlte, dass der Schmerz noch viel größer war. Er schien mich zu überwältigen und mich auf den Boden zu reißen. Hätte Sara neben mir nicht plötzlich meine Hand ergriffen, hätten meine wackeligen Knie bestimmt nach gegeben und ich säße jetzt auf der nassen Erde. Ich blinzelte ihr dankbar zu und drückte ihre Finger fest. Ich starrte nach vorne, zu Christine. Walter war bereit, wenn sie plötzlich zusammenbrechen würde. Seine Schultern waren stets gestrafft, um sie stützen zu können und seine Hände immer bereit ihre zu nehmen und sie tröstend zu streicheln. Doch meine Schwester stand hoch erhobenen Hauptes vor mir, in der ersten Reihe und sah rauf zum Himmel, der zwischen den Blättern hindurch schimmerte, als könne sie ihn dort sehen. Ich folgte ihrem Blick und tatsächlich hatte der weiße Himmel etwas besänftigendes. Irgendwann war die Rede zu Ende und wir erhielten eine kurze Zeit zum still beten. Alle falteten die Hände und flüsterten stumme Worte dem Jungen im Sarg zu. Meine Worte waren nicht an Gott gerichtet, sondern an Peter. Ich sagte ihm, er würde mir fehlen. So gern läge ich an seiner Stelle jetzt im Sarg. Doch im nächsten Moment tat mir das leid, er wollte so etwas bestimmt nicht hören. Also sagte ich ihm wie sehr ich ihn liebte, wie meinen eigenen Sohn und dass er über seine Mutter wachen sollte. Wir alle würden auf sie aufpassen. Doch seine Anwesenheit, währe besonders wichtig für ihn. Als ich fertig war ging ich vor zum Sarg und legte die Rose, die ich die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, auf den ebenholzfarbenen Deckel. Einsam aber würdevoll lag sie da, mit ihren kirschroten Blütenblättern, umkränzt von zwei kleinen Blättern und einer einzelnen Dorne am Stiel, die man vergessen hatte ab zu schneiden. Ich reite mich wieder ein und sah zum Sarg, der mir jetzt mit dem kleinen Schmuck so würdevoll und ehrerbietend vorkam, wie er aussehen sollte. Sara drückte wieder meine Hand, ehe die Männer kamen und begannen den Sarg, mitsamt der Blume, in die Erde zu hieven. Alle drehten sich langsam um und gingen, um nicht mit ansehen zu müssen wie der Sarg für immer unter der Erde verschwand. Ich folgte ihrem Beispiel und ging neben Sara her. Es war keine Beerdigung mit einem Kaffee danach, bei dem die Anwesenden den Eltern ihr Bedauern aus drücken konnten. Das war ein Teil, den Christine strickt abgelehnt hatte. Sie wollte sich bei ihrem Sohn, ohne Tränen und ohne Schwäche verabschieden und dann gehen als sei nie etwas passiert. Sie wollte nicht zurück in ihre Traurigkeit fallen. In ihren Augen lag ein entschlossenes Flackern, wie das einer klitzekleinen aber kräftigen Flamme. Sie wollte keine Träne mehr um ihn vergießen, lieber wollte sie die Erinnerung an ihn wahren. Am liebsten hätte ich es ihr gleich getan doch die Leere hatte mich einfach später eingeholt als Christine. Die Leere füllte mich jetzt aus, der Schmerz umklammerte jetzt mein Herz und trieb Tränen in meine Augen. Sara presste meine Hand ganz fest und ich spürte wie mir die Tränen heiß und schmerzend über die Wangen rollten. Hätte mich Sara nicht in den Arm genommen, hätte ich vermutlich losgeschluchzt, ohne auf Christine zu achten, die ich mitreißen könnte. Ja, Peter war tot. Mein Sohn und Engel, war tot, fort, für immer und ewig, begraben unter der Erde, zusammen mit einer Rose. Und ich war an der Oberfläche. Ganz allein, ohne Sonne die meine trüben Gedanken aufhellen konnte, allein mit dem warmen Wasser dass mein Gesicht benetzte. Das Blut pochte in meinen Ohren und ich konnte durch den Tränenschleier nichts mehr sehen. Ich linste über Saras Schulter, die mich fest drückte und sah wie Christine mit Walter im Arm, immer weiter ging, den gepflasterten Weg entlang zurück zum Wagen. Sie hatte es nicht gesehen. Ich atmete erleichtert auf. Ich sollte mich zusammen reißen, so wie sie und nicht nachgeben. Doch es ging nicht. So sehr ich mich innerlich anschrie, die Tränen wollten nicht aufhören zu fließen. Und so warm und weich Saras Arme und Brust waren, die mich an sie drückten, fühlte ich mich einsamer als je zuvor in meinem Leben. Noch mehr an dem Tag als Mom starb. Dieses Mal war es etwas anderes. Man hat mir jemanden genommen, der mir die Rolle der Mutter gab, die ich niemals sein könnte und weil mir dieser Jemand genommen wurde, bevor wir beide genügend Zeit zusammen verbracht hatten. Er war so jung. Es kam mir vor als kenne ich ihn erst seit zwei, drei Jahren. Längst nicht genug um die Trauer in mir zu dämpfen und erträglich zu machen.
- Kapitel 9 - Stille:
Es war sehr schwierig für mich in mein altes Leben zurück zu finden, falls man diese ewige Tortur der Trauer überhaupt Leben nennen kann. Ich saß zuhause, die Lichter waren meistens abgedreht, entweder weil ich vergaß sie ein zu schalten oder weil es mir half in Trauer und Einsamkeit zu baden, was mir zu dem Zeitpunkt am sinnvollsten erschien. Lieber wollte ich die Trauer und den Schmerz jetzt leben, als mein Leben sofort wieder auf zu nehmen und falsch zu lächeln um in ein paar Jahren alles wieder hoch kommen zu lassen, was ich unterdrückt habe. Also saß ich in meinem dunklen Zuhause, meistens auf dem Sofa oder am Esstisch mit einer Tasse eiskaltem Kaffee, der seit 2 Stunden weiter abkühlt, in den Händen, starre ins Leere und denke über das nach was mir gerade im Kopf rumschwirrt. Manchmal sind es Gedanken an Peter, daran wie sehr ich ihn vermisse, Erinnerungen an ihn und mich und unsere Tage im Sommerhaus. Manchmal waren es aber auch Schreie und Flüche an Gott, weshalb er ihn mir nehmen musste und was ich ihm angetan hätte dass er uns dass antat. Oft waren diese hasserfüllten Gedanken so stark und überwältigend dass ich die Tränen nicht mehr zurück halten konnte und ich in die Pölster meines Sofas sank und in sie rein schrie, während mir die heiße Luft und die Tränen kaum Platz zum atmen ließen. Ich hatte mich beurlauben lassen um von der Trauer nicht von der Arbeit abgelenkt zu werden, wie ich es meiner Chefin erklärte. Sie war zum Glück voller Verständnis und sagte, ich hätte alle Zeit der Welt. Doch reichte leider auch alle Zeit der Welt nicht um meinen Schmerz für immer im Keim zu ersticken. Es war nur der anhaltende, jetzige Schmerz den es zu überwinden galt. Ich würde Peter immer vermissen doch zuerst musste ich mich fassen und in der Stille meiner Einsamkeit Trost finden.
Sara machte sich große Sorgen um mich, dachte sogar ich hätte Depressionen. Sie rief 3 Mal in der Woche an, wenn nicht sogar am Tag und fragte ob es mir gut ginge und ob sie nicht zu mi kommen konnte. Ich lehnte ab und sagte es ginge mir gut, ich müsste alles nur noch verarbeite und damit ließ sie mich in Ruhe. Doch eines Sonntags rief sie mich an und sagte sie hätte jetzt Zeit und würde vorbei kommen und nichts könnte sie davon abhalten. Also kam sie zu mir, sperrte mit ihrem Zweitschlüssel auf(ich war zu weg getreten um die Türglocke zu hören) und setzte sich zu mir aufs Sofa. Siebemerkte sofort die Tasse kalten Tee in meiner Hand, in der noch immer der Teebeutel lag und sah mich mit einem mitleidigen Blick an, als müsste ich mich von einem schweren Unfall und nicht vom Tod erholen. Sie begrüßte mich nur mit einem sanften und warmen: „ Hey.“ Das voll Mitleid schwang. Würde sie mich ansonsten mit so einem Blick ansehen, währe ich wohl verärgert. Ich will nicht mit diesem Blick angestarrt werden, als würde ich beim nächsten Wort in Scherben zerfallen. Doch jetzt war es mir egal und ich lächelte schwach zurück. Saras lockiges Haar roch frisch, nach kühler Luft und Stadt. Sie wirkte auf mich wie ein Außenstehender, der nichts mit Peters Tod zu tun hatte und darum auch keinen Grund zum Trauern hatte sondern nur dazu da war um alle zu trösten. Sie strich mir mit der Hand über den Arm: „ Wie geht’s dir?“ Ich erwiderte: „ Wie soll es mir schon gehen?“ Sie nickte nur verständnisvoll. Ich lächelte ehrlich. Ich war im Allgemeinen tief traurig doch im Moment war ich ganz gut drauf, das Hoch der Woche. „ Was machst du den ganzen Tag? Vor dich hin vegetieren und auf kalten Tee starren?“ sie scherzte ein wenig und um ihre blauen Augen bildeten sich kleine Fältchen dass ich grinsen musste. Es war ein ungewohntes Gefühl wieder ehrlich über etwas schmunzeln zu können aber es fühlte sich sehr gut und erfrischend an. „ Naja ich vermisse ihn und trauere all dem nach was er nie erleben wird.“ Sagte ich ehrlich und mit trockenem Ton. Es war gerade keine Zeit für Verschönerungen der Tatsachen. „ Wie geht es dir? Du siehst aus als währe nie etwas passiert. Vermisst du ihn nicht?“ Sara sah michbestürzt an: „ Doch natürlich vermisse ich Peter! Auch ich trauere und vermisse ihn. Aber ich versuche mich zu fassen, auch wenn mir das manchmal nicht leicht fällt.“ „ Es gelingt dir aber besser als du denkst.“ Erwiderte ich und starrte auf die goldbraune Flüssigkeit in der Tasse. „ Ich versuch es auch, ehrlich. Aber es geht nicht. Ich bin zu schwach. Immer wenn ich mir sage ich soll mich zusammen nehmen und weiter leben, kommt der Schmerz doppelt so stark zurück und haut mich um.“ Gab ich zu und schluckte den Klos in meinem Hals hinunter. Es war kein Klos der Verlegenheit oder Scham, sondern der wenn man kurz davor steht in den Tränen aus zu brechen. Sara erkannte dass sofort und begann meine Schulter sanft zu streicheln. Obwohl wir nur Halbgeschwister waren verstand sie mich sogar noch besser als Christine. Sie wusste immer wann ich sie und ihren Halt brauchte, den ich schon immer an ihr bewundert hatte, wann sie sich ruhig verhalten sollte und wann sie den Mund aufmachen musste. Sie war so eine starke Frau! Eine Frau zu der ich schon immer aufgesehen habe, obwohl ich eigentlich älter bin. Und ich bin so schwach! Ich zog kurz von mir angewidert die Oberlippe hoch und schluckte noch einmal. Die Tränen blieben in meinen Augenwinkeln und ich stand auf und ging in die Küche um den kalten Tee weg zu schütten. „ Wie schaffst du dass denn, Sara?“ fragte ich aus der Küche heraus. Es war eine dumme Frage. Sie zu fragen woher sie diesen eisernen Willen hatte, den sie von ihrer Mutter hatte. Das einzige was meine Mutter mir gegeben hat, sind ihre großen, markanten Augen und die weiche aber kräftige Stimme. Charakterliche Eigenschaften hatte ich kaum von ihr. Überhaupt war sie eine sehr unauffällige Person. Hätte sie nicht diese großen Augen, die von dichten dunklen Wimpern umrandet waren und die einen wachen und neugierigen Ausdruck hielten, währe sie nie Jemandem aufgefallen. Dad hatte mir erzählt, als ich Klein war, dass er sich sofort in sie verliebt hatte als er in ihre Augen sah, die mehr von ihm zu sehen schienen als es je ein anderer Mensch getan hat. Obwohl Dad Mom schon vor Jahren für Saras Mutter verlassen hat und sie vor einigen Jahren an Krebs gestorben ist, finde ich diese Geschichte immer noch romantisch, wie auch vollkommen. Mom hat mir dann später erzählt, dass sie sich auch in seine Augen verliebt hat. Es war wortwörtlich Liebe auf den ersten Blick. Sie lernten sich an der Uni kennen, in einer Bar nach einem anstrengenden Tag. Es war Sommer und die Luft war, obwohl sie die Nacht bereits etwas abkühlen ließ, erdrückend und dick. Mom hatte mir die Geschichte sehr ausführlich erzählt, dass ich sie immer noch auswendig kenne. Mom bahnte sich einen Weg zur Bar, es waren sehr viele gestresste Studenten dort. Und unter all den Gesichtern die ihr begegneten erfasste sie eines. Dass eines großen Mannes, ungefähr in ihrem Jahrgang. Er war die einzige Mauer die sie und die Bar noch von Einander trennte aber sie war stehen geblieben und erwiderte seinen Blick. Er starrte sie an als habe er noch nie eine junge Frau gesehen, neugierig und erstaunt zugleich. Beide waren von den Augen des jeweils Anderen fasziniert und gebannt und er wusste sofort dass er sie nicht einfach gehen lassen durfte, also lud er sie auf einen Drink ein. Sie begannen sich auch in der uni zu treffen und gestanden sich bald ihre Liebe ein. Mit 24 stellte man zum ersten Mal bei Mom fest, dass sie Brustkrebs hatte. Nach vielen Therapien und einigen Operationen war sie gesund und konnte in ein normales Leben zurück. Wenig später war ich da. Ich schluckte. Ich mochte nicht jetzt an den Tod meiner Mutter denken. Nicht jetzt. Nicht während ich noch Peters‘ verarbeiten musste. Also nahm ich mich so gut es ging zusammen und ging zu Sara zurück und ließ mich aufs Sofa fallen. Ich fühlte mich besser durch ihre Anwesenheit. Dadurch dass ich jetzt nicht mehr die Einzige war die trauerte doch wollte ich trotzdem nicht mit ihr über ihn reden. Also redeten wir über alles Mögliche und bald führten wir eine sich weiter entwickelnde Unterhaltung wie wir sie wahrscheinlich auch geführt hätten wenn wir in einem Cafe säßen und uns über die Geschehnisse der letzten Wochen austauschten. Es fühlte sich richtig und normal an. Zum ersten Mal seit Langem hatte ich wieder einen Halt. Um genau zu sein war Sara schon immer mein Halt gewesen. Es gab nie eine andere Person die mir näher stand, nicht einmal meine leibliche Schwester Christine. Vor allem nach Moms Tod hatten wir uns immer mehr voneinander entfernt und den Kontakt mit meinem Vater hatte ich vollkommen abgebrochen. Auch als Mom starb, war Sara es, die mich tröstete. Damals waren wir noch sehr jung und hatten erst vor einigen Wochen voneinander erfahren und dennoch hatte sie mich sofort ohne zu zögern in die Arme geschlossen und mich getröstet. Sie drückte mir sanfte, tröstende Küsse auf den Kopf und drückte mich fest während ich mein Gesicht an ihre Brust drückte. Seit dem wusste ich, das sie wahrhaftig meine Schwester war und dass ich immer auf sie bauen konnte. Und das konnte ich auch heute noch. Sie versucht sich immer Zeit für mich zu nehmen, auch mit ihrer strengen Chefin. Sie ist so stark und liebevoll und aufopferungsvoll während ich es bin die sich hemmungslos an ihrer Schulter ausweint. Ich bin so erbärmlich schwach! Wie ich es hasse Andere für mich verantwortlich zu machen doch lässt sich nichts daran ändern. Ich bin nun mal ein schwacher Mensch und nachdem Sara am Abend ging, fühlte ich wie die Einsamkeit wieder zurück kam. Ich fühlte mich zwar immer noch erwärmt, wie von meiner ganz persönlichen Sonne, doch konnte ich die Einsamkeit nicht ausblenden die mich wieder packte. Ich ging früh ins Bett, lag aber noch lange wach und starrte zur Decke rauf. Es war Vollmond und das weiße Licht des Mondes malte lange bläuliche Schatten an die Decke. Draußen hörte ich selten ein Auto vorbei rauschen. Mehr nicht. Sogar die Außenwelt schien mich allein gelassen zu haben. Schien mich ab zu stoßen und in meine 4 Wände zu schließen, wo ich die Einsamkeit bekam die ich dafür verdiente, dass ich so schwach bin. Und so leer alles um mich und in mir schien, ich schaffte es die Tränen in mir zu halten und irgendwann ein zu schlafen während mich die Stille der Einsamkeit umgab.
Am nächten Morgen wachte ich früher auf als gewöhnlich. Als ich auf die Uhr sah, war es 7. Der Himmel war bleich und trüb und ich hörte wie kleine Tropfen gegen die Fenster schlugen und ich hätte mich am liebsten wieder unter der Decke verkrochen. Ich konnte allein schon dass Geräusch nicht ertragen. Das Wasser das unaufhörlich auf die Erde fiel, alles überschwemmte und in Betrübnis stürzte. An Regentagen wie diesen konnte man förmlich die ganze deprimierte Laune der Menschen spüren. Und bei dem hellen Licht des Morgens, der Wolkendecke am Himmel, bot sich mir vor dem geistigen Auge ein ganz spezielles Bild. Einen lichten Wald, von dessen Ästen und Blättern das restliche Regenwasser tropfte. Sara hält meine Hand und ich umklammere die Rosa in der Anderen. Vor mir steht Christine, mit erhobenem Kinn und aufrechter Haltung. „ Peter.“ Flüstere ich in den Polster und vergrabe das Gesicht darin. Doch plötzlich reißt mich ein schrilles Geräusch herum. Jemand läutet an der Tür. Wer kann dass sein um diese Zeit? Steif krabbelte ich aus dem Bett, zog mir die Decke über Kopf und Schultern und schlurfte zur Wohnungstür. Ich linste durch den Spion und blickte einem vertrauten Gesicht entgegen. „ Hi, Schatz.“
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So, nach wahrscheinlich tausend Jahren gibts wieder was ^^
- Kapitel 10 - Wiedersehen:
Ein Paar blaue Augen mit einem vorherrschenden Silberton starrten mir durch den Spion entgegen. „ Hi, Schatz.“ Ertönte die raue Stimme meines Vaters. Meine Hand lag instinktiv auf dem Türgriff doch ich war nicht fähig ihn runter zu drücken. Die Überraschung lähmte mich und auch ohne den Schock hätte ich ihm niemals die Tür geöffnet. Er war hier. In meinem Haus. Vor meiner Haustür. Am frühsten Morgen. Bestimmt wusste er von Peters Tod und war hier um mich zu trösten. Nicht nur dass es das erste Mal war dass er sich für mich interessierte, er besaß auch noch die Dreistigkeit zu behaupten er hätte das Recht bei mir auf zu kreuzen und mich zu trösten. Woher nahm er sich das Recht? Mir stockte der Atem. „ Äh, lässt du mich vielleicht herein?“ Fast hätte ich aufgemacht doch dann besann ich mich eines besseren und versuchte so kalt und sachlich wie möglich zu klingen als ich durch die Tür durch fragte: „ Was willst du hier?“ Er seufzte: „ Ich bin hier um mit dir zu reden.“ Die Wut brodelte mir im Magen und ich spuckte sie mit einem Überschuss an Sarkasmus aus: „ Wie schön dass du erst einen Grund brauchst um hier auf zu tauchen.“ Ich konnte sehen wie er sich durchs wirre, ergraute Haar fuhr: „ Hör zu, Schatz. Ich weiß ich habe Mist gebaut, okay? Aber bitte lass mich rein. Ich will dir wenigstens in die Augen sehen können während du mich zurück schickst.“ Nach einer raschen Überlegung drückte ich den Türgriff runter und öffnete die Tür. Kalte Luft zog ins Vorzimmer und unter der Decke spürte ich eine Gänsehaut auf den Armen. „ Gut jetzt siehst du mich. Dann kann ich dich ja jetzt fortschicken, was?“ Der Sarkasmus und die Ablehnung sprachen aus meinem Herzen heraus, zu lange hatten sie darauf gewartet ihren Hass auf diesen Mann entladen zu können. Er sah mich mit stumpfen Augen an. Er sah besiegt aus, wie ein bockiger Hund der sein Herrchen endlich als Rudelführer angesehen hat und ihm unterwürfig vor die Pfoten kroch. Wehmut und Scham lagen in seinen grauen Augen. Er hatte sich erstaunlich wenig verändert. Sein graues Haar stand wie eh und je in alle Richtungen ab, seine Mundwinkel hingen faltig herab und verzerrten seine schmalen Lippen zu einer Miene der Schuld und Traurigkeit. Seine Augen waren groß und fast so grau wie sein Haar, nur mit einem Schuss blau. Als er jünger war waren sie noch blau gewesen. Er trug eine abgegriffene Lederjacke und verblichene Hosen. Entweder er und seine Frau Bell hatten nicht genug Geld um sich neue Kleider oder eine Waschmaschine zu kaufen (was ich bezweifelte, die zwei verdienten gut) oder er hatte sich in Windeseile irgendwas aus dem dunkelsten Winkel seines Kleiderschrankes geholt und, ohne weiter drauf zu achten, angezogen. „ Hör zu.“ Begann er. „ Ich habe von Peter gehört. Sara hat es mir erzählt. Und ich weiß wie nah ihr euch standet“ an der Stelle würgte ich ihn gleich ab: „ Nein, weißt du nicht. Dass hat Sara dir gesagt. Ohne sie wüsstest du jetzt nicht einmal dass dein einziger Enkel tot ist.“ Ich klang eisig kalt, fast so kalt wie die Luft die in die Wohnung zog. Doch ich hatte nicht vor ihn herein zu bitten um die Tür schließen zu können. Das alles würde sich schnell erledigt haben und dann konnte ich die Tür vor seiner Nase schließen und ihn wieder aus meinem Leben verbannen. „ Christine hat mir nichts erzählt.“ Versuchte er sich zu retten doch ich ließ dass nicht zu: „ Und was glaubst du wohl weshalb? Weshalb sie dir nicht erzählt hat dass dein Enkel tot ist? Weil es dir 1. Sowieso egal währe, du 2. Keinerlei Interesse an dem Leben deiner Töchter hast und weil du 3. Ihn nie gesehen hast, was kümmert dich dieses unnütze Wissen also? Darum hat sie nichts gesagt und dass ist auch gut so. Denn hätte Sara dir nichts erzählt hättest du nicht die Frechheit besessen hier auf zu tauchen und zu glauben du könntest Peters Tod aus nützen um mich um Verzeihung zu bitten!“ Ich war lauter geworden und meine Stimme hallte durch den Flur. Ich kochte vor Wut aber mein Herz spürte dass es nicht nur die Wut war die meinen Hals zum brennen brachte. Ich spürte Traurigkeit. Als Mom starb war er einfach weg gegangen, zurück zu seiner eigentlichen Familie, wo er sich einen Dreck um mich kümmern musste. Selbst seine 3. Tochter, die mich erst seid einigen Tagen kannte, hatte sich mehr für mich interessiert und es für nötig gefunden mich zu trösten. Nur diese eine Geste hätte gereicht – er hätte mich nur in den Arm nehmen müssen, ich hätte nur in sein Hemd weinen dürfen und mich an ihn klammern können wie an eine Boje, dann hätte er sich erfolgreich aus der Affäre ziehen können. Er währe der Held meines jungen Lebens, er hätte meine Liebe gehabt und mein Vertrauen, allein dadurch dass er für mich da war als meine Mutter starb und niemand anderes da war der mich hätte trösten können außer eine seiner drei Töchter. Doch was hatte er getan? Als er erfahren hatte dass seine Ex-Frau tot war und ihrer Beiden Kind nun allein dastand, hatte er sich eines nachts weg gestohlen, ist zu seiner Frau geflohen und hat sich dort verkrochen ohne auch nur seinem Kind in die Augen zu blicken und sich zu verabschieden. In mir kochte es. Die Wut, der Zorn, der Hass, die Abscheu und die Enttäuschung, die Trauer und die Einsamkeit. Der Tod war ein zweites Mal gekommen und hatte mein Herz entzwei gerissen und erst beim zweiten Mal hatte mein Vater es für nötig befunden mich zu trösten. Mir war nach weinen zu mute. Mir war nach schreien zumute! Am liebsten hätte ich ihm die Ohrfeige gegeben die er verdient, hätte ihn angeschrien und als den beschimpft der er ist, doch stattdessen brachte ich nur einen krächzenden Ton heraus. All die Worte waren in meinem Hals stecken geblieben. Ich bebte vor Wut und mir wurde ganz heiß. Auf einmal lief mir die Hitze in Form von Tränen des Hasses und Enttäuschung die Wangen herunter. Er beugte sich vor und wollte mich umarmen doch ich schlug ihm die Hände weg und presste zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor: „ Wage-es-nicht!“ Ich verkrampfte mich und funkelte ihn an. Am liebsten hätte ich ihm entgegen geschrien was er falsch gemacht hatte(was er ja offensichtlich nicht verstand) und was ich gebracht hatte als Mom gestorben ist, einen Vater! Doch stattdessen blitzte ich ihn hasserfüllt an und fauchte: „ Los, verschwinde! Und wenn du noch einmal herkommst verprügel ich dich mit dem Kochlöffel so lang bis du endlich von selbst verstehst weshalb ich dir nie verzeihen werde!“ Ich sah für einen kurzen Moment die Enttäuschung und den Schmerz in seinen grauen Augen, dann schlug ich ihm die Tür vor der Nase zu, dass der Knall bis in die letzten Stockwerke fuhr. Zurück in der sicheren Einsamkeit meiner Wohnung ließ ich mich auf die Knie fallen und lehnte mich an die Tür. Ich hörte wie er noch kurz angewurzelt dastand, mit Worten rang und dann schließlich ging. Dann rollte ich mich ein und schrie auf während mir das salzige Wasser aus den Augen rann. Ich schluchzte laut und erfüllend. Es war der Schmerz von jahrelanger einsamer Kindheit und Traurigkeit, der aus mir sprach. Ich lag solange im Vorzimmer zusammen gekauert und schluchzte bis ich satt und müde war und an Ort und Stelle, auf dem kalten Fußboden einschlief.
- Kapitel 11 - Herzschlag:
Als ich aufwache ist es so dunkel dass ich nicht mal die Hand vor Augen sehen kann. Es ist bestimmt morgen, das weiß ich. Ich habe mich langsam an den Rhythmus der vorherrschenden Dunkelheit gewöhnt und angepasst. Ich liege in einem Wirrwarr aus Decken, der Stoff ist samtig weich und angenehm. Am liebsten würde ich gar nicht erst aufstehen. Aber Sherrie hat bestimmt schon das Frühstück her gerichtet. Ich lege die Hand auf die Stirn und atme noch einmal kurz durch bevor ich mich aufrichte und mich durch die Dunkelheit zur Tür taste. Ich öffne sie und betätige den Lichtschalter, der sich Außen befindet. Neben meinem Himmelbett liegt auf einem Hocker das Kleid das mir Sherrie heraus gesucht hat. Ich schlüpfe hinein, fahre mir rasch durch das verworrene Haar und gehe hinaus. Tatsächlich dringt der Duft von Tost und Tee an meine Nase. Sherrie sitzt bereits an der schmalen Tafel und bestreicht sich einen Tost mit Butter die gleich darauf zergeht und sich verteilt. „ Guten Morgen.“ Sage ich und setze mich auf meinen Platz. Sherrie lächelt mir entgegen: „ Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?“ Wie gut ihre zuckersüße Stimme am Morgen tut. „ Ja gut, danke und du?“ Ich schnappe mir einen Tost von einem großen Teller und klatsche einen großen Klecks Marmelade drauf. „ Auch gut.“ Singt sie die Worte fröhlich und schenkt mir ein warmes Lächeln das mein Herz kurz zum flattern beginnt. Ich bin nun schon drei Monate hier. Das weiß ich, weil Sherrie es mir nach langer Fragerei endlich sagte. Und trotzdem habe ich mich immer noch nicht an ihre zarten kirschroten Lippen gewöhnt auf denen stets ein liebliches Lächeln sitzt. Ihre Lippen formen sich immer so perfekt wenn sie spricht und ihre samtige Stimme erklingen lässt. Ich beiße in den heißen Tost und trinke etwas Tee nach, der mit viel Zucker gesüßt ist. Das Licht der Neonlampen die an den Wänden hängen, fällt mysteriös auf das weiße Porzellangeschirr und malt verrückte Schatten auf die glatte Oberfläche. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und gähne herzhaft. Neben mir kichert sie amüsiert: „ Wie lang warst du gestern denn noch auf?“ Ich kratze mich verlegen am Ohr: „ Wohl etwas zu lang. Ich habe noch das Buch ausgelesen dass du mir gezeigt hast.“ Sie beugt sich vor und fragt neugierig: „ Und? Wie hat es dir gefallen?“ Ich lasse mich von ihrer Stimmung mitreißen und lache kurz auf. „ Sehr gut! Ich wollte es einfach nicht aus der Hand legen! Aber am Ende war ich stocksauer dass Justin Heather einfach fallen gelassen hat.“ Sage ich und schmollte gespielt. „ Ja ich weiß, ich war auch sehr schockiert als ich es gelesen habe. Aber ich wusste trotzdem dass es dir gefallen würde.“ Sagt Sherrie und grinst selbstzufrieden. Ich trinke meinen Tee aus und knabbere auf den Zuckerkörnchen herum die sich am Boden abgelegt haben. Nach einer kurzen Stille sagt Sherrie: „ Das Kleid steht dir sehr gut.“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch: „ Hast ja auch du ausgesucht.“ Sie schiebt sich den letzten Bissen Brot in den Mund, trinkt etwas Tee nach und wischt sich die Mundwinkel mit ihrer Serviette ab, was bei ihr immer so vornehm aussieht wie es bei den Adeleuten damals ausgesehen haben muss und sagt: „ Ich nähe dann an dem Kleid weiter. Leistest du mir vielleicht Gesellschaft?“ Ich nicke selbstverständlich. „ Kann ich mir vorher noch ein Buch aus der Sammlung holen?“ Sherrie macht eine selbstverständliche Geste und steht vom Tisch auf. Unsere Wege trennen sich und ich gehe in Richtung der sagenhaften Sammlung. Es handelt sich hierbei um einen kleinen aber hohen Raum, dessen Wände bis an die Decke mit Büchern vollgestopft sind. Sie stehen hübsch einsortiert in dunklen Ebenholzregalen und stapeln sich teilweise auf dem Boden. Doch alles hat seine gewisse Ordnung, wie es Sherries Art ist und weckt in mir immer ein angenehmes heimisches Gefühl, wenn ich den Raum betrete. Er erinnert mich an eine Bibliothek aus alten vergessenen Zeiten, in der Artefakte und Berichte liegen und verstauben. Auch riecht alles warm nach Holz und vergilbten Seiten. Ich stelle mich vor das Regal an der linken Wand und gehe alle Zeilen durch. Jede ist beschrifte mit den jeweiligen Genres in die die Bücher geordnet sind. Ich schweife über Klassiker, Science Fiction und Horror und bleibe bei der Romanzen-Abteilung hängen. Schnell findet sich ein Buch in meinen Händen wieder, dessen Einband mich eingespannt hat. Nach kurzem Überfliegen des Klappentextes klemme ich es unter den Arm und gehe aus dem Raum. Sherrie ist im Wohnzimmer und sitzt auf dem Sofa. Auf ihrem Schoß liegt ein schimmernder blau-schwarzer Stoff an dem sie herum hantiert und bastelt. Ich beobachte sie kurz wie sie die Nadel durch den Stoff sticht und an der Rückseite heraus zieht, dann setze ich mich zu ihr. Sie begrüßt mich mit einem sanften Lächeln und zieht die Beine an, damit ich mehr Platz habe. Ich lege mich hin, lege den Kopf auf die Armlehne und schlage die erste Seite auf. Nach dem Prolog muss ich meinen Blick abwenden und blinzeln, das schummrige violette Licht tut beim Lesen ziemlich in den Augen weh aber wenn man sich erst daran gewöhnt hat, fällt es einem kaum mehr auf. Ich lese weiter, während ich den hauchdünnen Stoff spüre, der auf meinen Füßen liegt und einmal hochgehoben wird und wieder fallen gelassen wird. Sherrie zieht unaufhörlich die Nadel durch den Stoff und wendet den Stoff in der Hand herum. Sie weiß immer genau wo der nächste Stich sitzen muss, wendet und dreht den Stoff hin und her und setzt präzise und wohlwissend die Nadel an. Ich linse kurz hinter meinem Buch hervor und beobachte wie sie mit gedankenverlorenem Blick den Faden wechselt. Ihr Gesicht wird von den Neonlampen in ein angenehmes Violett getaucht. Ihre Wangen sehen viel rosiger und voller aus und ihre Lippen nicht mehr Kirschrot sondern Blutrot und einladend. Als ich merke wie ich ihre kleinen zarten Lippen fixiere, schaue ich peinlich berührt weg und versuche mich wieder in der Geschichte ein zu finden. Hoffentlich hat sie es nicht gemerkt, denke ich und spüre meine Ohren heiß pochen.
Nach einiger Zeit steht Sherrie auf und lächelt zufrieden. Ich lege das Buch auf den Schoß: „ Schon fertig?“ Sie nickt aber als ich mich aufrichte um es ansehen zu können versteckt sie es hinter ihrem Rücken und lacht trällernd: „ Nein, noch nicht. Es wird eine Überraschung.“ Ich grinse zurück und setze mich auf. Sie verschwindet in einen anderen Raum, verstaut das Kleid und kommt zurück. Ich habe wieder die Seite aufgeschlagen auf der ich stehen geblieben bin und lese weiter. Sherrie lässt sich neben mich aufs Sofa fallen, wobei ihr offenes langes Haar auf und ab hüpft und meine Schulter streicht. „ Komm, leg dich wieder hin.“ Sagt sie und drückt mich sanft runter bis ich quer auf dem Sofa liege, mit dem Kopf in ihrem Schoß. Der Stoff ihres Kleides schmiegt sich an mein Gesicht und ihre Hände beginnen durch mein Haar zu streichen. Ich stütze das Buch auf meinem Bauch ab und versuche weiter zu lesen aber ihr Gesicht schwebt nicht knapp über meinem, dass ich mich nicht konzentrieren kann. Ihr Haar fällt ihr über die Schulter und ich kann ihren süßen Duft riechen. Sie schaut auf mich herab und lächelt mich an. „ Was ist das für ein Buch?“ Ich drehe es herum dass sie den Einband sehen kann und blicke in ein erstauntes dunkles Augenpaar über mir. „ Rauchend, leidend.“ Liest sie laut vor. „ Kennst du es nicht?“ frage ich verwundert. Sie schüttelt lachend den Kopf: „ Anscheinend gibt es doch noch Bücher in meiner Sammlung die ich noch nicht gelesen habe. Worum geht es?“ Ich lege das Buch wieder auf meinem Bauch ab: „ Es geht um einen Mann der sich in ein hübsches junges Mädchen verliebt hat, das aber nicht bereit ist für eine Beziehung weil sie in der Vergangenheit von ihrem Onkel missbraucht wurde. Der Mann ist aber so verliebt in sie, dass er beschließt alles und jeden der ihr schadet, aus zu löschen. Zuerst legt er ein Feuer im Haus ihres Onkels und er stirbt. Nachdem man von einem Unfall ausgeht macht er weiter und tötet so lange bis keiner mehr da ist der ihr schaden könnte. Doch da es keine mehr gibt und er es nicht ohne das zerstörerische Feuer aushält, in dem er seine Opfer quält, beginnt er wahllos irgendwelche Menschen zu töten.“ Mir wird erst jetzt bewusst wie tragisch die Geschichte doch ist. Und zugleich durchtrieben wahnsinnig. Wahnsinnig, dieses Wort, es weckt etwas in mir, aber ich komme nicht darauf was es ist. „ Klingt ja traurig.“ Brummt Sherrie schließlich. Ich schaue zu ihr rauf: „ Wieso? Würdest du nicht so weit für deine Liebe gehen?“ Sie schenkt mir ein zärtliches Lächeln dass ich nur sehr selten auf ihrem bleichen Gesicht sehe: „ Doch, ich würde alles für sie tun.“ Sie streichelte mir wieder mit der Hand über die Stirn und spielte mit einer Haarsträhne. Sie lächelte immer noch und ich muss fest stellen wie mein Herz nervös zu klopfen beginnt. Ob sie es merkt? Nebenbei frage ich mich wie weit sie tatsächlich für ihre große Liebe gehen würde. „ Und du?“ reißt sie mich plötzlich aus den Gedanken. Sie fährt mit den Fingerspitzen über meine Wange und zieht ihre Bögen nach. „ Was?“ frage ich, leicht aus der Fassung gebracht. Sie lacht, hell und kindlich: „ Wie weit würdest du gehen?“ Ich sage kurz nichts. Ich überlege nicht aber ich bin mir nicht sicher ob ich es ihr sagen sollte. Ich weiß nicht wieso ich zweifle aber etwas hält mich kurz zurück. Dann löse ich mich davon und sage: „ Stimmt, ich würde wohl alles tun um diese Person glücklich zu machen.“ Sherrie lächelt und ich lächle zurück, während mein Herz hüpft und mir laut gegen die Brust schlägt. Ich beginne Sherrie laut vor zu lesen, von der Stelle ab an der ich stehen geblieben bin und sie lauscht ohne damit auf zu hören mit meinem Haar zu spielen und mir über das Gesicht zu streichen.
„ Das Feuer loderte nicht nur dort wo ich es legte, nein, es loderte auch in mir. Es war Teil meiner Selbst geworden, loderte in meinem Herzen. Unaufhörlich würde es weiter nach Opfern lechzen die es verzehren konnte und im Rauch und Qualm ersticken konnte, bis dessen Lungen ganz schwarz waren. Ich hatte keine Angst davor was dieses Feuer in mir anstellen könnte. Denn es lebte nicht von der Luft oder dem Holz, das man ihm zuwarf wie einem Hund den Knochen. Es lebte von dem Gefühl der Sicherheit, das es mir bescherte alle aus zu löschen die ihr zu Nahe kommen könnten. Ja, ihr. Nur für sie tat ich das alles. Nie wieder sollte sie Schaden nehmen. Ihr Onkel war tot und es hatte mir eine unheimliche Freude bereitet seine Leiche zwischen den verkohlten Überresten zu sehen, zumindest dass was von ihm übrig war. Und auch bei ihrer eifersüchtigen Schwester hatte ich kein Erbarmen. Diese Blubb hasste sie dafür dass sie die ganze Liebe ihrer Eltern auf sich zog. Wie dumm sie doch war aber jetzt konnte sie nie wieder den Mund zu einem dummen Kommentar öffnen(denn der Unterkiefer war ihr abgefallen) und auch ihr Ex-Freund Robin würde sie nie wieder bedrohen damit sie Geld blechen ließ. Bei ihm war es mir ein besonderes Vergnügen. Ich hatte ihn an eine Säule gefesselt und ihm zugehört als er für mich das Lied des Todes sang, begleitet vom begierigen Rauschen und Knacken der Flammen.“
An der Stelle stoppe ich. Ich lecke mir über die trockenen Lippen und sage leise: „ Schrecklich oder? Wie sehr die Liebe manche Menschen verblenden kann.“ Sherrie nickt nur sanft und hält für einen kurzen Moment inne. Ihre kühlen Finger liegen auf meiner Stirn. „ Findest du das denn so schrecklich? Wo er doch nur fürchtet, sie verlieren zu können?“ Ich blicke ihr in die Augen. Ihr Blick hat sich gewandelt. Er scheint weit weg zu sein. Trüb blicken ihre Augen auf mich herab und zeigen mir, das etwas nicht stimmt und mein Puls sinkt wieder.
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Re: Schattenpuppe
Hi, wollte mal fragen ob da noch Fortsetzende Kapitel folgen
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Re: Schattenpuppe
Natürlich > also wirklich >.< bin nur zu faul und zu inaktiv um die nächsten Kapitel zu posten und um weiter zu schreiben XD
Ok dann sind hier eben die nächsten
Ich weiß noch das es mir total peinlich war Kapitel 13 zu schreiben >.< keine ahnung, hab so lang diese eine Szene ersehnt und als ich sie dann geschrieben hab war es mir so peinlich >o< so etwas zu schreiben...Q_Q
Ok dann sind hier eben die nächsten
- Kapitel 12 - Richtig:
- Ich bin hohl. Innen und noch tiefer in mir. Ich fühle nichts. Rein gar nichts. Meine Haut ist so kalt und hart wie Marmor. Mein Haar so falsch wie das Lächeln das man mir aufgemalt hat. Ich stecke in einem kurzen mädchenhaften Kleid und ich kann nur den Mund aufmachen wenn es mir jemand gestattet. Ich bin eine Puppe. Innen tot und außen tot. Nichts als das leere Abbild eines Menschen. Und in den Armen der Person die mich schuf.
Ich wache auf, vor meinem geistigen Auge immer noch das verschwommene Bild eines vergessenen Traumes. Der letzte Rest davon verblasst und ist aus meinem Gedächtnis ausradiert, doch ich habe das Gefühl dass es kein allzu angenehmer Traum war. Ich drehe mich zur Seite und kuschel mich in die Pölster hinein. Sie duften süßlich und lullen mich ein. Ich beschließe noch etwas zu schlafen und schließe die Augen. Es dauert nicht lang, da bin ich wieder weg genickt in einen traumlosen, angenehmen Schlaf. Das Frühstück kann warten, ich will endlich wieder etwas ausschlafen. Etwas bewegt sich. Meine Nase juckt. Etwas streift meinen Arm. Etwas zieht mich langsam aus meinem Schlaf und zerrt mich an die Oberfläche der Realität. Ich blinzle in eine Mauer aus Haaren. Ich spüre die Präsenz von Jemandem und kurz danach bemerke ich auch den Druck auf der Bettdecke und die kühlen Finger die Kreise auf meinen Arm zeichnen. „ Sherrie?“ frage ich mit kratziger Stimme. Sie lacht leise: „ Wer sonst? Wieso lässt du mich warten? Dass ist nicht sehr höflich.“ Ihr Ton ist amüsiert und neckisch aber ich kann ihr Gesicht nicht sehen, sie muss die Tür hinter sich geschlossen haben als sie rein gekommen ist. „ Entschuldige bitte.“ Sage ich und schließe wieder die Augen. Sie sind einfach zu schwer als das ich sie länger offen halten könnte. „ Ich bin so müde.“ Sie streichelt meinen Arm: „ Ist schon gut. Hol den Schlaf nach, den du letzte Nacht nicht hattest. Du hast ja auch das Buch zu Ende gelesen.“ Sie lacht wieder. Ich kuschel mich ein wenig mehr in die Decken hinein und spüre wie ihr duftendes Haar mein Gesicht einhüllt wie ein Vorhang. Sie kitzeln meine Nase als ich ihren köstlichen Duft ein atme und wieder zurück in einen angenehm sachten Schlaf gleite. Ich weiß nicht wie lange ich geschlafen habe aber als ich aufwache fühle ich mich ausgeschlafen und munter. Nur etwas stimmt nicht. Neben mir liegt noch immer etwas. Sherrie. Ich setze mich auf und warte bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Endlich kann ich ihr ebenmäßiges Gesicht sehen. Ihre großen kindlichen Augen sind geschlossen und ihr Atem geht langsam und gleichmäßig. Ihre kirschroten Lippen sind leicht geöffnet und ihre Arme und Beine waren bis vor kurzem noch mit meinen verworren, dass ihre Wäre auf mich überging. Meine Haut prickelt leicht unter ihrer Berührung. Ich habe sie noch nie gesehen wenn sie schläft. Sie sieht so jung und schwach aus, wie ein Kind. Ich fühle mich plötzlich, als müsste ich sie beschützen, egal vor was, als sei es meine Aufgabe. Denn wie sie so da liegt ist sie die Lieblichkeit und Unschuld in Person. Ich lege mich wieder zurück. Langsam und vorsichtig, um sie nicht auf zu wecken und schaue ihr direkt ins Gesicht. Wie es still und reglos neben mir liegt. Der Anblick ist irgendwie vertraut und doch weckt es plötzlich ein merkwürdiges Gefühl in mir. Ist das, Angst? Sherrie bewegt sich und rückt näher an mich heran, da fällt mir auf dass sie gefährlich nah an der Bettkante liegt und ich umfasse sie und ziehe sie näher an mich. Ihre Taille ist schmal und ich spüre ihre zarte Haut unter dem dünnen Stoff. Jetzt ist sie ganz nah und mein Herz beginnt wieder unkontrolliert zu schlagen. Ich komme mir albern vor. Was ist schon dabei wenn Sherrie mich berührt oder mich anlächelt oder wir uns Nahe sind? Ich komme mir blöd vor, wie ein dummes junges Mädchen, das mit seinen Gefühlen überfordert ist. Gefühle? Ja was für Gefühle denn eigentlich? Ich lege die Hand unter meinen Kopf und betrachte das blasse engelsgleiche Gesicht eingehend. Ich studiere jede Einzelne der gebogenen Wimpern, ihre makellose reine Haut, jede der schwarzen Strähnen die ihr ins Gesicht hängen und jeden Rotton auf ihren Lippen, die in starkem Kontrast zu ihrer bleichen Haut stehen. Noch nie habe ich so ein perfektes, engelhaftes Gesicht gesehen, dass wusste ich seid dem Moment in dem ich sie zum ersten Mal sah. Ich erinnere mich an den Moment in dem ich sie zum ersten Mal sah. Sie saß an der langen Tafel im Esszimmer und hat mich bereits erwartet. Ich weiß nicht mehr wie ich hier her gekommen bin aber immer wenn ich ihr in das Gesicht sehe, während sie mir dieses verheißungsvolle Lächeln schenkt, rumort etwas in mir. Etwas tief, tief vergraben- und vergessenes. Es ist etwas dass aus meinem Herzen kommt und sich anfühlt wie…..Angst. Plötzlich dreht sich Sherrie. Ihre Hände zucken und sie brummt leise. Ihre Lider flackern und die dunklen Wimpern heben sich so weit, bis ich ihre dunklen Augen etwas ausmachen kann. Sie hebt den Kopf und scheint zuerst nicht zu wissen wo sie ist. Dann lächelt sie sanft und müde: „ Es tut mir leid, ich bin wohl auch ein geschlafen.“ Sie kichert leise. „ Macht nichts.“ Sage ich beschwichtigend und streiche ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „ Aber es war so schön angenehm.“ Flüstert sie und kuschelt sich kurz zurück in die weiche Bettwäsche. „ Du hast mich so schön gewärmt.“ Jetzt muss ich kichern. „ Willst du noch etwas liegen bleiben oder gehen wir etwas essen?“ Sherrie scheint kurz zu überlegen, in der Dunkelheit lässt sich ihr Gesichtsausdruck nicht so leicht deuten. „ Kannst du mir vielleicht wieder etwas aus dem Buch vorlesen?“ fragt sie etwas zögerlich. So habe ich sie noch nie gehört. Sie klingt unsicher und zögerlich und es kommt mir so vor als zöge sie die Arme ängstlich an den Körper. Ich grinse: „ Klar. Warte, ich schalte das Licht an.“ Etwas steif und ungeschickt krieche ich unter der Decke hervor und schlurfe zur Tür. Ich öffne sie einen Spalt, dass ich meine Hand durch den Spalt schieben und den Lichtschalter betätigen kann. Sofort wird der Raum in violettes schummriges aber ausreichendes Licht getaucht. Ich schließe die Tür wieder sanft, nehme das Buch vom Nachttisch und schlüpfe wieder unter die warme Decke. Ich wollte nur ungern ein Eselsohr in Sherries Buch knicken, darum habe ich die Ecke einer Serviette als Lesezeichen benutzt. Ich schlage die markierte Seite auf und Sherrie macht es sich neben mir gemütlich. Sie rückt näher an mich heran und zieht sich die Decke über das Kinn. Dann beginne ich: „ Aber nicht nur das Wissen um den qualvollen und schmerzerfüllten Tod meiner Opfer, erfreut mich so sehr dass ich am ganzen Körper bebe wenn ich ihnen beim krepieren zusehe. Auch die wallende Hitze der Flammen die auf meiner Haut brennt und die Hitze des Blutes dass mir durch die Ohren rauscht, treiben mich schier zum Wahnsinn. Es ist alles so perfekt und vollkommen. Eine harmonische, unbezwingbare, lebende Naturgewalt. Niemand kann ihr entkommen und niemand mag mein Feuer zu löschen. Nicht das in meinem Herzen. Und sie ist in Sicherheit. Zuerst habe ich sie glauben lassen Gott hätte ihr Ekel von Onkel hin gerichtet – für sie. Aber mittlerweile hat sie Verdacht geschöpft. Ihr Ex-Freund, ihre Schwester, ihre Mutter und die paar Kumpels ihres Ex‘ sind ein für alle Mal tot. Können nie wieder auf Erden wandeln und ihr nie wieder Böses tun. Selbst wenn ihre Geister zurück kämen um Rache zu üben, würde ich sie zurück unter die Erde schicken, zu dem Feuer zu dem sie eigentlich gehören, egal wie! Doch in letzter Zeit scheint sie sich verändert zu haben, meine Liebe, meine Blume, mein Schatz. Sie fürchtet sich, aber vor was? Wer hat ihr Böses getan? Wer hat Angst in ihre Augen gebrannt, die mich sonst so fest und klar ansehen wie der wolkenlose Himmel? Niemand wird ihr je wieder ein Haar krümmen, sie nicht an das Gefühl von Angst und Schmerz erinnern! Nicht wenn ich es verhindern kann. Nicht wenn ich die Flammen der Hölle auf ihn nieder schmettern kann und sie ihn bei lebendigem Leib aufzehren können!“
„ Wie dumm.“ Murmelt Sherrie plötzlich neben mir. Ich stoppe und schaue sie an. „ Wie dumm er ist, er tut mir fast schon leid.“ Sagt sie und lächelt mich leicht an. „ Meinst du die Tatsache dass er vor Liebe den Verstand verloren hat oder weil er nicht merkt vor wem seine Liebe eigentlich Angst hat?“ frage ich. Sie schaut mir in die Augen und antwortet: „ Beides. Beides ist dumm und wahnsinnig.“ Ich nicke nur und fahre fort. Wir liegen lange da, ich lese ihr 7 geschlagene Kapitel vor und sie liegt stumm und ruhig neben mir. Sie schmiegt sich an meine Seite und schaut in weite Ferne, ihr Blick ist nicht hier im Raum aber ich merke dass sie aufmerksam zuhört. Hin und wieder macht sie eine Bemerkung und wir vertiefen uns in ein kurzes Gespräch über den Charakter und seine Darstellung. Dann geht es wieder weiter ohne dass sie einen Mucks macht. Es ist angenehm sie neben mir zu spüren. Ihr Körper strahlt kaum Präsenz aus, aber eine wohltuende Wärme, wohingegen ihre Hände kühl und beruhigend sind, wie ein kalter Regenschauer der einem bei Berührung jeden Stress und Schmerz abspült. Irgendwann habe ich mir die Zunge fusselig geredet und stehe auf um mir ein Glas Wasser zu holen, da springt Sherrie auf und ruft: „ Oh nein! Jetzt haben wir tatsächlich vergessen etwas zu essen und überhaupt auf zu stehen! Du hast sicher großen Hunger.“ Ich überlege kurz und merke dass ich fast umkomme vor Hunger. Sherrie schlägt die Decke zurück und schlüpft aus dem Zimmer. Ich ziehe mich um, dann folge ich ihr ins Esszimmer. Sie richtet gerade das Geschirr her als ich sie an der Hand nehme und sage: „ Lassen wir dass doch mal, Sherrie.“ Sie schaut mich verdutzt an. „ Es war so angenehm einfach mal liegen zu bleiben, zu entspannen und sich mit dir über das Buch zu unterhalten. Wir müssen doch nicht jeden Tag etwas machen und uns so früh aus dem Bett quälen.“ Verlegen lasse ich ihr Handgelenk los und schaue zur Seite: „ Also….würdest du vielleicht diesen einen Tag mit mir ausspannen?“ Aus dem Augenwinkel sehe ich wie sich ein breites Lächeln über Sherries Gesicht ausbreitet, dann ertönt ihr klares liebliches Lachen. „ Ist gut. Ich hol uns nur einen Teller mit Gebäck, in Ordnung?“ und schon tänzelt sie davon. Ich gehe derweil wieder zurück in mein Zimmer und kuschel mich in die Decke. Sie ist immer noch ganz warm und duftet nach ihrem Haar. Ich nehme den Duft kurz auf, dann nehme ich das Buch und lege es auf meinen Schoß. Es fühlt sich so vertraut an, denke ich mir. So, richtig. Genau, dass ist das richtige Wort dafür. Hier mit ihr zu lesen und zu reden, ohne genauen Tagesablauf oder Planung, einfach nur durch Spontanität mit ihr im Bett zu liegen und zu reden. Es ist richtig. Kurz darauf kommt Sherrie durch die Tür herein, mit einem großen Tablett in der Hand, auf dem sich Gebäck stapelt, Butter und zwei Tassen dampfenden Tee. Sie lächelt mich an, stellt das Tablett kurz auf dem Nachttisch ab, legt sich zu mir und stellt das Tablett auf ihrem Schoß ab. Das Gebäck duftet süßlich und ich nehme mir sofort eins und beiße rein. Der Teig ist locker und süßlich, genau wie der Früchtetee. Ich kippe ihn schnell runter, schlage die Seite wieder auf und beginne weiter zu lesen. „ Der Schlag saß. Er war genau auf meine Wange gerichtet und der Schmerz ließ mich zusammen fahren. Wie lange war es her dass ich wahrhaftigen physischen Schmerz gespürt habe? Ich war wie gelähmt, stand sprachlos da, mit der pochenden Backe und sah ihr in die Augen. Es waren nicht mehr ihre Augen. Sie waren so blau und hell wie der wolkenlose Himmel, so wie immer, es waren die Augen in die ich mich verliebt habe, aber es war nicht der selbe Ausdruck mit dem sie mich sonst ansah. Tränen lagen darin und sie starrte mich unsicher, wenn nicht sogar ängstlich an. Sie zitterte am ganzen Körper. „ Du bist krank.“ Zischte sie plötzlich zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor. Und nun erkannte ich was es wirklich war, was sich wirklich in ihren Augen wiederspiegelte. Abscheu und Verachtung. Und plötzlich loderte in mir das Feuer dass sie eigentlich beschützen sollte und ich schlug mit doppelter Kraft zurück. Es war keine Ohrfeige, ein Schlag mit der flachen Hand wie bei ihr. Es war ein Faustschlag, genau aufs Auge. Sie schrie auf und fiel nach hinten um. Ich spürte die Flammen in mir lodern. Wie konnte sie es nur wagen? Was war mit ihr geschehen? Sie liebte mich nicht mehr, sie verabscheute mich. Aber weswegen? Weswegen denn? Ich beschützte sie doch nur vor der Welt, vor der tief-bösen Welt in der sie nicht sicher war. Was war es was sie so verärgerte? Was war es dass sie so viel Hass empfinden ließ? Ich musste es wissen, musste es wissen, wieso hasste sie mich? Bebend und schluchzend vor Schmerz versuchte sie sich auf zu rappeln. Ich beugte mich zu ihr runter: „ Siehst du.“ Und strich ihr über das Auge, das sofort angeschwollen und blau geworden war. „ Die Welt ist böse, nur ich kann dich vor ihr beschützen.“ Sie verzog das entstellte Gesicht zu einer Grimasse der Wut: „ Dass Einzige böse hier bist du!“ Der nächste Schlag landete auf ihrer Brust und drückte ihr die Luft aus den Lungen. Japsend krümmte sie sich auf dem Boden herum. Ich griff unter sie und hob sie mit Leichtigkeit hoch und warf sie über meine Schulter. Ja, das war nicht meine Frau, das war tatsächlich nicht sie! Es war ein Streich, der mir gespielt wurde. Dies war ein billiges Duplikat von der Frau die ich liebte. Denn die Frau in die ich mich verliebt hatte, würde mir so etwas niemals antun. Ja, ich musste sie vernichten. Nur so würde die Echte auftauchen. Ich stieß die Tür auf und hievte sie in meinen Wagen der vor dem Haus geparkt war. Ich drehte den Schlüssel rum und trat heftig aufs Gas. Die Reifen quietschten, als ich den Wagen herum riss und die Straße runter brauste. Auf der Rückbank hustete sie und schnappte nach Luft. Hastig öffnete ich das Handschuhfach und holte die Weinflasche heraus in der das Benzin schwappte und das Feuerzeug meines Vaters. Die Nacht empfing uns wortlos. Die Sterne und der Mond leuchteten grell auf uns herab, als ich bei ihrem Haus hielt und die Türen des Wagens aufriss. Laut protestierend begann sie zu schreien und um sich zu schlagen. Damit wurde mir nur noch mehr bestätigt dass es ich hierbei nicht um meine Geliebte handelte. Ich warf sie mir wieder über die Schulter und stapfte damit in das Haus, dass im bleichen Licht der Nacht gespenstisch verlassen aussah. Es war ein altes verfallenes Haus, nirgendwo brannte ein Licht. Überhaupt hielt sich niemand auf den Straßen aus. Es war wie ein Schauspiel; die Bühne steht leer und verlassen bis auf die beiden Hauptdarsteller die nach dem Drehbuch handeln. Nur zwei Scheinwerfer sind auf sie gerichtet und lassen alles um sie herum nebensächlich erscheinen. Ich achtete nicht auf die Frau die mir den Nacken zerkratzte und mit den Füßen um sich schlug. Ich hatte bereits ein paar blaue Flecken eingebüßt aber das störte mich wenig. Ich ging die Treppen rauf, immer weiter, bis in den 4. Stock. Wüsste ich nicht welche Türnummer ihre Wohnung hatte, hätte ich sie in der Finsternis gar nicht gefunden. Im Gegensatz zu der Nacht schien uns das schäbige Haus mit seiner Aura abstoßen zu wollen. Seine tiefen Schatten, der ächzende Boden und das Geräusch von Wasser das irgendwo zu Boden tropfte, schrien gerade zu danach mich los werden zu wollen. Aber ich hörte nicht darauf und brach die Tür auf. Bei so einem lausigen Schloss währe es sowieso nur eine Frage der Zeit gewesen bis sie Opfer eines Einbruches geworden währe. „ Hey, was hast du vor? Was willst du?“ begann die unbekannte Frau über meiner Schulter plötzlich zu quäken. Ihre Stimme war ganz schrill vor Panik und ihre Augen weit aufgerissen als ich sie in der Küche absetzte. Ich nahm mir ein Küchenmesser von der Theke und hielt es ihr dicht vor die Nase: „ Wenn du auch nur einen Schritt machst…“ ich ließ die Drohung in der Luft hängen und sie ihren eigenen Text zusammenreimen. Dann stürmte ich rüber in ihr Schlafzimmer und ins Bad. Wie ich es mir dachte, auch hier war sie nicht. Sie würden sie mir wohl erst wieder geben wenn ich ihr hässliches Duplikat vernichten würde. Ja, genau, es musste vernichtet werden, nichts durfte mehr davon übrig sein außer Asche und ihre Seele die in die Hölle wandern würde, zu all den Anderen! Hastig durforstete ich ihre Schubladen und Schränke. Irgendwo musste sich doch etwas brauchbares finden! Plötzlich hielt ich etwas langes ledernes in der Hand, ein schwarzer Gürtel. Lang und robust, als hätte man ihn mir speziell für diesen Auftritt hingelegt. Ich musste wohl lächeln, als ich wieder zu der Frau in die Küche kam. Denn mein Gesicht fühlte sich seltsam an, als hätte ich etwas darin was nicht hingehörte. Ich packte sie am Arm, woraufhin sie aufschrie und nach mir schlug. Ich warf sie gegen die Säule, die aus der Decke ragte und mit allerhand Bildern und Fotos behängt war. Ich versuchte sie nicht an zu sehen, um ihrem Gesicht nicht zu begegnen. Bald würde ich es wieder sehen, leibhaftig vor mir, in meinen Händen und in meinem schmerzenden Herz. Ich schlang den Gürtel einmal um die Säule und ihren Körper, machte den Verschluss zu und zurrte ihn fest. Sie stöhnte und stieß die Luft zwischen den Zähnen aus: „ Was machst du?“ sie war kurz davor in Tränen aus zu brechen und die erste stahl sich in ihren Augenwinkel. Ohne zu zögern öffnete ich die Weinflasche, die ich die ganze Zeit bei mir hatte und sofort drang der Gestank von Benzin an meine Nase. Eigentlich müsste ich ihn doch schon gewöhnt sein aber immer wieder jagt er mir einen Schauer der Erregung und der Befriedigung durch meinen Körper. Ich drehte die Flasche um und sofort ergoss sich die Flüssigkeit auf den Boden. „ Warte, warte, was hast du vor, was…?“ ihre Rufe wurden von einem Hustenanfall unterbrochen als sie das Benzin zu stark einatmete. Ich zog mit der Flüssigkeit einen Kreis um sie herum. Dann ging ich in jeden Raum und schüttete hie und da etwas Benzin hin. Ich kam in die Küche zurück und blieb vor ihr stehen. Ich sah ihr direkt in die Augen. Sie waren weit aufgerissen und tränten, entweder vom Benzin oder vom Schreck, der sich in Form einer Gänsehaut über ihren Körper erstreckte. Das blonde Haar hing ihr wirr ins Gesicht und klebte vor Schweiß. Es gab nichts mehr zu sagen und sie schien das auch zu wissen. Denn sie sagte nichts mehr, ihre Augen sprachen für sie. Ihre Augen, die so aussahen wie ihre, es aber nicht waren. Ich ging zur Tür, machte sie auf und ging. Ich zog eine Benzinspur die Treppen hinter mir runter. Gut, dass ich sie am Vorabend noch aufgefüllt hatte, sonst hätte es niemals gereicht. Als ich an der Haustür angekommen bin und von unten ihre Hilferufe hörte, leerte ich den letzten Rest der Flüssigkeit an der Türschwelle aus. Es wird perfekt sein. Es wird wieder wie Magie sein. Ich brauche nur eine Bewegung zu machen und alles wird mit einem Mal in einer roten Stichflamme unter gehen und dann Stunden weiter brennen und fressen was ihm in den Weg kommt. Die Flammen werden alles verzehren, was es findet und nichts wird übrig bleiben. Und auch sie wird nicht übrig bleiben, nichts von ihr. Und dann kann ich wieder meine Geliebte in den Arm nehmen. Ich brannte vor Freude, als ich das Feuerzeug betätigte, mit einem Klicken erwärmte eine kleine unscheinbare Flamme meine Finger. Es tat mir etwas weh das Feuerzeug meines Vaters in die Flammen zu werfen und untergehen zu sehen. Aber für sie würde ich alles tun! Und ich hatte bereits alles getan. Jetzt galt es, alles zu Ende zu führen.“
Sherrie legt die Hand auf die Seite und ich sehe auf. „ Würde es dir was ausmachen wenn wir ein anderes Mal weiter lesen?“ fragt sie. „ Äh ja, in Ordnung. Du stehst wohl auf Kliffhänger, was?“ frage ich grinsend zurück. Sie lacht: „ Kann sein…“ Ich lege das provisorische Lesezeichen zwischen die Seiten und klappe das Buch zu.
- Kapitel 13 - Tanz, Puppe, tanz:
- Es ist Mittag und aus dem Wohnzimmer dringt angenehme Jazzmusik aus Sherries altem Plattenspieler. Die Melodie schwebt durch jeden Raum und gibt jedem eine spezielle Aura, die vorher nie da gewesen ist. Ich schleiche durch die Gänge und setze jeden Schritt bedächtig und vorsichtig. Vor mir liegt die offene Tür zu Sherries Werkstatt. Die Musik klingt hier schon sehr schwach und ist nur mehr ein Hintergrundgeräusch. In den letzten Tagen hat Sherrie versucht mich mit anderen dicken Wälzern aus ihrer Bibliothek von ihrer Werkstatt fern zu halten, in die sie immer öfter verschwindet. Sie baut wohl gerade an etwas Großem. Obwohl ich Sherries Puppen ziemlich unheimlich finde, interessiert es mich doch an welcher sie gerade bastelt. Ich bin bis jetzt nur sehr selten in der Werkstatt gewesen. Mir ist es nicht sehr geheuer, all die blassen, toten Gesichter der Puppen zu sehen. Ihre starren Augen, die alle einen bestimmten und beabsichtigten Ausdruck haben, wie sie mich mustern, als würden sie mich studieren und ausforschen wollen. Ja, es kommt mir tatsächlich so vor als könnten diese toten Augen in meine Seele blicken und wissen was mich bewegt und was in mir vorgeht. Darum bin ich noch nie ein großer Fan von Puppen gewesen. Als Kind habe ich immer angefangen zu weinen, wenn meine Mutter versucht hat mir eine ins Bett zu legen. Ich kam mir unter ihrem Blick immer so beobachtet und bewacht vor. An ihre harten, kalten Arme konnte man sich nicht schmiegen, ihr Haar war falsch und fühlte sich zwischen den Fingern matt und dünn an. Ihre Kleider waren wie die von Prinzessinnen, rochen aber so modrig wie ein Sarg oder ein alter Dachboden. Und doch sind Puppen, wie man sie in Spielwarenläden findet, grundlegend anders als die die Sherrie anfertigt. Ihre Puppen sind so gemacht, dass man sie nie verkaufen würde. Es gibt Schaufensterpuppen, die nur Oberkörper haben und auf einer großen Eisenstange aufgespießt sind. Manche haben keine Haare, oder Augen oder nicht einmal einen Schädel. Eine der Puppen, ich erinnere mich genau als ich sie das erste Mal sah, wurde der Schädel abgesägt und die Haare wuchsen aus dem Loch in ihrem Kopf heraus und fielen ihr in roten Locken über die Kante. Ihre Augen starrten mich nicht direkt an, sie linsten unter den gesenkten Lidern hervor und sahen mich flehend an. Wie ein stummer Hilferuf. Manche wider rum haben nur einen Arm, oder gar keine. Manche haben abstrakte Haltungen eingenommen, manche hängen geradezu schlaff und leblos an ihrer Eisenstange herab, wie aufgespießte Leichen. Auch eine andere Puppe ist mir im Gedächtnis geblieben. Es ist eine kleine, mit schmalen Lippen, deren Mundwinkel leicht nach unten gezogen sind, genau wie ihre Lider und so den Eindruck eines traurigen Mädchens erwecken. Sherrie hatte sich viel Mühe bei ihren Augen gegeben und sie bis ins Detail genau angemalt, jede Faser, jeder Farbton und jeder Punkt. Sie sehen wie echt aus. Und genau aus diesem Grund kann ich diese Puppe bis auf den Tod nicht ausstehen. Aber das würde ich nie laut ausgesprochen. Ich will Sherrie nicht verletzen aber ich glaube manchmal sieht sie mir auch so meine Abscheu an, wenn ich in ihrer Werkstatt stehe und nicht recht weiß was ich machen soll. Auch jetzt weiß ich nicht was ich machen soll. Ich frage mich an was Sherrie wohl baut und wieso sie versucht ein Geheimnis daraus zu machen. Oder ist es eher eine Überraschung? Ich hoffe innerlich dass sie keine Puppe für mich macht. Ich schlucke schwer und schleiche wieder zurück ins Wohnzimmer. Ich versuche mir ein zu reden, dass mich das eigentlich auch nichts angeht und frage mich zusätzlich wieso es mich überhaupt so interessiert, schließlich will ich Sherries Puppen so weit wie möglich meiden. „ was weiß ich.“ Maule ich zu mir selbst und folge dem Gang. Die Jazz-Musik kommt mir entgegen, wie ein fernes Echo in einer Höhle. Wenn ich jetzt um die Ecke gehe, wird mich die Aura des Raumes fast erschlagen. Die Aura eines weiten Raumes in dem die Farben Schwarz und Violett dominieren und sich zu bekämpfen scheinen. Als wollten sie entscheiden, wer mir mehr in den Augen brannte. Die Jazz-Musik lässt alles unwirklich und unrealistisch, beinahe unmöglich erscheinen. Doch dass hier ist wahr, es ist meine Realität, mein Zuhause. Und auch die Frau im abgedunkelten Raum voll mit kuriosen Puppen ist meine Realität, meine ganz eigene, die kein Anderer auf dieser Welt hat. Und genauso wenig kann ich fassen, dass ich Teil ihrer Realität bin, Teil ihres Lebens, ihres Zuhauses, Teil ihres Tagespensums. Es erfüllt mich mit einem Gefühl des Glücks und des Wohlbefindens, allein zu wissen dass ich ein fixer Teil ihrer skurrilen Realität bin. Ich stehe vor dem Plattenspieler und beobachte die Nadel wie sie hin und wieder einen leichten Sprung nach oben macht und wie sich die Platte endlos weiter dreht. Die Musik ist wärmend und wohltuend. Ich wünschte Sherrie würde öfter eine Platte auflegen. Ich lege nie eine auf, da ich Angst habe das alte, empfindliche Gerät oder die Platte kaputt zu machen, darum überlasse ich ihr diese Aufgabe. Das Stück wendet sich plötzlich und die Musik ändert sich. Der Rhythmus ist etwas wilder und peppiger und hin und wieder bläst ein Musik kräftig in ein Saksofon. Ich beginne den Takt mit dem Fuß zu schlagen und spüre wie ich am liebsten zu der Musik mit tanzten würde. Dabei erinnere ich mich daran wie es ist mit Sherrie zu tanzen. Es ist ein Gefühl wie ich es noch nie empfunden habe. Sie führt unübersehbar, aber nicht mit Aufdringlichkeit und Selbstsicherheit. Sie führt auf ihre spezielle Weise. Ihre Hände umschließen meine nur ganz zart, als habe sie Angst mir weh zu tun. Aber die drückt mich immer kräftig an sich und ihre Schritte sind voller Kraft und mit Bedacht gesetzt. Und obwohl ich ihren Körper so kraftvoll an mir spüre, sind ihre Bewegungen und elegant und leichtfüßig, als schwebe sie in der Luft. Ihr duftendes langes Haar trägt sie beim tanzen gern offen und es fliegt durch die Luft wenn sie uns dreht. Seid ich weiß was für ein einzigartiges Erlebnis ein Tanz mit ihr ist, tanze ich nicht mehr allein. Es fühlt sich so leer und sinnlos an allein zu der Musik zu tanzen und den Rhythmus in den Füßen zu spüren. Ohne ihre wärmende Nähe, ihren Duft der mich umhüllt und ihre weichen Hände die sich sanft um meine schließen und mich an der Hüfte kräftig an sich drücken, ist es für mich ohne Bedeutung und genauso sinnlos. Plötzlich sehne ich mich danach mit ihr über den Boden hinweg zu wirbeln und ich drehe mich um, um sie um einen Tanz zu bitten. Doch gerade als ich auf den Gang zusteuern will, begegnet mir ein Paar dunkler, großer Augen. Umrandet von dichten schwarzen Wimpern und reiner, weicher Haut. „ Oh, hallo. Entschuldige.“ Schmunzelt Sherrie und kichert. Es trifft mich fast wie ein Schock, wie mich ihre zarte Stimme immer wieder aufs Neue umhaut. Erst jetzt merke ich dass ich mit offenem Mund vor ihr stehe und versuche ein Wort heraus zu bringen. Sherrie lächelt mich geduldig an. Ich schaue zur Seite zum Plattenspieler und studiere eingehend die Drehungen der Platte und das Springen der Nadel, während ich sage: „ Ich wollte sowieso gerade zu dir. Ähm, ich wollte dich fragen ob du mit mir tanzen würdest.“ Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Sherrie leicht überrascht schaut. Dann lächelt sie wieder: „ Gern!“ Es ist ein Wort, wie es keiner auf der Welt aussprechen kann, wie sie und ich schlucke. Sherrie macht einen Schritt nach vorne. Ihre rechte Hand umschließt, ohne zu zögern meine und wieder spüre ich wie zärtlich sie meine nimmt. Ihre Finger schließen sich kaum um meine. Doch ihre Linke legt sich an meine Hüfte und drückt mich an sie. Ihr Gesicht ist so lieblich und rein wie immer und ihre zierliche Gestalt lässt sie aussehen wie eine Puppe. Auch heute, wie immer, trägt sie ein verspieltes dunkles Kleid mit ein paar pinken Stickerein und Spitzenrand. Sie trägt schwarze Handschuhe die ihr bis zu den Schultern raufgehen und eine Kette hängt ihr in den Ausschnitt, an der ein blau-grauer Stein hängt. Ihr Haar trägt sie heute offen, nur eine Strähne hat sie sich mit einer Blumenhaarspange zurück gesteckt. Neben ihr komme ich mir immer so unbedeutend und normal vor. Während sie mir jeden Tag den Verstand raubt. Sherrie konzentriert sich und fügt sich in die Musik ein. Ich spüre wie der Rhythmus durch ihren Körper fährt als sie den ersten Schritt macht und uns flink über den Boden wirbelt. Wir drehen uns und laufen durch den ganzen Raum. Ihre kleinen Füße fliegen fast lautlos dahin und ich passe mich perfekt und beinahe einstudiert ihren Bewegungen an. Nicht nur ihre Tanzkünste sind erstaunlich, auch wie ich es immer von alleine schaffe mich ihr an zu passen und mit ihr mit zu halten, grenzt an ein Wunder. Ich konnte noch nie allzu gut tanzen doch mit ihr geht es so einfach, als sei es das Normalste auf der Welt. Ich merke eigentlich kaum das wir uns bewegen. Ihr betörender Duft und unsere Drehungen versetzen mich in eine Art Rausch und ich spüre kaum etwas. Nur ihre Anwesenheit und ihren Blick, der auf meinem ruht und keine Sekunde abweicht. Die Musik ist nur mehr ein Hintergrundgeräusch. Ich blende sie automatisch aus, um mich voll und ganz auf sie und mich zu konzentrieren. Irgendwann kommen wir zum Stillstand und wir bleiben genau vor dem Plattenspieler stehen. Es ist schon vorbei? Rückblickend kommt es mir vor als sei gar nichts passiert. Aber hat sich nicht jede Sekunde angefühlt wie ein Leben? Wo ist dieses Gefühl hin? Ich spüre nur mehr ein ganz anderes Gefühl, ein Gefühl wie ich es noch nie hatte. Eine Hitze jagt mir durch den Körper. Eine Hitze die mein Blut mit ungeheurer Geschwindigkeit durch den Körper pumpt und mein Gesicht anfühlen lässt als stünde es in Flammen. Eine Hitze die danach verlangt, gelöscht und gelindert zu werden. Sherrie starrt mich immer noch an, hat keinen einzigen Moment meine Hand los gelassen. Ich bin ihr so nah, dass es sich anfühlt als könnte ich ihren Herzschlag spüren der schnell und kraftvoll ist und gegen ihre Brust hämmert, die sich leicht angestrengt hebt und senkt. Am liebsten würde ich nie wieder von ihrem Gesicht ablassen, ihren großen dunklen Augen und nie wieder etwas anderes in der Nase haben als ihren Duft. Und die Hitze in mir bringt auch mein Herz zum hämmern. Immer mehr verlange ich nach kühlendem Wasser das mich löscht und die Flammen erstickt. Ich will sie. Und obgleich ich mich immer dagegen gesträubt habe sie zu berühren, in der Angst sie könnte wie eine Puppe aus Glas zerspringen und in tausend Einzelteile zerfallen, löst sich meine Hand von ihrer und wandert zu ihrer blassrosanen Wange. Zaghaft streiche ich mit den Fingern über ihre perfekte, weiche Wange, ohne Druck aus zu üben. Denn es kommt mir vor als könnte jede Berührung ihr allzu perfektes Bild zerstören und zersplittern und mir niemals wieder geben. Sherries Hand, die immer noch auf meinen Hüften ruht, beginnt leicht zu zittern und löst langsam ihren Griff. Sie schaut mich unter gesenkten Lidern, durch einen Vorhang von Strähnen die ihr ins Gesicht hängen, an. Jegliche Selbstsicherheit ist aus ihr gewichen doch ist sie nicht ängstlich oder zögerlich. Ich spüre ihren Atem heiß und stoßweise im Gesicht und ihre Hand die sich um meinen Arm klammert. In dem Moment wird die Hitze unerträglich und begierig presse ich meine Lippen auf ihre. Aufdringlich schlinge ich meinen Arm um sie und ziehe sie an mich. Ihre Finger krallen sich in meinen Arm und ich spüre wie sich ihre Brust gegen meine drückt und ihr wilder, unkontrollierter Herzschlag mit meinem verschmilzt. Ihre kirschroten Lippen begegnen mir wie ein Schlag ins Gesicht. Neu, unerwartet und vollkommen, als seien sie das wonach ich schon immer gesucht habe. Aber sie löschen nicht die Flammen die mich aufzehren, sie stacheln sie an und füttern sie mit immer mehr Kohle und bringen sie zum knistern und knacken. Für einen kurzen Moment lösen sich unsere Lippen voneinander und begegnen sich wieder. Es ist wie ein Traum den ich noch nie hatte. Ein Traum, der kein Albtraum ist. Sondern ein schöner Traum. Durch und durch perfekt. Er ist so perfekt, dass ich erst spät die heißen, brennenden Tränen spüre, die sich von ihrem zarten Gesicht lösen und ein verzweifeltes Schluchzen, dass von meinen Lippen abgefangen wird.
Ich weiß noch das es mir total peinlich war Kapitel 13 zu schreiben >.< keine ahnung, hab so lang diese eine Szene ersehnt und als ich sie dann geschrieben hab war es mir so peinlich >o< so etwas zu schreiben...Q_Q
Negan- Pokémon-Champ
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Re: Schattenpuppe
Wuuhuu Super!
Du hast den Tag gerettet ^.^
Ich liebe diese Geschichte
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Chimney- Pokémon-Meister
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Re: Schattenpuppe
Supii
Also ich glaube auch dass es mir peinlich wäre sowas zu schreiben, aber es passt ja und im Vergleich ist das ja voll harmlos
Wenn ich mich an Ken Follets "Der dritte Zwilling" erinner... Sowas wollte ich nicht schreiben
Also ich glaube auch dass es mir peinlich wäre sowas zu schreiben, aber es passt ja und im Vergleich ist das ja voll harmlos
Wenn ich mich an Ken Follets "Der dritte Zwilling" erinner... Sowas wollte ich nicht schreiben
Sunrunner- Koordinator
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